GeisteskrankheitKreaturenKurz

Fallakte: H., Tanja

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Akte: H█ █ █ █ █ █ █ █ █, Tanja –
21.12.1995

21.07.2016 – 11:30
Protokoll Dr. Geiger /
Leid

Die Patientin erscheint zur Notfallsprechstunde, beschreibt
Angst vor Verfolgung. Sie schlafe zurzeit nicht gut, habe Einschlaf-
und Durchschlafstörungen, jede Nacht Alpträume seit ca. zwei
Wochen. Die Beschwerden haben unvermittelt eingesetzt, die Patientin
kann keinen Auslöser benennen.
Sie sei unruhig, ziehe sich
vermehrt zurück, da sie niemandem mehr traue und sich immer verfolgt
fühle.
Patientin im Kontakt zugewandt, wach, klar, orientiert.
Wahnhafte, unbestimmte Angst, Stimmung angespannt, psychomotorisch
unruhig, nicht suizidal.

30.07.2016 – 14:00
Protokoll Dr.
Geiger / Meyer: medizinische Anamnese

Aktuelle Vorgeschichte:
Die
Patientin erscheint pünktlich zum Termin. Sie schlafe noch
schlechter, die Alpträume werden immer lebhafter. Mittlerweile
schlafe sie nur noch eine Stunde je Nacht. In ihren Träumen werde
sie meist von einem „Schattenmonster“ verfolgt. Die Medikation
von Hausarzt helfe bisher nicht. Sie könne nicht mehr zur
Ausbildung, sei derzeit krankgeschrieben. In der letzten Woche seien
vermehrt Niedergeschlagenheit, Anspannung, Herzrasen und Übelkeit
dazu gekommen. Sie esse kaum, vielleicht einmal am Tag.

Psychiatrische Vorgeschichte: Keine.

Somatische Vorgeschichte:
Ein
Beinbruch (im Alter von zehn Jahren), üblichen Kinderkrankheiten.

Sozialanamnese:
Vater 1996 im Alter von
25 gestorben, Mutter (gelernte Buchhändlerin) seitdem
depressiv und arbeitsunfähig, Frührente.
Großeltern
(mütterlicherseits) Wirte, haben sich die ersten elf Jahre um die
Patientin gekümmert, bis der Großvater an Demenz erkrankte. Die
Großmutter habe Probleme der Aggressionskontrolle und trinke viel.

Ein Onkel (mütterlicherseits, +25), auch bei den Großeltern
wohnhaft bis zu seinem Autounfall 2006 und dem seitdem anhaltenden
Koma.

Biographie:
Die ersten elf Jahre
bei den Großeltern in Freiburg gelebt, dort Grundschule und die fünfte
Klasse einer Realschule besucht, mit 12 zu der Mutter nach Köln
gezogen. Schulabschluss 2011 in Köln, Ausbildung zur Friseurin in
Ulm angefangen. Seitdem in Ulm wohnhaft. Mittlerweile zweite
Ausbildung zur Köchin.

Psychologischer Befund:
Wach,
Bewusstsein klar, zeitlich, räumlich, situativ und zur Person
orientiert. Kein Wahn, unbestimmte Angst (Patientin sieht sich im
Raum um), keine Wahrnehmungsstörung, keine Ich-Störung,
Gedankenkreisen um Alpträume sowie um Schuldgefühl, die Mutter
alleingelassen zu haben, Stimmung stark gedrückt, angespannt,
nervös, psychomotorisch unruhig (knetet die Hände, kneift sich in
den Handrücken), affektiv kaum schwingungsfähig, Suizidalität
glaubhaft verneint.

15.08.2016 – 09:15
Protokoll Dr.
Geiger

Die Patientin erscheint verspätet, entschuldigt sich
mehrfach. Sie ist unruhig, sieht sich immer wieder im Zimmer um. Auf
Frage nach Wahrnehmungsstörungen verneint sie, beschreibt eine
weitere Verschlechterung des Schlafes, sie habe das Gefühl, „nachts
stehen Kreaturen neben mir“, die sie tagsüber „in sich begraben“
würde. Mit der Medikation könne sie zwar einschlafen, die Alpträume
werden aber dadurch lebendiger.
Sie habe im Schlaf angefangen,
sich tief mit den eigenen Fingernägeln zu kratzen. Aktiv selbst
verletzen würde sie sich nicht. Der Appetit sei weiter zurückgegangen, sie habe mittlerweile beinahe fünfzehn Kilo abgenommen
(42kg bei 1,67m).
Die Stimmung weiterhin schlecht, Konzentration
und Aufmerksamkeit stark eingeschränkt. Motivation und Antrieb seien
stark gemindert, nur die Angst treibe sie aus dem Bett. Konkret habe
sie Angst vor Kontrollverlust, davor, sich etwas anzutun. Zudem habe
sie Angst vor Menschenmassen, da sie das Gefühl habe, beobachtet zu
werden. Weiter bestünde starke Angst vor der Dunkelheit.
Bedarfsmedikation verschrieben.
Stationäre Aufnahme von Patientin
vehement abgelehnt. Weiter krankgeschrieben bis einschließlich
01.09.2016.
Psychischer Befund: Wach, klar, orientiert,
zugewandt im Kontakt, Stimmung angespannt, nervös, unruhig. Affektiv
kaum schwingungsfähig, kein Anhalt auf Suizidalität. Wahnhafte,
unbestimmte Angst.

01.09.2016 – 16:05
Protokoll Dr.
Geiger

Die Patientin ist ruhiger, berichtet wieder von Alpträumen
und weiterhin Durchschlafstörungen. Noch immer kein Appetit, sie
zwinge sich aber mindestens einmal täglich zum Essen. Durch einen
Alptraum letzte Nacht habe sie sich wieder an etwas aus ihrer
Kindheit erinnert, was sie bedrücke. Konkret habe sie, als sie im
Alter von neun bei ihren Großeltern gelebt habe, ein Zimmer mit
ihrem Onkel, dem Bruder ihrer Mutter, geteilt. Dieser habe sie nachts
oft nicht schlafen lassen, neben ihrem Bett gestanden und „andere
Dinge“ getan. Auf Nachfrage wurde die Patientin angespannter,
unruhig, aggressiv. Ihr Onkel habe sie sexuell bedrängt, sich zu ihr
ins Bett gelegt und sie körperlich verletzt, meist mit den eigenen
Fingernägeln, die in der Erinnerung der Patientin zu „Krallen oder
Klauen“ wurden. Die Patientin habe noch nie davon erzählt.
In
den letzten Jahren habe ihr Onkel immer wieder zu ihrer Mutter
Kontakt aufgenommen, dabei die Patientin immer wieder bedroht.
Die
Patientin wurde auf die Warteliste der Traumastation gesetzt.

08.09.2016 – 11:45
Protokoll Dr. Geiger

Die
Patientin beschreibt Zunahme der Ängste, seit sie glaubt, ihren
Onkel in der Stadt gesehen zu haben, traue sie sich nicht mehr raus.
Letzte Woche haben sich dann die „Botschaften“, die er ihr
zukommen ließe, zugenommen. Die Patientin habe seltsame Anrufe
erhalten, in denen ihr verschlüsselt mitgeteilt werde, dass er sie
holen wolle. Auch sonst nimmt der Verfolgungswahn zu, die Patientin
sieht sich häufiger um, kontrolliert die Fenster. Keine
Sinnestäuschungen, keine Suizidalität. Stimmung angespannt,
Gedanken kreisen um Verfolgung.

21.09.2016 Protokoll Leid
– Psychiatrischer Notdienst

Die Patientin ruft aus dem Keller
ihres Hauses an, sagt, sie traue sich wegen „des Monsters“ nicht
wieder hinaus. In ihrer Wohnung lauere dieses „Monster“ auf sie,
das schon seit Jahren Jagd auf sie machen würde. Ihre Nachbarn
seien dessen Komplizen, auch die Polizei hat die Patientin in ihr
Wahnsystem eingebaut, das „Monster“ arbeite mit der Polizei
zusammen.
Am Telefon plötzliche Aggression gegen einen bestimmten
Nachbarn, der der „Kreatur“ gesagt haben soll, wo sich die
Patientin befände, um ihn selbst zu retten. Wegen Fremdgefährdung
wurde der Sozialpsychiatrische Dienst geschickt.

21.09.2016 – 17:35

Aufnahme auf
geschlossene Erwachsenenstation mit richterlichem
Unterbringungsbeschluss.
Patientin spricht kaum, passiv-abgewandt
im Kontakt, Affekte labil (lacht, weint plötzlich, dann wieder
vollkommen ernst). Sieht sich hektisch und unvermittelt im Raum um.
Stimmung wechselt plötzlich von aggressiv zu ängstlich, panisch.
Wahnhaft.
Stark abgenommen seit dem letzten Kontakt, mehrmalige
Selbstverletzung (tiefe Kratzer in linken Seite des Bauches, auf
Nachfrage sagt Patientin nur, „das Monster“ habe dies getan).

25.09.2016, 08:03 – Möller, A.

Pat. ist nachts von der Station verschwunden bei bestehendem richterlichen Beschluss. Polizei wurde informiert, es wird gefahndet. Bisher keine Spur von der Pat.

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