Forest Fire
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Oscar, pack‘ schneller, ich will endlich los!“, motzte die kleine Schwester des packenden Jungen. „Der Wald rennt schon nicht weg, also setz‘ dich geduldig hin und warte.“, erwiderte der Junge daraufhin nur. Er versuchte, einen Schlafsack in eine Tasche zu stopfen. Vergeblich. Seine Schwester hüpfte freudig durch den Raum. „Ich will endlich campen!“, rief sie und sprang weiter. Oscar war bereits mit den Nerven am Ende, als auch noch eine seiner zwei Mütter ihn rief. „Oscar, Lynsey, kommt ihr? Sally und Lucas sind da!“, hörte man die Stimme der einen Mutter der Geschwister. Lynsey sprintete direkt aus dem Zimmer, um Lucas und Sally zu begrüßen. Sally und Lucas waren Oscar’s beste Freunde. Außer den beiden, seine Schwester und seinen Eltern hatte er niemanden. Er wurde zwar nicht gemobbt oder ausgeschlossen, doch in der Schule war er lieber ein Einzelgänger. Am Anfang des Schuljahres haben Lucas und Sally sich gegen seinen Willen mit ihm angefreundet und seit dem sind die drei unzertrennlich. Oscar gab auf, nahm die Tasche und den Schlafsack einfach so mit. Als er die Treppe zur Haustür runter ging entrollte sich der Schlafsack. „Ja, Himmeldonnerkeil! Heute geht alles schief.“, fluchte er augenverdrehend und schleppte den Schlafsack genervt hinter sich her. Als er aus der Haustür trat warteten alle schon im Auto: seine Eltern saßen vorne, Oscar’s zwei Freunde hatten sich auf die Rückbank gequetscht und Lynsey saß im Kofferraum. Aus irgendeinem Grund hatte Lynsey schon von klein auf den Kofferraum als ihren Platz beansprucht. Der Dreizehnjährige riss die Tür des Vans auf und quetschte sich neben Sally. Man hörte die Tür zuschlagen und das Auto startete.
„Ich freue mich schon soooo sehr! Können wir ein Lagerfeuer machen?“, fragte Lynsey aufgeregt und sah ihre Eltern bettelnd an. „Natürlich, Schätzchen. Aber später. Tagsüber ein Feuer zu entfachen ist wie nachts eine Sonnenbrille zu tragen: super unnötig.“, erlaubte Juline Fengári, die eine Mutter von Lynsey und Oscar. Lynsey sprang augenblicklich jubelnd durch den Wald. Währenddessen saßen Lucas, Oscar und Sally in deren Zelt und planten den Tag. „…und dann müssen wir uns unbedingt Gruselgeschichten erzählen. Vertraut mir, das wird der Bringer!“, erzählte Lucas euphorisch. „Natürlich! Horror gehört zu Camping dazu!“, jubelte Sally und strich sich die orangenen Haare aus dem Gesicht. Oscar stimmte grinsend zu. Auch, wenn er es nicht zeigte, freute er sich übermäßig auf den heutigen Tag. Er hatte all die Personen, die er liebte um sich. Personen, die er nie verlieren wollte.
„…doch plötzlich ging das Licht aus. Ein Schreien. Das Licht ging an und da lag sie… blutig… verstümmelt… die Leiche von Kira wurde furchtbar entstellt. Fiona wurde starr vor Schreck. Wie paralysiert starrte sie auf die Leiche. Und auf das blutige Fleischermesser in ihrer Hand. Schlagartig wurde ihr bewusst, was sie getan hatte: sie hatte ihre Freundin umgebracht.“, erzählte Sally, während sie ihr Gesicht mit einer Taschenlampe beleuchtete. Gegen Ende ließ sie das Licht flackern, nur um es letztendlich ganz zu löschen. Lucas und Oscar applaudierten. „Krass… wie kommst du auf solch ein Horrorkrams, du möchtegern-Psychopathin?“, fragte Oscar beeindruckt und grinste. „Sagte der Junge, der vorhin wie verrückt gelächelt hat, als er eine ausführliche Folterszene beschrieben hat.“, konterte Sally grinsend. „Aber um deine Frage zu beantworten: die einzigen Filme, die ich sehe, sind Horrorfilme.“ – „Alles Ausreden.“, beharrte Oscar gespielt stur. „Zum Glück sind deine Moms und deine Schwester schon in den Zelten. Vor allem deine Schwester. Die hatte spätestens nach deiner Folterszene Albträume auf Lebzeiten.“, lachte Lucas. Der Angesprochene nickte grinsend. Die drei Freunde saßen noch etwas vor dem Lagerfeuer, lachten und erzählten sich hin und wieder Gruselgeschichten, als Sally plötzlich gähnte. „Ich bin müde, ich gehe pennen.“, sagte sie und stand auf. „Nein, Sal, lass mich nicht mit dem Psycho alleine!“, quietschte Lucas mit gespielter Panik. Oscar lachte. Lucas lachte mit. Sally verdrehte grinsend die Augen und ging in das Zelt der drei, um sich umzuziehen und zu schlafen. „Jetzt mal ehrlich: wie bist du auf die Folterszene gekommen?“, fragte Lucas seinen Freund plötzlich interessiert. Der Goldbraunhaarige zuckte ahnungslos mit den Schultern und antwortete planlos: „Weiß ich nicht. Ich hab meiner Kreativität freien Lauf gelassen.“. Lucas nickte grinsend. Die beiden unterhielten sich noch etwas, ehe sie auch ins Zelt gingen. Sally schlief bereits.
Oscar wachte wegen einem seltsamem Geruch auf. Es roch so nach Rauch… schlagartig saß er sich auf. Rauch. Es roch nach Rauch. Hatten Lucas und er gestern das Lagerfeuer gelöscht? Ihm wurde klar, dass sie das nicht haben. Er sprang erschrocken auf, rannte aus dem Zelt und hielt direkt inne. Das Feuer hatte sich ausgebreitet. Und nicht nur auf ein paar Büsche, nein. Die Bäume neben der Lagerfeuerstelle brannten, die Büsche, der Boden… und das Feuer hatte fast Lynsey’s Zelt erreicht. „Leute! Schnell, wacht auf!“, schrie der Junge und wenige Minuten später waren alle wach und aus ihren Zelten. Bis auf Lynsey. Sie hatte sich in ihrem Schlafsack verheddert und kam nicht raus. Arris Fengári, die andere Mutter von Lynsey und Oscar, hatte bereits die Feuerwehr gerufen. Jetzt war sie damit beschäftigt, Lynsey zu helfen… auch, wenn das gar nicht mehr möglich war. Das Feuer hatte ihr Zelt erreicht. Die Achtjährige schrie panisch auf, als sie sah, wie sich glühende Flammen durch ihr Zelt fraßen. Sie kauerte sich schreckhaft zusammen, in der Hoffnung das Feuer würde sie nicht erreichen, doch das brachte nichts. Die ersten Flammen nagten an ihr. Die eine Mutter der Geschwister kam mit einem Eimer voll Wasser angerannt und schüttete es über die Flammen, doch es machte alles nur noch schlimmer. Ihre Eltern hatten Tränen in den Augen. Es war zu spät. Lynsey wurde von den Flammen eingehüllt. Sie schrie schmerzerfüllt, ehe es still wurde. Nur noch das Knistern der Flammen war zu hören. „Es ist zu spät, wir müssen hier weg!“, schrie Sally panisch. Lucas wollte schon zwischen zwei Bäumen hindurch abhauen, doch ein Ast fiel von einem brennendem Baum – direkt auf ihn. In Windeseile sprinteten Oscar und Sally zu dem Schwarzhaarigem und wollten ihm helfen, doch es war zu spät. Glühende Flammen legten sich um ihn. Es gab viel Geschrei. „Wann kommt die Feuerwehr?“, schrie Oscar’s eine Mutter, der Verzweiflung nahe. „Bald.“, sagte ihre Ehefrau, die bereits die ganze Hoffnung aufgegeben hatte. Sally hatte zwischen einem Gebüsch und dem brennendem Zelt der Eltern eine Lücke gefunden, durch die sie vielleicht entkommen konnte. Doch als sie losrannte, stolperte sie und fiel geradewegs ins Feuer des Gebüschs. Sie versuchte noch aufzuspringen und dagegen anzukämpfen, doch es war hoffnungslos. Sie konnte nur brennen. Oscar stand wie gelähmt da. Er bekam keine Luft – das könnte daran liegen, dass diese geradewegs von Rauch verpestet wurde. Aus Angst rannte er einfach los. Seine Eltern schrien. Waren sie auch verbrannt? Höchstwahrscheinlich. Er rannte einfach durch die einzige, nicht brennende Stelle: eine Lücke zwischen dem Zelt seiner Schwester und seinem Zelt. Etwas weiter weg kam er am Ausgang des Waldes an. Von weitem sah er die Feuerwehrautos die Auffahrt hoch brettern. Doch die Feuerwehr nützte ihm nichts mehr: seine Familie und Freunde waren gestorben. Es war vorbei. Er ließ seinen Tränen freien Lauf. Doch auf einmal bildete sich ein Grinsen in seinem Gesicht. Ehe er sich versah lachte er, während Tränen über seine Wangen liefen.
Eine Woche später saß er in seinem Zimmer. Nein, nicht ’seinem‘ Zimmer. Das Zimmer im Kinderheim, das vorerst sein ‚zuhause‘ sein würde. Bis er zur nächsten Pflegefamilie kam. Und dann wieder zur nächsten. Und zur übernächsten. Und zur überübernächsten. In dieser Woche hat sich Oscar komplett von allen abgeschottet. Er sprach mit keinem, aß nicht und schlief nicht. Der Schock saß tief. Er hatte die Menschen, die er über alles liebte, verloren. Und er hat mit eigenen Augen gesehen, wie sie alle zu Asche zerfallen sind. Doch was ihn wirklich schockierte war die Tatsache, dass es ihm irgendwie gefallen hat. Es hat ihm gefallen, wie seine Eltern brannten. Wie Sally brannte. Sogar wie Lucas brannte. Fast hätte er gelacht, als ihn eine Stimme aus den Gedanken riss. „Noch einmal so eine Aktion und ich beende deine verdammte Existenz, Opfer!“, rief jemand aufgebracht. Die Tür des Zimmers wurde aufgerissen. Oscar’s Mitbewohnerin Phyliss trat wutentbrannt ins Zimmer. Phyliss erinnerte Oscar etwas an Sally. Die selben orangenen Haare – bloß trug seine Mitbewohnerin ihre Haare zu geflochtenen Zöpfen. Sally’s Haare waren immer offen. Die selben blauen Augen – Sally’s Augen waren dennoch dunkler als Phyliss‘. Sogar deren Persönlichkeit war ähnlich. „Hey.“, begrüßte das Mädchen Oscar kurz. Er hatte gar nicht vor zu antworten. Anstatt Phyliss sah er Sally vor sich. Wie sie lachte und ihn brüderlich als Psychopath beleidigte. Vielleicht war Oscar ja einer. Wieso sollte es ihm sonst gefallen haben, seine Familie und Freunde sterben zu sehen? „Jason schafft mich.“, motzte Phyliss. „Der hat doch glatt versucht, mir 50€ durch eine Fake-Wette abzuziehen. Ist das zu glauben?“. Oscar schwieg. Phyliss seufzte. „Immerhin hab ich hier den besten Zuhörer der Welt.“, murmelte sie und setzte sich schwungvoll in ihren Sessel. Die Gedanken des Jungen hingen immer noch bei dem Waldbrand. In Gedanken ließ er den Tod seiner Freunde, Eltern und seiner Schwester immer wieder abspielen, als er plötzlich loslachte. Er konnte es nicht zurück halten. Phyliss sah ihn verstört an. Doch das war ihm egal. Er lachte und lachte, wie noch nie zuvor. Er wollte Tote sehen. Er wollte Blut sehen. Und das würde er auch. Phyliss‘ Verstörung wurde zu einem leicht verwirrtem Grinsen. „Nah sowas, du kannst ja doch lachen.“, stellte sie fest. „Und wie.“, krächzte Oscar immer noch halb lachend. Phyliss nickte. Ihre Verwirrung war nun komplett verflogen. „Ich will nicht mal wissen, wieso du wie ein Psycho losgelacht hast.“, sagte sie. Sie hatte ihn Psycho genannt. Genau wie Sally. „Hast du was dagegen, wenn ich dich ab heute Sally nenne?“, fragte Oscar. Die Orangehaarige zuckte mit den Schultern. „Von mir aus.“. Ab diesem Tag waren die beiden beste Freunde.
Dank Phyliss fing Oscar wieder an mit Leuten zu reden. Er aß und schlief auch wieder. Alles nur dank Phyliss – besser gesagt der neuen Sally. Er hatte es sich angewöhnt, das Mädchen Sally zu nennen. Allgemein sah er sie nicht als Phyliss sondern als Sally an. Und Phyliss hatte damit kein Problem. Eines Tages durften die Kinder draußen spielen. Oscar und Phyliss standen im Garten des Kinderheims. Etwas weiter entfernt spielten ein paar Jungs Fußball. „Komm schon, Ossy, ich will mit denen mitspielen. Und ohne dich macht alles nur halb so viel Spaß.“, versuchte die Orangehaarige Oscar zu überreden, mitzuspielen. „Nein.“, beharrte der Braunhaarige genervt. Phyliss verdrehte die Augen und murmelte: „Spaßbremse.“ – „Spiel‘ du doch allein mit denen, wenn du’s unbedingt willst. Ich hab kein Bock auf die.“, schlug Oscar dem Mädchen vor, doch die schüttelte nur den Kopf. Stattdessen lief sie zum Spielfeld und zerrte Oscar hinter sich her. „Du spielst mit, ob du willst oder nicht.“, beharrte sie. „Meine Güte…“, murmelte Oscar entnervt, wehrte sich aber nicht. Kurze Zeit später rief Phyliss: „Ey, Jungs, wir spielen mit!“. Die Fußballspieler blickten zu den beiden. Die Jungs schienen sich zu besprechen und einer entfernte sich dann von seiner Gruppe. Er schien der Anführer zu sein. „Das ist Jason. Er ist der ‚Boss‘ hier.“, raunte Phyliss Oscar zu und malte bei dem Wort ‚Boss‘ Anführungszeichen in die Luft. Oscar grinste verstehend. „Okay, um die Sache interessant zu gestalten machen wir das so: ihr zwei gegen uns alle.“, meinte der ‚Boss‘. Oscar riss die Augen auf. Jason’s Gruppe bestand aus sieben weiteren Jungs. Und Phyliss und er waren nur zu zweit. „Wie unfair.“, murmelte Oscar, wurde aber von Phyliss unterbrochen: „Deal. Wir zwei gegen euch acht. Klappt.“. Einige Minuten später befanden sie sich auf dem Feld.
Es stand fünfzehn zu drei für Jason’s Mannschaft. „Wir gewinnen nie. So sollten wir einfach aufgeben.“, meinte Oscar, doch seine Freundin war fest entschlossen: „Selbst wenn wir verlieren, verlieren wir zumindest mit Würde.“. Und ehe sie sich versehen konnte, landete der Ball mit vollem Karacho in ihrem Gesicht. Vor Schreck viel sie ins Gras der Wiese. Jason’s Mannschaft lachte laut los. Doch Phyliss puhlte sich den Ball aus dem Gesicht, stand bemüht würdevoll auf, drehte sich auf dem Absatz um und ging. „Sally, warte!“, rief Oscar ihr hinterher, trat den Ball so fest er konnte zu den Jungs – in der Hoffnung, dass einer von denen den Ball ebenfalls ins Gesicht kriegt – und sprintete Phyliss nach. Die Orangehaarige hatte Tränen in den Augen. Als Oscar sie eingeholt hatte, murmelte sie: „Ich könnte diese Missgeburt namens Jason echt umbringen.“ – „Dann tu’s doch.“, rutschte es Oscar raus. Er hatte gar nicht gemerkt, dass er angefangen hatte, wie verrückt zu grinsen. „Wenn das bloß so einfach wäre…“, murmelte Phyliss. Doch Oscar blieb stehen. „Ja! Lass uns ihn umbringen! Ich helfe dir… und ich weiß auch schon wie!“ – „Und wie?“, fragte Phyliss zögernd. Vor seinem geistigem Auge sah Oscar sich, Lucas und die echte Sally am Lagerfeuer sitzen. Er konnte seine Stimme echohaft in seinen Gedanken hören. Die Folterszene, die in seiner Horrorgeschichte vorkam. Jedes einzige Wort der Geschichte hatte er sich eingeprägt. Zu seinem Vorteil. Also fing er an, die Geschichte zu erzählen. Jedes Wort so wie am Lagerfeuer. Phyliss‘ Mimik wechselte von panisch zu verstört, bis hin zu entschlossen, als sie am Ende von Oscar’s Erzählung beinahe feierlich sagte: „Okay. Wir bringen Jason um.“
Es war ungefähr zwei Uhr nachts. Alle im Kinderheim schliefen – selbst die Betreuer. Doch Oscar und Phyliss schlichen durch die Gänge. Das Mädchen hielt an und deutete auf eine Zimmertür. „Da wohnt Jason.“, flüsterte sie. Oscar nickte. Er drückte die Türklinke runter und betrat so leise wie möglich den Raum. Schritt eins des Plans war Jason in den Keller zu befördern. Das ging am besten, wenn Jason ohnmächtig war. Deshalb hat Phyliss tagsüber einen Betreuer des Kinderheims gefragt, ob sie in die Stadt durfte, um was im Drogeriemarkt zu kaufen. Sie durfte – doch nur mit Begleitung eines Betreuers. Im Drogeriemarkt hatte sie heimlich Chloroform mitgehen lassen. Und nun kam dieses zum Einsatz. „Weck‘ ihn auf.“, sagte Oscar. „Wieso ich?“, fragte Phyliss leicht panisch. „Weil du den Lappen mit dem Chloroform hast.“ – „Dann nimm du ihn doch!“ – „Weck‘ ihn auf, keine Diskussionen.“. Seufzend rüttelte die Orangehaarige den Schlafenden wach. Er schreckte hoch. „Was zur- Phyliss? Was machst du hier?“, fragte Jason panisch. Er hatte Oscar nicht bemerkt. Phyliss verschwendete keine Zeit und drückte ihm den Lappen auf die Nase. Er schrie, doch sein Geschrei wurde durch den Lappen gedämpft. Dann wurde er immer stiller, ehe er in sich zusammen sank und ohnmächtig wurde. Oscar grinste wie noch nie. „Gut, jetzt schleppen wir ihn in den Keller.“, erklärte der Braunhaarige. „Sicher, dass er bis dahin nicht doch noch aufwacht?“, fragte Phyliss zögernd. Oscar bejahte. Und so trugen die beiden Jason in den Keller des Kinderheims.
„Lass das Licht lieber aus. Könnte sein, dass es einen Alarm auslöst.“, wies Oscar seine Freundin an. Sie nickte und ließ das Licht aus. Die beiden waren im Keller angekommen. Sie legten Jason auf dem Betonboden ab und durchsuchten den Keller etwas. Es stellte sich raus, dass der Raum schallisoliert war. „Perfekt. Dann wird nicht mal irgendwer Jason’s Schreie hören.“, kicherte Oscar. „Hey, durchsuch‘ du ihn mal, Sally. Schau‘, ob er eine Schere, oder irgendwas, womit er ein Seil durchtrennen könnte, dabei hat.“, meinte Oscar. Phyliss nickte und durchsuchte Jason. Während das Mädchen Jason’s derzeit leblosen Körper durchsuchte, überlegte Oscar. „Wir brauchen einen Stuhl.“, stellte er fest. „Und Waffen.“, erinnerte Phyllis ihn. „Lass das nur meine Sorge sein, Sally. Ich gehe einen Stuhl, Spritzen und Säuren besorgen. Warte bitte hier. Falls Jason aufwachen sollte, drück‘ ihm einfach wieder den Lappen ins Gesicht.“, erklärte Oscar, ehe er den Kellerraum verließ und den Speisesaal des Kinderheims ansteuerte. Eine Weile später hatte er alles, was er brauchte: ein Stuhl, ein Seil und seinen Rucksack voller Chemikalien, von denen er die Namen nicht aussprechen, geschweige denn wissen, konnte. Außerdem hatte er ein Fleischmesser aus der Küche dabei. Abgetrennte Gliedmaßen konnten auch nicht schaden. Vorfreudig grinste der Braunhaarige.
Leise öffnete er die Eisentür zum Keller. „Sally?“, flüsterte er. „Ja?“, flüsterte sie zurück. Oscar grinste. Sie war noch da. Gleich darauf begannen die beiden, Jason an den Stuhl zu fesseln. Als sie fertig waren lachte Oscar gestört auf. „Jetzt müssen wir nur noch warten, bis er aufwacht. In der Zwischenzeit erforschen wir doch mal die ganzen Säuren.“, meinte der Junge und kippte den Inhalt seines Rucksack vorsichtig auf den Boden aus. Er hatte all die Flaschen aus dem Badezimmer der Betreuer. Die meisten Flüssigkeiten waren durchsichtig, manche waren auch blau oder grün. „Was ist das für Gift, Alter?“, fragte Phyliss fasziniert. „Und das hast du echt alles aus dem Bad der Betreuer?“. Oscar nickte. Plötzlich hörte die beiden ein Husten hinter sich. Jason war aufgewacht. Oscar grinste automatisch. „Wo bin ich…?“, murmelte Jason verwirrt. Oscar trat in Jason’s Sichtfeld. Der Gefesselte riss die Augen erschrocken auf. „Willkommen im Panikraum.“, meinte Oscar, als wäre es das Normalste der Welt. „Was… warum… wo bin ich? Warum? Und was…?“, fragte Jason komplett überfordert und versuchte sich von den Fesseln zu befreien, was schier unmöglich war, da Phyliss eine Expertin in Sachen Knoten ist. „Nun… du bist hier – wie ich schon erwähnte – im Panikraum. Warum? Naja, weil du ein Arschloch bist.“, erklärte Oscar grinsend. Jason sah sich panisch um und schrie nach Hilfe. „Dich wird keiner hören, Jason. Der Raum ist schallisoliert.“, raunte Oscar und unterdrückte ein irres Lachen. Jason hielt inne und fragte panisch: „Aber… warum…? Nur, weil ich Phyliss vorhin diesen verdammten Ball ins Gesicht geschleudert hab? Es war ein Versehen, ich bin ausgerutscht!“ – „Du standest ganz vorne bei deiner Truppe und hast am lautesten gelacht.“, raunte der Braunhaarige voller Abscheu. Daraufhin schwieg Jason wieder, ehe er wieder um Hilfe schrie. Phyliss, die die ganze Zeit unbemerkt in der Dunkelheit stand, sah mit einem undefinierbarem Blick zu Jason. „Lass ihn leiden, Ossy.“, murmelte sie wütend. Oscar grinste. Er nahm die Spritze und füllte sie mit einer der Chemikalien. „Ich wollte schon immer mal sehen, wie ein menschliches Geschöpf Stück für Stück wegschmiltzt.“, kicherte er. Das war gelogen – er wollte erst seit dem Waldbrand ein menschliches Geschöpf schmelzen sehen. Der Waldbrand hatte ihn verändert. Er hatte ihn zu einem wahrem Psychopathen gemacht. Jason wurde blass, seine Pupillen zogen sich zusammen. „N-Nein, das… d-das traust du dich n-nicht… du willst mir doch nur Angst machen!“, stammelte er ungläubig. „Oh, soll ich dich vom Gegenteil überzeugen?“, lachte Oscar. „Phyliss, halt ihn fest, damit er nicht wie so ’n Fisch rumzappelt.“. Jason wurde noch blasser, als Phyliss aus der Dunkelheit kam. „Instant Karma.“, meinte Phyliss nur knapp angebunden. „W-Wa- Phyliss… du… wie kannst du nur?“, fragte Jason ungläubig. Phyliss zuckte mit den Schultern und sah zu Oscar. „Du bist für die diabolischen Gegenantworten zuständig, nicht ich.“, sagte sie und grinste. „Auch wieder wahr.“, stellte Oscar fest. Die Orangehaarige hielt Jason fest. Die Seile hinderten ihn zwar am Flüchten, doch zappeln konnte er – ohne jemanden, der ihn festhielt – trotzdem. „Sieh’s positiv: der Schmerz ist bald vorbei!“, lachte Oscar und stach ihm die Spritze in den Arm. Jason quiekte vor Schmerz auf. Oscar lachte. Er beförderte den ganzen Inhalt der Spritze in Jason’s Venen. Dann holte er die nächste Chemikalie. Und injizierte es ebenfalls in Jason’s Körper. Blut quoll aus dem Loch, dass sie Spitze der Spritze verursacht hatte. Jason wimmerte schmerzerfüllt. „Noch passiert nichts.“, sagte Phyliss enttäuscht. „Jupp, das sehe ich.“, meinte Oscar unbekümmert. Nach einer Weile waren alle Chemikalien aufgebraucht und in Jason’s Körper, der unkontrolliert zitterte. „Gleich explodiert er!“, kicherte Oscar und freute sich wie ein Kleinkind. „If only.“, kommentierte Phyliss. „Da anscheinend nichts passiert: sagt hallo zu meinem Backup-Plan!“, rief Oscar beinahe feierlich und hob das Fleischermesser vom Boden auf. Jason erstarrte. Wollte Oscar es ernsthaft so beenden? Nein, das… er konnte sich nicht trauen! Das war unmöglich. Doch Oscar dachte gar nicht daran, Jason jetzt schon zu töten. Stattdessen rammte er ihm das Messer ins Auge. Jason schrie auf. Oscar lachte. Phyliss zuckte kurz vor Schreck zusammen, entspannte sich aber wieder. Ruckartig zog der Psychopath das Messer aus Jason’s Auge raus. Sein Auge zerfloss. Das Selbe geschah mit seinem anderem Auge. Jason schrie wie am Spieß und keiner hörte es. „Bring ihn endlich um.“, meinte Phyliss. „Wenn du meinst. Bind‘ ihn los. Die Chemikalien in ihm machen es schier unmöglich, irgendwie zu flüchten.“, sagte Oscar. Phyliss kniete sich hinter den Stuhl und löste die unzähligen Knoten. Jason zitterte am ganzem Leib und schrie, als würde er gerade geschlachtet werden – was ja keine Unwahrheit war. Nachdem Phyliss den Jungen von seinen Fesseln befreit hatte glitt er vom Stuhl auf den Boden. Er wollte sofort aufstehen, doch weil sein verpestetes Chemikalien-Blut ihn zittern ließ wie Espenlaub, sank er, vor Schmerz schreiend, zurück auf den Boden. „Reißen wir ihm die Gedärme aus!“, jubelte Oscar und stach auf Jason ein. Er schlitzte ihm die gesamte Magengegend auf. Jason hörte auf zu atmen. Oscar jubelte. Dr Braunhaarige griff in die blutigen Gedärme des Toten und warf die Eingeweide durch die Luft, als wäres es Konfetti. Er lachte schrill und unbekümmert. „Wir sollten hier abhauen und weiterhin Menschen umbringen. Das… das ist irgendwie gar nicht mal so schlimm, wie ich dachte.“, meinte Phyliss. Oscar bejahte. Und seit dem wurden die beiden nicht mehr im Kinderheim gesehen.
„Okay, der wäre dann auch erledigt.“, sagte Oscar unbekümmert und trat die Leiche des ungefähr fünfzehnjährigen Jungen unter das Sofa. „Wenn seine Mutter demnächst putzt findet sie etwas, was sie nicht gerade erfreuen wird.“, lachte Oscar. Phyliss zeichnete derweil mit dem Blut des Jungen irgendwelche Hyroglyphen an die Wand. „Können wir gehen?“, fragte das Mädchen. Oscar strich sich die pastellgrün gefärbten Haare aus den Augen und nickte. Also sprangen die beiden nacheinander aus dem Fenster des einstöckigen Hauses und wollten zu ihrer Unterkunft – unter einer verlassene Brücke – flüchten, als plötzlich Schüsse aus allen Richtungen ertönten. „Shit, die Cops! Renn!“, schrie Phyliss erschrocken auf. Die beiden rannten quer durch den Kugelregen und ignorierten die Rufe und Anweisungen der Polizisten, die plötzlich aus allen Seiten aufgetaucht waren. Die beiden hatten den Stadtrand fast erreicht, als Phyliss plötzlich aufschrie. Oscar hielt inne. Seine Freundin sank schmerzerfüllt auf dem Boden zusammen. „Sally! Nein! Wurdest du angeschossen?“, fragte er besorgt. Die Orangehaarige nickte gequält. „Nein, nein, nein!“, schrie Oscar. „Renn weiter. Bring dich in Sicherheit.“, befahl Phyliss. „In meinem Zustand bin ich Last. Irgendwann werden wir wieder vereint sein, aber jetzt musst du rennen. Bitte, Ossy…“, sprach das Mädchen ehe sie wieder vor Schmerz aufschrie. Ein weiterer Schuss hatte sich direkt durch ihren Schädel gebohrt und sie sank tot auf den Boden. „Nein…“, hauchte Oscar. Er hatte wieder eine geliebte Person verloren. Doch er würde für sie flüchten, wie sie ihn darum gebeten hat. Also nahm er die Beine in die Hand und rannte was das Zeug hielt. Sein Ziel: die Stadt. Ab da war es kein leichtes Spiel, ihn zu finden. Und wenn er sich auch noch unter einer Brücke verstecken würde, würden die Bullen ihn nicht finden. Während er rannte bahnten sich Tränen ihren Weg über seine Wangen. Echte Tränen. Tränen des Leids. Phyliss war sein einziger Lichtblick. Seine emotionale Stütze, um nicht komplett dem Wahnsinn zu verfallen. Und jetzt war sie tot. Tot. Genau wie Sally, Lucas, Lynsey und seine Mütter. Das war so unfair. Das war so verdammt unfair.
Es waren zwei Wochen vergangen seit er Phyliss das letzte Mal gesehen hat. Er hatte sich wieder abgeschottet. Und er war eiskalt geworden. Das alles nur wegen einem verdammtem Waldbrand. Nur weil Lucas und er zu doof waren, um dieses gottverdammte Lagerfeuer zu löschen… alles begann mit einem Lagerfeuer. Und so würden auch die meisten Menschenleben enden. Denn Oscar Fengári – auch bekannt als Forest Fire – würde alle Menschen, die er je verloren hatte, rächen. Sowohl Phyliss, als auch Sally, Lucas und seine Familie.