Gute und schlechte Götter

„Was ist Gott? Nun, das kommt ganz auf die Definition an, nicht? Im religiösen Sinne ist Gott eine über alles herrschende Macht, oft auch jemand, der alles erschaffen hat. Je nach Religion ist es entweder ein guter, barmherziger Gott, der die Menschen erlöst, oder er ist ein rachsüchtiger, brutaler Gott, der die Menschen für ihre schlechten Taten büßen lässt. Aber muss Gott überhaupt eine „Person“ sein? Ich glaube nicht. Gott kann sich auch in ganz anderen Dingen zeigen. Er kann zum Beispiel der kühle Wind sein, der sanft über dein Gesicht streicht und dir so ein gutes Gefühl gibt. Oder er ist der Regen, der das ausdorrende Feld des Bauers wieder zu neuem Leben verhilft. Uh, oder wie wäre es mit einem Lied, welches dir Gänsehaut bereitet und dich entspannen lässt? Meiner Meinung nach kann Gott aber auch eine Tat sein. Wenn du einem alten Mann über die Straße hilfst. Oder wenn du einer schwangeren Frau deinen Sitzplatz in der Straßenbahn anbietest. Sogar, wenn du deiner Mutter im Haushalt hilfst. Aber ist dir etwas aufgefallen? Das sind alles „gute Götter“. Du fragst dich jetzt sicher, was denn dann ein „schlechter Gott“ ist. Nun, ich werde es dir zeigen. Nach diesen Worten lasse ich die Trommel meines Revolvers einschnappen und ziehe die Sturmhaube über den Kopf. „Weißt du, ich finde, den Menschen geht es viel zu gut. Keiner schert sich mehr um den anderen, jeder schaut nur auf sich. Wann hast du das letzte Mal gebetet? Das gehörte früher zur Tagesordnung – früher, als man noch nicht alles im Überfluss hatte. Ich finde, man sollte sich dessen bewusst werden, wie verletzlich man eigentlich ist. Ich finde, die Menschheit hat mal wieder einen richtigen Weckruf verdient. Ich finde, es sollte mehr von diesen „schlechten Göttern“ geben, die diese Welt aufwecken. JEDEM werden die Augen geöffnet werden – ab heute. Siehst du die Schule da drüben? Pass gut auf!“ Langsam bewege ich mich auf das Gebäude zu.