GeisterKurzTod

Hilfsbereite Begleiter

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Ich habe keinen blassen Schimmer, wie viele es waren oder woher sie kamen. Tatsache ist, dass sie plötzlich, wie ein unerwarteter Sturm, in diese kleine, unbedeutende Stadt gefunden hatten.

Das erste Mal sah ich einen von ihnen an der lokalen Bäckerei. Man hatte mir eine zu kleine Brötchentüte gegeben, weshalb eines heraus fiel, als ich versuchte, das Wechselgeld in mein Portmonee zu packen. Er stand an der Reklametafel und studierte die Tagesangebote.
Als er mein Missgeschick realisierte, wandte er sich hastig um, bückte sich und reichte mir das heruntergefallene Brötchen mit einem schiefen Grinsen.
Ich schaute ihn länger an, als ich eigentlich wollte. Dieses zerfallene Gesicht, das dünne und fettige Haar und das ausgeblichene Polohemd zogen meine Aufmerksamkeit auf sich.

“Danke!” Ich lächelte zurück.

Der Mann nickte und drehte sich wieder zur Werbetafel.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich höchstens ein mulmiges Gefühl, schockiert über das Erscheinungsbild eines mageren, schätzungsweise 50-Jährigen und den Verdacht diese Person schon mal gesehen zu haben.

Dann passierte es immer wieder. Des Öfteren, in alltäglichen Situationen, so als wollte man meine Beobachtungsgabe auf die Probe stellen, begegneten sie mir. Männer, Frauen, Jungen und Mädchen. Abgemagert, ungesund, jedoch freundlich und hilfsbereit. Sie hielten mir in Kaufhäusern Türen auf, machten mich auf freie Sitzplätze im Bus aufmerksam, erinnerten mich im Bistro mit einem Winken an meinen Mantel und liefen mir mit einem Notizzettel nach, der zwar unbedeutend war, den ich jedoch beim Verlassen des Bürogebeudes verloren hatte. Bei allem, was sie taten, gab es dennoch einen bitteren Beigeschmack, weil sie eben waren wie sie waren.

Nach kurzer Zeit spürte ich einen Verfolgungswahn, fühlte mich vorgeführt und unsicher, da sie mir zwar bekannt vorkamen, ich sie jedoch nicht zuordnen konnte, zumal ich auch nie einen von ihnen sprechen gehört hatte.

An meinem freien Wochenende, ich hatte die Wohnung seit mehreren Stunden nicht verlassen, beschäftigten mich andere Dinge und ich hatte einige Zeit keinen Gedanken mehr an diese Menschen verschwendet. Es war ein produktiver Tag und ich machte mich zufrieden an die Zubereitung des Abendessens.

Ich genehmigte mir ein paar Gläser Wein und als der Hunger gestillt und die Flasche geleert waren, bekam ich Lust auf eine Zigarette.

Entschlossen schritt ich in den Flur, warf mir meinen Parka über und öffnete die Tür zum Balkon. Ich suchte den Aschenbecher in der Dunkelheit und betätigte letztendlich den Schalter für die Außenbeleuchtung, um besser sehen zu können.

Im Schein des grellen Lichts wanderte der Rauch durch die Luft und löste sich auf, es war ein beruhigendes Bild und passte zu meiner Ausgelassenheit. Es war ein guter Tag gewesen, auch wenn mich die Einsamkeit schon einige Male beinahe erdrückt hatte, so war es mir doch irgendwann möglich gewesen damit umzugehen.

So kreisten meine Gedanken und aus einer Zigarette wurden zwei.

“Und du bist wirklich glücklich?”

Ich zuckte zusammen, hatte jedoch die Hoffnung, dass dort unten auf dem Gehsteig ein Fremder vielleicht ein Telefonat führte.

“Sieh dich doch an!”

Ich ging ein paar kleine Schritte nach vorn und presste meinen Bauch an das Balkongeländer.

Dort standen sie. Versammelt. Jeder einzelne von ihnen, jeden, der mir bisher über den Weg gelaufen war.

Sie starrten mich an, alle mit dem Kopf nach oben geneigt.

Ich merkte wie mir schlecht und heiß wurde. Ich versuchte zu erkennen, wer von ihnen zu mir gesprochen hatte. Eine männliche Stimme war es gewesen.

“Wie lange soll das noch so weiter gehen? Wie lange willst du noch flüchten und deine Augen verschließen, hm?”

Ich war hellwach, von der gemütlichen Gelassenheit keine Spur mehr.

“Was zur Hölle wollt ihr?”, rief ich, jedoch nicht so laut und überzeugend wie ich es gerne getan hätte. Meine Stimme war belegt, denn auch jetzt hatte ich nicht erkennen können, wer von ihnen gesprochen hatte.

“Wir haben das lange genug mit angesehen, es wird Zeit.”

Die Stimme war die eines Älteren, so viel ließ sich sagen, die Stimme eines Kranken, der leidet.

“Wer seid ihr?”, fragte ich dieses Mal laut und deutlich.

Keine Antwort.

Nun trat jemand in den schwachen Lichtkegel und sah mir mit seinen toten Augen direkt in meine.

Ich versuchte nach Luft zu schnappen, es war ein unfassbares Bild und in mir verschwand jegliches Streben danach, je wieder ein friedliches und geregeltes Leben zu führen.

“Du.”

Und mit der Erkenntnis, dass ich mir selbst gegenüberstand, endete der Fall vom Balkon wie ein Sprung auf ein Daunenbett.

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