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Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Es war jedes Mal unangenehm für mich, das Büro meines Chefs zu betreten, egal wie wichtig oder kurzweilig meine flüchtigen Aufenthalte dort auch sein mögen.

Draußen prasselten winzige Regentropfen auf die Erde, und färbten die Welt blau.
Auch dieses Mal stieg mir der wabernde Dunst von Zigarrenqualm und modrigem Ebenholz unverzüglich in die Nase, der beißender war, als ich es in Erinnerung hatte, woraufhin ich unwillkürlich würgen musste. Selbst das Licht drang nur spärlich durch die halb geschlossenen Rollladen, als ob es sich ungern in diesem Raum befinden würde. Tropfen trafen erbarmungslos auf das Dach, und unterhalb davon konnte man das gleichmäßige, beruhigende Geräusch vernehmen. Beinahe wie eine Melodie, die als Wiegelied gedacht gewesen war.

Ich fröstelte, obwohl es eher schwül und stickig war. Man konnte die schemenhaften Konturen der Staubpartikel ausmachen, welche im dumpfen Schein der Sonne durch das Zimmer schwebten, und immer von neuem aufwirbelten, wenn ich einen zaghaften Schritt nach vorne wagte. Und trotz ihrer Schönheit musste ich leider zugeben, dass ich mich ein wenig vor ihnen ekelte. Na gut, ich gebe zu, sehr vor ihnen ekelte.
Einige von ihnen ließen sich sogar auf den Unterlagen nieder, nach denen ich suchte, weswegen ich resigniert seufzte, und mit einer Geste meiner Hand verscheuchte. Sie thronten auf dem verblassten Mahagoni-Schreibtisch in der Mitte des Raumes, und ihre vergilbten Seiten sträubten sich in alle Himmelsrichtungen, wie das Fell einer verschreckten Katze. Deswegen war es mir auch irgendwie zuwider, nach dem Papier zu greifen, da ich nach der gewöhnlichen Befindlichkeit eines jeden Menschens nicht dumm genug war, um mich einer fauchenden Bestie auch nur zu nähern. Der Regen blieb gleichmäßig. Meine abgehackten Atemzüge nicht.

Mein Blick schweifte argwöhnisch über den Haufen scheinbar zusammenhangsloser Dokumente, und ich ließ eine Hand darüber gleiten, woraufhin sich tausende kleine graue Punkte in die Lüfte erhoben, und begannen mit einer ungewöhnlichen Grazie zu tanzen. Ich hingegen konnte nur tölpelhaft nießen, bevor ich ihr Schauspiel betrachten konnte.
Wunderschön; begleitet von der sanften Melodie des zaghaft plätschernden Wassers.

Und dennoch huschte ich wenige Sekunden später wie vom Teufel gejagt, aber zufrieden, und mit den Unterlagen fest gegen meine Brust gedrückt, aus dem Raum, dessen Tür danach mit einer trügerischen Endgültigkeit hinter mir zufiel. Theoretisch hätte ich mich nun wieder beruhigen können. Doch genau wie mein rasender Herzschlag, verlangsamte sich der Takt der Tropfen nicht im Geringsten.

Ich öffnete das Fenster neben meinem Posten, und ließ die sanfte Brise den nachdrücklichen Geruch vertreiben, bevor ich mich niederließ, und meine Fundstücke vor mir ausbreitete. Nun konnte man viel deutlicher hören, wie der Regen über die Welt glitt, und sie scheinbar von jedem Unrecht reinwusch. Die Polsterung meines Stuhles gab leicht unter mir nach, und passte sich mir damit perfekt an. Deswegen konnte ich ja auch so lange ohne ernsthafte Rückenbeschwerden arbeiten. Lange arbeiten. Wie typisch für mich. Überstunden waren nach allgemeiner Auffassung hin ein Barbarium, und dennoch gefiel es mir, der einzige hier in den verschachtelten Räumlichkeiten der Poststelle zu sein. Sehr sogar. Denn somit gab es keinen Narren, der die empfindliche Ruhe stören konnte, oder die Melodie des Wassers verachten würde. Die Scheibe beschlug nach einer Weile.

Doch schon bald bemerkte ich, dass ich vielleicht etwas zu hastig gearbeitet hatte. Statt dem Stapel an zu bezahlenden Rechnungen türmten sich auf meinem Tisch für mich weit unbedeutendere Papiere, die mit der Zeit vergilbt, und unansehnlich geworden waren. Dort befanden sich unter anderem ausgeschnittene Zeitungsartikel, mehrere Dokumente, Bausparverträge, Anklagen, Akten über Personen, Personenbeschreibungen, Familienstammbäume etc. Dazwischen noch eine Geburtsurkunde. Ich ließ sie achtlos zurück in den Haufen fallen. Eigentlich wusste ich, dass diese Dokumente nicht für meine Augen bestimmt waren, und dennoch konnte ich nicht anders, als weiter zu stöbern. So, wie es das Gesetz der Natur verlangt. So, wie es für einen Menschen typisch ist.

Draußen regnete es noch immer.

Und dann bemerkte ich diese Akte. Ich hatte sie achtlos zwischen Zeige- und Mittelfinger geklemmt, und war kurz davor gewesen, sie einfach zur Seite zu legen, als mein Blick an ihr hängen blieb. Es war ein langweiliger, brauner Umschlag, auf dem sich einige Flecken (Kaffe?) befanden. In verschnörkelten Lettern stand ein Name auf der Frontseite, den ich nicht so recht entziffern konnte. Er begann jedoch ohne Zweifel mit einem H. Heinrich? Henrick? Hannelore? Hassan? Herbert?

Irgendetwas sagte mir, dass diese Geschichte nichts mit einem Herbert zu tun hatte.

Die Schrift sah tatsächlich so aus, wie man sich Regen vorstellen würde. Fließend, unheimlich samten. Dennoch stürmisch und wild beschaffen, beinahe unzähmbar, aber nicht unbezwingbar.
Vorsichtig öffnete ich den Umschlag, und ließ meine Finger das noch samtene Material liebkosten, während ich das erste betrachtete, was ich entdeckt hatte. Ein sehr kleines Blatt. Offensichtlicher Weise eine Passaufnahme, da nicht der geringste Ausdruck die Gesichtszüge der abgebildeten Person zierte. Der Schnurrbart und die Augenbrauen waren von einem buschigen schwarz. Die Augen braun. Ein farbloser Anzug und eine gepunktete Krawatte zierten ihren Träger, noch dazu trug der Mann eine Melone (=altmodischer Hut) auf dem Kopf, die ihm wohl eher weniger zum stolzen Antlitz stand. Auf dem Fensterbrett hatte sich bereits ein kleines Rinnsal gebildet. Der Regen endete nicht.

Insgesamt war die Aufnahme von einer eher schlechten Qualität. Doch selbst als minderwertiges Portrait schüchterte er mich ohne Zweifel ein, und somit wagte ich es nicht, ihm zu lange in die Augen zu blicken. Direkt darunter befand sich ein weiteres Schreiben, das sich wahrscheinlich auf den Mann auf dem Bild bezog. Dr. Henry Howard Holmes. Ich musste kichern. Seine Initialen waren drei Mal derselbe Buchstabe. H. H. H. Oder auch ausgesprochen wie: Ha ha ha. Sehr belustigend. Schnaubend steckte ich das Bild zurück, und nahm stattdessen ein anderes Dokument zur Hand, das verdächtig nach dem Rest seines Passes zumutete. Ein Tropfen flog vom Fenster her auf das vergilbte Papier, und ehrlich gesagt war ich deswegen nicht einmal wütend. Es war eher unglaublich, dass es ein simpler Wassertropfen so weit schaffen konnte.

Sein bürgerlicher Name hingegen war eher amerikanisch. Herman Webster Mudgett. Kein Wunder, dass er einen anderen Namen gewählt hatte, auch wenn dieser nicht sonderlich besser war. Eigentlich verband man Holmes sofort mit seinem Namensgenossen Sherlock Holmes, und könnte in Betracht ziehen, dass auch er eine Erfindung des berühmten Autors Sir Conan Doyle sei. Doch dem war nicht so. Und das wusste ich schon von der ersten Sekunde an.


Name: Dr. Henry Howard Holmes
Bürgerlich: Herman Webster Mudgett
Geburtsdatum: Wurde am 16. Mai 1860 in Gilmanton, New Hampshire geboren
Todesdatum: Wurde am 7. Mai 1896 in Philadelphia, Pennsylvania hingerichtet.

Hingerichtet?

Ich sog die Luft scharf ein, und hielt mir das Papier näher vor die Augen.
Weiter unten, kaum lesbar unter einem gigantischem Kaffeefleck, konnte man das Wort: “mutmaßlicher Serienkiller“ erkennen.


12 Opfer erwiesen, 200 weitere vermutet.

Das war wohl der Moment, an dem ich die Dokumente nicht mehr aus der Hand legen konnte, und mich mit dem kühlen Wind im Nacken über die Geschichte eines Mörders beugte. Der Regen fiel weiterhin gleichmäßig vom Himmel hinab, und die grauen Wolken jagten einander weiter.

Seine Eltern waren Levi Horton Mudgett, und Theodate Page Price; beide abstammend von den Siedlerbezirken in der Umgebung. Er hatte zwei ältere Geschwister; genannt Ellen und Arthur, und noch dazu einen jüngeren Bruder. Henry. Laut seinem Profil, das erst 2007 öffentlich gemacht wurde, war sein Vater ein starker Alkoholiker, aber auch ein methodischer Farmer, der seine Arbeit gewissenhaft verrichtete. Man geht davon aus, dass Mudgetts Kindheit nicht besonders langwierig war, und das noch junge Kind unwiderruflich prägte. H. H. H. beschrieb bei seiner Vernehmung, wie einige Klassenkameraden ihn zu seinen Schuljahren befohlen hatten, ein Skelett zu berühren, als sie von seiner Angst von dem lokalen Arzt erfuhren. Er bezeichnet es im Nachhinein als Angst vor dem Objekt, und dem Wunsch, so schnell wie möglich vom Ort des Geschehens verschwinden zu können. Der Schriftsteller Erik Larson stellte somit eine neue Sache in den Raum. Nämlich, dass Holmes bald beinahe besessen vom Tod wurde, und alles tat, um diesem Naturgesetz auf die Schliche zu kommen.

Ein Brief, verfasst in altmodischer, schnörkeliger Schrift rutschte aus dem Haufen.


Clara Lovering und Herman Webster Mudgett laden Sie herzlich zu ihrer Hochzeit am ein.
Sie findet am 4. Juli 1884 statt.
Das Fest wird voraussichtlich in Alton, New Hamshire abgehalten.

Dieser wurde gefolgt von einem kleinen Zeitungsartikelstück, das jemand definitiv schlampig ausgeschnitten hatte.


Clara Lovering und Herman Webster Mudgett freuen sich
die Geburt ihres Sohnes eidlich getauft, Robert Lovering Mudgett,
am 3 Februrar 1889 in Loundon (nicht zu verwechseln mit London), verkünden zu dürfen.

Der Sohn wurde anderen Aufzeichnungen zufolge später Verwalter in vielen unterschiedlichen Städten, und machte seinem Namen alle Ehre. Während ich so weiter stöberte, fielen die Tropfen unermüdlich weiter.
Ich fand eine Zusammenfassung seines Lebenslaufes, die teilweise auf Französisch verfasst worden war. Anscheinend hatte es sich ein Amateur zur Aufgabe gemacht, das Leben dieser Person am logischsten zu verknüpfen. Ihm hatten die alten Versionen von den Profielen nicht gefallen.

Mudgett schloss sein Studium an der Universität von Michigan Medizin in Juni 1884 ab, nachdem er seine Obduktionen abgeschlossen hatte. Er stahl zwischenzeitlich auch Körper aus dem Leichenschauhaus, verrenkte diese, und behauptete, dass die Leute bei einem Unfall ums Leben kamen, um mehr Geld von den Versicherungen zu erhalten, die er für jede Leiche erhielt. Natürlich wurde das erst vor wenigen Jahren bekannt. Dann zog er nach Chigago, um eine Karriere im Pharma-bereich zu beginnen. Es war auch zu dieser Zeit, als er sich den Namen „H. H. Holmes“ gab, und sich in illegale Geschäfte verwickelte.

Mir klappte die Kinnlade leicht auf, als der Wind ein Blatt direkt auf meine Hand schob. Und das, was darauf geschrieben war, brachte mich unwillkürlich zum lachen.


Myrta Belknap und Herman Webster Mudgett laden Sie herzlich
zu ihrer Hochzeit im Oktober 1862 in Pennsylavania ein.

Ich widmete mich abermals dem Lebenslauf.

Clara war zu dieser Zeit offiziell gesehen noch seine Lebensgefährtin. Er füllte Wochen danach schließlich doch die Scheidungspapiere aus, vollendete diese aber nie, da seine erste Frau „unglücklicherweise“ spurlos verschwand. Holmes hatte daraufhin eine Tochter mit Myrta. Ebenfalls angekündigt mit einem an sich schicken Kuvert. Lucy Theodate Holmes. Geboren am 4 Juli 1889 in Englewood, Illinois. Diese wurde später eine Grundschullehrerin.

Ein Knarren hinter mir riss mich aus den interessanten Texten. Doch nach einer kurzen Weile von unbegründeter Angst stellte ich fest, dass mir der geliebte Regen mit seinen Windböen einen Streich gespielt hatte.

Am 17 Januar 1894 heiratete Holmes dann zusätzlich Georgiana Yoke, natürlich ohne sich zuvor von seinen anderen Frauen trennen zu lassen. Myrta verließ ihr Leben dann plötzlich für einen Urlaub im Ausland, und kehrte genau wie ihre Vorgängerin nie wieder. Er hatte zudem noch eine Beziehung mit Julia Smythe, der Frau einer seiner ehemaligen Angestellten. Natürlich ein uneheliches Verhältnis, das ihm später nicht nachgewiesen werden konnte.

Doch diese Frau wurde schließlich eines seiner mutmaßlichen Opfer. Man fand ihre Leiche später in einem ausgemergelten Schuppen, mitten in Minnesota, wobei ihre Gliedmaßen seltsam deformiert waren. Wie bei einer Puppe, deren Sehnen man überstrapaziert hatte.
Innerhalb kurzer Zeit brachte es Holmes in Chicago zu einem beträchtlichen Vermögen, das er mit einer Mischung aus List und Mord zusammenraffte. Dank seines Charmes verstand er es, die Witwe Mrs. Holton zu umgarnen und sich den Laden ihres verstorbenen Mannes anzueignen. Mrs. Holton „verreiste“ kurz darauf nach Kalifornien; und kehrte genau wie ihre Vorgängerinnen niemals zurück.

In den nächsten Jahren heiratete Holmes eine Reihe von jungen Frauen, die alle bald darauf auf mysteriöse Art und Weise ihr Leben verloren.

Der Autor dieser Zusammenfassung hatte sich bereits eine Meinung geprägt, und es war kein Geheimnis, dass das „mysteriös“ hier einen ironischen Beiklang haben sollte. Nun war mir das Prasseln des Regens zu viel. Das Fenster schloss sich mit einem beinahe anklagendem Klicken..

Zu Beginn der 1890er Jahre ließ Holmes pünktlich zur World’s Columbian Exposition, der Weltausstellung in Chicago von 1893, ein riesiges Hotel bauen, welches er im Zuge seiner Selbst in ein wahres Albtraumhaus verwandelte. Das blieb so lange unentdeckt, da er seine Angestellten monatlich, wenn nicht sogar wöchentlich austauschte, niemanden in seine Geschäfte einweihte, und ohnehin die Abgeschiedenheit pflegte. In diesem Haus gab es Falltüren, Geheimgänge, versteckte Räume und einen Keller mit Foltertisch, Säurebäder und einem Raum, der mit Gas gefüllt werden konnte. Mehrere Kammern mit zahlreichen Geräten darin, verworrene Gänge, Fenster, die in andere Räume zeigten, und dort wie Spiegel anmuteten, und zu guter Letzt den Keller, in dem er die Leichen mit Hilfe von verschiedensten Säuren zersetzte, oder ihnen gegebenenfalls beim dahin vegetieren zusah. Holmes nahm während der Weltausstellung gerne junge alleinstehende Frauen in dem Hotel auf, die zur Weltausstellung oder um in Chicago Arbeit zu finden angereist waren. Bevorzugter Weise Witwen, mit denen er kurzweilig seinen Spaß hatte. Anfragen der Familien nach dem Verbleib der Frauen blieben erfolglos.

Meine Hand zitterte. Ich starrte auf die Worte, ohne sie zu verstehen, und schüttelte den Kopf energisch, um meine Gedanken zu ordnen. Stattdessen aber erinnerte ich mich an einen seltsamen Brief, den ich vor wenigen Tagen auf dem Boden liegend gefunden hatte. Natürlich hatte mich meine Neugierde dazu getrieben, ihn zu lesen, doch dort war nur ein einziger Satz verzeichnet gewesen. „Haltet mich auf, denn ich bin nicht Herr meiner Selbst.“

Das Knarren hinter mir konnte nicht mehr vom Wind stammen. Es regnete weiterhin.

Holmes verkaufte die Skelette mancher Opfer an Universitäten.

Es war ein fehlgeschlagener Versicherungsbetrug, der ihm schließlich zum Verhängnis wurde. Als die Polizei ihm auf der Spur war, zündete er am 19. August 1895 sein Horrorhaus an, um Beweise zu vernichten. Das Haus soll bis auf die Grundmauern niedergebrannt sein, und dennoch konnte man noch die Überreste von mehr als 100 Leuten sichern, die in diesen Mauern gestorben waren. Seine Opfer waren vorwiegend Frauen, aber auch vereinzelt Männer und Kinder. Nach der Weltausstellung floh Holmes durch die USA und ermordete auch auf dieser Flucht noch Menschen, bis man ihn schließlich verhaftete.

Es gibt auch Berichte, das Gebäude sei nicht vollständig abgebrannt und noch bis in die späten dreißiger Jahre gestanden, bis es abgerissen wurde um ein Postamt zu errichten. Heute steht an dem Platz von Holmes Hotel das Englewood Post Office (611 W 63rd St).
1895 wurde er festgenommen. Verurteilt wurde er wegen 27 Morden und sechs Mordversuchen in Chicago, Indianapolis und Toronto, die ihm nachgewiesen werden konnten. Es gibt noch viel mehr Morde, die wahrscheinlich von ihm ausgeführt worden sind, und noch viel mehr Morde, von denen es bis heute keine Beweise gibt. H. H. Holmes wurde am 7. Mai 1896 morgens um ungefähr 10 Uhr im Philadelphia County Prison am Galgen hingerichtet.

Seine letzten Worte tauchten aber in keinem öffentlichen Verzeichnis auf, da sie ohne Zweifel für einen Aufruhr in der Gesellschaft gesorgt hätten. „Glauben sie an Reinkarnation?“

Welch böse Andeutung eines Serien-Killers, die sich hier auf Papier wiederfand, und irgendwie einen kleinen Teil ihres Fluches verloren hatten. Aus irgendeinem Grund hatte ich plötzlich Gänsehaut, und die Räumlichkeiten schienen unendlich kühl zu sein.

Der Regen war mittlerweile stumm, und kein Donner störte die übermächtige Ruhe. Ich fröstelte. Abermals.

Mein Körper bewegte sich ohne meine Zustimmung. Er sah in dem schwindenden Licht nach hinten, und entdeckte die Gestalt, die am Boden kauerte. Die Tür des Bürös hinter ihr lag offen. Die Augen waren nur zwei schwarze Löcher, die Lippen abgetrennt, ein Lächeln eingeritzt. Hände und Füße fehlten, Haut ledrig, und abschälend. Gliedmaßen seltsam verbogen, und abstehend. Mir war so kalt. Es röchelte, als es weiter auf mich zu kroch.
Ein Rauschen füllte alle meine Sinne aus, als ich beobachtete, wie es mit seinen letzten Worten immer weiter auf mich zu kroch.

„Hi…rgha..l…hagr..fe…“

Die Tropfen wurden leiser. Das gleichmäßige Rauschen verebbte. Schlug mein Herz unendlich schnell, oder gar nicht? Ich war mir nicht mehr sicher. Schweiß perlte auf meiner Stirn, als ich die Kreatur betrachtete, die aussah, wie das Resultat eines schrecklichen Albtraumes.

Der Schuss durchschnitt alles. Den Regen. Die Wolken. Die Stille. Draußen zwitscherten die Vögel plötzlich, und die Scheibe reflektierte den Schein der Sonne tausendhaft. Rote Sprenkel zierten die Wand, und das etwas lag nun reglos auf dem Boden – ein frisches Loch führte direkt durch seine Stirn.

Die Waffe in meiner Hand rauchte noch ein wenig. Altes Modell. Gefertigt aus Edelmetallen. Ich musste dringend weiter an den Entwürfen von den Gängen arbeiten, denn sonst konnte das mit meinem Hotel nichts werden.


Mudgett – oder besser gesagt – Holmes, glaubte fest an die Reinkarnation,
und versuchte zu seinen Lebzeiten, sie zu beweisen.

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