LangeTagebuch

Julia

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Julia

Lasst mich euch von meinem Alptraum erzählen.

Ich meine damit keinen Alptraum, aus dem man zittrig und benommen aufwacht, der einem im Halbschlaf schon wieder entgleitet und von dem man nur noch ein immer schwächer werdendes Unwohlsein mit in den Tag nimmt, in dem Wissen, dass alles nur ein Traum war und in der Realität alles nach wie vor in bester Ordnung ist.

Nein, mein Alptraum ist anders. Denn mein Alptraum IST meine Realität. Und indem ich dies hier aufschreibe und mit anderen teile, gestehe ich mir das zum ersten Mal auch selbst ein. Ich blicke nun auf diese Zeilen, und da steht es schwarz auf weiß, so real wie ich selbst.

Es war natürlich nicht immer so und im Nachhinein fällt es mir schwer, mich daran zu erinnern, wie und wann genau alles begann.

Ich denke, der Tag, der mein Leben und das meiner Familie langsam und schleichend in diesen Alptraum verwandeln sollte, war der Tag, an dem meine Mutter meine Schwester zum ersten Mal am Frühstückstisch auf ihre Augenringe und ihre blasse Haut ansprach. Ja, ihr lest richtig. So banal und alltäglich begann das Grauen bei uns Einzug zu halten, und ich frage mich bis heute, ob alles anders gekommen wäre, hätten wir die ersten Anzeichen nicht für so banal und alltäglich gehalten.

So aber antwortete meine kleine Schwester Julia auf die Frage meiner Mutter, ob sie nicht gut geschlafen hätte, gähnend, dass sie sich etwas erschöpft fühle, sich wohl verlegt hätte und Kopfweh habe. Meine Mutter presste uns allen daraufhin frischen Orangensaft aus, sprach etwas von der bald beginnenden Erkältungszeit und ermahnte uns, dass wir mehr Vitamine zu uns nehmen sollten und nicht immer dieses ungesunde Junkfood. Ich weiß noch, dass sie es „Schunkfud“ aussprach, meine 13-jährige Schwester daraufhin die Augen verdrehte und mein Papa hinter seiner Morgenzeitung demonstrativ an seinem schwarzen Kaffee schlürfte und in sein Nutellabrot biss. Ihr seht, es war ein ganz normaler Morgen in einer ganz normalen Familie, und vielleicht war es das an diesem Tag auch wirklich gewesen. Einfach nur eine Familie, ein Vater, eine Mutter, beide Ende 40, seit 20 Jahren mit allen Höhen und Tiefen verheiratet und ihre zwei Teenie-Töchter, die eine 16, die andere 13 Jahre alt; irgendwie ähnlich und doch verschieden, verbunden durch diese seltsame Mischung aus Hassliebe, durch die sich die meisten Geschwisterbeziehungen definieren. Eines dieser Mädchen, das jüngere, war meine kleine Schwester Julia.

Lasst mich euch etwas mehr über Julia erzählen. Es wird mir wehtun, darüber zu schreiben und meine Erinnerungen an unsere glücklichen Tage wieder zu durchleben, aber ich denke, dass ich es Julia schuldig bin, sie hier noch einmal so zu beschreiben, wie sie wirklich war. Wie sie war bis zu jenem Tag. Denn ich denke, der Grund, warum Augenringe und Erschöpfung bei Julia besonders auffielen, war ihr sonst so makelloses und frisches Aussehen. Julia war schon als Baby außergewöhnlich hübsch gewesen. Während mein Bild im Wörterbuch neben dem Begriff „Durchschnitt“ zu finden gewesen wäre, war Julia die Sorte Mensch, die die Blicke auf sich zog. Sie hatte immer schon einen vollen Schopf goldblonden Haares besessen und dazu strahlend grüne Augen, die immer zu lachen schienen. Auf ihrer Stupsnase tummelten sich frech ein paar hellbraune Sommersprossen und ihr Lächeln war so ansteckend und voller Lebensfreude, dass meine Eltern sie immer „Sonnenschein“ nannten. Und das war sie auch. Um Missverständnissen hier gleich mal vorzubeugen, ich war nie eifersüchtig auf Julia gewesen. Ich hatte begonnen, mir im Alter von zwei Jahren ein Geschwisterchen zu wünschen, nein, genauer gesagt eine Schwester, und als dieser Wunsch sich dann ein Jahr später erfüllte, war ich überglücklich. Julia war meine Kleine. Mein Püppchen, mein Engel, mein Sonnenschein. Ich herzte und knuddelte das süße Baby, wann immer ich konnte, und habe sie damals schon wie ein Löwe beschützt, so gut mir das mit meinen drei Jahren eben möglich war. Als Julia älter wurde und begann, mit meinen Sachen zu spielen, kamen natürlich die ersten Streitereien auf. Spätestens als meine Lieblings-Barbie durch Julias ungeschickte Baby-Finger ihren Kopf verlor, schrie ich zum ersten Mal ein „Ich hasse sie!“ von meiner kindlichen Seele.

In der Grundschulzeit wurde unsere Beziehung wieder inniger, da Julia und ich die gleiche Schule besuchten und ich nur zwei Klassen über ihr war. Auf dem Schulhof handelte ich mir einmal mächtig Ärger und einen Verweis ein, da ich einem Jungen mit einer Alu-Trinkflasche so fest eins überzog, dass er eine Platzwunde davontrug, die genäht werden musste. Dies tat ich aber nur, weil ich mitbekam, dass er meine kleine Julia im Spielhäuschen eingesperrt hatte und nun nicht mehr hinauslassen wollte. Von drinnen hörte ich ihr verzweifeltes Weinen und Klopfen, und draußen stand der fiese, kleine Junge und lachte sie aus. Da brannten mir die Sicherungen durch. Verständlich, oder?

Nun, zu dem Zeitpunkt, an dem unser bis dahin so wunderbar normales Leben für immer enden sollte, waren wir beide Teenager. Natürlich keine einfache Zeit, für keine von uns. Hatten wir doch beide jeweils mit ähnlichen und doch ganz individuellen Problemen zu kämpfen, die dieses Alter so mit sich bringt. Julia war nach wie vor strahlend hübsch, die beginnende Pubertät konnte ihrem Aussehen bisher noch nichts anhaben und auch ihr sonniges Gemüt aus Kindertagen hatte noch nicht allzu sehr unter den alterstypischen Stimmungsschwankungen gelitten. Ihre neue Lieblings-Mimik war es zwar, die Augen zu verdrehen und demonstrativ zu stöhnen, wenn meine Eltern etwas sagten, doch meist war sie nach wie vor zugänglich. Durch ihr gutes Aussehen und ihren langsam in Form kommenden Körper hatten die Jungen in unserem Alter begonnen, von Julia Notiz zu nehmen und sie anders anzusehen. Mir war das aufgefallen, wenn wir zusammen unterwegs waren. Doch Julia war auf einer Seite doch noch zu sehr Kind, um das zu bemerken. Sie hatte auch, anders als ich, noch kein Interesse an Schminke und einem besonderen Kleidungsstil entwickelt. Sie trug einfach Jeans und T-Shirt, ihre langen, blonden Haare in einem hohen Pferdeschwanz ,und so sah sie umwerfend aus. Ich dagegen hatte das Gefühl, mein Aussehen aufwerten zu müssen. Ich hatte meine Straßenköter-braunen Haare nach langem Betteln endlich schwarz färben dürfen und benutzte Kajal, als ob ich mich in einen Panda verwandeln wollte. Außerdem hatte ich es tatsächlich geschafft, das Interesse eines Jungen auf mich zu ziehen, und steckte gerade in so etwas wie meiner ersten Beziehung. Er hieß Chris, war 18 Jahre alt und meiner Meinung nach ziemlich cool. Er war so eine Art Punk, trug seine Haare zu einem Iro hochgestylt und wertete sein Outfit durch Stachelhalsbänder und Springerstiefel auf. Eigentlich war er ein ganz harmloser Kerl, aber sein Aufzug und die Tatsache, dass ich ihn durchs Internet kennengelernt hatte (was damals noch nicht sehr verbreitet war), ließen ihn mich zu dem Zeitpunkt noch vor meinen Eltern verheimlichen. Ich erzähle euch das, um noch einmal mein Verhältnis zu meiner kleinen Schwester zu verdeutlichen. Sie wusste nämlich als Einzige von Chris. Ich hatte es jemandem erzählen müssen, und sie war es, der ich mein Geheimnis am ehesten anvertrauen wollte. Ihr seht, trotz aller Unterschiede in unserem Charakter und unserem Aussehen, trotz aller geschwisterlichen Konflikte – und ja, ich gebe es zu, auch ab und an ein Anflug von Neid – waren unsere Schwester-Seelen eng verbunden und wir kannten einander, wie kein anderer Mensch auf der Welt uns kannte. Und es gab Momente, da kannten wir die andere besser als sie sich selbst.

Der Moment, in dem meine Mutter am Frühstückstisch Julias eingefallene Augen bemerkte und Julia eine banale, unauffällige Antwort murmelte, war der Moment, in dem ich bemerkte, nein SAH, wie sich ein Schatten auf meine Sonnenschein-Schwester legte. Und ich meine das ganz wörtlich. Irgendetwas… Dunkles kam von irgendwoher und legte sich um sie wie ein dünnes und dennoch bleischweres Tuch. Niemand bemerkte es außer mir. Meine Mutter begann ihren typischen Mama-Monolog über Vitamine, mein Vater machte sich auf seine Papa-Art darüber lustig und meine Schwester pubertierte herum, indem sie genervt tat. Nur ich saß noch eine Weile vor meinem unangetasteten Frühstück und konnte spüren, wie mir eine Gänsehaut über den Nacken kroch. Als ich noch einmal zu Julia hinübersah, in der Annahme, gerade einer Sinnestäuschung unterlegen zu sein, sah ich zu meinem Schrecken, dass der dunkle Schatten immer noch da war und überhaupt nichts mit dem Licht zu tun hatte, das durchs Fenster fiel, auch nicht daran lag, dass sich an diesem unbeständigen Oktobertag immer wieder Wolken vor die Sonne schoben. Nein, dieser Schatten hatte etwas… Unnatürliches. Er war etwas, das da nicht hingehörte, etwas, das bei einer normalen, fröhlichen Familie am Frühstückstisch an einem Samstagmorgen nichts zu suchen hatte… und doch war er da… deutlich genug, um ihn zu bemerken, wenn man aufmerksam hinsah, und doch fadenscheinig genug, um seinen Augen nicht zu trauen. Fast hatte er etwas Höhnisches an sich…

Ich schüttelte unmerklich den Kopf, rieb mir kurz die Augen und versuchte dann, es zu vergessen. Es war nichts und ich sollte jetzt endlich essen. Ich wollte mich noch hübsch machen und mich später mit Chris treffen. Der Gedanke an Chris verdrängte alles andere aus meinem Kopf und so begann ich zu frühstücken. Das Gespräch war derweil von Vitaminen in der Erkältungszeit zu Julias Wäschekorb gewechselt, der schon seit einer Woche überquoll und den sie doch bitte endlich ausräumen solle.

Hätte ich den Schatten, der sich unerklärlicherweise über meine Schwester gelegt hatte und ihr sonst so strahlendes Licht auf eine unnatürliche Weise dimmte, an diesem einen Morgen nicht bemerkt, so wären mir doch die anderen Anzeichen aufgefallen, die darauf hindeuteten, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Julias Augenringe verschwanden nicht, wie sie es eigentlich hätten tun müssen, hätte sie nur einmal eine schlechte Nacht gehabt. Im Gegenteil, sie wurden tiefer und dunkler und auch ihre sonst so rosige Haut nahm nach und nach einen fahlen, gelblichen Ton an. Ich weiß, welcher Verdacht euch jetzt beschleichen mag, wenn ihr vielleicht grade an eure eigene Jugend zurückdenkt. Aber wie schon gesagt, Julia stand mit einem Fuß noch in ihren Kinderschuhen, in ihrem CD-Player lag einerseits eine CD von Britney Spears, andererseits wechselte diese oft noch den Platz mit Bibi und Tina (auch wenn sie ihren Freundinnen das natürlich nicht erzählte). Was ich damit sagen will ist, Julia hatte mit Alkohol und Drogen so viel am Hut wie eine katholische Nonne mit Tinder.

Dennoch war irgendetwas mit ihr nicht in Ordnung, und nach und nach fiel das nicht nur mir auf, sondern auch meinen Eltern. Das Seltsamste war jedoch Julias Reaktion, als unsere Mutter sie ein paar Tage nach ihrer ersten Bemerkung beim Frühstück wieder auf ihr verändertes Aussehen ansprach. Julia reagierte nicht in ihrer zurzeit typischen „Ach Mama“-Manier, sondern sie schien richtiges Unbehagen zu empfinden. Sie wand sich unter den Blicken unserer Mutter, als hätte sie tatsächlich etwas zu verbergen, und als diese nicht locker ließ, flüsterte sie endlich „Ich schlaf zurzeit schlecht, Mama…“ Es war dieses Flüstern, das mich so erschreckte. Denn diese Stimmlage hatte ich bei meiner sonst so extrovertierten Schwester noch nie gehört. Es klang fast, als hätte sie unserer Mutter gerade ein Geheimnis anvertraut. Und es war offenbar kein gutes.

Hätte ich etwas tun können?

Die Frage geht mir nach all den Jahren immer noch durch den Kopf. Und jetzt, wo ich all die Anzeichen wieder aus ihren Gräbern in meinem Gedächtnis buddle und sie wie langsam verwesende Leichen in ihrer ganzen Grauenhaftigkeit vor mir liegen, schreit eine Stimme in mir laut und deutlich: „JA!“ Ja, verdammt, ich hätte mit meinen Eltern über den Schatten sprechen sollen, den ich jetzt immer deutlicher um Julia herum wahrnahm. Ich hätte sie fragen sollen, ob ihnen nicht auch aufgefallen wäre, dass es jedes Mal, wenn Julia einen Raum betrat, dort irgendwie dunkler und kälter wurde, hätte sie darauf aufmerksam machen sollen, dass Julia immer weniger sprach und lachte. Und ich hätte ihnen von dem Weinen erzählen sollen, das nachts aus Julias Zimmer kam und das unsere Eltern nicht hören konnten, da ihr Schlafzimmer im Erdgeschoss lag, ich aber umso deutlicher, da meine Schwester und ich uns die obere Etage teilten. Ich machte mir Sorgen um meine Schwester, genau wie unsere Eltern, aber im Gegensatz zu ihnen verwandelte sich meine Sorge langsam in Angst.

Warum ich all das so lange für mich behielt, kann ich heute nicht mehr sagen. Ich könnte es jetzt darauf schieben, dass ich selbst noch so jung war, doch das wäre nicht die ganze Wahrheit. In Wahrheit war ich feige. Ich spürte eine unterschwellige Bedrohung, die von irgendetwas Ungreifbarem ausging, das sich über Julia gelegt und somit auch zu mir Zugang gefunden hatte. Es war, als ob eine leise, bedrohliche Stimme mir zuraunte, jedes Mal, wenn ich kurz davor war, mich jemandem zu öffnen: Dir wird niemand glauben… du siehst es, du spürst es, alle sehen es, alle spüren es, aber keiner will es hören… Keiner will, dass es so etwas gibt, also gibt es so etwas nicht… Halt den Mund, verschließ die Augen und leb weiter in deiner heilen Welt…

Und so tat ich es, ich lebte mein Leben weiter, als wäre nichts gewesen, sprach weder mit unseren Eltern darüber noch mit einer Freundin noch mit Chris. Bei all diesen Menschen tat ich, als wäre alles wie immer, da die Bedrohung sonst auch auf sie übergegriffen hätte, das wusste ich irgendwie.

Die Gespräche mit Julia selbst wurden immer oberflächlicher und kühler, so als würde auch sie die leise Stimme hören, die sie davor warnte, zu viel zu sagen. Nur manchmal, da warf sie mir Blicke zu, die mir eine Gänsehaut über den Rücken und Tränen in die Augen trieben. Es war ein seltsam verzweifelter Blick, der aber dennoch nie ganz zu mir durchdrang. Fast so, als wäre sie unter einer unsichtbaren, aber undurchdringlichen Schicht Eis gefangen und würde langsam, aber sicher immer weiter nach unten in die Tiefen eines unbekannten Ozeans gezogen. Einerseits flehte ihr Blick mich an, sie zu retten, andererseits sagte er mir auch: Komm bloß nicht näher, sonst zieht es dich mit runter!

Auch unseren Eltern entging natürlich nicht, dass die Veränderung, die mit Julia vor sich ging, sonderbar war. Und ich weiß, dass auch sie sich seither jeden Tag ihres Lebens Vorwürfe machen und sich fragen, ob sie etwas von dem, was passierte, verhindern hätten können, hätten sie die Anzeichen nicht zunächst als normale Pubertätsschübe abgetan, und wären später, nachdem endlich klar geworden war, dass Julia tatsächlich Hilfe brauchte, nicht mit ihr zuerst zu einem normalen Hausarzt gegangen.

Denn Julias Schlafstörungen waren schlimmer geworden. Nachdem ich sie nachts zum ersten Mal in ihrem Zimmer leise hatte weinen hören, waren noch viele Nächte gefolgt und ich hatte fast jedes Mal zitternd vor ihrer Zimmertüre gestanden und hatte mit mir gerungen anzuklopfen. Aber irgendetwas in diesem Weinen hatte mich davon abgehalten, denn es klang genauso wie die Blicke, die sie mir zuwarf: weit weg und eisig. Oftmals hatte ich so lange dagestanden und in die Dunkelheit gelauscht, dass meine Füße wirklich eiskalt wurden, und irgendwann fiel mir auf, dass unter der Türschwelle von Julias Zimmer eine Kälte kroch, als würde man vor einem Eisfach stehen. Das war der Moment, in dem mich Grauen überfiel, wie ich es bis dahin noch nie gespürt hatte, und da rannte ich so leise und schnell in mein Bett, wie ich nur konnte, versteckte mich zitternd unter der Decke und stand nie wieder nachts vor Julias Tür. Das Weinen hörte ich trotzdem weiterhin.

Als nun Julias Symptome immer unübersehbarer wurden und auch schon Verwandte, Freunde und Lehrer ihre Besorgnis äußerten, der aufgesuchte Hausarzt jedoch nichts feststellen konnte und auch normale Hausmittel sowie Vitaminkuren keine Verbesserung zeigten, erwog unsere Mutter, mit Julia einen Psychologen aufzusuchen. Das Gespräch, das sie darüber mit meinem Vater führte, war nicht für unsere Ohren bestimmt, ich hörte es allerdings dennoch von der obersten Treppenstufe aus, da unsere Eltern darüber in einen lautstarken Streit gerieten.

Aus allem, was ich heraushörte, hoffte ich inständig, dass Mama sich durchsetzen würde, denn sie hatte Recht, wenn sie schrie, dass Julia in den letzten Wochen kaum noch redete, niemanden mehr sehen wollte, kaum noch aß und bereits fast 10 Kilo verloren hatte. Von den Schlafstörungen ganz zu schweigen. Mein Vater, der selbst als missverstandener Teenager schlechte Erfahrungen mit Psychologen gemacht hatte und sie abfällig „Seelenklempner“ nannte, schrie zurück, dass er sich nicht vorwerfen lasse, sich nicht genügend um seine Tochter zu sorgen, er aber sich selbst mehr vertraue als so einem „Seelenklempner“, der an ihr „herumdoktern“ würde, und dass er schon an sie herankäme. Ich saß in dieser Nacht noch sehr lange auf der obersten Treppenstufe und lauschte. Von unten hörte ich den Streit. Oben weinte leise meine Schwester.

Der Vorfall, der sich einige Tage nach diesem Streit ereignete, brachte meinen Vater dazu, seine Meinung bezüglich psychologischer Hilfe für meine Schwester zu ändern.

Es war etwa drei Uhr morgens. Das weiß ich deswegen so genau, weil ich wegen des Weinens meiner Schwester mal wieder wachlag und die Minuten zählte. Mir war aufgefallen, dass das Weinen von Mal zu Mal länger andauerte, und ich hatte gerade beschlossen, dass heute der Tag sein würde, an dem ich unseren Eltern endlich meine Beobachtungen mitteilen musste. Mir war klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Ich war die Ältere von uns beiden. Ich hatte eine Verantwortung! Mein Gott, was war ich nur für eine Schwester! Es war ja nicht so, dass unsere Eltern mich nicht schon gebeten hätten, mit Julia zu reden, und ob sie mir denn nicht wenigstens irgendetwas gesagt hätte, was mit ihr los sei. Aber ich verneinte stets, und das war ja nicht einmal gelogen. Dennoch hatte ich das Gefühl, mehr zu wissen…

Und während ich so dalag und die Minuten zählte, mit mir ringend und grübelnd, da war mir, als würde das leise Schluchzen, das ich mittlerweile schon zu gut kannte, lauter werden. Ich spitzte die Ohren und lauschte angestrengt, erst dachte ich, ich hätte mich getäuscht, aber dann stellte es mir mit einem Mal alle Nackenhaare auf! Das Weinen schwoll an zu einem seltsamen, kehligen Heulen, das so verzweifelt und verängstigt klang, dass ich daraus nicht mehr die Stimme meiner Schwester erkennen konnte. Und dann, ohne Vorwarnung, tat es einen ohrenbetäubenden Knall, als die Zimmertüre meiner Schwester aufflog und gegen die Wand knallte. Fast zeitgleich gellte ein Schrei durch das Haus, dass die Gläser in den Schränken in der Küche klirrten. „NEIN!“ Ich hörte das dumpfe Poltern von nackten Füßen, die über unseren weichen Flurteppich rannten, und trotz meiner eigenen Angst überwog der Adrenalinstoß des Schreckens und ich sprang ebenfalls aus dem Bett und riss meine Zimmertür auf. Da sah ich meine Schwester gerade noch, wie sie panisch über den Flur hechtete, doch als sie bei der Treppe, die ins Untergeschoss führte, ankam, wurde sie nicht langsamer. Es war, als würde sie die Stufen überhaupt nicht wahrnehmen, sie rannte einfach weiter, und so flog sie in einer grotesken Bewegung, die an eine Zeichentrickfigur erinnerte, in einem weiten Bogen bis ganz nach unten. Erst auf der vorletzten Stufe bekamen ihre Füße wieder Halt und sie verletzte sich nur deswegen nicht, weil unten schon unsere völlig geschockten Eltern standen und ihre ihnen entgegenfliegende Tochter reflexartig auffingen.

Auf den Lärm folgte die Stille, und ich weiß nicht, was schlimmer war. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie wir dort standen. Ich auf der obersten Stufe blickte nach unten in die leichenblassen Gesichter und weit aufgerissenen Augen von Mama und Papa, die meine Schwester in den Armen hielten, die in sich zusammengesackt war wie eine Stoffpuppe. Nur unser aller keuchender Atem war für ein paar schrecklich lange, gespenstische Sekunden zu hören. Ich dachte schon, Julia wäre ohnmächtig geworden. Doch dann sagte sie etwas. Einen einzigen Satz flüsterte sie, so leise und kraftlos, jedoch laut genug, dass ich ihn auch von oben noch hören konnte. Und dieser eine Satz brachte das Grauen endgültig in unser aller Leben:

„Es wollte mich holen kommen…“

Wer schon einmal selbst psychologische oder psychiatrische Hilfe brauchte, weiß, was ich meine, wenn ich sage, dass es verdammt schwer ist, die richtige Hilfe zu finden. Mittlerweile habe ich selbst eine Odyssee verschiedenster Kliniken, Medikamente und „Seelenklempner“ hinter mir. Der letzte, den ich aufsuchte, riet mir, dies hier niederzuschreiben, als Teil der Verarbeitungsstrategie meines Traumas. Also gut, verarbeiten wir weiter:

Unser Vater änderte in dieser Nacht seine Meinung und unsere Mutter nahm sich sofort am nächsten Morgen frei und organisierte einen Termin in einer psychologischen Praxis. Außer den Erfahrungen meines Vaters in seiner Jugend und der Eheberatung, die meine Eltern im verflixten siebten Jahr wohl einmal aufgesucht hatten, gab es in meiner Familie keine Erfahrungen mit Hilfen dieser Art. Doch verständlicherweise griff unsere Mutter sofort zu, als ihr ein Notfalltermin angeboten wurde. Ich beobachtete Julias Reaktion auf die Mitteilung, dass ihr ein psychologisches Erstgespräch bevorstand, doch die Reaktion blieb völlig aus. Hatte Julia vorher noch versucht, Gespräche über ihren Zustand abzublocken oder diesen auszuweichen, schien es, als wäre nach dieser Nacht jede Kraft aus ihrem Körper und Geist gewichen. Schlaff saß sie am Frühstückstisch, auf dem gleichen Platz, wo sie vor einigen Wochen noch durch ihre harmlosen Augenringe aufgefallen war, und ließ sich von unserer Mutter etwas Tee zwischen die blassen, rissigen Lippen schütten. Außer dem leisen Schlürfgeräusch und dem Klappern der Tassen war in der Küche kein einziger Laut zu hören. Nur die Kälte, die war wahrnehmbar und ich wusste, dass unsere Eltern sie auch spürten. Papa hatte an diesem Morgen schon mehrmals die Heizung überprüft. Sie funktionierte.

Julia bekam nun also von diesem Tag an psychologische Hilfe, doch wie diejenigen, die selbst schon einmal bei jemandem waren, wahrscheinlich wieder am besten wissen: auch Psychologen sind keine Wunderheiler. Therapien bedeuten lange, anstrengende, steinige Wege voller Schmerzen. Und manchmal kommst du an den Punkt, da kommt dir die Hilfe schlimmer vor als das Problem selbst.

Bei Julia allerdings schien die Hilfe anzuschlagen, denn auch wenn der Psychologe nicht sofort soweit zu ihr vorzudringen konnte, um die für uns quälendste Frage zu beantworten – Was ist mit Julia los? -, so besserte sich für Julia selbst doch zumindest ihr Schlafverhalten. Seit ihrem schlimmsten nächtlichen Anfall hatte ich sie kein einziges Mal mehr weinen gehört und auch ihr Äußeres ließ darauf schließen, dass sie nachts wieder zur Ruhe kam. Ihr stilles, in sich gekehrtes Verhalten, das in einem so krassen Gegensatz zu ihrer früheren Persönlichkeit stand, blieb allerdings. Und auch der Schatten, der über ihr lag, schien nach wie vor ein Teil von ihr zu sein. Wenn er nicht sogar dunkler geworden war.

Nach all diesen Ereignissen, die nun schon fast ein Jahr unsere Familie belasteten, empfand ich die nächtliche Ruhe als große Erleichterung. Im Nachhinein denke ich, dass es mein Egoismus war, der mich nicht erkennen ließ, dass es sich um die Ruhe vor dem Sturm handelte. Nachdem meine Schwester aufgehört hatte, nachts zu wimmern, und ich mich nicht mehr mit diesem Geheimnis belastet fühlte, war es für mich, als wäre ich aus der Schusslinie geraten. Julia bekam nun Hilfe. Wir hatten alles für sie getan, ich hatte alles getan. Es würde ihr bald besser gehen und alles würde wieder normal werden. Wie sehr ich mich täuschte…

Es geschah wieder in der Nacht. Etwa einen Monat, nachdem Julia mit ihrer Therapie begonnen hatte, die trügerische Besserung eingetreten war und ich nichtsahnend schlief, wurde ich plötzlich durch ein zaghaftes Klopfen an meiner Tür geweckt. Zuerst integrierte ich das Klopfen noch in meinen Traum, doch dann dämmerte mir langsam, dass wirklich jemand vor meiner Tür stand, und diese Erkenntnis ließ mich hochfahren. Ich lauschte mit pochendem Herzen. „Anna?“, wisperte es leise von der Tür. Es war Julias Stimme. Zuerst war ich erleichtert, doch diese Erleichterung hielt nicht lange. Ein unbestimmtes Gefühl der Ablehnung machte sich plötzlich breit. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Irgendetwas in mir wollte ihr nicht antworten. Nicht öffnen. „Anna, darf ich reinkommen, bitte?“ Leise, flehend, ängstlich. Ich hatte plötzlich wieder die Szene vor Augen, wie Julia damals als Erstklässlerin auf dem Pausenhof im Spielhäuschen gefangen wurde. „Ich will raus, ich will raus!“ Genauso klang ihre Stimme jetzt wieder, wie die eines kleinen Mädchens, so klein, so hilflos… mein Baby, mein Püppchen, mein… Sonnenschein?

„Hey…“, krächzte ich verschlafen und versuchte den Widerwillen, den ich empfand, hinunterzuschlucken. Es gelang mir nicht.

Dann wurde langsam und zaghaft die Klinke gedrückt und Julias blasses Gesicht erschien im Türspalt. Sie sah aus wie ein Geist. „Darf ich reinkommen?“, flüsterte sie nochmal. „Ich hab Angst… Doktor Müller hat gesagt, ich soll sagen, wenn ich Angst hab…“ Hatte ich gerade eben noch an die Julia aus der ersten Klasse denken müssen, fand ich jetzt, ein paar Sekunden später, dass sie klang wie ein dreijähriges Kind. Ich räusperte mich, da mein Kloß im Hals immer größer wurde. „Ähem… klar…“ Julia schlich auf Zehenspitzen herein und ich sah, dass sie einen Schlafsack hinter sich her schleifte. „Danke, Anna… darf ich bei dir schlafen?“ Sie schloss die Tür hinter sich und sah mich mit den Augen eines Kleinkindes an. Wie sie da vor meinem Bett stand, dünn und bleich, beschienen vom Streifen Mondlicht, der durch die Vorhänge schien, tat sie mir auf einmal unglaublich leid. Ihr ganzes Leid des letzten Jahres prasselte auf mich ein. „Klar, Schwester!“, sagte ich mit nun festerer Stimme. Sie lächelte, nicht ganz ihr altes „Julia-Lächeln“, aber das erste Lächeln seit fast einem Jahr. Und es galt mir. Sie ließ ihren Schlafsack fallen und kroch darunter. Im Zimmer war es eiskalt.

Es muss ein paar Stunden später gewesen sein, denn Julia war fast sofort, nachdem sie sich hingelegt hatte, eingeschlafen und auch ich war langsam weggedämmert. Aber eben nicht ganz. Ein warnendes Zischen in meinem Unterbewusstsein hatte mich wachgehalten und ich hatte immer wieder die Augen einen Spaltweit geöffnet, um nach meiner schlafenden Schwester zu sehen. Als ich das in dieser Nacht zum gefühlt hundertsten Mal tat, fuhr mir plötzlich ein unglaublicher Schock durch die Glieder und ließ mein Herz sofort rasen. Denn anders als die Male davor hatte Julia diesmal nicht die Augen geschlossen. Diesmal waren ihre Augen weit aufgerissen und ihr linker Arm ragte nach oben, als ob sie nach mir greifen wollte. Mit panischem Blick starrte sie auf einen Punkt irgendwo in der Dunkelheit. Mit rasendem Herzen sah ich zu ihr hinunter, unschlüssig, ob ich etwas sagen sollte. Da begann Julia zu sprechen, wobei es mehr ein Wispern war:„Anna… Anna, mach bitte das Licht an! Anna, da… da ist etwas!“

Der Klang ihrer Stimme erinnerte mich an das trockene Knarren einer alten, verzogenen Türe und mich überkam auf einmal ein unglaublich beklemmendes Angstgefühl. Es war nicht nur der Anblick ihres starren Gesichts oder der Klang ihrer knarrenden Stimme. Es war das, was sie sah und ich spüren konnte, was mir die größte Angst machte. Denn ich glaubte ihr. Irgendetwas war da bei uns im Zimmer und ich war mir auf einmal todsicher, dass es dieses Etwas war, das den Schatten vor fast einem Jahr auf meine Schwester gelegt hatte, dass es dieses Etwas war, das meine Schwester Nacht für Nacht zum Weinen brachte, und dass es dieses Etwas war, vor dem sie damals schreiend aus ihrem Zimmer floh. Dieses namenlose, ungreifbare Etwas, das seit einem Jahr Teil unseres Lebens war und über das niemand jemals sprach. Es war jetzt in diesem Moment hier in meinem Zimmer.

Ich wäre wohl vor Angst erstarrt, hätte nicht Julias erneutes Flehen mich aus meinem Schockzustand gerissen. „Mach das Licht an, Anna! Im Licht kann es uns nichts tun!“ Ich hatte das Gefühl, sobald ich meinen Arm auch nur einen Millimeter bewegen würde, würde irgendetwas Schreckliches geschehen, doch noch mehr als das fürchtete ich mich vor der Dunkelheit. Und so griff ich blitzschnell zu der Stelle an meinem Nachttisch, wo meine Lampe stehen musste, ohne den Blick von meiner Schwester zu nehmen. Ich drückte den Lichtschalter in der Erwartung der erlösenden Helligkeit, doch… nichts geschah. Die bleierne Dunkelheit blieb bedrohlich im Zimmer hängen, füllte es völlig aus.

„Fuck!“, flüsterte ich. „Anna“, drängte Julia wieder, diesmal mit noch mehr Panik in der Stimme. „Mach um Himmels Willen das LICHT AN!“

„Jajaja…“ Panisch rasten Gedanken durch mein Hirn. Der einzige andere Lichtschalter im Zimmer befand sich neben der Tür. Und um den zu erreichen, musste ich… aus dem Bett.

Der kindliche Glaube, ein Bett und eine kuschlige Decke wäre ein guter Ort, um sich vor bösen Monstern zu verstecken, war plötzlich wieder so stark und präsent wie damals, als ich vier Jahre alt gewesen war und meine Eltern versucht hatten, mich an das Schlafen im eigenen Zimmer zu gewöhnen. Damals hatte ich geglaubt, das Bett wäre eine magische Barriere, zu der Monster nun mal keinen Zutritt hätten. Dass dies nicht stimmte, spürte ich jetzt 12 Jahre später ganz deutlich. Denn Julias Flehen und die Tatsache, dass irgendetwas KALTES sich den Weg unter meine schützende Bettdecke gebahnt hatte, waren letztendlich Grund genug, die trügerische Sicherheit aufzugeben. Mit einem großen Satz hechtete ich aus dem Bett, sprang über meine immer noch wimmernde Schwester auf dem Boden und war innerhalb von einer Sekunde am rettenden Lichtschalter. In dem Moment, in dem ich ihn unter meinen Fingern spürte, hatte ich unglaubliche Angst, dass auch diese Lichtquelle versagen könne und ich völlig ausgeliefert in der undurchdringlichen Dunkelheit in meinem Zimmer stehen würde. Doch mit dem, was dann wirklich geschah und was noch tausendmal schlimmer war, rechnete ich nicht.

Das Licht ging an. Und genau in der Sekunde erstarb Julias Stimme. Mitten im Wort, mitten im Atemzug. Ich stand noch vielleicht zwei Sekunden mit dem Rücken zu ihr am Türrahmen, nichts als mein pochendes Herz im Ohr und die Angst im Nacken.

Dann drehte ich mich um. Und sah zum Schlafsack. Der Schlafsack war leer.

Julia war weg.

Nachdem ich, ich weiß nicht wie lange, im blendenden Licht gestanden hatte und ungläubig auf den leeren, zerwühlten Schlafsack gestarrt hatte, den einzigen Beweis, dass meine Schwester eben noch hier gewesen war, hörten unsere Eltern zum zweiten Mal innerhalb eines Monats eine ihrer Töchter nachts schreien.

                                                      …

Die Polizei sagt, Julia wäre weggelaufen. Natürlich sagt sie das. Denn natürlich müssen alle Kinder, für deren Verschwinden es keine Erklärung gibt, entweder entführt worden oder weggelaufen sein. Oder die eigene Familie hatte etwas mit dem Verschwinden zu tun. Nachdem unsere Eltern oder ein Entführer von außen relativ schnell ausgeschlossen werden konnten, blieb nur noch die Theorie der Ausreißerin. Für jeden von uns. Für jeden von uns war es eine grauenhafte und gleichzeitig tröstliche Theorie. Denn sie bedeutete, Julia war freiwillig gegangen, war noch irgendwo da draußen und konnte genauso freiwillig wieder zu uns zurückkehren.

Und daran glauben wir bis heute, 10 Jahre nachdem der Alptraum für uns begann. Daran glauben wir, auch nach den millionsten Flugblättern, dem tausendsten Aufruf über die Medien, der hundertsten Befragung durch die Polizisten.

Wir glauben daran, dass unser Sonnenschein irgendwann wieder zurückkommt. Dass sie eines Tages vor uns steht, die Sommersprossennase von einem Lachen gerunzelt, uns in die Arme fällt und einfach alles so ist wie früher.

Daran glauben wir. Daran müssen wir glauben.

Auch wenn wir alle in jener Nacht gefühlt haben, dass das Zimmer eiskalt und nur der Schlafsack noch warm gewesen war…

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