ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Im Juli 1916 starteten französische und britische Streitkräfte eine gemeinsame Offensive an der Somme gegen die Stellungen der Deutschen. Über Monate hinweg konnten keine nennenswerten Erfolge verbucht werden. Selbst der erste Kampfeinsatz der britischen Tanks im September konnte den Durchbruch nicht erzwingen. Im November sollte eine letzte, große Offensive nun doch noch die Entscheidung zu Gunsten der Entente bringen. Den Beginn machte ein tagelanges Artilleriesperrfeuer.
Private Jack McFinlay, 51st Highland-Division
Jack McFinlay war ein hochgewachsener Schotte aus Glasgow und kämpfte bei der 51st Highland-Divison. Er hatte sich 1914 freiwillig gemeldet, um einer Gefängnisstrafe wegen einer Kneipenschlägerei zu entgehen. Er war ein lauter, ungehobelter Kerl. Doch seine raue, harte Art machte ihn in den Schützengräben Europas zum perfekten Soldaten. Dass er sich seit seinem vierzehnten Lebensjahr regelmäßig geprügelt hatte, war auch nicht zu seinem Nachteil.
McFinlay saß mit seinen Kameraden im Schützengraben und bereitete sich auf den Angriff vor. Die Schotten waren bei den Deutschen gefürchtet. Bereits von weitem waren die Highlander an ihrer traditionellen Kopfbedeckung, ihrem Kilt und dem Lärm des Dudelsackes zu erkennen. Im Nahkampf waren die Schotten erbarmungslos.
McFinlays Zug hatte sich komplett auf den Nahkampf spezialisiert. Keiner von ihnen hatte ein Gewehr dabei. Sie waren mit Revolvern, Granaten, Messern und Keulen bewaffnet.
„Jetzt zeigen wir es den Jerrys“, höhnte einer der Highlander. McFinlay lachte und zog das Lederband an seiner Keule fest, damit diese im Kampf nicht aus der Hand rutschte.
„Reich lieber noch mal den Scotch rüber, ich will den Deutschen nicht mit trockener Kehle gegenüber treten“, sagte er und ließ sich von einem Kameraden eine Flasche 12 Jahre alten Scotch reichen. Er nahm drei große Schlucke und reichte die Flasche dann weiter. Als die Männer ihre Witze machten, kam ein Sergeant vorbei.
„Macht euch bereit Jungs, wir greifen gleich an“, sagte er und ging dann weiter den Graben entlang.
„Ihr habt den Sergeant gehört, also los. Heizen wir den Jerrys ein!“, sagte McFinlay und schnallte sich eine Tragetasche mit Granaten um. Dann wartete er mit seinen Kameraden auf den Angriffsbefehl.
Als die Artillerie aufgehört hatte zu feuern, ertönte eine Trillerpfeife. Das Zeichen für den Angriff.
Die Männer sprangen aus dem Graben und rannten über das Niemandsland den deutschen Stellungen entgegen.
Kaum waren sie aus dem Graben raus, fing die deutsche Artillerie an zu feuern und Dreck und Schrapnelle flogen durch die Luft. Die ersten Männer wurden durch die Luft gewirbelt und fielen tot zu Boden. Andere schrieen, als ihnen Granaten die Gliedmaßen abrissen. Ein Soldat vor McFinlay wurde durch den direkten Treffer einer Granate zerfetzt, doch McFinlay rannte immer weiter. Irgendwann waren die Soldaten außerhalb des Artilleriefeuers, doch nun rannten sie in das MG- und Gewehrfeuer der Deutschen. Viele wurden von den Salven niedergemäht und starben im Dreck. Doch einige der Schotten schafften es, nahe genug an die MG-Stellungen ranzukommen, um ihre Granaten in den Graben zu werfen. Dann sprangen sie hinein. So tat es auch McFinlay. Als er in dem Schützengraben war, bemerkte ihn ein Deutscher, welcher ihn mit seinem Bajonett attackierte. McFinlay wehrte den Stich ab und schlug dem Soldaten die Keule ins Gesicht. Ein weiterer Soldat wollte eine Granate scharf machen, doch der Schotte erschoss ihn mit seinem Revolver.
Nach und nach erreichten immer mehr Highlander den Graben und die Deutschen mussten sich zurückziehen.
Als sich die Situation etwas beruhigt hatte, hörten die Soldaten plötzlich eine Sirene. Jeder wusste nur allzu gut, was diese bedeutete. Gas.
Leutnant Peter Krüger, 52. Infanteriedivision der 2. Armee
Leutnant Peter Krüger kam aus einer preußischen Offiziersfamilie. Er schloss die Offiziersschule als Klassenbester ab und war bereits seit 1912 Berufssoldat. Er war jedoch kein Etappenhengst, sondern kämpfte zusammen mit seinen Männern an vorderster Front. Von seinen Männern wurde er respektiert und von seinen Vorgesetzten geschätzt. An der Somme hatte er den Befehl über einen Zug Infanterie und einen MG-Trupp.
Jetzt stand er mit seinen Männern im Unterstand und wartete, dass das Sperrfeuer aufhörte.
„Alle Mann auf Position!“ rief er, nachdem die letzte Granate eingeschlagen war. Die Soldaten verließen den Unterstand und bemannten die Grabenwände und die MG-Stellung. Dann fing die deutsche Artillerie an zu feuern. Krüger ging die Reihen ab und kontrollierte seine Soldaten. Seine Mauser C96-Pistole hatte er schussbereit. „Lasst keinen Froschfresser lebend an den Graben!“, brüllte er. Dann sah er, dass sich französische Soldaten der Stellung näherten. „Für den Kaiser! Für das Vaterland!“ schrie er noch, dann fing auch schon das MG 08/15 an zu feuern. Die ersten Franzosen fielen in den Dreck des Niemandslandes, doch dann hörte das MG auf zu feuern.
„Ladehemmung“, schrie der Schütze. Doch gleich darauf traf ihn eine Kugel in den Kopf. Der zweite Schütze wurde in den Oberkörper getroffen und fiel schreiend zu Boden. Ohne das Sperrfeuer des MGs waren die Franzosen gefährlich nahe an den Graben gekommen.
Krüger hechtete zum MG und riss den Patronengurt raus. Er lud die Waffe durch, als ein französischer Soldat am Graben auftauchte. Krüger griff seine Mauser und feuerte. Er traf den Franzosen zweimal in die Brust. Einen zweiten traf er in den Kopf. Einer seiner Soldaten half Krüger schließlich, das MG zu laden, und er begann zu feuern. Einen Franzosen, der nur wenige Meter vor ihm stand, zerriss er förmlich mit einer Salve und viele weitere fielen zu Boden.
Irgendwann ließen die Angriffe der Franzosen nach und schließlich zogen sie sich in Krügers Abschnitt zurück. Doch als gerade Ruhe einkehrte, hörten die Männer eine Sirene.
„Masken auf!“ befahl Krüger seinen Männern.
Soldat Robert Pierre, 26. Reserve-Division der 5.Armee
Robert Pierre war ein Wehrpflichtiger und die Somme sollte seine erste Schlacht werden. Er hatte Angst und das merkte man ihm auch an.
Pierre war einer Reserve-Division zugeteilt worden und hoffte inständig, dass es nicht zum Einsatz kam. Doch seine Hoffnungen wurden enttäuscht, als der Befehl zum Angriff gegeben wurde.
Die Männer rannten durch das Sperrfeuer der Deutschen und Pierre sah, wie viele seiner Kameraden von den Granaten zerfetzt wurden. Die erfahrenen Soldaten hatten dem jungen Pierre eingeschärft, dass er immer weiter rennen sollte.
Dann rannten sie aus dem Feuer der Artillerie und direkt in das Sperrfeuer der deutschen MG-Stellungen. Pierre stolperte über einen toten Kameraden und fiel in einen Granattrichter. Er umklammerte sein Gewehr und drückte sich tiefer in das Loch. Er hörte, wie Kugeln über ihn hinwegpfiffen und wie Männer aufschrieen und starben. Pierre fühlte sich hilflos wie noch nie zuvor, also tat er das Einzige, was ihm einfiel. Er betete. Dann hörte er eine Sirene. Die Veteranen hatten ihm gesagt, was das zu bedeuten hatte. Gas. In Panik nahm er seine Gasmaske aus einer Tasche und setzte sie auf. Er hörte, wie um ihn herum Granaten explodierten, und sah, wie gelbbrauner Nebel in den Granattrichter waberte, doch seine Maske hielt und er war geschützt. Dann wurde es still. Als Pierre langsam seinen Kopf über die Kante hob, traf ihn etwas am Kopf und ihm wurde schwarz vor Augen.
Waffenbrüder
Als Pierre wieder bei Bewusstsein war, herrschte eine Stille, wie er sie lange nicht mehr wahrgenommen hatte. Doch das Gas lag immer noch im Trichter. Als Pierre aufstehen wollte, bemerkte er seinen Adrian-Helm neben sich. Der Helm hatte an der Stirn eine Delle. Ein Querschläger hatte Pierre am Kopf getroffen und umgehauen. Zwar dröhnte ihm der Schädel, doch der Helm hatte ihm das Leben gerettet.
Pierre setzte den Helm wieder auf und schaute über die Kante des Trichters. Doch da war niemand. Um ihn herum waren nur Tote. Pierre stieg langsam aus dem Trichter und ging in Richtung der deutschen Stellungen. Er war ungefähr zwanzig Meter vom Schützengraben entfernt. Als er vorsichtig durch das Niemandsland ging, wäre er fast wieder über einen Kameraden gestolpert. Pierre beugte sich runter, doch der Soldat war tot. Als er weitergehen wollte, packte ihn etwas am Bein und er fiel. Erschrocken drehte er sich um und sah, wie der für tot gehaltene Franzose ihn am Bein festhielt. Der Mann sah ihn aus toten Augen und mit gebleckten Zähnen an. Pierre merkte sofort, dass er in Gefahr war. In Panik schlug er mit dem Hinterschaft seines Gewehres zu, doch der Soldat löste den Griff erst nach fünf Schlägen. Pierre robbte von dem Mann weg, doch als dieser erneut zupacken wollte, drehte Pierre sein Gewehr und schoss. Er traf den Mann genau zwischen die Augen.
„Was ist hier nur los?“, sagte Pierre zu sich selbst, als er aufstand. Er sah, wie sich weitere Tote im Niemandsland erhoben, und flüchtete in den deutschen Schützengraben. Er schaffte es, nicht zu fallen, als er in den Graben sprang, doch dann bemerkte er den Deutschen, der neben ihm stand und mit seiner Pistole auf ihn zielte. Pierre legte seine Waffe zu Boden, doch der Deutsche drückte ab.
Der Soldat hatte einen anderen Deutschen erschossen, der auf Pierre zugestürmt war. Dieser Mann sah genauso aus wie der Franzose im Niemandsland.
Der Deutsche senkte seine Waffe und Pierre atmete erleichtert aus.
„Avez-vous allemand?“ fragte der Soldat, aber Pierre schüttelte den Kopf. Er konnte kein Deutsch. Der Deutsche ließ enttäuscht die Schultern hängen. „Krüger“, sagte er schließlich und streckte Pierre die Hand entgegen.
„Pierre“, antwortete er und erwiderte den Gruß zögerlich. Krüger gab dem jungen Franzosen zu verstehen, dass er sein Gewehr aufnehmen und ihm folgen solle. Pierre tat wie ihm befohlen. Er hatte das Gefühl, dass von dem Deutschen am wenigsten Gefahr in diesen Gräben ausging.
Als die beiden Soldaten durch den Schützengraben schlichen, kamen sie an vielen Toten vorbei. Die meisten waren normale Soldaten, doch viele waren wie die beiden Soldaten, die Pierre angegriffen hatten.
„Was ist hier passiert?“, fragte Pierre Krüger, doch dieser gab ihm zu verstehen, dass er ihn nicht verstand. Dann zeigte der Franzose auf die Toten. Krüger zuckte einfach nur mit den Schultern. Dann hörten sie plötzlich einen Mann brüllen.
„Bugger off, you bloody bastard!”, schallte es durch den Graben. Pierre und Krüger folgten der Stimme, bis sie auf einen hochgewachsenen Mann im Schottenrock trafen, der gerade mit Tritten den Kopf eines englischen Soldaten in den Boden des Schützengraben einarbeitete. „That is for trying to eat me, you undead arse!”, brüllte der Mann, dann bemerke er die beiden und hob seinen Revolver. Krüger zielte ebenfalls mit seiner Pistole. Nur Pierre ließ seine Waffe gesenkt.
„Wir tun dir nichts“, sagte er auf Englisch und schob sich zwischen Krüger und den Highlander.
„Schön, mal auf jemanden zu treffen, der mich nicht anknabbern will“, sagte der Mann. „Auch wenn es ein Jerry und ein Froschfresser sind.“
Pierre war von dieser Beleidigung schockiert, doch Krüger wirkte eher amüsiert.
„Du bist weit weg von deiner Insel, Tommy“, sagte er auf Englisch. „Da kannst du nicht wählerisch sein, was deine Verbündeten angeht.“
„Pass auf, was du sagst, Hunne!“, sagte der Highlander und zielte mit seiner Keule auf Krüger. „Ich bin Schotte, kein Engländer.“
„Können wir erst einmal klären, was hier passiert ist?“, ging Pierre dazwischen.
„Das ging los, als das Gas kam“, sagte Krüger.
„Aye!“, bestätigte der Schotte. „Das Zeug hat die Toten wieder auferstehen lassen. Hast du das nicht mitgekriegt?“
„Ich war ohnmächtig“, sagte Pierre und zeigte auf die Delle in seinem Helm. „Ein Querschläger.“
„Oh“, sagte der Schotte. „Ich heiße übrigens Jack McFinlay.“
„Robert Pierre“, stellte sich Pierre vor.
„Peter Krüger. Aber ich glaube, wir sollten unsere neue Freundschaft dort feiern, wo es sicherer ist“, sagte Krüger und zeigte auf eine Horde Untoter, welche sich den drei Männern näherte. Jeder von ihnen gab ein, zwei Schuss ab, dann ergriffen sie die Flucht.
Krüger hatte die Führung übernommen und die Zweckgemeinschaft zu einem befestigten Bunker geführt. Als er die Eisentür geschlossen hatte, setzten die Männer ihre Gasmasken ab. Das Gas hatte sich mittlerweile verzogen und so war es sicher. Krüger machte eine Öllampe an, damit die Männer nicht im Dunkeln sitzen mussten.
„Hier sollten wir sicher sein“ sagte er und setzte sich an einen Tisch. „Also, was machen wir jetzt?“
„Wir können diese Dinger töten. Das ist immerhin etwas“, stellte McFinlay fest.
„Das waren unsere Kameraden“, meinte Pierre betrübt.
„Du sagst es, sie waren es“, gab Krüger zu bedenken. „Jetzt wollen sie uns töten.“
„Wir sollten hier abwarten“, meinte McFinlay. „Früher oder später wird jemand kommen. Selbst wenn es die Jerrys sind.“
„Von meinen Leuten wird keiner kommen“ sagte Krüger. „Ich habe ein Telegramm gefunden, dass von einer östlicheren Stellung kam. Diese Wesen haben bereits unsere Stellungen durchbrochen und sind auf dem Weg Richtung Osten. Ich bezweifle also, dass hier demnächst deutsche Truppen anrücken werden. Eure neue Waffe ist verdammt effektiv.“
„Was meinst du mit unserer Waffe?“ fragte Pierre.
„Glaubst du, wir beschießen unsere eigenen Stellungen?“
„Wir würden aber nicht unsere eigenen Leute vergasen, wir waren schließlich auch im Graben“, sagte McFinlay.
„Ist doch egal, von wem das Gas kommt“, sagte Pierre bestimmt. „Diese Zombies unterscheiden nicht zwischen Deutschen, Engländern oder Franzosen. Wichtig ist nur, dass wir hier wegkommen.“
„Zombies?“ fragte McFinlay irritiert.
„Ich habe mal ein Buch gelesen, in dem die Toten wieder auferstanden sind. Da wurden sie Zombies genannt.“
„Ich finde Untote Arschlöcher besser“, stellte McFinlay fest.
„Zombies ist aber kürzer“, sagte Krüger. „Ich sehe das wie Pierre. Wir müssen hier weg. Die einzige Weg, der mir einfällt, wäre durch das Niemandsland zu euren Linien.“
„Du weißt, was das für dich heißt, oder?“ fragte Pierre.
„Ich geh lieber in Kriegsgefangenschaft, als mich fressen zu lassen.“
„Kann ich verstehen“, sagte McFinlay. „Aber vorher brauchen wir Waffen. Ich hab kaum noch Munition.“
„Geht mir nicht anders“, erwiderte Krüger.
„Weißt du denn, wo ein Munitionslager ist?“, fragte Pierre Krüger. Dieser nickte.
„Aber dafür müssen fast ans andere Ende der Stellungen.“
„Und hier sind überall diese Zombies“, ergänzte McFinlay. Pierre schluckte, als er das hörte.
„Wir haben keine Wahl. Aber wenn wir vorsichtig sind und es nicht auf einen Kampf ankommen lassen, sollten wir das schaffen“, sagte Krüger. „Habt ihr für den Notfall Nahkampfwaffen?“
„Ich hab mein Bajonett“, sagte Pierre.
„Und ich meine Batsy“, sagte McFinlay grinsend und holte seine Keule hervor.
„Ich hab ein Messer“, sagte Krüger. „Und denkt immer daran, zielt auf den Kopf!“
Die Männer verließen den Bunker so unauffällig, wie sie konnten. Krüger und McFinlay hatten in einer Hand ihre Nahkampf- und in der Anderen ihre Schusswaffe. Pierre hatte sein Bajonett aufgepflanzt und sein Gewehr schussbereit. Sie mussten sich beeilen, denn die Sonne begann an unterzugehen.
„Wenn du mit deinem Bajonett angreifst, ziel auf die Augen!“, sagte Krüger zu Pierre.
„Wieso?“
„Dein Bajonett ist zu dünn, damit kannst du keinen Schädel durchstoßen“, begann Krüger. „Ich hab schon gesehen, wie die Dinger zerbrochen sind, wenn das Brustbein oder ein anderer Knochen getroffen wurde.“
Jetzt wurde Pierre nervös. Er hatte bisher nur in der Grundausbildung mit dem Bajonett gekämpft. Und das auch nur gegen Sandsäcke.
„Du schaffst das schon“, sagte Krüger und klopfte dem jungen Mann auf die Schulter. „Und wir sind ja auch noch da.“ Pierre nickte unsicher.
Die Männer schlichen durch die Gräben und verhielten sich so ruhig sie konnten. An einer Gabelung blieben sie stehen.
„Was ist?“, fragte McFinlay.
„Wir müssen nach links“, sagte Gruber und griff einen Stein. „Aber da steht einer dieser Zombies.“ Nun schaute auch Pierre um die Ecke. Dort stand tatsächlich ein Zombie in französischer Uniform.
„Den kenne ich“, sagte Pierre traurig.
„Ich bezweifle stark, dass er dich wiedererkennt“, zischte Krüger und warf den Stein über den Zombie. Der Stein schlug gegen eine Öllampe, die an der Grabenwand hing. Der Zombie drehte sich um und schlurfte Richtung Lampe. Er blieb erst wenige Zentimeter vor der Wand stehen. Es schien, als sei er irritiert.
„Ich hab es mir gedacht“, murmelte Krüger. „Sie sind so gut wie blind und können nur sehen, was genau vor ihnen ist. Dafür können sie verdammt gut hören.“
„Und das heißt für uns was?“, fragte McFinlay.
„Dass wir lieber leise sein sollten. Einen Zombie können wir einfach mit dem Messer ausschalten. Unsere Schusswaffen sollten wir nur gegen Gruppen einsetzen. Und auch nur, wenn es sein muss.“ Kaum hatte Krüger dies ausgesprochen, hörten die Männer einen Schuss. Auch der Zombie hörte den Schuss und schlurfte auf dessen Ursprung zu.
„Scheiße!“, fluchte Krüger. „Genau da müssen wir auch hin.“
Die Männer folgten dem Zombie in einigem Abstand, bis sie zu einem Bunker kamen. Vor der Tür stand ein englischer Soldat, welcher mit seinem Gewehr versuchte, eine Horde Zombies abzuwehren.
„Kein Grund mehr, leise zu sein“, sagte McFinlay und stürzte sich mit einem gälischen Kriegsschrei auf die Zombies. Krüger und Pierre dünnten die Horde mit ihren Schusswaffen aus.
Als einer der Zombies sich zu McFinlay umdrehte, schlug ihm dieser seine Keule ins Gesicht. McFinlay hatte mit einer solchen Kraft zugeschlagen, dass der Schädel des Zombies platzte. Einem weiteren Zombie rammte er seinem Revolver in den Mund und drückte ab. Einen Zombie, der McFinlay packen wollte, streckte Krüger mit seiner Mauser nieder. Doch dabei hatte er einen weiteren Zombie übersehen, welcher ihn zu Boden riss. Es war der französische Soldat, dem sie vorhin im Graben begegnet waren.
Krüger und der Zombie rollten sich über den Boden, bis er auf Krüger lag. Mit seinen verfaulten Zähnen versuchte er, Krüger ins Gesicht zu beißen, doch dieser schaffte es, die wenigen Zentimeter Abstand zu halten.
Pierre erschoss einen Zombie und eilte dann zu Krüger. Er rammte dem Zombie sein Bajonett in den Schädel, doch es geschah genau das, was Krüger vorher gesagt hatte, und das Bajonett zerbrach. Reflexartig griff Pierre sein Gewehr am Lauf und schlug zu. Der Zombie fiel von Krüger runter, bewegte sich aber noch. Pierre holte mit seinem Gewehr aus und schlug den Hinterschaft wie ein Beil in den Schädel des Zombies.
Krüger hatte sich wieder aufgerappelt und rammte sein Messer einem weiteren Zombie ins Auge.
McFinlay hatte sich währenddessen zu dem Engländer durchgekämpft. Als er gerade bei ihm war, wurde dieser von einem Zombie in den Arm gebissen.
„Bastard!“, fluchte der Engländer und stieß den Zombie weg. McFinlay erledigte ihn mit einem gezielten Schuss in den Kopf.
Krüger hatte seine Mauser aufgehoben und erschoss zwei Zombies, die McFinlay und den Engländer bedrängten. Dem letzten Zombie schoss Pierre genau zwischen die Augen.
Der Engländer lehnte sich gegen die Wand des Bunkers.
„Thanks“, stöhnte er. Doch dann erkannte er Krüger als Deutschen und wollte sein Gewehr heben. McFinlay hinderte ihn daran.
„Er ist ein Freund“, sagte er. Der Engländer nickte und sackte vor Erschöpfung an der Bunkerwand zusammen.
Pierre stand über dem französischen Zombie, als Krüger zu ihm kam.
„Danke. Du hast mir das Leben gerettet“, sagte er, doch dann merkte er, dass Pierre abwesend wirkte. „Alles okay?“, fragte er. Pierre schüttelte den Kopf.
„Das ist Thomas Dubois“, sagte er. „Wir haben uns während der Grundausbildung angefreundet. Wir waren im gleichen Zug, doch haben uns während des Angriffs aus den Augen verloren. Er war so ein netter Kerl, und ich habe ihn getötet“, sagte Pierre mit Tränen in den Augen. Krüger legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Er war schon tot“, sagte er. „Das Gas hat ihn getötet, nicht du. Du hast ihn erlöst.“ Pierre nickte traurig. Doch dann hörten sie, wie der Engländer zu krampfen und zu röcheln anfing. Sofort eilten die beiden zu McFinlay und dem Soldaten. Weißer Schaum rann aus dem Mund des Engländers und seine Augen hatten sich nach hinten gerollt.
„Was hat er?“, fragte Pierre.
„Ich weiß es nicht“, antwortete McFinlay. „Er ist nicht verletzt, eines dieser Viecher hat ihn gebissen, aber ansonsten hat er nichts.“ Krüger schob McFinlay zur Seite und versuchte den Mund des Engländers zu öffnen, doch es war zu spät. Der Mann war tot.
„Hatte er wirklich keine Verletzungen?“, fragte Krüger.
„Mir ist nichts aufgefallen“, sagte McFinlay. „Vielleicht hat er das Gas eingeatmet.“
„Mag sein“, sagte Krüger nachdenklich. Dann schaute er auf die Bisswunde am Arm des Toten. Es schien, als würden sich die Adern um die Wunde schwarz färben. „Aber irgendwas stimmt hier nicht.“ Im selben Moment riss der Tote die Augen auf und sprang auf Krüger zu. Dieser wich erschrocken zurück, zog reflexartig seiner Mauser und schoss. Er traf den Hals des Zombies und dieser taumelte zurück. McFinlay gab ihm mit seiner Keule den Rest.
„Was ist das hier für eine Scheiße?!“, fluchte Krüger, als er sich aufrappelte. „Bleibt denn niemand mehr tot?“ Pierre wurde es zu viel. Ihm war schon zu Beginn der Offensive wahnsinnig schlecht gewesen und nun hielt er es nicht mehr aus. Er erbrach sich in den Graben. McFinlay klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.
„Ist schon gut“, sagte er. „Wenn es dich kalt lassen würde, wärst du kein Mensch.“ Pierre hustete noch, hatte sich aber wieder einigermaßen im Griff.
„Wie weit ist es noch zum Waffenlager?“, fragte er hustend. Denn die Sonne war schon so gut wie untergegangen.
„Wir sind da“, sagte Krüger und öffnete die Tür zum Bunker.
„Lasst ihr eure Waffenkammern immer offen?“, fragte McFinlay.
„Wenn man schnell Munition braucht, ist eine verschlossene Waffenkammer nicht so schlau“, stellte Krüger fest und betrat den Bunker. McFinlay und Pierre folgten ihm.
Krüger nahm eine Kasten-Taschenlampe, die neben der Bunkertür lag. Offenes Feuer war im Waffenlager aus offensichtlichen Gründen verboten.
Krüger verschloss die Bunkertür mit einem Riegel und dann folgten die Drei einem langen Gang. Schließlich kamen sie zur eigentlichen Waffenkammer. Der fensterlose Raum war voll mit Munition und deutschen Waffen. Es gab aber euch einige französische und britische Beutewaffen. Doch da war noch etwas anderes im Raum. Aus einer dunklen Ecke war ein leises Fiepen zu hören. Die Männer machten sich bereit, doch als Krüger in die fragliche Ecke leuchtete, sahen sie einen jungen, verängstigen Deutschen Schäferhund, der sich zusammengerollt hatte. Krüger steckte seine Waffe weg und kniete sich hin.
„Komm her, mein Kleiner!“, sagte er zu dem Hund. Dieser zögerte kurz, kam aber dann mit eingezogenem Schwanz zu dem Deutschen. Erst als dieser ihn streichelte, beruhigte der junge Hund sich und fing sogar an mit dem Schwanz zu wedeln.
„Was machen wir jetzt?“, fragte Pierre.
„Wir ruhen uns aus“, sagte Krüger und ließ von dem Hund ab. „Ich will nicht nachts durch die Gräben schleichen. Das ist zu gefährlich. Außerdem hatten wir heute genug Begegnungen mit den Zombies.“
„Und was machen wir mit unserem pelzigen Freund?“, fragte McFinlay und zeigte auf den Hund. Dieser schaute den Schotten an und legte den Kopf schief.
„Der kann uns helfen, die Zombies aufzuspüren. Und wenn es hart auf hart kommt, gibt er ein, zwei Mahlzeiten ab“, sagte Krüger kalt.
„Wie kommt der überhaupt hierher?“, fragte Pierre.
„Wahrscheinlich hat er einem Offizier gehört. Und als der Zauber losging, hat er sich versteckt“, antwortete Krüger.
Später in der Nacht redeten Pierre und Krüger über die Lage. McFinlay schlief.
„Erzähl mir mal von dem Buch, das du gelesen hast!“, sagte Krüger. Pierre überlegte kurz.
„Das war so eine Sammlung von Groschenromanen“, begann er. „Aber es war unserer Situation nicht unähnlich. Die Toten sind wieder auferstanden und haben Jagd auf die Lebenden gemacht. Man konnte sie nur töten, in dem man ihr Gehirn zerstört.“
„Also Schädel abschlagen, zertrümmern oder Kopfschuss.“
„Genau. Und in dem Roman wurden diese Untoten Zombies genannt. Jeder, den sie gebissen hatten, starb und wurde kurz darauf auch zu einem Zombie.“
„Also wie bei dem Engländer. Weißt du sonst noch was, was uns weiterhelfen könnte?“ Pierre schüttelte den Kopf.
„Ich habe das Buch vor dem Krieg gelesen und auch nicht zu Ende. Es war tierisch schlecht geschrieben und auch das Thema mochte ich nicht.“ Krüger nickte.
„Wie es aussieht, schreiben wir jetzt unsere eigene Horrorgeschichte“, sagte er schließlich.
Am nächsten Morgen bewaffneten sich die Männer. Krüger stockte die Munition für seine Mauser auf und nahm sich zusätzlich ein Gewehr 98 und ein Madsen-MG. Auch hatte er nun eine Tragetasche für Handgranaten. Diese bestand aus zwei Säcken, die an je einer Körperseite hingen. In einem der Säcke hatte er sechs Granaten, in dem anderen hatte er Magazine für das Madsen. Vier weitere Granaten trug er am Gürtel.
McFinlay hatte sich die größte Waffe geschnappt, die er finden konnte. Ein MG 08/15. Zusätzlich hatte er noch eine Pistole 08 Luger. Auch hatte er seinen Beutel mit Granaten gefüllt.
Piere nahm sich einen Pistolenkarabiner 08, eine erweiterte Version der Pistole 08. Diese hatte einen längeren Lauf, einen Anschlagschaft und ein Trommelmagazin. Auch Pierre trug so viele Granaten, wie er konnte. Dann machten sie sich auf den Weg.
Krüger hatte den Schäferhund Otto getauft, und dieser erwies sich als große Hilfe. Wenn sie zu einer Abzweigung kamen, achteten sie auf Otto. Zeigte er keine Reaktion, war der Graben sicher. Wenn er aber den Schwanz einzog, dann wussten die Männer, dass dort Zombies lauerten. So schafften sie es ohne Feindkontakt zum Ende der Stellungen.
Die Männer kletterten die Leiter hoch. McFinlay war der letzte, der aus dem Graben kam. Er hatte die Waffen und Otto hochgereicht. Nun standen die drei Männer am Rand des Schützengrabens und starrten ins Niemandsland.
Vor dem Krieg waren hier Wiesen und Felder. Nun sah es hier aus wie auf dem Mond. Die Gegend war übersät von Kratern, und tote Bäume und Stacheldraht lagen überall verteilt.
„Seit ihr bereit, Fellas?“, fragte McFinlay.
„Nein“, sagte Krüger. „Aber das spielt keine Rolle.“ Dann machten sie sich auf den Weg.
Teil 2: