Tanz der Götter
Bündnis
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Kapitel 3
Der Hundsrosenstrauch blühte in seiner ganzen Pracht. Er erinnerte sie an die Blumen, die in all der Literatur, die sie las besungen oder in der Prosa verherrlicht wurden. Valeria griff nach einem der Zweige. Ein scharfes Stechen ließ sie ihre Hand zurückziehen. Sie hatte sich an einem Dorn gestochen. Erstaunt sah sie auf die blutende Stelle an ihrem linken Zeigefinger. So wunderschön und doch so gefährlich. Sie beobachtete, wie sich die Wunde wieder schloss. Ein letzter Tropfen ihres Blutes rann den Finger hinab. Was stimmt nicht mit mir? Dachte sie, während sie weiterhin auf ihren Finger sah.
„Hast du dir wehgetan, Liebes?“, hörte sie eine freundlich klingende Männerstimme hinter ihr fragen. Sie drehte sich zu der Stimme und sah in das nette aber vom Alter gezeichnete Gesicht des blonden Mannes.
„Ja, aber es ist schon wieder verheilt.“, antwortete sie und klang dabei leicht enttäuscht. Sie wirkte unzufr
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Der Hundsrosenstrauch blühte in seiner ganzen Pracht. Er erinnerte sie an die Blumen, die in all der Literatur, die sie las besungen oder in der Prosa verherrlicht wurden. Valeria griff nach einem der Zweige. Ein scharfes Stechen ließ sie ihre Hand zurückziehen. Sie hatte sich an einem Dorn gestochen. Erstaunt sah sie auf die blutende Stelle an ihrem linken Zeigefinger. So wunderschön und doch so gefährlich. Sie beobachtete, wie sich die Wunde wieder schloss. Ein letzter Tropfen ihres Blutes rann den Finger hinab. Was stimmt nicht mit mir? Dachte sie, während sie weiterhin auf ihren Finger sah.
„Hast du dir wehgetan, Liebes?“, hörte sie eine freundlich klingende Männerstimme hinter ihr fragen. Sie drehte sich zu der Stimme und sah in das nette aber vom Alter gezeichnete Gesicht des blonden Mannes.
„Ja, aber es ist schon wieder verheilt.“, antwortete sie und klang dabei leicht enttäuscht. Sie wirkte unzufrieden und dies entging auch dem großen, schlanken Mann nicht. Er ging vor ihr auf die Knie.
„Was ist los?“, fragte er behutsam. Er spürte, dass das Kind etwas auf dem Herzen hatte, das sie Fragen hatte, die sie beantwortet haben wollte.
„Lew, Soma und ich…Was sind wir?“, erkundigte sie sich vorsichtig. Lew lächelte sanft.
„Seit wann nennst du mich denn beim Namen?“ Er nahm ihre Hand in seine.
„Ich bin kein Kleinkind mehr. Ich sehe doch, dass wir dir nicht ähneln. Soma und ich, unser Haar ist weiß, unsere Augen sind so blau wie der Himmel und unsere Haut ist hell. Ich habe ähnliches in einem Buch gelesen. Sowas nennt man Albinismus.“ Valeria pausierte ihren Satz. Lew merkte, dass sie weiter sprechen wollte und unterbrach sie daher nicht.
„Aber…Aber dort stand nichts davon, dass sich ihre Wunden binnen Sekunden selbst heilen. Warum ist das also bei uns so? Warum dürfen wir nicht ins Dorf? Warum kommt uns niemand außer Maxime und Artjom besuchen? Warum sind wir so…alleine?“
Lew setzte sich in das saftgrüne Gras und zog Valeria zu sich runter. Als sie neben ihm Platz nahm, sah er ihr tief in die Augen.
„Du willst also wissen wer du bist? Ich würde auch gerne wissen, wer ich bin. Du bezeichnest dich als ‚was‘ nur weil deine Wunden von selbst heilen? Wer sagt, dass das unnatürlich ist, Valeria? Nur weil andere diese Gabe nicht besitzen. Bist du kein Mensch, nur weil du anders als die anderen Menschen bist?“ Valeria sah auf das Gras.
Sie wollte ihm glauben. Von ganzem Herzen. Doch sie wusste es einfach besser. Sie hatte dieses Gefühl schon länger. Eigentlich von dem Tag an, als sie mit Soma in dem Baumhaus gespielt und plötzlich runter gefallen war. Sie wusste bei dem Aufprall, dass ihr Körper irreparabel beschädigt war und doch, innerhalb weniger Sekunden war alles wie zuvor. Kein Mensch würde einen solchen Sturz überleben. Sie mochte erst vierzehn gewesen sein, doch so viel war ihr klar. Sie war kein Mensch. Und Soma? Er war auch kein Mensch. Es war offensichtlich, dass Lew ihr die Wahrheit verschwieg, dass er die beiden deshalb von anderen Menschen fern hielt. Sie sah auf. Ihr Blick fiel auf die imposante Treppe des Anwesens, auf der Soma stand und ebenfalls zu ihr sah.
Soma lächelte ihr liebevoll zu. Was ist die Wahrheit? Dachte sie und lächelte zurück.
Schwermütig öffneten sich ihre Augenlieder. Ihr war warm. Sie fühlte Ares‘ Anwesenheit. Sie sah zu der Blutkonserve neben ihrem Bett. Sie zog die Komponenten aus ihrer Vene. Langsam richtete sie ihren Oberkörper auf. Es war dunkel. Eine Hand legte sich auf ihre Schulter.
„Alles in Ordnung. Du bist in Sicherheit.“, sagte Ares beruhigend.
„Wo sind wir?“, fragte sie, ihren Blick durch den Raum schweifend. Ein schrilles Klingeln durchbrach die vorherrschende Stille um sie.
„Wir sind hier unter Menschen. Menschen, die, wie sie sagen, uns helfen wollen und ebenso unsere Hilfe benötigen. Sie haben uns mit Blut versorgt.“ Ares half Valeria auf die Beine.
„Was meinst du damit?“, erwiderte sie irritiert. Ares betätigte den Lichtschalter. Der Raum füllte sich mit hellem, warmem Licht. Sie lief zu einem Standspiegel in einer Ecke des Raumes und betrachtete sich darin. Sie fuhr mit ihren Fingern durch das Haar.
„Ich musste eine Entscheidung treffen. Ich weiß nicht viel mehr. Sie sagten, sie erklären alles sobald du erwachst.“ Sie sah in sein Spiegelbild.
„Und was sind das für Menschen?“ Valeria drehte sich zu ihm um.
„Sie haben uns von der Insel gebracht. Haben Blut gespendet und bereits Erfahrungen mit diesen Abscheulichkeiten gesammelt. Ich denke, sie könnten nützliche Informationen haben. Ihre wahren Absichten, weiß ich leider nicht zu deuten.“ Er senkte seinen Blick. Valeria schritt lächelnd auf ihn zu. Sie hob ihren rechten Arm und strich ihm in einer sanften Bewegung mit der Handfläche über die Wange. Er sah ihr in die Augen.
„Danke.“
Die Sonne war untergegangen und die wunderschönen, in verschiedenen Farben strahlenden Lichter der Stadt erhellten die Umgebung. Valeria und Ares gesellten sich zu der Gruppe im Wohnraum. Ein gedimmtes Licht an der Decke brannte und hätte unter anderen Bedingungen für eine stimmungsvolle Atmosphäre gesorgt. So lag die Anspannung aber deutlich in der Luft. Sie stoppten neben der weißen Couch. Valeria betrachtete das Gesicht jedes einzelnen. Sie kannte diese Leute nicht. So wie sie jeden ansah, so sahen alle auch sie an. Ein unbehagliches Gefühl breitete sich in ihr aus. Kade saß ihr gegenüber, neben ihm Aiden und in einiger Entfernung zu ihm, ein älterer Mann mit braunen Haaren, dessen Seiten mit grauen Haaren gespickt waren. Seine braunen Augen glänzten. Zwei Frauen und ein Mann saßen auf Stühlen. Der braunhaarige Mann erhob sich und ging einige Schritte auf sie zu. Er lächelte unruhig.
„Du bist es wirklich.“ Seine Stimme zitterte ein wenig. Sogleich bot er ihr einen Platz an. Valeria setzte sich gegenüber Kade. Ares blieb hinter ihr stehen. Der Mann begann damit sich und die anderen vorzustellen.
„Mein Name ist James Nail. Das hier sind meine beiden Söhne, Kade und Aiden.“, teilte er mit und zeigte dabei auf die beiden. Kade zwinkerte ihr zu während Aiden kurz angebunden nickte.
„Sie sieht ja WIRKLICH wie ein Albino aus.“, platzte es aus Kade völlig ungeniert heraus. Sie ignorierte seine Aussage. James ermahnte seinen Sohn.
„Ein wunderschöner, sehr attraktiver Albino.“, fügte er hinzu bevor er verstummte.
„Die beiden Damen dort hinten sind Sarah und Anna. Der Herr daneben Willi.“ Die drei lächelten ihr begrüßend zu. Valeria nickte freundlich.
„Mein Name ist Valeria und sicherlich wisst ihr bereits, dass mein Begleiter Ares heißt.“ Kade schmunzelte verschmitzt. Sie legte ihre Hände in den Schoß.
„Zunächst einmal, möchte ich mich bedanken. Danke, dass ihr mir und Ares geholfen habt.“ Aiden seufzte. Es klang ein wenig genervt. James winkte ab.
„Ihr brauchtet Hilfe und wir brauchen sie ebenfalls. Wir gehören einer Organisation namens G.o.h an.“
„Go?“, fragte sie.
„G.o.h. Es steht für Guardians of humanity. Wir haben weltweit Mitglieder. Mitglieder in verschiedenen Positionen, einflussreiche Mitglieder, reiche Mitglieder, arme Mitglieder. So ziemlich alles ist vorhanden.“ James trank aus seinem Glas, welches mit stillem Wasser gefüllt war und setzte es wieder ab.
„Also? Was tut eure Organisation? Wofür braucht ihr uns und wofür sollten wir euch brauchen?“, fragte sie ungezügelt und durchbrach somit die kurze Sille.
„Du kommst gleich zum Punkt, das gefällt mir.“, kicherte James.
„Vor acht Jahren, geschah eine Katastrophe in London. Es wurde in den Nachrichten ausgestrahlt. Meine Söhne und ich wurden unter anderem Zeuge davon. Du weißt wovon ich spreche, oder?“ Valerias Hände verkrampften. Sie nickte wortlos.
„Du und dieser anderer weißhaarige-“
„Soma.“, unterbrach sie ihn. „Sein Name ist Soma.“
„Du und Soma. Ihr habt an diesem Tag ganz London den Garaus gemacht. Unzählige, unschuldige Menschen starben an diesem Tag. London wurde nicht wieder aufgebaut. Die Stadt gilt als kontaminiert, radioaktiv verseucht. Das entspricht vermutlich nicht der Wahrheit aber immerhin mussten sie sich etwas ausdenken. Eine nukleare Katastrophe klingt immerhin besser als ein Übermensch mit Flügel. Auch wenn nur wenige dieser Erklärung Glauben schenken.“ Er pausierte einen Moment. Valeria sah auf ihre Hände.
„Ich würde zunächst gerne wissen, was der Auslöser dafür war. Wer ist Soma?“, fragte er eindringlich. Valeria rutschte unruhig hin und her.
„Er…“, begann sie zögerlich.
„Er ist mein…mein Bruder.“, brachte sie schließlich hervor und es war, als wäre es das schwerste in ihrem Leben gewesen.
„Wir hatten einen Streit.“, gab sie als ergänzende Erklärung zu den Geschehnissen an. James Augen weiteten sich. Niemand sagte etwas. Aufgebracht stand Aiden kopfschüttelnd auf und lief zur Terrasse. Er schloss die Tür wütend hinter sich als er den Raum verließ.
„Warte, sie hatten einen Streit unter Geschwister und daraus resultierte die Auslöschung einer ganzen Hauptstadt?“, begann Kade und kratzte sich an der Nase.
„Und was passiert, wenn ihr jemand beim Sommerschlussverkauf das letzte, reduzierte Teil vor der Nase weg schnappt? Muss dann ein ganzer Kontinent dran glauben?“
Valeria biss sich auf die Unterlippe. Sie konnte nicht ungeschehen machen was passiert war. Sie bedauerte den Tod jedes einzelnen. Sie bedauerte es.
„So war das nicht.“, begann sie und ihre Stimme klang zerbrechlich.
„Er hat mir keine Wahl gelassen.“ Als sie die Worte sprach, verschluckte sie sich beinahe. Das war gelogen. Sie hatte eine Wahl und sie hat eine Entscheidung getroffen. Es war diese Entscheidung, die zur Katastrophe führte.
„I-Ich…Ich möchte bitte nicht länger darüber sprechen.“, sagte sie und sah beschämt zu Boden.
„Das respektiere ich. Fürs erste.“, antwortete James ernst.
„Jemand sollte nach Aiden sehen.“, fügte er hinzu und sah Kade dabei an. Dieser stand auf, salutierte verspielt und verließ die Gruppe. James fokussierte sich wieder auf Valeria.
„Ihr habt damit einen ziemlichen Legendenstatus erreicht. Ihr oder du, wirst so gut wie überall als Gottheit angesehen. Es gibt sogar Leute, die dich öffentlich verehren, dich anbeten als eine Art Erlöserin. Euer Kampf wird fast überall als der Tanz der Götter beschrieben. Das Internet ist voller Foren, Videos, Theorien ach, ich kann das gar nicht alles aufzählen.“
„Lächerlich.“, flüsterte sie gerade noch laut genug, dass es James verstand. Dieser kicherte kurz.
„Ihr seid danach beide von der Bildfläche verschwunden. Ungefähr zur selben Zeit, wir können das nicht genau eingrenzen, wurden die sogenannten Abgestoßenen gesichtet. Anfangs waren es nur ein paar, hier und da, alles gut, solange es nicht in meiner Stadt passiert, stimmt’s? Doch die Sichtungen häuften sich und aus Gruselgeschichten und Mythen wurde plötzlich eine brutale Realität, denn sie töteten und fraßen Menschen. Mittlerweile gibt es Dutzende von ihnen auf der ganzen Welt, versteckt in den Schatten. Im Dunkeln lauernd, denn am effektivsten jagen sie bei Nacht. Kade, Aiden, Ich? Alle anderen dort draußen? Wir sind der Widerstand. Wir tun das, was die Militärs hätten tun müssen. Warum tun sie es denn nicht, fragst du dich? Das ist der Punkt. Wir fragen uns ebenfalls, weshalb Regierungen, Schaichs und andere hochrangige Persönlichkeiten nichts unternehmen. Profitieren sie möglicherweise davon? Ist das ein Test? Ein Experiment? Wir versuchen die Menschen zu beschützen. Still, im geheimen. Eine Massenpanik ist das letzte was wir benötigen. Deshalb ist unser Netzwerk so riesig. Was wir allerdings benötigen, seid ihr. Es muss jemanden oder mehrere geben, die als Drahtzieher fungieren. Wir glauben, dass es da mehr Zusammenhänge gibt als es vielleicht den Anschein hat. Anfangs war es noch einfacher, diese Wesen zu töten. Mittlerweile entwickeln sie sich, du könntest auf der Straße an einem vorbei laufen und würdest es nicht einmal merken. Sie passen sich an. Natürlich gibt es auch Ausnahmen aber die meisten von ihnen sind extrem vorsichtig geworden. Ich gehe davon aus, dass ihnen bewusst ist, dass wir sie jagen. Wir möchten euch bitten, euch uns anzuschließen.“ James atmete tief durch.
„Nochmal, warum sollten wir das tun? Wir führen unseren eigenen Kampf.“, entgegnete Valeria.
„Hör zu, denkst du nicht, dass es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen Soma und diesen Kreaturen gibt? Ich meine, sieh dir doch Ares an und sag mir, ob er bereits so geboren wurde oder nicht vielleicht doch einmal menschlich war?“ Valeria hielt inne. Sie schluckte.
„So etwas würde Soma nicht tun. Er hat seine Fehler aber das würde er nicht zulassen.“, erklärte sie strikt.
„Was macht dich da so sicher?“, fragte James stirnrunzelnd. Ihre Blicke trafen sich.
„Weil ich glaube, dass der Drahtzieher, den du so verzweifelt suchst und der Mann, der meinen Bruder manipuliert, ein und dieselbe Person ist.“
James Augen weiteten sich. Valeria erhob sich von der Couch.
„Ich würde mich gerne für einige Minuten zurückziehen und die Sache mit Ares besprechen.“ James hatte keinen Grund ihr die Bitte zu verweigern. Somit zogen sich die beiden in das von Valeria genutzte Schlafzimmer zurück.
Als sich die Tür hinter den beiden schloss, atmete Valeria tief durch. Angespannt sah sie Ares an.
„Was denkst du?“, fragte sie, sich gegen die Tür lehnend. Er sah ihr die Nervosität an.
„Du glaubst, es stimmt? Was dieser James gesagt hat, dass es einen Zusammenhang gibt?“
„Es erscheint mir…logisch. Ich glaube, diese Leute sind momentan unsere beste Option.“, gestand sie.
„Und dieser…Abgestoßene, den wir getötet haben. So etwas haben wir zuvor noch nie gesehen. Er hatte kein Genesis im Blut und doch sah es beinahe so aus. Er war weder wie ich, noch wie du.“ Sie kaute nachdenklich an ihrer Unterlippe herum.
„Diese Menschen wissen definitiv mehr darüber. Dieser Kade hat mir erzählt, dass sie bereits einige gefangen nehmen konnten. Vermutlich um sie zu studieren.“
„Also, was denkst du?“, wiederholte sie.
„Ich denke, wir sollten uns fürs erste mit ihnen verbünden. Aber sobald ich merke, dass sie dich betreffend andere Absichten haben…“, äußerte er mit einem wütenden Blick.
„Ich weiß.“, beendete sie seinen Satz, wissend, dass dies keine leere Drohung war.
„Ich stimme dir in allen Punkten zu.“
„Sie hat sich einfach ein wenig…unglücklich ausgedrückt.“, versuchte Kade seinen aufgebrachten Bruder zu beruhigen. Dieser stützte sich am im Mondlicht glänzenden Geländer ab und schüttelte vehement den Kopf.
Kade beugte sich über das Geländer und betrachtete das atemberaubende Panorama. Aiden starrte ins Nichts. Die Stille wurde immer bedrückender.
„Ich vermisse sie auch, Aiden.“, wisperte Kade mit einer fast schon greifbaren Traurigkeit in der Stimme.
„Aber Valeria ist nicht für ihren Tod verantwortlich. Du weißt das.“ Er atmete hörbar aus.
„Als sie sagte, dass all diese Menschen wegen eines Streits sterben mussten da…da…“
Aiden umklammerte das Geländer so fest, dass seine Knöchel weiß hervor traten.
„Da habe ich mich gefragt ob Mutter, Ellen und Jaime aus einem ähnlich dummen Grund sterben mussten.“ Aidens Stimme bebte. Er unterdrückte den immer stärker werdenden Drang in Tränen auszubrechen.
„Manchmal frage ich mich-“, begann Aiden als er sich etwas gefasst hatte.
„Ob eine Familie heutzutage überhaupt noch relevant ist.“
„Aiden?“ Kade holte Luft. Er drehte sich mit dem Rücken zum Panorama und stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Geländer ab.
„Was findest du besser? Zu lieben und das Geliebte zu verlieren oder nie geliebt zu haben?“
Aiden sah ihn überrascht an. Er hatte nicht erwartet, etwas so tiefgründiges aus dem Mund seines Bruders zu hören. Er dachte über seine Worte nach. Kade klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
„Lass dir Zeit darüber nachzudenken. Wenn du die Antwort gefunden hast, kannst du sie mir verraten, ich habe sie nämlich vergessen.“ Mit diesen letzten Worten ging er. Aiden sah ihm noch nach, dann blickte er zum Himmel auf.
Ich will diese verdammten Missgeburten tot sehen. Ich will sie alle tot sehen. Aber noch mehr als das, will ich sie mit eigenen Händen umbringen. Waren Aidens letzte Gedanken, bis auch er die Terrasse wieder verließ.
Als Valeria und Ares erneut zur Gruppe hinzustießen, waren sie vollzählig. James sah sie hoffnungsvoll an.
„Wir haben entschieden. Wir sind zu dem Schluss gelangt, dass wir ein vorläufiges Bündnis mit euch eingehen, unter der Voraussetzung, dass ihr uns mit allem Nötigen versorgt und wir jeder Zeit gehen können.“ Erleichterung machte sich in James breit. Er lächelte zufrieden. Er stand auf und begab sich zu ihr. Ein Händedruck besiegelte das Bündnis.
„Willkomen bei G.o.h, jetzt sollten wir vielleicht die restlichen Fragen klären, meinst du nicht?“, sagte James lächelnd. Sie nahmen auf der Couch Platz.
Die blonde Frau namens Sarah, stellte den beiden ein Glas Wasser bereit. Valeria bedankte sich.
„Wir versorgen euch mit allem Nötigen, versprochen. Dazu gehört natürlich Blut. Darf ich fragen, woher ihr euch das Blut bis jetzt geholt habt?“
„Wir brauchen nur dann Blut, wenn wir selbst welches verlieren. Ich habe sonst von Ares getrunken.“ James nickte.
„Und woher nahm Ares Blut?“, fragte er und sah den schwarzhaarigen jungen Mann neugierig an. Valeria sah auf ihr Glas.
„Ich habe Tiere erlegt.“, antwortete dieser knapp. Valeria schüttelte den Kopf.
„Du kannst aufhören, Ares.“, sie sah ihn traurig an.
„Ich weiß, dass das nicht stimmt. Du hast mir das nur erzählt, um mich nicht zu belasten.“
„Also hast du Menschen getötet?“, fragte Aiden harsch.
„Nein. Ich nahm nur, was ich ihnen zumuten konnte. Nicht mehr. Niemals.“ Aiden schüttelte den Kopf.
„Das müsst ihr jetzt nicht mehr, in Ordnung?“, warf James ein und sah seinen ältesten Sohn dabei an. Kade entpackte einen Kaugummi, schob ihn sich in den Mund und zerknüllte das Papier zwischen seinen Fingern. Er sah zu Aiden und warf diesem, die zerknüllte Kugel an den Kopf.
„Genau Aiden. Das müssen sie jetzt nicht mehr.“, grinste er breit. Leicht entnervt stand Aiden auf und lief zur Küche.
„Will noch jemand einen Kaffee?“, fragte er in die Runde. Valeria drehte sich ihm zu.
„Ähm…Könntest du…würdest du einen für Ares machen?“, fragte sie unsicher. Ares riss seinen Kopf in ihre Richtung und sah sie fassungslos an.
„Was ist? Du wolltest doch schon lange mal Kaffee probieren.“, tuschelte sie rechtfertigend.
„Okay.“, bestätigte Aiden und stellte eine Schale voller Würfelzucker und eine kleine Karaffe mit Milch auf den Kaffeetisch.
„Also. Unter uns bezeichnen wir diese Wesen als Abgestoßene aber in der Öffentlichkeit verwenden wir die Bezeichnung Veayobak.“ James trank aus seinem Glas. Er warf Valeria einen interessierten Blick zu. Er erhoffte sich eine Reaktion, erhielt jedoch keine.
„Welche Eigenschaften und Fähigkeiten besitzt ihr eigentlich? Ich frage das, um den Unterschied zwischen euch und den Abgestoßenen zu ermitteln.“ Der Duft des frisch aufgebrühten Kaffees erfüllte den Raum.
„Wir altern nicht, wir erkranken nicht. Wir brauchen weder Schlaf noch Nahrung. Wir sterben keines natürlichen Todes…und auch keines unnatürlichen. Wir verfügen über eine ausgeprägte, schnelle Regenerationsfähigkeit. Verlieren wir aufgrund unserer eingesetzten Waffen Blut, benötigen wir neues als Ausgleich. Wir sind übermenschlich stark und schnell. Unsere Sinne sind ausgeprägter als die, jedes Lebewesens auf diesem Planeten.“, erklärte Valeria.
„Waffen? So wie das rote Schwert? Und was hat es mit den roten Schwingen auf sich? Ich begreife es nicht ganz.“, entgegnete James, sich durch das Haar streifend.
„Ja. Mein Schwert entsteht aus mir. Aus meinem Blut. Aus dem, was in mir ist, ebenso wie die Flügel.“
„Und Ares?“, fragte er.
„Nein. Ich habe Ares zu dem gemacht was er ist. Er kann keine Flügel erschaffen. Wir unterscheiden uns auch, was die Kampfkraft angeht.“ Valeria klang betrübt, als würde sie sich daraus einen Vorwurf machen.
„Darüber wussten wir noch nichts.“, erklärte James. Valeria sah ihn überrascht an.
„Ihr wusstet in allen anderen Dingen bereits Bescheid?“
„Nicht in allen. Tatsächlich habe ich in der Vergangenheit sehr viel Zeit darin investiert die Wahrheit über dich zu entdecken. Du hast mich förmlich in einen Bann gezogen. Als ich dann der Organisation beitrat, erhielt ich endlich Einsicht in einige interessante Dokumente. Aber alles zu seiner Zeit. Es gibt nämlich jemanden, der dich sehr gerne kennenlernen würde und sehr viel mehr über dich weiß als ich.“ Valeria sah ihn erstaunt an.
„Hey, was genau meintest du damit als du sagtest, du hast Arschloch zu dem gemacht was er ist?“, fragte Kade kauend.
„Sie hat mir ein Leben geschenkt. Mehr musst du dazu nicht wissen.“, antwortete Ares in der für ihn natürlichen Art.
„Oho, ich glaube schon, dass das eine wichtige Information ist.“, erwiderte Kade und blies den Kaugummi auf, bis er platzte.
„Der Kaffee ist fertig.“, unterbrach Aiden und gab Ares eine dampfende weiße Tasse. Ares betrachtete den pechschwarzen Inhalt. Er führte die Tasse an seine Lippen und nahm einen großzügigen Schluck. Augenblicklich spuckte er den gesamten Inhalt aus dem Mund und begann kräftig zu husten. Alle starten ihn an.
„Oh, shit! Der Teppich.“, rief Kade belustigt. Er machte sich keine Mühen seine Belustigung zu verstecken und begann laut zu lachen.
„Alles in Ordnung? Hast du dich verschluckt?“, fragte Valeria besorgt und klopfte ihm leicht auf den Rücken.
„Was ist das?!“, presste er zwischen seinem Hustenanfall hervor.
„Kaffee.“, antworte Aiden trocken. Ares begutachtete die Tasse.
„Seltsames Gesöff.“, sagte er mit einem angeekelten Gesichtsausdruck.
Kades Gelächter schallte durch den Raum und steckte den Rest der Gruppe sogleich an. Zum ersten Mal seit langem, lachte auch Valeria.
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