Manche Ängste sollte man nicht überwinden

Du suchst nach einem festen Halt, um deinen Drang zu beherrschen. Je länger und intensiverer du hineinsiehst, desto tiefer und dunkler scheint es. Wie tief es wohl sein mag? Wie kalt es dort wohl ist? Es ist irgendwas… Du siehst den Boden nicht, so dunkel und tief ist es, jedoch willst du ihn auch nicht sehen. Der Wind der dir seit geraumer Zeit ins Gesicht schlägt, stoppt augenblicklich, die Geräusche des Motors verstummen, alle um dich herum, scheinen ihren Platz verlassen zu haben. Die Umgebung um dich herum wird trüb. Deine Sicht auf das unter dir wird klar, alle anderen Sinne wie betäubt. Du beugst den Kopf nach vorne, um das zu sehen, was dich festhält. Dieses Blaue. So unglaublich anziehend. Und doch so abschreckend. Du beugst dich etwas über die Reling, nur kurz sehen was da ist. Wie viele vielleicht hier heruntergefallen sind? Du beugst dich noch etwas runter. Du hast Angst, doch irgendwas da unten blendet sie aus. Du beugst dich mit dem ganzen Oberkörper runter, du hast das Gefühl, diesen Drang da runtergucken zu müssen. Plötzlich spürst du den Halt der Reling an deinen Oberschenkeln nicht mehr. Du fällst. Du bist kurz in der Luft, bevor du mit einem harten, kalten Aufprall ins Wasser platschst. Du hättest da weggehen sollen. Den Drang stoppen sollen. Du kannst nicht schwimmen, deine Lungen füllen sich mit Wasser, es sind wie kleine Nadelstiche, so kalt. Du sinkst immer tiefer, immer mehr in das schwarze. Du versuchst Luft zu holen, aber das Salzwasser lässt es nicht zu, deine Sicht verschwimmt, es wird immer kälter. Du hattest nie beabsichtigt, zu fallen. Noch ein paar mal zappelst du im Wasser in der Hoffnung bemerkt zu werden. Aber deine Gliedmaßen werden betäubt von der niedrigen Temperatur des Wassers. Noch ein letztes Mal schaust du auf das Boot, das nun ohne dich weiterfährt, beide du in den tiefen kalten Ozean gezogen werden wirst.   Manche Ängste sollte man nicht überwinden.