ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Vorheriger Teil:
Hinweis: Dieser Teil ist in Marie’s Sicht verfasst.
Der Anblick der sich mir bot war grauenvoller als alles, was
ich jemals gesehen hatte. An den Wänden klebten Teile von Gedärmen und auf dem
Boden nahe beim Fenster lag etwas, das kaum noch als menschliche Überreste zu
erkennen war. Man erkannte den Kopf, dem offensichtlich die Augen ausgestochen
wurden, und der aussah, als sei er auf
dem Boden zertrümmert worden. Die Gehirnmasse verteilte sich auf dem Boden und
bildete eine Lache. Der Rest des Körpers war aufgeschlitzt worden. Die Gedärme,
die nicht an den Wänden klebten quollen aus dem tiefen Schnitt heraus und
vermischten sich mit dem vielen Blut und der Gehirnmasse.
Ich hörte ein ersticktes Würgen und drehte mich um, gerade
um zu sehen wie Jona mit vor den Mund gehaltener Hand aus dem Raum stürmte. Ich
fragte mich, was ihn dazu gebracht hatte, sich übergeben zu wollen. Der Anblick
der Fleisch- und Blutmassen, oder der bestialische Gestank der bereits
verwesenden Leiche, der einem die Tränen in die Augen steigen ließ.
Doch nichts schockierte mich an diesem Tag so sehr, wie die
Vertrautheit dieses Ortes. Ich hatte in letzter Zeit so viele stinkenden
Leichen gesehen, und nach Hinweisen gesucht, dass mich diese nicht mehr aus der
Bahn werfen konnte. In Gegenteil: Hier fühlte ich mich aus irgendeinem mir
unerfindlichen Grund wohl. Ich bahnte mir meinen Weg durch die Männer der
Spurensicherung, die gerade hereinkamen und bewegte mich auf meinen
Vorgesetzten zu. „Sir.“ Er sah genervt aus, als er den Blick zu mir wandte.
„Entschuldigen sie die Störung, aber warum haben sie mich her beordert? Ich
habe keine Zeit um einem weiteren Killer hinterher zu jagen, wir sind dem
Rache-Mörder noch nicht auf der Spur.“ Er nickte und fuhr sich mit einer Hand
durch das graue Haar. „Es sieht so aus, als sei dies das Werk desselben Täters.
Wir haben heute einen weiteren Leichenfund gehabt. Das volle Programm: Blutiges Wort an der Wand, abgezogene Haut an
den Händen. Und an dem Tatort haben wir Hautteile dieses Mannes gefunden.“
Seine Handbewegung deutete durch die Tür, auf den Fleischhaufen. „Wir haben
Grund zu der Annahme, dass dieses Opfer den Täter provoziert hat, und deswegen
so zugerichtet wurde. Genaueres zum Tathergang bringen hoffentlich die
Spurensicherung und Obduktion. Da sie sich hier ja umgesehen haben schlage ich
vor sie begleiten mich zum anderen Tatort und sehen sich dort nach Hinweisen
um.“
Der Gestank am zweiten Tatort übertraf den des ersten noch.
Selbst ich musste würgen, und ich hatte normalerweise einen sehr starken Magen.
Der süßlich beißende Geruch der Verwesung vermischte sich noch mit dem Geruch
von Urin, Erbrochenem und Alkohol. Ich konnte den Raum nur mit vor Mund und
Nase gehaltenem Taschentuch betreten.
Bereits nach dem ersten Blick auf die Leiche viel mir ein
entscheidender Unterschied zu den vorherigen Morden auf. Das Opfer war nicht
festgebunden worden. Auch das Wort, das an die Wand geschrieben war passte
nicht zu dem Namen, den die Medien dem „Rache-Mörder“ gegeben hatten. Erlösung
hatte schließlich nichts mit Rache zu tun, oder? Ich sah zu, wie die Fotos von
der Leiche geschossen wurden und machte mich auf den Weg in mein Büro. Dort wartete
mein Assistent Max auch schon mit Neuigkeiten. Aufgeregt kam der junge Mann auf
mich zu, seine hellblauen Augen siegessicher. „Ich habe eine Verbindung des
neuesten Opfers, Tina Greve, zu dem Zeitungsartikel gefunden, den der Täter am
Fundort von Erik Braun hinterlassen hat. Scheinbar war sie eines der Kinder
gewesen, die aus der Gewalt der Entführer und Mörder gerettet wurden, um die es
in dem Zeitungsartikel geht.“ Ich nickte, erfreut über diesen Fortschritt. „Das
würde erklären, warum der Täter sie Erlösen wollte, als ich am Tatort war hatte
ich den Eindruck, dass die Wohnung sehr verwahrlost war. Sehr gut.“ Max errötete bei dem Kompliment und
ich musste lächeln. Es war doch nur zu offensichtlich, dass er mich mochte.
Ebenso offensichtlich war es, dass er mit seinen 23 Jahren 13 Jahre jünger war
als ich. Abgesehen davon war er mir viel zu aufdringlich, mit seinen Versuchen
mich ins Kino einzuladen, oder mit mir Essen zu gehen. Er war mein Assistent
und ich vermischte die Arbeit nicht mit Privatem.
Dennoch war ich dankbar, dass Max mich nach langen
Recherchen und leider nur wenig weiteren Ergebnissen nach Hause brachte. Es war spät, und obwohl ich
nicht der ängstliche Typ war, war es mir bei den kürzlich aufgetretenen
Ereignissen wohler in Begleitung mit dem Auto zu fahren, als alleine im Dunkeln
zu Fuß zu gehen.
Als in das Haus trat, ging ich im Dunkeln durch den Flur, da
ich es immer noch nicht geschafft hatte, die Glühbirne der Lampe auszuwechseln
und trat in den nächsten Raum. Als ich das Licht in der sterilen, weißen Küche einschaltete
erstarrte ich, und für einen Moment wünschte ich mir, Max hätte mich doch ins
Haus begleitet. An der weißen Tapete, in blutrotem Kontrast waren drei Worte an
die Wand geschmiert worden, die Buchstaben verschmiert, dort wo das frische Blut
verlaufen war.
„Dreh dich um.“
Blitzschnell zog ich das Fleischermesser aus dem Block und
fuhr herum, bereit mich wenn nötig zu verteidigen. Zuerst erkannte ich nichts,
doch dann sah ich die Gestalt, die in der Dunkelheit des Flures neben der Tür
lauerte. Ich verengte die Augen und näherte mich ihr, auch sie machte Schritte,
schien sich allerdings nicht von der Stelle zu bewegen. Ich begriff, dass ich
auf meinen mannsgroßen Spiegel zuging, und nicht etwa auf den Mörder, den ich nun seit Wochen suchte. Ich trat an den
Spiegel heran und meine Augen weiteten sich, als ich das im Licht, das aus
der Küche in den Flur fiel, glänzende blutige Grinsen sah, dass genau auf der
Höhe meines Mundes auf den Spiegel gemalt worden war.
Epilog
Die beiden Laborassistenten hatten die DNA-Analyse des
am Tatort sichergestellten langen Haares bereits vor einigen Minuten in das
Büro des ersten Polizeihauptkommissares
gebracht, doch erst jetzt hatte er die Zeit finden können, sie sich
anzusehen.
Er seufzte und warf einen Blick zur Tür. 22.37. Er seufzte erneut
und drehte seinen Stuhl in Richtung des Schreibtisches, wo der Bericht mit den
Ergebnissen der Analyse auf ihn wartete. Er wartete, genau wie seine Frau
zuhause mit den zwei Kindern auf ihn wartete. Sie hatte ihm die sprichwörtliche
Pistole auf die Brust gesetzt und er hatte versprochen, nicht mehr so viele
Überstunden zu machen. Nun saß er hier und wollte nicht nach Hause gehen, da
dort sicher ein Donnerwetter auf ihn wartete. Also öffnete er den Bericht, stellte
seine Schreibtischlampe ein und begann, ihn zu lesen. Was er dort sah ließ ihn
erst die Stirn runzeln, dann weitete er seine Augen und griff gerade zum
Telefon, als es auch schon klingelte…
Nächster Teil: