GeisteskrankheitMittelMord

Mein Meisterwerk

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Meine Faszination für die Filmkunst geht mittlerweile weit über meinen Beruf hinaus. Ich arbeite als Kinooperateur. Dabei muss ich das Datenmaterial, also die Filme, vorab sichten und auf Fehler und Vollständigkeit prüfen. Des Weiteren stelle ich die Daten dann für die Vorstellung bereit, warte die Projektoren und eigentlich alle weiteren technischen Gerätschaften. Das sind aber nur ein paar meiner Aufgaben. Ich liebe meinen Beruf und wählte ihn vor nunmehr 23 Jahren mit viel Bedacht aus. Keinen einzigen Tag bereue ich seitdem.

Schon nach kurzer Zeit entwickelte ich eine besondere Leidenschaft für Horrorfilme. Diese Leidenschaft übertrug sich in mein Privatleben. Viele Stunden verbrachte ich vor meinem Fernseher und schaute unzählige Filme. Ich genoss den Charme der alten Klassiker, aber auch der neueren Filme. Unvergessen blieb dabei mein Unbehagen bei „Die Vögel“ von Alfred Hitchcock mit seinen unzähligen Schockmomenten. George A. Romero führte mich in das Zombie-Genre mit „Die Nacht der lebenden Toten“ ein, in dem erstmals Zombies einen eigenen Willen hatten.

Leider wurden mit der Zeit immer mehr… Splatterfilme… gedreht, denn die Menschheit forderte anscheinend nach immer blutrünstigeren Filmen. „The Texas Chain Saw Massacre“ von 1974 fand ich auch gar nicht so schlecht. Auch gut war „Tanz der Teufel“ von Sam Raimis, welcher für längere Zeit verboten, dann geschnitten und schließlich doch unzensiert (jedoch altersbeschränkt), zu erhalten war. Neuere Filme wie „High Tension“ weckten dann weniger mein Interesse, ich schaute sie zwar, aber wohl eher, um mitreden zu können, wenn sich die Leute unterhielten. Auch heutige Filme wie „SAW“ oder „Wrong Turn“, alles viel zu brutal, viel zu blutig, also auch nicht das, was ich gerne sah.

Richtige Gänsehaut bekomme ich nur noch bei wenigen Filmen, wenn überhaupt. Erschreckt habe ich mich schon lange nicht mehr, alles ist zu vorhersehbar geworden. Einer meiner Lieblingsfilme bzw. -Filmreihen ist „The Grudge – der Fluch“. Alleine wenn ich an den katzenhaften Schrei des Jungen denke, oder an das dem Tod durch Erwürgen ähnliche Geräusch, welches die Mutter bei ihrem Erscheinen crescendo von sich gibt. Herrlich!

Mittlerweile, da mich die neuen Filme nicht mehr so begeistern, es ist doch immer das Gleiche, ist es mir eine wahre Freude, dem Publikum bei Vorführungen zuzusehen. Bevorzugt bei Horrorfilmen. Ich kann dann in allen Reihen das Unbehagen sehen und das erfreut mich. Manche Menschen halten sich die Hände vor das Gesicht, andere geben kleine Schreckensschreie von sich, und immer gibt es ein paar Personen, die kurz zusammenschrecken und dann so tun, als wäre nichts gewesen. Manche verschütten ihr Popcorn, manche bekleckern sich vor Schreck mit ihren Getränken. Doch auch dabei bleibt meinem geübten Auge eines nicht verborgen, die Meisten erschrecken sich fast gar nicht mehr. Alle sind irgendwie… abgestumpft.

Ich ertappe mich nun jeden Tag aufs Neue, wie ich mir Geschichten ausdenke, während ich in den Zuschauerraum blicke. Jeden Tag spinne ich ein paar Details dazu, lasse einige andere wieder weg und erstelle so, in meinen Gedanken, einen perfekten Horrorfilm.

Das Licht im Saal würde gedämmt werden, bis es, bis auf die Fußleistenbeleuchtung, komplett verebbt, und der große, seidene Vorhang würde sich langsam öffnen und den Blick auf die Leinwand freigeben. Sanft ertönen die ersten Klänge einer Werbung aus den Lautsprechern an der Wand und die Leinwand würde sich gleichzeitig erhellen und die Werbung zeigen.

Die Zuschauer (14 Personen, alle zum Abschlussfilm eingeladen) säßen gespannt auf ihren Plätzen, würde es doch die letzte Vorstellung vor der langen Winterpause sein, und würden auf den Beginn des eigentlichen Filmes warten.

Sobald die erste Werbung beginnen würde, würde ich meinen Vorführraum durch die dicke Stahltür verlassen, würde den Stromgenerator noch in Gang setzen und mich in den Vorraum begeben. Der letzte Mitarbeiter vom Snack-Stand würde sich in den Feierabend verabschieden. Ich verriegelte den Kassenbereich und würde das Gitter vor dem Snack-Stand abschließen. Danach beginnt die Routinekontrolle, alle Fenster sind ge- und verschlossen, die Notausgangstüren würde ich ebenfalls verbarrikadieren und den Notausgangsmechanismus irgendwie beschädigen, dass niemand das Kino verlassen könnte. Als vorletzten Schritt verriegelte ich die Eingangstür und kontrollierte den Störsender, der das Handynetz lahmlegen würde, und entwendete das Telefon am Kassenbereich. Zuletzt kontrollierte ich die von mir eingebauten elektronischen Kleingeräte zur Geräusch- und Bilderzeugung und würde dann, als finalen Schritt, den Sicherungskasten mit einem gezielten Schlag demolieren.

Die ersten Zuschauer würden sich wundern, da wahrscheinlich der Film bereits begonnen hätte, und jetzt eine tonlose Schwärze den Saal übernehmen würde. Viele würden natürlich erst an einen Stromausfall denken, würden noch eine Weile sitzen bleiben und abwarten. Jedoch werden ein, oder vielleicht zwei, Personen aufstehen und einen Verantwortlichen suchen. Aber alle Mitarbeiter wären ja bereits gegangen. Dabei würden die Personen feststellen, dass die Kasse und die Snackbar bereits verschlossen sind, und verärgert vor sich hin schimpfen, da ja mindestens ein Mitarbeiter noch da sein müsste. Irgendwann, nachdem alle möglichen Räume, welche ich extra offenstehen lassen würde, durchsucht wären, würden sie auch an meiner Tür klopfen und versuchen hineinzukommen. Vergebens, ich würde die Tür natürlich verriegeln. Durch die Stahltür würden sie niemals durchdringen können.

Die Menschen würden den anderen, welche im Saal geblieben wären, Bescheid geben und alle würden sich zum Ausgang begeben, nur um festzustellen, dass dieser verschlossen wäre. Nun würde das erste Mal Panik aufkommen und man könnte bereits vereinzelt Hilfeschreie wahrnehmen. Die Fenster würden versucht werden zu öffnen, ebenfalls vergebens, denn ich hätte ja alle verschlossen.

Ich muss natürlich nicht erwähnen, dass viele versuchen würden, jemanden anzurufen, aber mein Störsender würde ja eh alle ein- und ausgehenden Signale unterbinden. Vor den Fenstern prangten Gitter, was natürlich auch sehr praktisch für mein Vorhaben war. Die Menschheit sehnt sich nach Horror und ich, ich alleine vermochte ihnen zu helfen, indem ich sie dem absoluten Horror aussetzte. Das Kino würde zu meinem Filmset werden.

Panik würde ausbrechen. Mit etwas Glück würden die ersten Menschen regelrechte Panikattacken bekommen, was meinem Vorhaben natürlich in die Hand spielte. Ich würde durch gezielte Toneinspielungen, immer nur leise, kaum wahrnehmbar und doch zu hören, die Hoffnung schüren, um im Nachhinein noch mehr Panik zu verbreiten. Die Menschen würden ziellos, hilflos durch das Kino wandern und versuchen, auf sich aufmerksam zu machen. Da die Winterpause offiziell bereits begonnen hätte, würde niemand auf das Kino achten. Da Fenster und Türen beklebt wären, und dies undurchsichtig, würde niemand mitbekommen, dass noch Menschen im Inneren sind. Die Lärmdämmung würde ihr Übriges tun.

Dem Dauerstress ausgesetzt, würden die Ersten bereits nach einigen Stunden beginnen zu halluzinieren. Die Nahrung würden sie lernen sich einzuteilen. Ich hätte einen Vorrat an Dosensuppen, Trockenfleisch und Wasser, auf den ich zugreifen könnte. Nachdem die erste Verzweiflung verflogen wäre, würde sich eine Person als Anführer sehen und mit immer neuen Ideen zur Flucht die Frustration bei den anderen nur steigern.

Der restliche Verlauf läge dann bei den unterschiedlichen Charakterzügen einer jeden Person und ihrem Durchhaltevermögen. Aber ich stelle mir ein Chaos vor, welches sich nach und nach zu ordnen beginnt. Natürlich würde ich mit meinen akustischen und optischen Signalen zusätzlich dafür sorgen, dass neues Chaos, neue Panik entsteht. Sollte dann irgendwann das Essen zur Neige gehen, würden die Ersten, vielleicht nach ein paar Tagen des Hungerns, beginnen, auf die Anderen loszugehen und von deren toten Leibern speisen. Was mich zum Hauptpunkt meines Filmes bringen würde – der Mensch ist das einzig wahre Monster auf diesem Planeten! Viel Bildmaterial vom dem sinnlosen… Abgeschlachte… würde ich allerdings nicht verwenden, ich werde eher auf die psychischen Komponenten des Filmes eingehen. Die Verzweiflung, die Panik, die Trauer, die Hoffnung, die pure Angst. Ich würde ein Meisterwerk schaffen und alle würden endlich begreifen, dass Zombies, Wölfe, Vampire und dergleichen garnichts im Vergleich zu dem Menschen wären. Der Mensch, das Monster! Denn alleine der Mensch zeigt sich in seiner ganzen Grausamkeit, wenn er verzweifelt ist. In jedem von uns steckt doch ein Monster!

Natürlich müsste ich, sobald auch der letzte das Zeitliche gesegnet hätte, das komplette Rohmaterial zusammenfassen auf einen Zeitraum von ca. zwei Stunden, aber bei dem guten Material würde ich das locker hinbekommen. Ich würde ein Meisterwerk der Angst schaffen, würde den Zuschauern das wahre Grauen dieser Welt offenbaren und natürlich, da ich genau diesen Schauplatz gewählt hatte, die Angst in den Kinosälen schüren, in denen mein Meisterwerk gezeigt werden würde. Ich würde in die Filmgeschichte eingehen.

Aber nun genug der Überlegung, ich muss den letzten Film für heute Abend vorbereiten, die Besucher sitzen bereits gespannt auf ihren Plätzen. Ich starte den Film, werfe einen Blick auf meine Konserven, kontrolliere die Verbindung meiner Monitore mit den versteckten Kameras und starte den Generator. Danach betrete ich die Vorhalle, verabschiede meinen Kollegen, verschließe alles und hoffe, dass die Menschen, welche in meinem Film mitspielen, so handeln, wie ich es plane, ansonsten müsste ich in einem anderen Kino wieder von neuem beginnen, um mein Meisterwerk zu schaffen. Hoffnungsvoll zertrümmere ich den Sicherungskasten und schließe mich in mein Zimmer ein.

Film ab!

Autor: [http://de.creepypasta.wikia.com/wiki/Benutzer:Sisaria Sisaria]

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