
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Der kalte mit unter grauen und einsamen Wolken liegende Himmel, spiegelt sich klar erkennbar auf der stillen Wasseroberfläche eines kleinen Tümpels nieder. Die Wolkenspiegelung zeichnet sich nicht etwa nur auf diesem einzeln gelegenen Tümpel – der still und einsam den karg ausharrenden Bäumen drumherum lauscht – ab, sondern auf einem sich klar ausbreitenden Muster ganzer Tümpel-Gruppen, willkürlich über das Terrain verstreut. Sie erstrecken sich über die ganze trostlos verlorene Umgebung, die – so wenn sie denn malerisch in Szene gesetzt würde – in abstoßenden und grässlichen Braun,- Dunkelbraun,- Oker,- Grau – und Schwarztönen gestaltet wäre. Unterhalb der Wasseroberfläche jener Wasser und Schlammgruben, schlummert im trüben Gewässer durchtränktes und seit langer Zeit tot vermodertes Laub, abgefallen der kahlen porösen Bäume, welche ihre wild düsteren und bedrohlich wirkende Äste gen Himmel krallen.
Kein Tier, nicht ein rastender Vogel, nicht auch nur ein einziges Insekt gibt hier auch nur einen laut von sich. Bis auf das Geräusch meiner marschierenden Stiefel, herrscht hier absolute Stille. Dies hier ist eine Gegend, in den es niemanden mehr verschlägt und auch nicht mehr verschlagen sollte. Hier ist es einsam und trostlos.
Weiter südlich dieser kargen Wälder, befinden sich noch die Überreste einer kleinen Bergbau-Siedlung. Doch alle, die hier einst ansässig waren und hier siedelten, sind längst fort gegangen – es heißt, sie sagten eines Tages: „Dieser Ort bringe das Unheil.“
Alles dort – jenen Ortes – haben die ansässigen Bergarbeiter dem Verfall, dem Strom der Zeit, sowie den Überwucherungen der Natur überlassen. Die einzigen Überbleibsel sind runtergekommene und verlassene Ruinen aus alten Bauten, deren brüchiges Mauerwerk bläulich schimmert und mit schräg halb runtergekommenen, wie teils beschädigten löchrigen Dächer mehr oder minder bedeckt sind. Grund für das bläuliche Schimmern des Mauerbaus, ist der einstig und ehemalige Schiefertagebau in der Nähe, der hier vor langer Zeit von den einst einheimischen Bergbauarbeitern betrieben wurde. Alte Spuren des bläulichen Schiefergesteins im Mauerwerk der alten Ruinen, sind somit noch klar zu deuten und zu erkennen. Die naheliegend alte Siedlung und der Tagebau sind zwar sehr interessant, jedoch sind sie nicht Ziel meiner Forschungsexpedition. Mein Ziel liegt weiter voraus des kargen Dickicht…
Ich laufe nun schon eine ganze Weile. Der Wanderweg wird immer holpriger, wilder und der Morast immer dichter. Die Stille der Wälder und die sich erstreckenden sumpfartigen Felder lösen in mir, je länger ich sie betrachte und sie durchwandere, ein Gefühl der Beklemmung und der Hilflosigkeit aus. Ich möchte eigentlich gar nicht hier sein, an solch einem Ort der Geistlosigkeit. Ein Ort, der seine unsichtbaren Dämon verborgen im Morast zwischen den Schlangenförmigen Baumstämmen umher tanzen zu lassen scheint und diese gewillt sind, mich mit imaginär gefühlten Blicken aufzuziehen – oder sich einen Spaß daraus machen, mit ihren langen teuflischen Krallen mir im Nacken herum zu picken. So jedenfalls mein momentanes Empfinden.
Die Art und Weise, wie an diesem Ort die Vegetation gedeiht, ist mit den folgenden Worten zu beschreiben; Tod, Verfall und Verderben – und umso näher ich meinem Ziel komme, umso seltsamer scheint dieser Ort zu werden. Tiefgründig betrachtet ist es vielleicht sogar die Fratze des Teufels.
Doch all dies, wird mich nicht daran hindern, meiner Auftragsarbeit pflichtbewusst nachzukommen. Mir wurde dieser Auftrag zugetragen und ich werde ihn erfolgreich abschließen. Auch, wenn ich als Forscher der schon etwas älteren Generation längst im Ruhestand sein sollte… Doch besondere Umstände erfordern – wie man so schön sagt – besondere Maßnahmen. Und unter diesem enormen Honorar, werde ich bis zum Ende meiner Tage mehr als abgesichert sein. „Sie“ kamen eines Tages auf mich zu. „Sie“ sagten, sie bräuchten einen erfahrenen Botanikwissenschaftler im Bereich Dendrologie. Und nun ja, mit über vierzig Jahren Erfahrung in diesem Forschungsgebiet, willigte ich natürlich ein. Pflanzliche Organismen und Holzstrukturen sind mein Spezialgebiet und ich hoffe, dass meine langwierige Erfahrung ausreichend sein wird, um sagen zu können – was an besagtem Ort seltsames vor sich gehen soll. Ich werde mein aller möglichst bestes versuchen, jener Sache auf den Grund gehen.
Nach gut einer Stunde des Fortschreitens unter dem verfallenen Unterholz komme ich nun endlich dem Ziel meiner Wanderung entgegen. Ich habe ein gutes Stück zurückgelegt. Nun bin ich endlich da, an jenem Ort. Der Ort, den „Sie“ mir beschrieben und auf der Karte lokalisiert haben.
Allerdings…
Was ich hier nun zu Gesicht bekomme, schockiert mich regelrecht und wesentlich mehr, als ich es je hätte vermuten können. Wenn die damaligen Siedler des Tagebaus zu dem Schluss gekommen sind – ‚Dieser Ort bringe das Unheil‘ – dann trifft das wohl voll und ganz hierauf zu.
Ich kann was ich hier sehe nur schwer beschreiben. Niemand hat mir gesagt, welches Grauen hier einhergeht. Die Bäume und Pflanzen wachsen hier in den wildesten spiralförmigen Mustern, manche Pflanzen haben eine krankhaft farbliche Zusammensetzung, die nicht von dieser Welt zu sein scheint und gleichzeitig ist die Rinde der „Bäume“ so porös, dass in unregelmäßigen Abständen ein feines rötliches Pulver oder besser gesagt – eine Art feiner Sand – aus Löchern in den Baumstämmen heraus nieselt. Aus anderen bizarren Bäumen tropft eine Art schwarzer Schleim, der sich am Boden kurz windet, dann von der Erde wie es scheint absorbiert wird und in ihr zeitlich versickert.
Mit über vierzig Jahren Erfahrung als Botanikforscher habe ich derartiges noch nie gesehen. Diese unnatürliche Anordnung der Botanik ist eine einzige Perversion und ich werde hier – an diesem schrecklichen Ort – keinerlei mehr Zeit verbringen, wie es nötig sein wird, um meiner Arbeit nachzugehen. Der Wahnsinn würde mir sonst früher oder später zwischen all jenen fremdartigen und bedrohlich wirkenden Bäumen, und dem gesamten Schauspiel an sich, anheimfallen.
„Was in drei Teufels Namen ist hier an diesem Ort nur geschehen?“
Ich lege meine Tasche vorsichtig zu Boden und krame dass nötige Werkzeug heraus, um Proben aus einem der Bäume entnehmen zu können. Besser gesagt, von der Rinde – die mir noch am wenigsten degeneriert zu sein scheint. „Sie“ haben gesagt, es gehe darum, ein unnatürliches Absterben der Bäume – spezifisch diesen Ortes – zu untersuchen. Ich solle Laborproben entnehmen, um einer möglichen Ursache des Absterbens und innerliche Austrocknen dieser Umgebung auf die Spur kommen zu können. Doch, worum es geht, ist wohl weitaus weitreichender und komplexer, als ich es je hätte vermuten könnte.
Vorsichtig nähere ich mich einer Gruppe dieser ausgetrockneten Bäume, aus denen rötliches Pulver nieselt und nehme ein kleines Plastikbehältnis zur Probenentnahme, als auch mein Diktiergerät an mich. Langsam beginne ich damit, etwas mit Hilfe der Pinzette von der Baumrinde zu extrahieren und lege es vorsichtig in einen der Probenbehälter. Anschließend spreche ich ins Diktiergerät: „Es ist der dritte Oktober, 1997. Hier spricht Professor John Cornelius Gladberg. Bin endlich an jenem besagten Ort eingetroffen. Dieser Ort ist in seiner Vegetation enorm seltsam und verstörender, wie ich es je hätte annehmen konnte. Etwas zutiefst merkwürdiges muss sich hier zugetragen haben, um die pflanzlichen Organismen derart deformiert haben zu können. Ich vermute irgendeine Art der Mutation. Unser ganzes Wissen über Botanik und die Naturwissenschaften im Allgemeinen könnten nun komplett auf den Kopf gestellt werden. Beginne gerade mit der Probenentnahme und…“
Mitten im Satz unterbreche ich die Ansprache in mein Diktiergerät, denn irgendetwas, ein inneres Gefühl oder innere Stimme, lässt mich inne halten. Da ist etwas, dass mich gleichermaßen stutzig macht, als auch sehr beunruhigt… Mir scheint so, als schleiche nun wirklich irgendeine gruselige Anwesenheit zwischen all den degenerierten und bizarren pflanzlichen Organismen und Bäumen umher. Mit ernster Mimik in meinem Gesicht, werfe ich noch einmal aufmerksam einen Blick über das Terrain und beobachte nochmals etwas genauer die Zwischenräume, der wenigen Baumgruppen. Ich sehe zwar nichts außer Morast und fremdartige Bäume, beginne aber doch nervös zu werden. Eine potenzielle Bedrohung habe ich dennoch nicht ausfindig machen können.
Zumindest bis jetzt noch nicht.
Ein paar wenige male hat mir mein Verstand den Streich gespielt, wie knöcherne Hände aus den Schatten und Winkel des Dickicht heraus umher huschten – sich aber beim genaueren hinsehen nur als kahle Äste der vielen Bäume herausstellten. Mir, sich der ganzen Situation an diesem Ort immer noch nicht ganz geheuer, rufe ich ein lautes: „Hallo?“ dem Terrain entgegen. Doch es erfolgt keine Antwort. Natürlich nicht.
Wer soll hier schon sein?
Auf einmal beginne ich zu taumeln und mich überkommt ein schwindelerregendes Gefühl. Meine Sicht beginnt trübe und verschwommen zu werden und ich spüre plötzlich, wie sich alles um mich herum zu drehen beginnt. Es überkommt mich eine tiefe Müdigkeit und ich merke, wie die Luftzufuhr und die Sauerstoffversorgung meines Gehirnes nach und nach außer Kraft gesetzt werden. Mein Gesicht läuft blau an. Mir wird Schwarz vor Augen und ich kippe wie ein Sack Zement nach vorn auf den Boden.
Alles um mich herum wird schwarz und Ruhe kehrt ein. Nur noch das Flüstern der missratenen Bäume und dass höhnische Herabsehen auf meinen auf der Erde still liegenden Körper, ist jetzt noch existent. Sterbe ich hier nun etwa? An solch einem Ort?
Ich will noch nicht sterben.
Nein, an dieser Stelle ist es noch nicht vorbei. Ein paar Stunden verstreichen, während ich ohnmächtig im dreckigen Gestrüpp gelegen habe.
Ich merke, wie ich langsam wieder zu mir komme. „Wie lange war ich außer Gefecht gesetzt? Ich habe gerade absolut kein Zeitgefühl.“ Dieser Gedanke ist der erste, welcher mir nach meiner Ohnmacht durch den Kopf geht. Meine trübe Sicht wird langsam wieder schärfer. Ich möchte meine Glieder bewegen, doch irgendwie sind sie wohl noch taub und lassen sich noch nicht so richtig bewegen… Nach gut zwei Minuten der Regeneration, ist meine Sicht nun wieder klar hergestellt worden. Doch etwas stimmt hier nicht. Irgendetwas ist anders. Ich kann nach unten auf den Boden sehen und scheine mich mindestens drei Meter über dem Boden zu befinden. „Befinde ich mich auf einer anomalen Anhöhe?“ Ich sehe nach unten, auf meine Hände und Füße. Und daraufhin beginne ich plötzlich panisch zu schreien. „N-nein! Das kann nicht sein…! W-was ist hier los?!“ Was ich nun gerade feststellen und sehen muss, lässt mich an der Wirklichkeit zweifeln.
Wo meine Beine zuvor noch gewesen sind, ist jetzt ein Baumstamm – wo meine Arme und Finger noch gewesen sind, sind jetzt Äste und Zweige. Träume ich etwa und bin in Wirklichkeit immer noch ohnmächtig? Das muss ein Albtraum sein.
Ich versuche mich schreiend und – in dem „Versuch“ – panisch um mich zu schlagen, mich doch noch bewegen zu können – in der irrationalen Hoffnung, mich irgendwie aus diesem albtraumhaften Zustand befreien zu können. Die Versuche sind jedoch vergebens, ich bewege mich keinen einzigen Millimeter. Was hier mit mir geschehen ist, steht im absoluten Widerspruch jeglicher mir bekannter physikalischer Naturgesetze. Ich habe mich in einen dieser Bäume verwandelt. Bin mit ihnen „verschmolzen“. Mit einem der Sorte Baum, welcher jenen widerlichen schwarzen Schleim absondert.
Einzig mein menschliches Gesicht, ragt gerade noch so aus der Baumrinde hervor.
Jedoch merke ich gerade, wie der Baum, oder die Baumrinde, auch weiterhin mit meinem Organismus verschmilzt und das „Werk“ noch nicht vollendet zu sein scheint. Zwecklose Hilfeschreie entrinnen meiner Kehle und erschallen im einsam tristen und verlassenen Morast dieser Umgebung. Mit weit aufgerissenen und tränenden Augen werde ich nun Zeuge, wie mir der Baum über den Mund „wächst“, Diesen verdeckt und schließlich vollständig einnimmt. Wodurch mein Schreien nur noch als dumpfes leises Gemurmel und Gewinsel zu vernehmen ist. Ich werde in den Baum „hinein“ gesogen – wie in flüssiges Teer – und verschmelze mich nun vollständig mit ihm. Einen kleinen Lichtschimmer der Außenwelt erkenne ich noch durch ein kleines Guckloch, welches noch nicht von der sich schnell ausbreitenden Baumrinde erfasst wurde. Bis sich letztlich auch Dieses zu verschließen beginnt, es endgültig dunkel wird und schließlich alles schwarz wird.
„’Sie‘ haben mich hereingelegt… Ich hätte den Auftrag ablehnen sollen.“
In dem kargen und trostlosen Morast ist nur noch das Knacken mehrerer Knochen zu vernehmen und ein neuer Schleim absondernder Baum besiedelt nun jene Vegetation, verborgen in den verfallenen Wäldern.
Wenn es sich denn um das Knacken von Knochen handelt, oder nicht etwa um jenes Knacken, welches sonst auch immer in einem jeden Unterholz zu hören ist…
Man weiß es nicht.