ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Leere und verlassene Häuser haben eine ganz eigene Energie.
Solange Menschen und Tiere in ihnen wohnen, solange dort Leben ist, Erlebnisse, Gedanken, Träume und Gefühle, solange ist auch dieses Haus angefüllt mit einer energetischen Schwingung, die zurückstrahlt auf alle, die sich darin aufhalten. Darum sind die Sommertage in einem Fachwerkhaus mit einem riesigen Kräuter- und Gemüsegarten, in dem Schmetterlinge fliegen und im Herbst Igel durchs Laub rascheln, immer ein Ort, an dem man auch selbst zur Ruhe kommt… während Häuser, in denen Schlimmes geschehen ist, ein Gefühl der Unruhe verbreiten. Die Wände dort engen einen ein und reflektieren die eigenen Gedanken und Gefühle. Häuser sind immer ein Spiegel des Lebens, das dort stattfindet und ein Verstärker dafür. Vielleicht spukt es auch daher in einigen von ihnen… weil dort Dinge geschehen sind, an die sich die Mauern noch lange erinnern…
Leere Häuser dagegen sind roh und wild. Man sieht sie an und die leeren, verlassenen Fenster starren zurück und sie sind angefüllt mit nichts. Es gibt dort keine emotionalen Echos mehr, keine Sommertage und Schmetterlinge oder unglückliche, weiße Damen, die bei Vollmond ruhelos durch die Flure wandeln. Die Wände und Mauern in leeren und verlassenen Häusern reflektieren die Gedanken und Gefühle derer, die sie betreten. Und sie saugen sie gierig auf. Denn sie sind immer mehr gewesen als Raumtrenner und Außenwände. In ihnen steckt eine uralte Magie. Menschen und Häuser waren immer eins.
Ich weiß das, denn ich habe in vielen von ihnen geschlafen auf meinen Wanderungen und Reisen. Ich bin unterwegs, seit ich denken kann. Ein eigenes Haus hatte ich nie und ein eigenes Zuhause auch nicht. Mein Zuhause war der Platz, an dem ich gerade war, und der war entweder gut oder nicht so gut. Und auf meinen Reisen habe ich viele Häuser und Plätze gesehen, in denen lange keiner war. Sie waren leer. Ihre Wände waren leer. In ihnen wohnte nur noch das Gefühl von Graffiti in leeren Räumen und von Efeu, das die Wände hinaufkriecht. Menschen sind so sorglos im Umgang mit dem, was sie erschaffen. Doch Häuser haben eine Seele. Sie brauchen menschliche Gesellschaft, um nicht zu vereinsamen. Sie haben Bedürfnisse. Sie sind wie Katzen und Hunde. Sie sterben nicht ohne uns… aber sie sind nicht vollständig.
Natürlich ist es nie leicht, sich in verlassenen Häuser schlafen zu legen. Man weiß nie, ob man dort sicher ist. Man kennt die Geräusche dort nicht. Den Geruch. Man geht dort hinein und die Wände und Mauern saugen begierig jedes Gefühl auf, das sie empfangen. Wie ein Hund, der lange nicht gestreichelt wurde. Und so hallt das eigene Unwohlsein von ihnen zurück und schlägt Echos in der Seele. Ich habe eigentlich immer gute Erfahrungen gesammelt. Passiert ist mir nie wirklich was.
Nur ein Mal war etwas komisch. Und ich hätte es von Anfang an merken können. Es war später Nachmittag und ich war unterwegs. Ziellos. Wohin es mich halt trieb. Manchmal schlafe ich auch unter freiem Himmel oder unter Bäumen. Aber es sah etwas nach Regen aus und ich sah am Wegrand, in einem verwilderten Garten dieses Haus und fand, es wär ein guter Platz zu schlafen. Doch dieses Haus war anders als viele zuvor. Ich hatte ein ganz kurzes Gefühl, als starrten mich die leeren, dunklen Fenster an, um zu sehen, wer dort kommt. Dieses Haus wartete. Aber was soll ein Haus schon mehr tun, als die eigene Angst zu verstärken? Ich war sicher. Und schwere Träume im Tiefschlaf… damit komme ich zurecht.
Ich habe eine Angewohnheit… Denn egal, wie sicher und angstfrei man ist, wenn man umherreist: Man ist nicht immer sicher. Es kann einem natürlich immer etwas passieren. Darum sollte man schon zusehen, dass man die Umstände so gestaltet, dass Gefahrenquellen minimiert werden.
Ich für meinen Teil schlafe zum Beispiel immer im kleinsten Raum. Dann habe ich das Gefühl, die Wände decken mich zu und beschützen mich und ich kann die Welt da draußen draußen lassen. Dementsprechend richtete ich mir mein Nachtlager in der Abstellkammer ein, die gerade groß genug war, um darin zu liegen.
Das Haus war gut in Schuss soweit. Ein Fachwerkhaus. Einige Fensterscheiben waren noch heile. Ich habe nirgends Graffiti gesehen. Also kamen auch keine Menschen her. Die Tür war nicht verriegelt, also ging ich hinein. Die Räume waren leer und außer dem üblichen Schmutz war dort soweit alles okay. Im Untergeschoss gab es eine Küche, in der sogar noch ein alter Ofen stand. Ich freute mich, denn so konnte ich vielleicht sogar etwas kochen. Es gab ein leeres Badezimmer, zwei Räume, eine Abstellkammer und im Obergeschoss waren drei weitere Zimmer. Einen Keller oder Dachboden fand ich nicht. Aber ich fand etwas anderes.
An die Wände der Zimmer waren Katzen gemalt. Es sah nicht aus wie Graffiti. Es sah eher aus, als wären sie schon da gewesen, bevor das Haus verlassen wurde. Große, verschiedenfarbige Katzen. In jedem Zimmer waren sie und lagen oder saßen oder standen auf den Wänden und leisteten dem Haus in den einsamen Stunden Gesellschaft. Ich habe aber Wunderlicheres gesehen. Katzen sind da jetzt nichts Schlimmes. Zumal diese Katzen freundlich aussahen. Sie schauten den Betrachter aufmerksam, aber freundlich an.Bilder an sich sind generell nichts Schlimmes. Es sind Farbpigmente, die jemand in einen subjektiven Sinnzusammenhang angeordnet hat, oder so. Bilder sind halt Bilder. Mehr Angst habe ich vor Taten und Ideen einiger Menschen. Und Katzen mag doch jeder.
Der Abend kam und ich bekam den Ofen zum Laufen und kochte mir ein leckeres Essen. Danach saß ich noch beim Schein des Feuers und entspannte mich, während der einsetzende Regen aufs Dach und gegen die Fenster klopfte. Irgendwann wurde ich müde, rollte meinen Schlafsack aus, machte es mir gemütlich und schlief langsam ein.
Die Träume der Nacht waren aber fiebrig und unruhig. Sie kamen und flackerten um mich herum. Ihr alle kennt solche Nächte. Man dämmert immer wieder ein, die Träume kommen in unruhigen Bildern und seltsamen Inhalten und lassen einen rastlos und ausgelaugt zurück. Und sie brauchen lange, um ganz zu verschwinden. Noch wenn man wieder wach ist, schwappen sie in einem umher und laugen einen aus. Ich träumte von Katzen. Sie liefen durchs Haus und maunzten. Sie rieben sich an Türen und schnoberten um meinen Schlafsack. Sie jagten sich durch die leeren Zimmer und balgten sich im Staub verlassener Jahre. Immer wieder schreckte ich hoch aus diesem Traum und horchte ins Haus hinein, doch bis auf den Regen war alles still. Dann dämmerte ich zurück in die Gesellschaft erträumter Katzen. Und sie kamen und schauten durch die Tür, um zu sehen, wer dort liegt und schläft und es wagt, in ihr Königreich einzutreten. Und ich bemühte mich, ihnen zu signalisieren, dass ich freundlich war und nur für diese Nacht um Obdach bat.
Doch waren die Katzen anfangs ausgelassen und tollten sie umher, schienen sie mehr und mehr unruhig zu werden. Sie spitzten die Ohren und lauschten in alle Richtungen, und wenn sie an mir schnüffelten, dann nicht mehr nur aus Neugier. Ich hatte den Eindruck, sie wussten nicht, ob ich ungefährlich war oder nicht. Aus ihrem Umhertollen wurde ein aufmerksames, aber auffällig unauffälliges Herumtollen. Sie wollten sich nichts anmerken lassen. Doch die Spannung, die sich unter den Katzen ausbreitete, war spürbar. Aus Umhertollen wurde Umhertigern. Sie streiften durch die Räume, wissend, dass etwas geschah. Geschehen würde. Nur was? Was war es, das die Katzen witterten?
Aufmerksam liefen die Katzen durch die Räume. Sie schnüffelten an den Wänden und sprangen auf Fensterbänke, um in die Nacht zu schauen. Sie rieben sich aneinander, als wollten sie sagen: „Wir sind viele. Wir sind nicht allein“. Und waren sie vorher lautlos gewesen, wie Katzen untereinander sind, so hörte man es zwischendrin nun vereinzelt Miauen.
Ihre Unruhe übertrug sich auf mich. Ob ich noch schlief oder wach war, ich wusste es nicht. Die Katzen waren aufgeregt und tigerten durch die Wohnung, als erwarteten sie etwas. Sie miauten. Wenn sie in meine Kammer kamen, dann sahen sie mich an, als wollten sie überprüfen, dass ich keine Gefahr darstellte und in meiner Kammer blieb.
Draußen im Haus jedoch steigerte sich die Unruhe. Das Umherlaufen wurde schriller und schneller. Zwischen dem Miauen erklang nun auch Fauchen. Die Stimmung veränderte sich. Sie wurde aggressiver. Die Katzen schienen zunehmen im Kampfmodus zu sein. Ich wagte nicht, meine Kammer zu verlassen, lag in meinem Schlafsack und lauschte dem Reigen. Die Katzen schrieen mittlerweile und steigerten sich in eine Raserei. Sie kratzen an den Wänden, sprangen gegen die Mauern, sie fauchten und rasten durchs Haus und dann hörte ich spitze, schrille Schreie. Sie schienen nicht von den Katzen zu kommen. Doch auch die schrieen. Wütend, schmerzerfüllt, aggressiv, aufpeitschend. Kampfgeräusche, von Kontrahenten, die sich ineinander verbissen und durch die Zimmer tobten, im Bemühen, sich gegenseitig zu besiegen. Ein fürchterliches Toben und Schreien hallte durch die Räume und ich kauerte mich in meinem Schlafsack zusammen, mit aufgerissenen Augen, und zitterte.
Der Kampf tobte gefühlt stundenlang. Als die Geräusche langsam verstummten, schlich sich schon fahles Grau in die Nacht. Die Kampfgeräusche erstarben. Das Fauchen, Schreien und auch die schrillen, spitzen Schreie verstarben. Das Rascheln und Umherlaufen wurde weniger und leiser, bis das Haus schließlich wieder gespenstisch still war. Der Morgen graute.
Sobald es hell genug war, packte ich meine Sachen. Ich wollte weg. Das erste Mal, seit ich unterwegs war, hatte ich in einem verlassenen Haus Angst. Ich rollte meinen Schlafsack ein, packte meinen Rucksack, zog mich an und verließ die Kammer.
Im ersten Licht des neuen Tages gefror mir das Blut in den Adern, als ich aus der Abstellkammer trat. Angst und Grauen kroch mir die Kehle hoch und schnürte sie zu.
Auf dem Boden der Räume lagen riesige, tote Ratten mit blutigem Fell und blutigen Schnauzen. Dutzende.
Die Katzen an den Wänden sahen mich aufmerksam und freundlich an.
Ich floh….
Seitdem gehe ich nicht mehr so leichtfertig in verlassene Häuser.