Kurz

Pavor nocturnus – Zweiter Teil

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Im schummrigem Licht der kleinen
Nachttischlampe schienen sich die aus Kalendern ausgeschnittenen
Bilder an der Wand zu bewegen. Unter den Bildern, die zum Großteil
Pferde und Katzen zeigten, stand ein Bett, in dem Nadja lag. Der mit
Prinzessinnen verzierte Wecker auf ihrem Nachttisch leuchtete in
einem leichten Rosarot. Das Fenster war geöffnet, da es Sommer und
draußen auch nachts recht warm war. Ruhig erstreckte sich der dunkle
Garten mit dem kleinen Brunnen vor dem Fenster. Nadja hingegen
schlief nicht so ruhig. Die Bilder ihrer Katze, die sie mit ihrem
Vater grausam zerrissen in dem Brunnen aufgefunden hatte, verfolgten
sie im Schlaf. Immer wieder fiel die tote Katze, die den Namen Leia
getragen hatte, in den Brunnen zurück. In ihren Albträumen hallte
das Platschen endlos nach, mit dem der kleine Körper versunken war.
Das waren die Träume, die das vor drei Tagen geschehene endlos
wiederholten. Es gab aber noch andere Träume, in denen sie oft
hörte, wie etwas um das neue Haus schlich, nach einem Eingang
suchte, während sie im Bett lag. So auch gerade. In ihrem Traum
hörte sie etwas schnüffelnd um das Haus herumlaufen, ab und zu
schien es gegen Fenster und Türen zu klopfen.

Während die Laute im Traum immer
lauter wurden, wachte sie plötzlich auf. Die Realität wankte,
kippte regelrecht, und Nadja erwachte mit dem Gefühl, als drehe sich
alles um sie herum. Nur langsam verebbte das Schwindelgefühl. Ihr
Blick wanderte schlaftrunken in ihrem Zimmer herum, dann streifte er
das Fenster. Ein eigenartiges Gefühl der Kälte breitete sich mit
der Wucht eines Schlages in ihrem Magen aus. Sie bekam eine Gänsehaut
und fröstelte, trotz der Kälte. Seit sie die Träume hatte, hatte
sie immer darauf bestanden, alle Fenster zu schließen, sobald sie im
Raum war. Auch nach draußen traute sie sich nicht. Ihre Eltern
schrieben das dem Schock zu und Nadjas Mutter hatte in zwei Wochen
einen Termin bei einem Kinderpsychologen gemacht. Er hatte im
Internet die besten Bewertungen gehabt.

Sie hatte sich so sehr angespannt, dass
sie begonnen hatte zu zittern. Wie ein Brett im Bett liegend lauschte
sie den Geräuschen, die aus dem Garten kamen. Ein leises Scharren,
als würde Holz über Stein gezogen werden. Ein lautes Platschen, bei
dem Nadja zusammenzuckte. Sie kniff ihre Augen so fest zusammen, wie
sie es nur konnte und wünschte sich, weit weg zu sein. Nur weg von
diesem Brunnen, diesem dunklen nassem Loch, das für Nadja wie die
Öffnung zu einer absonderlichen, ganz privaten Hölle geworden war.

„Klack“ Das knusprige Toast
schnellte aus dem Toaster hervor. Markus nahm es heraus und bestrich
es mit Butter. Gerade, als er hinein biss und ein befriedigendes
Knacken zwischen seinen Kiefern ertönte, registrierte er eine
Bewegung an der Tür. Nadja stand in der halb geöffneten Tür, die
Augen rot verquollen vom Weinen. „Papa“, sagte sie leise. „Papa“.
„Was ist, Schatz?“, fragte er sie liebevoll. Sie drehte sich um
und ging weg. Mit einem Anflug von Verzweiflung rief er ihr
nach:“Nadja, möchtest du denn nichts essen?“ Keine Antwort, nur
das leiser werdende Tappen ihrer bloßen Füße auf dem Flur. Er
zuckte resigniert mit den Schultern. Dann biss er wieder in das
Toast. Sie würde wieder fröhlicher werden. Irgendwann würde sie
über ihre Katze hinwegkommen. Irgendwann. Schon bald. Der Psychologe
würde mit ihr reden. Dann würde alles gut werden. Bestimmt. Ganz
sicher.

Sie ging den Flur entlang. Etwas war
diese Nacht geschehen, das wusste sie. Ganz egal, was ihre Eltern ihr
über „jugendliche Arschlöcher“ oder über „weißt du, Schatz,
es gibt Füchse hier“ erzählten, sie wusste, dass draußen ein
Monster war. Etwas, was nach Blut dürstete. Sie hatte es gehört,
diese Nacht, und die Nächte davor. Ihren Eltern konnte sie davon
nichts erzählen, sie hatten ja sogar schon einen Termin bei einem
Doktor gemacht. Bei einem Physio… Psychologo… Ein Arzt für
Leute, die „plemplem“ waren. Die „nicht mehr ganz richtig im
Kopf waren“. So hatte es ihr ein Mädchen in der Schule erklärt.
War sie plemplem? Nicht mehr ganz richtig im Kopf? Würden ihre
Eltern sie wegbringen? Würden sie zu dem Arzt sagen:“Dies ist
unsere Tochter, aber wir wollen sie nicht mehr. Wir wollen eine, die
nicht plemplem ist. Die richtig im Kopf ist. Die Alte können sie
behalten. Machen sie mit ihr, was sie wollen“? Nein! Sie würde
nicht weggehen. Nicht von ihren Eltern.

Von diesem Haus dagegen wollte sie weg.
Und zwar schnell. Dieser Wunsch verstärkte sich ins Unermessliche in
Nadja, als ihr Blick auf die Katzenklappe in der Tür fiel. Die
Klappe, durch die Leia nichts ahnend in tod stolziert war. Auf dem
Holz neben der Klappe waren Abdrücke. Teilweise war das Holz nur
nass. An anderen Stellen, wie zum Beispiel direkt über der Klappe
konnte man eindeutig die feuchten Abdrücke erkennen. Die Abdrücke
einer Hand mit drei langen Fingern, und einem großen Handteller.

Unter dem Katzeneingang klebte etwas. Nadja zwang ihre Augen
hinzusehen, obwohl sie am liebsten einfach eingeschlafen wäre, und
das für immer. Doch ihre Augen sahen es. Das mit Brunnenwasser
vollgesogene Eichenblatt, das dort klebte. Als es sich mit einem
beinahe unhörbarem Geräusch vom Holz löste und dem Boden entgegen
fiel, fiel auch Nadja. Ihre Beine knickten einfach weg und Schwärze
umnebelte ihr Denken noch bevor sie auf dem Boden aufschlug. Sie
blieb nicht lange ohnmächtig. Irgendwann fand ihre Mutter sie im
Flur. Sie weckte Nadja auf, und die Ohnmacht schwand. Die Angst
blieb.

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