GeisteskrankheitMittelSchockierendes EndeTod

Philosophie über die Einsamkeit

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

„Guten Morgen öde Welt“, sagte ich leise, mit starrem Blick an meine kahle Zimmerdecke. Meine Decke hatte ich bis zum Kinn hochgezogen, draußen war tiefster Winter. Kein Lichtstrahl fiel durch meine Jalousien. Ich richtete mich langsam auf, zerzauste Haare fielen mir in die Augen. Die Wohnung war still, die Straßen leer, nur der Wind fuhr scharf durch die Bäume. „Guten Morgen…..“, murmelte ich noch mal. Und drehte den Kopf von einer Seite zur anderen, wie jedes Mal, obwohl ich wusste, das kein Auto kommen würde und wechselte die Straßenseite. „Guten Morgen.“

Ich starrte auf den Boden und steckte die Hände in die Hosentaschen. Ich fror erbärmlich in meiner dünnen Jacke. Was solls? Eigentlich spür ich es gar nicht mehr. Unter meinen Schuhen knirschte der matschige Schnee. Alle Fenster waren leer, kein Licht weit und breit. Es war egal ob es morgens oder abends war. Nie waren Lichter an.

„Wie geht es dir eigentlich….?“

Ich lachte leise. Wie ging es mir? Leer vielleicht. Klang aber bescheuert. „Mir geht es gut!“, sagte ich leise und wiederholte diese Worte ein paar mal um es mir einzureden.

Mir geht es gut.

Wie immer.

„Was machst du heute noch so?“ Ich kratze mich am Kopf. „Dasselbe wie immer.“

Wie jeden Tag.

Ich grinste in mich hinein. Ich ging schon wie von selbst, ich brauchte nicht mehr nachdenken. Ich kannte den Weg besser, als alles andere.

Knorrige Äste kratzen am diesigen Himmel, schon lange hatte ich die Sonne nicht mehr gesehen. Alles Helle, Fröhliche, hatte ich nicht mehr gesehen. Trostlos war die Welt, grau und einsam.

Einsam…

Diese Leere in meinem Herzen tat mir nicht weh, denn wie ein schwarzes Loch saugte sie meine Gefühle ein. Keinem Menschen begegnete man auf diesem Weg und das würde auch in Zukunft so sein. Ich hätte so gern wieder das Lachen von fröhlichen Kindern gehört, doch das war durch das gequälte Heulen des Windes ersetzt worden.

„Du bemitleidest dich wieder selbst.“

Ich fing diesmal laut an zu lachen. „Du kennst mich zu gut.“ Selbstmitleid, das war das einzige das mir blieb, wo ich doch keinen hatte, um meine Sorgen los zu werden. Obwohl… ich hatte keine Sorgen mehr. Ich fühlte keinen Stich im Herzen mehr. Die Kälte kroch durch meinen Körper, weshalb ich die Hände rieb. Doch keine Wärme erreichte mich, nur meine Fingerspitzen kribbelten etwas.

„Du bist ganz schön armselig.“

Wieder lachte ich und nickte euphorisch. „Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen“, sagte ich grinsend. Andere hätten mich vielleicht bemitleidet, aber Mitleid wollte ich nicht. Was nütze es mir, das andere mich noch schwächer fanden, als sowieso schon? Außerdem gab es hier niemanden, der mich bemitleiden konnte. Es gab nur die leeren Straßen, die kahlen Bäume und den unbarmherzigen Wind, der an meiner Kleidung zerrte. Ich war immer noch am grinsen. „Wer kann schon Einsamkeit verstehen, der sie nicht selbst fühlt?“, fragte ich lachend.

Es gab keine Antwort. Natürlich nicht, denn niemand hatte eine Antwort darauf. Einsamkeit ist ein unbeschreibliches Gefühl. Einige benutzen es leichtsinnig. Zum Beispiel, wenn mal keiner Zeit zum saufen hatte. Doch keiner kann wirkliche Einsamkeit treffend beschreiben, schon allein, weil jeder eine andere Einsamkeit spürt.

Einige sagen, es fühlt sich leer an und ich stimme ihnen teilweise zu. Andere sagen, es macht traurig und man möchte weinen. Ich will und kann nicht weinen. Man weint nicht aus Einsamkeit, sondern weil man sich nach anderen sehnt. Ich sehne mich auch nach lieben Worten, nach einer Umarmung, aber das ist keine Einsamkeit. Einsamkeit ist für mich, das Wissen, dass eben keiner kommen wird. Keine Sehnsucht, sondern Wissen. Diese Gewissheit schmerzt, zerfrisst einen. Es gibt Leute, die dann innerlich nach Hilfe schreien, auch ich habe geschrieen. Doch ich wusste, dass mich keiner hört.

Denn ich war einsam. Leute sagen, man fühlt sich kalt. Ich fühle mich nicht kalt, ich fühle nämlich nichts. Ich kann nichts fühlen, ich brauche auch nichts fühlen. Gefühle hat man, um sie anderen zu zeigen und da es keinen gibt, dem ich sie zeigen kann, brauche ich sie auch nicht. Dennoch zwang ich mich oft zu lachen und fröhlich auszusehen, schließlich tut man das für sich selbst. Mit einem Lächeln auf den Lippen, fühlt man sich gleich besser, auch wenn es nicht echt ist. Ich denke viel darüber nach, Einsamkeit ist mein Lieblingsthema. Ich kann es aber mit keinem teilen. Irgendwie ironisch. „Rede doch mit mir.“

„Tue ich doch die ganze Zeit schon.“ Meine Stimme klang richtig scheiße. Ich rede schließlich auch nie mit jemanden, wie könnte sie sich dann gut und gesund anhören?

Eine Folge von Einsamkeit, ist krank zu werden. Die Krankheit muss man nicht unbedingt außen sehen. Man wird innerlich krank.

„Im Kopf krank.“

Ich nickte kichernd. Die Krankheit merkst du selbst vielleicht gar nicht. Sie begleitet dich aber immer, macht dich kaputt.

Ich ging immer noch diese leere Straße lang, doch dort vorne bog sie ab. Meine Augen leuchteten, ich war hellwach. „Freust du dich schon?“

„Natürlich, es ist das Einzige, wo ich mich drauf freuen kann, oder?“, sagte ich aufgeregt. Ich fing an zu laufen, lachend. Gleich falle ich hin….

Bingo, ich schlug hart auf und mein Knie blutete. Ich lachte weiter, rappelte mich auf und lief. Ich kannte das Alles hier schon. Die Schmerzen waren so schön, so lebendig, so warm. Meine Haare flogen im Wind, das Blut lief herunter, hinterließ heiße Schlieren auf der Haut. Mein Lachen schallte durch die leere Stadt, menschenleer, einsam.

„Ruhig, du bist ja schon wieder ganz aufgeregt!“

Ich kicherte, mit Hicksern dazwischen. „Klar!“ Da ließ ich die leeren Straßen hinter mir. Ein düsterer Kiesweg zeigte mir nun den Weg. Die Bäume wirkten hier noch bedrohlicher und der Wind ließ sie wie beim Tanzen, hin und her wiegen. Dunkle Wolken schoben sich vor den sowieso grauen Himmel. In allen Schattierungen türmte sich das Grau auf, wie eine dunkle, wabernde Suppe. Schwarze Knäule, die sich bewegten. Ich bildete mir jedes Mal ein, verzerrte Gesichter zu erkennen. Schmerzverzerrt. Ich winkte ihnen zu, bis mein Arm schmerzte.

„Da bin ich wieder!“, schrie ich dem Abgrund vor mir entgegen.

„Wie oft bist du jetzt schon gesprungen?“

Ich öffnete den Mund und mein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. „Keine Ahnung!“

Ich fing fast an zu hüpfen, drehte mich im Kreis. „Ist doch scheißegal!“, kreischte ich hysterisch lachend. „Ich habe aufgehört zu zählen!“ Der Kiesweg verschwand, die Bäume wurden weniger und der Boden verschwand. Es endete, für die einen war es eine Klippe, für mich war es das Ende der Welt. Einer einsamen Welt.

„Idiot! Du bist ein Idiot!“

Ich lachte schrill, wollte die Arme ausbreiten, als wolle ich fliegen. „Ich weiß!“

Ich legte die Hände um meinen Hals. „Idiot!“, krächzte ich.

Ich drückte fester zu, schnitt mir selbst die Luft ab. „Selber Idiot!“, kam es mir heiser über die trockenden Lippen.

Dann hörte ich auf zu fallen. Ich spürte den Aufschlag, mein Genick brechen, meine Hände rutschten schlaff von meinem Hals hinab. Auch mein Lachen verstummte, sowie die Diskussion mit mir selbst. Der Wind hörte auch kurz auf zu heulen und es war still. Den kurzen Augenblick, den ich noch bei Bewusstsein war, sah ich eine Schneeflocke zu Boden schweben. Direkt vor mir. Sanft und lautlos blieb sie auf einem Grashalm hängen und schmolz. Ich grinste immer noch wie ein Irrer. Ich war ein Irrer. Dann blieb das Bild hängen. Endlich war es still und endlich bewegte sich nichts mehr.

….

„Guten Morgen öde Welt“, kicherte ich und schlug die Augen auf. Die Decke kahl wie immer, schwang ich mich aus dem Bett. Das würde ein wunderbarer Tag werden. Es war Winter, natürlich. Ich lachte und ließ meinen Hals knacken. Alles wie immer. Dann mal los. Bevor es zu schneien anfing.

 

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