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Scheinendesgold

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Vohrheriger Teil: [http://de.creepypasta.wikia.com/wiki/Silbergl%C3%A4nzend Silberglänzend]

Vincent brachte May in eines der zahlreichen Schlafgemächer
für die weiblichen Seelenwächter und Neuankömmlingen. Die Gemächer befanden
sich am Eingang, allerdings mussten beide eine Treppe hinauflaufen. Genau wie
die flüssige Substanz selbst, die immer noch aus dem Brunnen zu kommen schien,
war auch die Treppe von jenem Silber umgeben. Das Mädchen traute sich nicht
recht das Geländer anzufassen oder die Stufen zu erklimmen, aus Angst sie würde
in ein fließendes Meer aus Silber greifen oder treten, doch Vincent beruhigte
sie, indem er ihr versicherte das alles aus festem Metall bestand. Das
Schlafzimmer der Mädchen lag nicht weit entfernt von denen der Jungs. „Regina
wollte von Anfang an, dass die Stärkeren von den Seelenwächtern auf die anderen
achtgeben. Sie wollte es so, weil es zu der Zeit in welcher ihr Geliebter noch
lebte nicht anders war. Außerdem würde sie sich es nie verzeihen, wenn einem
der schwachen Schützlinge etwas passieren würde“, erklärte Mays Seelenwächter
ihr auf ihren fragenden Blick hin, als sie sah wie die Schlafplätze aufgeteilt
waren. Vor einer ebenfalls riesigen, eichenen Tür mit Sternen als Muster
verzieht, ließ er sie stehen und wünschte ihr noch eine „Gute Nacht“. Die Art,
wie er es betonte klang in Mays Ohren äußerst abwertend, doch mit einem
Kopfschütteln schmiss sie das eben gehörte weg und verschwendete keinerlei
Gedanken darüber. Alles was sie noch sah, ehe ihr Begleiter in seinem Zimmer
verschwand, war ein Gesichtsausdruck, der eine Art starke Besorgnis ausdrückte
gemeinsam mit Wut, welches eine eigenartige Mischung ergab.

Als May ihr Zimmer betrat stellte sie fest, dass bereits in
der Ferne die Sonne langsam emporstieg und die Tiere und Menschen in ihrer früheren
Welt sicher begonnen hatte zu grüßen. Auch erkannte sie sofort, dass sich zu
ihrer rechten ein Hochbett befand in welchem oben und unten jeweils ein Mädchen
schlief, sowie auf einem Einzelbett zu ihrer linken.  In der Mitte des riesigen Zimmers war ein
einziges, rundes Fenster angebracht und im glänzend blutrotem Schein erkannte
sie durch jenes, dass sich unterhalb des Fensters ein noch freies Einzelbett
befand. Ihre Zimmergenossinnen schliefen bereits tief und fest. So schlich sie
sich leise zu ihrem Bett und setzte sich auf jenes. Der Bezug bestand aus einer
weichen, reinen Seide. Es war schwarze Seide, die an der Innenseite aber ein
dunkles Lila besaß, wie May erkennen konnte, als sie die Decke genauer
inspizierte. Lila war einer ihrer Lieblingsfarben und ließ sich perfekt mit all
möglichen Farben mischen, selbst mit einem eher trist wirkendem Schwarz.

Obgleich die blutrote Sonne bald ihren höchsten Punkt
erreichte, war das Mädchen nicht müde. Sie schob es auf die Aufregung des heutigen
Tages und das seltsame Gespräch mit ihrer Gebieterin, dass sie geführt hatte.
So beschloss sie einfach die ganze restliche Zeit über in welcher die anderen
Mädchen noch schliefen wach zu bleiben und somit auf den nächsten Tag zu
warten. Schließlich wollte sie sogleich zum Anbruch des darauffolgenden Tages
Vincent eine Menge zu der Königin und diversen anderen Sachen befragen: Wie
viele Seelenwächter hatte Regina zum Zeitpunkt ihrer und des Königs
Herrscherzeit bereits „gefangen genommen“? Würde May selbst eines Tages
Wächterin einer anderen Seele werden oder selbst eine suchen müssen? Wenn ja,
wie? Und, was noch eine viel wichtigere Bedeutung hatte: Wenn es hier so viele Wächter
gab, warum widersetzte sich niemand seiner Gebieterin und hörte nicht damit auf
arme Menschen bis in ihren Tod zu foltern, deren Seele „unrein“ war?

May schien ganz und gar in ihren Gedanken versunken zu sein,
die von Frage zu Frage rotierten und einen Sinn hinter dem ganzen suchten. Eine
Erklärung, welchen Zweck Reginas Vorhaben erfüllte, doch ganz egal wie sehr sie
es auch drehte und wendete; da war nichts. Nicht eine Erklärung, die ihr
plausibel genug erschien. Nur beiläufig registrierte sie, wie eines der Mädchen
noch von Müdigkeit gezeichnet aufwachte und sich die Augen rieb. Als sie May
erblickte, fragte sie nach ihrem Namen.

Nur langsam drehte jene sich um und begutachtete sie mit
einem leeren Blick, denn die Aufmerksamkeit galt immer noch ihren Gedanken.
„Wie ist dein Name, Neue?“, fragte das unbekannte Mädchen erneut und begab sich
von ihrem Hochbett (sie hatte unten geschlafen, während die andere
Zimmergenossin oben schlief) in Mays Richtung. Erst jetzt setzte sich die Frage
zu ihr durch und sie flatterte verträumt mit den Augenliedern, ehe sie mit
einem leisen Tonfall die Antwort preisgab: „May. Ich bin erst seit… gestern
hier.“ Ihre Zimmergenossin lächelte einladend. „Mein Name ist Amber. Ich bin
schon seit einer gefühlten, langen Zeit hier. Man könnte sagen eine Ewigkeit“,
flüsterte ihr Gegenüber bemüht leise, während sie auf Mays stumme Erlaubnis hin
sich neben ihr auf das Bett setzte.

„Warum bist du hier?“, wollte Amber wissen, doch hatte sie
die Frage sehr vorsichtig ausgesprochen, da sie selbst in ihrem Leben hier in
Animarum viele gute Wächter kennengelernt hatte, die aber aus persönlichen
Gründen nicht gern über ihre Vergangenheit redeten. So erkannte sie auch das
May bewusst über ihr früheres Leben schwieg. „Jeder hat seine eigene
Leidensgeschichte. Und manchmal ist es besser über jene zu schweigen und im
Stillen über sie hinweg zu sehen“, erklärte Amber daraufhin, jedoch konnte die
neue Seelenwächterin sehen, dass selbst ihre Zimmergenossin mit ihren Tränen zu
kämpfen schien. Ohne groß darüber nachzudenken, umarmte May sie und fügte
hinzu: „Man sagt ja bekanntlich ‚Schweigen
ist Gold‘, aber was hat es schon für einen hohen Wert, wenn man selbst
darunter zerbricht?“ Mehr wollte und konnte sie nicht sagen. Einerseits wusste
sie, dass in diesem Moment keine tröstenden Wörter der Welt Ambers Leid (was
auch immer sie für ein Leid haben mag) verschwinden lassen konnten und
andererseits hatte May keine Ahnung mehr, was sie noch zu Amber sagen könnte.
Am liebsten würde sie ihr gerne zu hören und versuchen über ihr Problem zu
reden, doch wenn auch sie selbst schon stur geschwiegen hatte, warum sollte sie
dann ihre Partnerin zum Reden zwingen?

So hielt May sie weiterhin still in den Armen und hörte
ihrem leisen Schluchzen und den wenigen Lauten, die ein verzweifeltes Wimmern
definierten zu, bis es leise an ihrer Tür klopfte. Nur widerwillig ließ May
Amber los, die ihr aber, auf die Frage ob es ok sei, wenn sie die Tür eben
öffnete, mit einem Nicken versicherte, dass sie klarkämme. Als das Mädchen die
Tür öffnete sah sie Vincent in der Türschwelle stehen, der ihr mit einem
ernsten Gesichtsausdruck entgegenblickte. Kurz wechselte sein Blick zwischen
ihr und Amber hin und her, doch schlussendlich ignorierte er das heulende
Mädchen hinter ihnen und bat May im Flüsterton mit ihm mitzukommen. Sie drehte
sich zu ihrer Zimmergenossin nochmals um und machte ihr mit einem
entschuldigenden Ausdruck klar, dass sie nicht anders konnte. Dennoch verstand
ihr Gegenüber dies und wischte sich lächelnd eine Träne, die soeben ihr Gesicht
hinunterkullerte, weg. Amber selbst wusste, was May bevorstand. Heute war der
Tag gewesen indem May zum ersten Mal in ihrem Leben beweisen sollte, dass sie
sich ihrer neuen „Verkörperung“ würdig genug war.

Ihre Hand fest in seine genommen, rannten sie gemeinsam das
lange, von weißen Lichtern umgebene Portal entlang. „Wo bringst du mich hin?“,
rief das Mädchen gegen den aufkommenden Gegenwind von außen, derweil sie ihre
Augen zusammenkniff, so stark wie der Wind ihr entgegenpeitschte. Sie mussten
wohl fast draußen sein. In der sogenannten „Außenwelt“. „Ich will dir zeigen
was heute Abend auf dich zukommen wird. Gleich zu Beginn deines Daseins hier im
Reich der Seelen ist es einer jeder Seele Pflicht sein Können unter Beweis zu
stellen. „Hast du auch…?“ „Ja“, unterbrach Vincent sie knapp. „Das hat jeder
hier.“ „Was passiert mit denen, die es nicht schaffen ihr Können unter Beweis
zu stellen?“, rückte May gleich mit einer der wohl unangenehmsten Fragen heraus.
Sie waren deshalb so unangenehm, weil sie eine ehrliche Antwort erforderten.
Ihr Begleiter stoppte plötzlich und drehte still den Kopf zur Seite. Er könnte
ihr nie die Wahrheit sagen, wenn er ihr dabei in die Augen schauen müsste. Denn
er kannte die Reaktionen von all jenen, die sie von Angesicht zu Angesicht
hörten. Und noch viel schlimmer war es mitansehen zu müssen, wie seine Freunde
und Wesen, die er in sein Herz geschlossen hatte bei einem einzigen Versagen
vor seinen Augen dafür bezahlen müssten.

„Die Methoden, die angewendet werden sind reiner psychischer
Natur. Unsere Körper selbst sind nicht wirklich materiell. Von daher ist es bei
uns nicht möglich bei einer „Bestrafung“ körperlichen Schaden anzuwenden. Aus
diesem Grund werden wir aus zahlreichen möglichen Foltern allein geistig
gefoltert. Eine sehr berühmte und somit auch effektivste Folter ist es die
Erlebnisse, die uns zu dem gemacht haben, was wir heute sind, in unserem Geiste
wieder hervorzurufen und sie etliche Male abzuspielen. Du kannst es dir in etwa
so vorstellen, als würdest du einen Film den du überhaupt nicht leiden kannst
oder den du absolut grotesk findest, gezwungen sein immer und immer wieder dir
anzusehen zu müssen. Je nachdem wie schlimm deine früheren Erfahrungen sind
treibt dich das ganze in den Wahnsinn und alles, was du dir wünschst eine
Erlösung in Form vom Tod.“ Als Vincent seine Erzählung beendet hatte, schaute
er zu seiner Gefährtin rüber, die ihren Kopf gen Boden gesenkt hielt und sich
nur mit Mühe ein leises Schluchzen unterdrücken konnte.

„Ich werde aber nie zu lassen, dass du so etwas durchmachen
musst“, versuchte er sie zu trösten und nahm May fest in den Arm. „Es tut mir leid“,
flüsterte er hörbar bedrückt. „Ich hätte dir diese Vorstellung ersparen sollen…“
Doch alles was seine Seele herausbrachte war ein erneutes Schluchzen unter
welchem ihr Versuch etwas zu sagen unterging. Nun nahm er ihre Hand noch fester
in seine und brachte sie bis ans Ende des Portals. Am Ende angekommen sahen
sich beide mit einem ernsthaften Ausdruck an, dem kein Satz gebührte.

Als sie nun herausschritten, war das allererste was May sah,
dass dieser Ort ihrer Heimat entfernt ähnelte. Zumindest so weit, wie sie sich
bemühte zu erinnern, dennoch waren all ihre Bilder verschlungen von einem
einzigen, schwarzen Nebel bei dem ein durchdringen entweder sehr schwach oder
gar völlig unmöglich schien. „Das hier ist dein Ziel für heute Abend“,
erläuterte ihr Begleiter ihr und deutete auf die Ortschaft, welche an ein sehr
kleines Dorf oder eine Kleinstadt erinnerte. Beide standen in einem weiten Park
der eine schöne, idyllische Atmosphäre bot, wenn man doch nur die schönen
Seiten des Lebens vor Augen hätte und alles andere, was einen schlechten
Einfluss brachte für immer verdrängen könnte. Ja, wenn… dachte May sich, derweil ihre Augen ruhig über die grüne
Landschaft flogen. Ihr Begleiter, der dies zu bemerken schien meinte in einer
bitteren, doch wahren Stimmlage: „Du hast das grauen dieser Welt gesehen, so
wie viele andere unserer Art auch. Du weißt tief in deinem inneren, dass diese
perfekte Welt nie existiert. Aber dir ist auch bewusst, dass wir da sind, um
jenen Menschen, deren Verzweiflung überhand über ihren Geist nimmt, zu helfen und
ihnen ein neues und besseres Leben zu bieten.“

Tief in ihrem inneren wusste May, dass seine Worte gelogen
waren. Das wussten alle, die ihrer Gebieterin dienten und die selbst solche
Worte bei ihrer Rede bis in die höchste „Schönheit“ gepredigt hatte. Aber noch
immer brannte in May die Frage nach dem Warum. Gerade, als sie Vincent dazu
befragen wollte, nahm er ihren Arm und zog sie mit sich. Er brachte sie ganz in
die Nähe ihres heutigen Auftrages, bei welchem er erklärte, dass es galt die
Zielperson zu nächst zu beobachten und festzustellen, ob es überhaupt die
richtige ist. Sollte es nicht so sein, würde man sich so lange auf die Suche
begeben, bis diejenige Person gefunden war, nach der man selbst suchte. Sie versteckten
sich hinter einem Baum, welcher sich auf dem Grundstück eines eher heruntergekommenen
Hauses befand. Es war sichtlich erkennbar, dass der einst fröhlich-gelbe Putz
total verblichen von der Fassade des Hauses abbröckelte.

„Wie hast du mich denn gefunden?“, setzte May flüsternd die
Frage in den Raum, um ihre „Mission“ nicht zu gefährden. Vincent lächelte, ehe
er antwortete: „Das war keine leichte Aufgabe für mich. Ich habe Nächte damit verbracht
dich zu finden, aber als ich dich dann endlich fand fühlte es sich an, als
würde eine unerklärliche Wärme und gleichzeitige Kälte meinen immateriellen
Körper überkommen. Dieses Gefühl war äußerst eigenartig und… unangenehm. Fast
schon, als sei ich gezwungen dich für mich zu nehmen. Als würde nicht mein
Verstand tatsächlich nach dir gesucht haben, sondern mein Herz.“ Sie schüttelte
sich kurz. Es war diese widerwärtige Imagination von diesem „Gefühl“, dass er
ihr beschrieben hatte. Gerne würde sie selbst sagen können, ob ihr das Gefühl
in ihrem früheren Leben schon einmal überkommen ist, doch war dort nichts in
ihrem Kopf oder in ihrem Herzen, dass ein verwandtes Empfinden hervorrief.

Fast wollte May schon aufstehen und gehen, um sich auf die
Suche nach einer anderen Seele, die ihrer Meinung nach würdig sei, zu begeben,
doch dann öffnete sich die Wohnungstür vor ihren Augen und ein Mädchen etwa im
Alter von 13 Jahren trat aus der Wohnung. Ihr Gesicht besaß eine kränkliche Blässe
und einzelne Tränen suchten ihren Weg über ihre Wangen hinweg, während sie ein
pinkes, zersplittertes Handy in einer Hand hielt. „Das ist sie“, erklärte May
ihre gefallene Entscheidung, ohne die Augen von dem jungen Mädchen zu lassen. „Ich
spüre es. Das muss sie sein!“ „Bist
du dir sicher? Ist deine Entscheidung einmal gefallen, ist es unmöglich sie
wieder rückgängig zu machen“, erläuterte Vincent und folgte ebenfalls dem Weg
des Mädchens bis sie in der Mittagssonne verschwand. „Vincent das ist sie. Ich
spüre es einfach. Es ist nicht dieselbe Empfindung, wie jene die du mir
beschrieben hast, aber es ist da. Da ist eine Zuneigung zu ihr und ich will sie
zu meinem Eigen machen,“ beharrte May in ihren Worten ehe sie Vincents Arm nahm
und ein wenig später wieder gemeinsam mit ihm im gleißendem Licht des Portals
verschwand. 

() 14:12, 25. Jun. 2017 (UTC)

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