
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Wir sitzen in einem billigen Diner. Alle Tische sind besetzt, die Bedienungen rennen von einem Gast zum nächsten. Immer mit dem gleichen falschen Lächeln und dem gleichen Spruch auf den Lippen. Es riecht nach Essen, altem Fett und diesem widerlichen Gebräu. Kaffee. Seit über einer Stunde textet sie mich jetzt zu. Uninteressantes Gebrabbel über geklaute Daten und Männer, die sie verfolgen. Stopft sich dabei stinkendes Essen und literweise dieses Gesöff rein. Der Geräuschpegel ist ohrenbetäubend. Meine Laune auf dem Tiefpunkt.
Es juckt mich in den Fingern, diese nichtswürdigen Kreaturen ein wenig aufzuschrecken. Aber ein Deal ist ein Deal. Selbst wenn es heißt, ihren Lakaien zu spielen. Und keine Menschen töten zu können. Fürs Erste. Ich bin gespannt, wie lange es dauern wird. Wie sehr mein Einfluss sie verändern wird. Wie bei Theodore.
Die Tür wird aufgestoßen. Drei maskierte Männer stürmen herein und fuchteln mit ihren Waffen. Überall bricht panisches Geschrei aus. Die Männer versuchen dagegen anzubrüllen. Der angestiegene Geräuschpegel lässt meine Ohren klingeln. Erst, als einer in die Decke schießt, wird es ruhiger. Die Luft ist erfüllt von Angst, Schießpulver und… einer der Gäste hat sich offenbar eingenässt. Meine Laune hebt sich merklich. Das verspricht amüsant zu werden.
Einer der Maskierten hält der Kassiererin seine Waffe und einen Stoffbeutel vor die Nase. Die anderen beiden gehen die Tische ab. Erleichtern die Gäste um ihre Habseligkeiten. Schreien sinnloses Zeug. Einer schlägt einem vorlauten Mann die Pistole ins Gesicht.
Fange Annabelles Blick auf. “Tu doch was!” Höre ihr Herz rasen. Auch sie stinkt nach Angst. Hebe eine Augenbraue. “Und was genau schwebt dir vor?” Sie hebt verzweifelt die Hände. Ich hatte recht. Das hier ist amüsant. “Keine Ahnung. Irgendwas. Halt’ sie auf!” Meine Mundwinkel zucken. Was für ein wunderbar schwammiger Befehl. “Wie du wünschst.”
Die Lampen beginnen zu flackern. Die Schatten verdichten sich. Bilden sich bewegende Schemen. Vor meinem geistigen Auge erscheint das Innenleben des Maskierten an der Kasse. Stelle mir vor, wie es sich verändert.
Er hustet. Krümmt sich. Lässt die Waffe fallen, als er mit beiden Händen seinen Oberkörper umklammert. Seine Schmerzensschreie sind wie Musik in meinen Ohren. Atme tief ein. Genieße die Angst, die mich umwabert wie teures Parfum. Sein Schmerz gibt ihr eine wundervolle Würze.
Ein Schwall grün-roter Flüssigkeit ergießt sich mit einigen festeren Bestandteilen auf den karierten Fliesenboden. Entgeistert starrt er auf das, was eben noch in ihm war. Und weiterhin sein sollte. Die beiden anderen haben mittlerweile bemerkt, dass irgendetwas furchtbar schief läuft. Sie versuchen vergeblich, ihm zu helfen und gleichzeitig dem Erbrochenem auszuweichen. Annabelle sieht mich entgeistert an. “Was hast du getan?” Mein Blick ist weiterhin auf den, vor uns ablaufenden, Todeskampf gerichtet. “Seine Gedärme werden gerade von seiner eigenen Magensäure aufgelöst.” Ich beobachte fasziniert die schleimigen Bröckchen, die einmal die Wand seines Magens gebildet haben. Jetzt treiben sie ziellos in den Fliesenfugen umher.
Ein Blick zu Annabelle lässt mich fast laut auflachen. Ihr Gesicht ist kalkweiß. Ihre Augen riesig. So gut habe ich mich lange nicht gefühlt. “Mach, dass es aufhört.” Ihre Stimme klingt dünn. Zittrig. Jeder andere hätte sie in dem Tumult überhört. “Was?” Natürlich weiß ich, was sie meint. Ich möchte nur den Moment auskosten, solange es geht. Der Maskierte windet sich mittlerweile wie der Wurm, der er ist. Dass er in seinen eigenen Körperflüssigkeiten liegt, bemerkt er nicht einmal. “Das, was gerade mit ihm passiert. Mach, dass es aufhört!” Sie muss wirklich lernen, ihre Befehle konkreter zu formulieren. “Wie du wünscht.” Langsam fahre ich mit einem Zeigefinger über den Tisch. Der Wurm zuckt unkontrolliert. Stößt einen letzten Schrei aus. Blut fließt in Strömen aus dem tiefen Schnitt an seinem Bauch. Das, was einmal die Gedärme waren, quillt in halbflüssiger Form aus ihm heraus. Ein Großteil landet mit feuchtem Platschen auf den Fliesen.
Aus den Sitznischen ertönt krampfhaftes Würgen. Der Geruch von Urin und Kot wird stärker. Mischt sich mit dem von Blut, Magensaft und halb verdautem Essen. Zusammen mit dem wunderbaren Hors d’oeuvre der Angst erschaffen sie eine einzigartige Komposition, die ich tief in mich aufnehme. Die mich stärkt. Mich sättigt, wie es kein Essen der Welt je könnte.
Ein Geräusch neben mir reißt mich aus meiner Euphorie. Auch Annabelle würgt hoch, was sie vor nicht einmal 10 Minuten in sich hineingestopft hat. Sie zittert am ganzen Körper. Ihr Herz stolpert immer wieder. Es wird wohl Zeit, das Schauspiel zu beenden. Zu schade. Seufzend wende ich mich den verbliebenen Maskierten zu, die panisch versuchen, in den Lachen aus Körperflüssigkeiten nicht auszurutschen. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, sind sie schon einige Male damit gescheitert. Endlich an der Tür angekommen stürmen sie auf die Straße. Den heranrasenden Lastwagen mit den plötzlich ausgefallenen Bremsen sehen sie nicht.
Auf wackeligen Beinen verlässt Annabelle das Diner, den Blick starr auf den Boden gerichtet. Ich folge ihr. Hinter uns ertönt ein Konzert aus Schreien, quietschenden Reifen und Autohupen. Meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln. Was für ein überaus unterhaltsamer Beginn unserer Zusammenarbeit.
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gehts zum zweiten Teil!
Mehr von Victor und Annabelle erfahrt ihr hier: Victor & Winter – die Chroniken