KreaturenMittelTod

Seelensucht

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Du kannst dich nicht bewegen. Als wärst du an deinem Bett gefesselt. Das einzige Geräusch, welches du wahrnimmst, ist dein Atem, dein schneller, keuchender Atem. Kalte Schweißperlen bilden sich auf deiner Stirn. Du kannst deinen Mund nicht benutzen, es ist unmöglich, nach Hilfe zu schreien. »Beruhige dich«, denkst du, »es ist nur wieder eine von deinen Schlafparalysen. Bald wirst du aufwachen und das Licht der Sonne erblicken, wie jede andere Nacht.« Aber wie jede andere Nacht hast du auch diese furchtbare, kalte Angst, welche dir Gänsehaut auf dem Nacken verursacht und dich unklar denken lässt. Vor allem, nachdem einige von deinen Freunden auf mysteriöse Art und Weise verstorben sind, jagt es dir so viel Angst ein. Du lässt deine Augen über den Raum schweifen. Nur das Mondlicht scheint durch das Fenster und erhellt dein kleines, absolut normal aussehendes Zimmer. Erneut schließt du sie. Diese Schlafparalysen gehen schon eine Zeit lang. Vor einiger Zeit wusstest du noch nicht einmal, dass so etwas existiert, bis du eine Definition im Internet gefunden hast:

Schlafparalyse, die

Wortart: Substantiv, feminin

Häufigkeit: ▮▯▯▯▯

Worttrennung: Schlaf|pa|ra|ly|se

Eine Muskellähmung während dem Schlaf, häufig durch Depressionen oder Stress hervorgerufen, bei welcher alle anderen Sinnesorgane aktiv sind, begleitet mit Halluzinationen.

Dabei werden sie von Tag zu Tag schlimmer und länger, die Halluzinationen immer ausgeprägter. Leise betest du in Gedanken, dass es bald vorbei sein möge, und reißt deine Augen wieder auf. Da ist es. Eine Kreatur. Du schreist innerlich auf und versuchst, dich aus der Lähmung zu befreien, aber es war unmöglich. Die Kreatur ist in einer Nische, hinter deinem Schrank versteckt. Nur die weißen Augen blitzen und der Mondschein lässt den Umriss der spitzen Ohren erscheinen. »Bleib weg von mir!«, schreist du innerlich wie verrückt auf. Kein Laut dringt aus deinem Mund. Es raschelt und das Wesen kommt hinter dem Schrank hervor. Jedes Mal, wenn du blinzelst, kommt es ein Stückchen näher. Es ist nicht sehr groß, die Knochen zeichnen sich unter der dünnen Haut ab und es hat spärliches Fell, spitze Ohren und ein tierähnliches Gesicht, trotz der humanoiden Gestalt. Dir ist eiskalt, deine Mundhöhle trocken und deine Augen schmerzen unerträglich, da du diese weit aufgerissen hast und es vermeidest, zu blinzeln. Es setzt sich auf die Bettkante und seine weißen, kleinen, runden Augen starren dich an, eine Klaue mit langen, gelben Krallen berührt fast deine Haut. »Wach auf! Wach auf!«, denkst du immer und immer wieder.

Die Starre löst sich. Langsam, aber sicher kannst du deine Gliedmaßen bewegen. Du schreist auf. Verwirrt setzt du dich auf. Das Monster ist immer noch da. Es legt den Kopf schief und floh. Erleichtert atmest du auf. Die Halluzinationen gehen zum ersten Mal auch nach der Lähmung weiter, das ist dir neu. Du setzt dich auf die Bettkante und atmest erleichtert ein und aus. Zwar zitterst du noch und bist immer noch schweißnass, aber immerhin ist der schreckliche »Traum« vorbei. Dein Bett knarzt, als du aufstehst und zum Fenster gehst. Die Landschaft sieht so aus wie immer, der Mond ist aber noch hoch am Himmel zu sehen. »Irgendetwas ist anders …«, murmelst du. Trotzdem kannst du nicht genau sagen, was es ist. Stattdessen kehrst du um und willst dich zurück ins Bett legen. Ein paar Schritte und du schreist erneut auf. Ist das dein Körper? Du liegst friedlich im Bett und schläfst. Ein kalter Schauer macht sich auf deinem Rücken bemerkbar. Ist das etwa ein luzider Traum? Diese Art von Träume, wo einem bewusst ist, dass man im Traum ist und man diesen kontrollieren kann? Vielleicht. Aber was sollte es sonst sein? Du streckst deine Hände aus. Sie sind nur leicht erkennbar, fast durchsichtig und außerdem farblos. Ohne groß darüber nachzudenken, gehst du aus deinem Zimmer und schleichst in das Zimmer deiner Zwillingsschwester, Leila. Ihr Zimmer ist genauso klein, aussagelos und einfach gestaltet wie deins, sie liegt auf der Seite und ihre schulterlangen, grünen Locken fallen auf das Kopfkissen. »Kannst du mich mal in Ruhe lassen?« Du runzelst die Stirn und gehst näher an deine Schwester heran. Hat sie tatsächlich gesprochen oder hast du es dir nur eingebildet …? Du zuckst, als sich eine Hand auf deine Schulter legt, und stolperst nach hinten. Leila steht hinter dir. »Was zum Teuf–« Riesige Flügel mit schwarzen Federn breiten sich hinter ihrem Rücken aus, einzelne Federn fallen auf den Boden. Du starrst sie an. Ansonsten sieht sie aus wie immer, klein, zierlich, auffällig grüne Augen und lockige Haare, welche in demselben Grünton gefärbt sind. Sie trägt ein schwarzes Kleid und dazu passende, flache Schuhe, diese Kleidung hast du noch nie an ihr gesehen. Und die Flügel erst recht nicht.

»Ich schätze, du hast deine Kraft heute komplett erlangt.« »Wovon redest du? Ich will wieder aufwachen, der Traum wird zu bizarr …« »Es ist kein Traum«, schneidet sie dir das Wort ab, »und ich werde es dir beweisen.« Sie umschlingt ihre Arme um deinen Körper und fliegt durch das Fenster, welches hinter euch zerbricht. »Wahnsinn!«, schreist du begeistert und Leila entgegnet dazu nichts. »Was passiert hier eigentlich?«, fragst du mühsam, der Wind bläst heftig gegen dein Gesicht. »Du bist nur deine Seele«, entgegnet Leila, »du bist aus deinen eigenen Körper ausgestiegen.« »Und du?« »Ich …« Sie landet wieder auf dem Boden. Ihr seid an einem Waldrand gelandet. »Ich will dir unbedingt etwas zeigen! Kommst du mit?« Du nickst. Deine Schwester geht vor und schlüpft in den düsteren Wald. Du schluckst kaum merkbar und schleichst ihr hinterher. Äste schlagen dir ins Gesicht, du brauchst Mühe, um deiner Schwester folgen zu können. »Hier können wir ungestört sein.« Ihr seid an einer Lichtung angekommen. Du runzelst die Stirn. »Was machen wir jetzt?« Leila lächelt schief. »Setz dich hin, dann können wir darüber reden.« Leila ist deine Zwillingsschwester, also vertraust du ihr und lässt dich auf den schmutzigen Waldboden nieder. »Nur weil du es bist«, murmelt sie und breitet ihre Flügel aus. Jede Menge Federn lösten sich von den breiten Flügel und landeten sanft auf den Boden. »Du hast vorher gefragt, was ich eigentlich bin.« Sie stockt kurz, ehe sie fortfährt. »Ich bin eine Art … Fabelwesen.« »Ich merke es. Aber wieso?«, fragst du geschockt, »wir sind doch Zwillinge, müsste ich dann nicht auch so ein Fabelwesen sein?« Leila schüttelt den Kopf. »Ich bin durch diese Kette zu diesem … Ding hier geworden.« Sie holt eine silberne Kette mit einem grünen Edelstein unter dem Ausschnitt ihres Kleides hervor. Du wolltest aufstehen, aber deine Schwester versteckte es schnell wieder. »Wenn ich diese Kette anhabe, bekomme ich Flügel, wenn ich das so will.« »Kann ich sie auch mal–« »Nein«, schneidet Leila dir sofort das Wort ab. Du hakst nicht weiter nach und schaust auf den Boden. »Wie hast du diese Kette gefunden?« Sie schiebt ihre Augenbrauen zusammen und hat nicht den Anschein, deine Frage zu beantworten. »Jedenfalls habe ich noch mehr ›Kräfte‹ als das Bekommen von Flügeln. Ich kann alle möglichen Gestalten annehmen.« Ein grelles, grünes Licht kommt aus ihrem Körper. Ein Wesen steht nun vor dir und … »Das ist das Wesen aus meiner letzten Schlafparalyse!« Erneutes Licht und deine Schwester steht wieder in ihrer normalen Gestalt vor dir. »Das waren eigentlich keine Schlafparalysen. Das war ich, wie ich dich im Schlaf beobachtet habe, um sicherzugehen, dass keine Fehler während der Trennung stattfanden.« »Trennung?«, fragst du sofort nach, deine neugierige Seite ist geweckt. »Na, die Trennung deines Körpers und deiner Seele!« Du starrst auf deine Finger, welche, im Gegensatz zu deinem Körper, fast durchsichtig war. Entsetzen breitet sich auf deinem Gesicht aus. »Du warst das …?«, flüsterst du. Leila nickt. »Wieso? Und wie?« »Weißt du noch, der Ring, den ich dir zum Geburtstag geschenkt habe?« Du streichst fast automatisch über deinen Daumen, aber der Ring war nicht da. »Er ist nur an deinen echten Körper.« »Und er sorgt für die Trennung zwischen der Seele und den Körper?« Leila stimmt dir erneut zu. »Kann ich das also auch kontrollieren? So wie du deine Flügel und Gestaltenwandlungen?« »Nein.« »Wie kehre ich dann in meinen Körper zurück?« »Es geht nicht.« Das Grinsen auf ihrem Gesicht wird immer breiter und sie schreitet auf dich zu. Zögernd rutschst du etwas nach hinten. »Dein Körper ist tot«, haucht sie, sie hat sich zu dir hinuntergebeugt und eure Gesichter berührten sich fast. Tränen traten dir in die Augen. »Leila, wieso hast du das gemacht?« »Weil ich deine Seele brauche.« Verstört starrst du sie an. »Denn Seelen geben mir Kraft. Je mehr Seelen ich verschlucke, desto größer ist die Auswahl, in welches Wesen ich mich verwandeln kann. Durch jede Seele werde ich stärker, viel stärker. Was glaubst du, warum so viele deiner und meiner Freunde so plötzlich gestorben sind, an einen Tod während dem Schlaf, der sich nicht erklären ließ?« »Lass mich in Ruhe! Ich dachte, wir können uns gegenseitig vertrauen«, schluchzt du und rappelst dich auf. Leila tritt dir in den Weg. »Du kannst sowieso nirgendwo mehr hin. Du bist nur eine Seele, eine einsame Seele. Du hast kein Leben mehr und wirst auch nie wieder eins haben.« Deine Schwester packt deine Schulter und wirft dich auf den Boden. Du kommst hart auf den Boden auf. Stöhnend hältst du deinen Arm fest. Dieser hat sich beim Aufprall verstaucht. »Gib mir deine Seele«, flüstert deine Schwester und beugt sich über dich.

Ihre Hände sind rechts und links von dir auf den Boden abgestützt und sie liegt gewissermaßen über mir. »Lass mich«, brüllst du und versuchst vergeblich zu entkommen. Heiße Tränen treten dir in die Augen. Leilas grüne Augen leuchten immer stärker und sie reißt ihren Mund auf. Du schreist auf. Gefühlt stechen tausend Messer auf dein Gesicht ein, du spürst, wie deine Augen aus den Höhlen herausgerissen werden. Blind schreist du um die Gegend, grausame Schmerzen durchzucken deine Glieder. Dein Arm löste sich langsam vom Körper und du hörst dein Knochen brechen, ehe auch die Haut reißt und dein Arm abgetrennt war. Deine Beine und dein anderer Arm lösten sich ebenfalls langsam. Deine Stimme wurde immer schwächer, überschlug sich und deine Tränen trockneten langsam schon auf deinem Gesicht. »Guter Junge«, hörst du Leila in dein Ohr flüstern.

Ein letztes Schluchzen.

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