Sesengrau 4: Klang
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Manchmal ist es nur der Klang eines Ereignisses, der
uns das Fürchten lehrt.“
Sesengrau hätte kaum
malerischer liegen können als zwischen den nebelumspielten Feldern, den
dunkel befremdlichen Wäldern den sanften
Hügeln die sich auf und ab hoben. Einzig der Kirchturm, dessen Glocke
unnachahmlich über die Straßen, Dächer und kleinen Geschäfte schallte,
überragte all die zumindest ein Stück weit. Selbst der etwas außerhalb gelegene
Fischerteich schien einen schönen Traum entsprungen.
Doch selten trog, eine
Idylle so wie diese…
Der Trauerzug bewegte sich
langsam vom Friedhof weg, die Augen gefüllt mit Tränen und in Gedanken noch bei
der gerade begrabenden Familie Schreiber. Der Tod einer gesamten Familie kommt
selbst in so einer eigenartigen Gemeinde wie Sesengrau nur höchst selten vor.
Linus Neumann hatte
ebenfalls der Beerdigung beigewohnt, er schleifte sein linkes Bein etwas hinter
her, was ihn um einiges Langsamer als die anderen Dorfbewohner machte. Es
kümmerte ihn nicht, so konnte er ungestört seinen Gedanken nachhängen, nichts
auf der ganzen Welt war ihm lieber als seine Gedanken, seine Fantasien einfach
diese ganze Welt in seinen Kopf. Linus sprach nicht, es wurde oft und sogar
öffentlich darüber gerätselt ob er es überhaupt konnte. Doch auch daran
verschwendete er keinen Gedanken.
Die Schritte auf dem
Kopfsteinpflaster klangen hohl und unwirklich, sein Blick richtete sich streng
nach vorn, für seine 20 Jahre muss das nun doch ein sehr ungewöhnlicher Zustand
sein.
Als er endlich das Haus
seiner Eltern erreichte saßen dies bereits in ihrer eignen kleinen Werkstadt in
der sie stehst schraubten und redeten.
„Eine schöne Beerdigung,
traurig aber schön.“
„Da sprichst du ein wahres
Wort, meine Liebe.“
Linus bewegte sich zu
seinem kleinen Zimmer das direkt neben der Werkstadt lag, so hörte er
unfreiwillig jedes Wort seiner Eltern.
„Denkst du dieses mal wird
es gelingen?“ Fragte seine Mutter.
„Es muss einfach.
Ansonsten wüsste ich nicht mehr weiter.“
„Wir haben alles nach den
Bauplan Z3x neu formatiert… aber trotzdem was ist wenn dasselbe Passiert wie
beim letzten Mal.“ Dieter Neumann nahm seine Frau liebevoll in den Arm und
strich über ihr sanft lockiges Harr.
„Niemals wieder wird das
passieren ich verspreche es dir.“
„Das hast du schon so oft
versprochen, Dieter. Aber wir können Linus nicht erklären warum noch eines
seiner Geschwister verschwunden ist.“
„Wir müssten gar nichts
erklären wen du nicht eine emotionale
Bindung zu ihm aufgebaut hättest.“
„Er ist unser erstes Kind!“
Schrie Linus Mutter hysterisch.
Linus sah an die Wand hinter der sich seine
kreischenden Eltern verbargen. Viele seine Geschwisterchen hatte er schon in
die Werkstatt gehen sehen doch bis jetzt ist noch nie eines wieder heraus
gekommen. Seine Eltern hatten sich für fast jedes eine neue Geschichte
Ausgedacht, zwei sind angeblich weggelaufen, eins ist in einen Brunnen
gefallen, eines starb an Tollwut ein anderes an Grippe. Die Namen hatte er
inzwischen alle samt vergessen, hatten sie überhaupt welche? Manchmal fragte sich Linus ob sie
überhaupt existiert hatten, schließlich durfte nicht eins dieses Haus verlassen.
„Dieses Mal werden wir den
Beweis erbringen.“ Rief sein Vater freudig. Das die Wände kaum Schallisoliert
waren, hatten seine Eltern damals außer acht gelassen als sie ihn das Zimmer
gaben. Er hörte seine Mutter den langen Gang, zum großen Raum seiner Geschwister,
entlang gehen.
Ein bestimmter schneller
und ein unsicher irgendwie noch unkoordinierter Schritt gingen zurück zur
Werkstadt.
„Dieses Mal werden wir den
Beweis erbringen.“ rief sein Vater noch einmal.
Was nun kommen sollte
kante Linus nur zu genüge. Zu oft hatte er in seinen jungen Leben schon mit
anhören müssen wie eines seiner armen Geschwister ohne Vernunft oder Reue auf
eine der langen Werkbanken geschnallt wurde. Sein Vater und seine Mutter
redeten gleichzeitig ruhig und hypnotisierend auf das Kind ein. Linus hatte in
all den Jahren lediglich nur einige wenige Satzfetzen von diesem grausamen Ritual
mittbekommen.
„Bald wird es dir besser
gehen.“
„Es ist alles für die
Wissenschaft.“ Diese zwei waren die deutlichsten die durch die Wand drangen.
Bis sein Vatter endlich sagte: „Wehre dich doch nicht so.“ Linus schloss seine
Augen und genoss diesen Klang. Er konnte sich nicht genau vorstellen um was es sich
direkt handelte, aber wenn er es nicht besser wüsste würde er meinen jemand
nahm ein Messer und schnitt in die Haut des Kindes.
Zuerst versuchte es noch
seinen Schmerz zu unterdrücken begann zu wimmerte doch dann hörte Linus schließlich wie
jemand das Messer tiefer in das Fleisch drückte. Ein entsetzlicher Schrei drang
durch die Wand, und dann noch einer und schließlich noch ein halb erstickter.
Linus genoss das so sehr,
auf eine subtile Art und Weise hatte ihn das die letzten Jahre beruhigt.
Er wollte nicht sehen was
im Nebenraum vor sich ging, aber dieser Klang… dieser zu tief erschütternde Klang
des Todes. Wie in einem Rausch saugte er den Klang die letzten Atemzüge auf,
bis sein Vater schließlich die erschütternden Worte sprach bei denen selbst
Linus etwas übel wurde.
„Warum?! Warum klappt es
denn nicht, es MUSS doch funktionieren, ein Mensch muss doch auch mit mechanischen
Organen überleben können. Alles spricht dafür, alles ist verbunden, alles hat
funktioniert.“
„Du hast versprochen dass
es dieses mal klappen würde.“ Schrie Linus Mutter hysterisch, dann hörte er nur
noch wie ein Gegenstand gegen etwas für ihn in diesen Moment undefinierbares
Geschlagen wurde. Seine Mutter schrie noch einmal: „Du bist ein herzloser
Bastard“ Dann herrschte Stille… gnadenlose Stille.