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Tanz der Götter -Bestialität

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Kapitel 10

„Bist du lebensmüde?!“, brüllte Emil, der neben Soma herlief.[[Datei:Graffiti_emil2.jpg|thumb|Tanz der Götter
-Emil-]]
„Warum?“

„Was ist, wenn er den Spieß umdreht? Was machst du, wenn er es
schafft, seine komischen Pillen deiner Schwester zu verabreichen? Hast
du mal daran gedacht?“, fassungslos sah er den weißhaarigen Mann an. Soma stoppte vor seiner Zimmertür.

„Wenn er das tut, reiße ich ihm eigenhändig sein Herz aus der Brust und werde es genüsslich verspeisen.“ „Du bist echt bekloppt“, äußerte Emil und kicherte leise.

Er wusste nicht weshalb, doch er folgte Soma auf sein Zimmer. Es war merkwürdig. Er hasste ihn, doch gleichzeitig war er der Einzige, der sich um ihn scherte, sich für ihn einsetzte, zumindest kam es ihm so vor. Das war ihm bislang völlig fremd. Vielleicht hatte er auch einfach nur Angst, jetzt gerade alleine zu bleiben. Er fürchtete sich vor seinem Vater. Vor den Dingen, die er mit ihm anstellen könnte. Und Soma? Soma war so überaus mutig. Sich ihm so offen entgegenzustellen, ihm die Meinung zu sagen. Insgeheim bewunderte er ihn sehr dafür. Doch in einem Punkt musste er seinem Vater Recht geben. Die ganzen Jahre hatte Soma sich einen Dreck darum geschert, was sie mit ihm taten. Er hatte auch dabei zugesehen, als sie ihn zwangen, einen Mann zu entführen und diesen zu verwandeln. Die Verwandlung schlug fehl und der Kerl starb.

Daraufhin sollte er dasselbe mit einer Frau tun. Das Ergebnis war dasselbe. Soma hatte nur dabei zugesehen. Ausdruckslos. Die ganze Zeit, in der sie ihn gefoltert hatten und ihre Tabletten an ihm testeten, hatte Soma nie etwas dagegen gesagt oder getan. Weshalb also jetzt? Er verstand es nicht. Er dachte darüber nach, ihn zu fragen. Doch vermutlich würde ein ‚Einfach so‘ oder ein ‚Weiß nicht‘ als Antwort kommen. Im Grunde spielte es jetzt auch keine Rolle mehr. Er verstand so vieles an ihm einfach nicht. Die ganzen Jahre, die sie zusammen lebten, hatte er kaum mit ihm gesprochen. Seit seiner Verwandlung und seit Maxime ihn nach Frankreich brachte. Nie hatte er ihn gefragt, was passiert war, was sie ihm angetan hatten und was er eigentlich war. Und als Soma damit begann, ihn zu nerven, da wollte er es auch nicht länger wissen. Manchmal erinnerte er ihn an einen kleinen Welpen, der am Hosenbein eines ihm abgeneigten Menschen hing. Mensch. Ja, genau. Das war er schon lange nicht mehr.

Er sah Soma dabei zu, wie er sein blaues Hemd aufknöpfte, das große Doppelfenster öffnete und hinaussah. Die leichte Brise wehte durch sein dichtes Haar. Er lief zu seiner Gitarre, nahm diese und setzte sich auf die breite Fensterbank. Er begann damit, die weiße Gitarre zu stimmen. Emil setzte sich hinter ihn auf den Boden und lehnte gegen das Bett.

„Hey?“

„Hm?“, antwortete Soma, ohne von dem Instrument abzusehen.

„Warum hast du dieses Arschloch überhaupt verwandelt? Und diese rothaarige Hexe?“

„Weiß nicht.“

„Willst du mich verarschen?“

„Na ja, ich wurde darum gebeten und habe Maxime für nützlich gehalten. Deswegen habe ich ihn verwandelt“, erklärte er und sah aus dem Fenster.

„Alter… Okay. Und die alte Hexe?“

„Alt? Findest du sie etwa nicht attraktiv?“, witzelte Soma.

„Hölle, nein.“ Emil rollte mit den Augen.

„Keine Ahnung, Mann. Maxime bat mich darum. Mehr Kontakte, mehr Möglichkeiten. Hab nicht großartig darüber nachgedacht.“

Stille schlich sich ein. Soma sah weiterhin verträumt aus dem Fenster.

„Du findest die Hexe echt attraktiv?“, fragte er abwertend.

„Nein. Ich hasse rothaarige Weiber“, lachte Soma. Er begann an den Saiten seiner Gitarre zu zupfen.

„Warst du schon einmal mit einer Frau zusammen, Emil?“ Emil sah ihn erstaunt und verlegen zugleich an.

„Zusammen? Wie meinst du das?“, erkundigte er sich vorsichtig.

„Hast du jemals eine Frau geliebt? Hast du jemals mit einer Frau geschlafen?“ Die Frage war ihm unangenehm. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Es gab nie jemanden für ihn. Wie auch?

„Äh, nein. So jemanden gibt es nicht und gab es nie. Und bei dir? Nein, warte, wenn du mir jetzt von deiner schwulen Beziehung erzählen willst, steige ich aus.“ Soma kicherte.

„Ich sagte doch, ich bin nicht schwul. Es gibt jemanden. Jemanden, den ich über alles liebe. Und es gab auch eine, mit der ich etwas inniger wurde“, gestand er lächelnd.

„Echt? Wer war sie? Sah sie heiß aus?“, wollte Emil voller Neugier wissen und zündete sich eine Zigarette an.

Zur selben Zeit

„Valeria“, begann Michail und sah sie eindringlich an. Zu dritt saßen sie an dem großen Konferenztisch. Sie nickte aufmerksam. Es war an der Zeit, Antworten zu erhalten. Auch wenn sie sich nicht sicher war, wie viel sie Michail anvertrauen sollte.

„Kannst du mir etwas über die Zeit bei Lew erzählen? Zum Beispiel, als Ares zu euch kam?“

Sie atmete durch, bevor sie zu sprechen begann.

„Ich glaube, es war 1955. Ich habe mich oft darüber beklagt, dass Soma und ich stets alleine im Anwesen waren. Ich wollte Gesellschaft. Einfach mal andere Menschen sehen. Lew brachte Ares und ein Mädchen namens Anisa zum Anwesen. Ich erinnere mich noch genau. Es war ein so wunderschöner, warmer Sommertag. Ich war glücklich, doch ich verstand schnell, weshalb er sie aufnahm“, sie pausierte und sah Ares flüchtig an.

„Sie sollten unsere Partner sein. Er wollte, dass wir uns fortpflanzten. Ares wurde auserwählt, um mich zu schwängern.“

Peinlich berührt sah er zur Seite. Er wich auch Michails Blicken aus. Es war ihm unbeschreiblich unangenehm.

„Das galt auch für Anisa. Sie beide hatten eine Funktion. Eine Aufgabe. Sie wurde als Somas Frau auserwählt.“

„Ihr Name war Anisa. Sie hatte rotes langes Haar, guter Körperbau, niedliche Sommersprossen. Aber das war mir alles völlig gleichgültig. Sie interessierte mich kein bisschen“, grinste Soma.

„Wie jetzt? Komm, lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Mit ihr geschlafen hast du trotzdem?“, kicherte Emil und zog an seiner Zigarette. Soma lachte. Es war ein kurzes, kaltes Lachen. Ein Lachen, welches Emil leicht erschaudern ließ.

„Sie liebte ihn. Das tat sie wirklich. Wir haben viel und oft darüber gesprochen. Doch Soma, er hat es ihr nicht leicht gemacht. Er stieß sie ständig ab, sprach nicht mit ihr. Es schmerzte sie sehr. Anisa bat mich oft um Rat, doch ich konnte ihr einfach nicht helfen. Ich wusste nicht wie. Sie sprach auch mit Lew darüber. Sie wollte ihre Rolle erfüllen. Für sie gab es nichts Schöneres“, schilderte sie bedrückt. Hin und wieder sah sie zu Ares, der weiterhin jeden Augenkontakt mied.

„Ich wurde dazu gezwungen, okay? Ich wollte diese Frau nicht anfassen, nicht mit ihr sprechen, sie nicht einmal ansehen. Ne Weile hat es auch funktioniert. Dann bat Lew um ein Gespräch.“ Soma pausierte. Sein kaltes Grinsen wandelte sich in einen angewiderten Ausdruck.

„Ich weiß nur, dass Lew mit ihm darüber sprach, aber ich weiß nicht, was er ihm gesagt hat. Ich sah es ihm an. Ich sah, dass er sie und Lew verabscheute. Er kam auch nicht mit Ares aus. Ich war die Einzige, die ihn erreichte.“

„Dieser miese Pisser zwang mich dazu. Er sagte, wenn ich nicht bald das Bett mit ihr teile, wenn ich sie nicht bald ficke, würde er dafür sorgen, dass ich Valeria nie wiedersehe und dass sie dann meinen Platz einnehmen würde“, erklärte er energisch und streckte seine linke Hand Emil entgegen. Dieser verstand erst nicht, doch dann zog er seine rote Zigarettenpackung aus der Hosentasche und reichte ihm einen Glimmstängel.

„Das hast du dir bieten lassen? Wieso hast du dich nicht gewehrt? Und wovon sprichst du, wenn du sagst, sie hätte deinen Platz einnehmen müssen?“

Soma zündete sich die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. Er blies den Rauch zum Fenster hinaus und lachte kurz.

„Gerade du willst mir etwas über Gegenwehr erzählen, Kleiner? Damals wusste ich noch nicht, was ich kann. Welche Kräfte in mir schlummerten. Ich hab zufällig ein Gespräch zwischen Maxime und Lew belauscht. Sie sprachen darüber, mit uns zu experimentieren. Sie sahen Valeria dafür vor. Da waren wir noch Kinder. Ich hab mich freiwillig gemeldet, mit der Begründung, dass sich unser Blut nicht unterschied, und bekam den Job. Sie fixierten mich an dieser Scheiß-Liege und begannen meine Nerven –und Schmerzreize zu testen. Maxime assistierte dabei lediglich. Sie trennten mir Gliedmaßen ab, um meine Schmerzreaktionen zu studieren, und taten mir den ganzen anderen Spaß an, du kennst das ja.“ Er zog erneut an seiner Zigarette. Emil sah ihn wortlos an. Sie hatten wohl doch mehr gemeinsam, als er anfangs dachte.

„Shit…“, murmelte Emil und nahm ebenfalls einen weiteren Zug.

„Und? Wie war es so? Mit der Frau, meine ich“, erkundigte er sich vorsichtig und vermied den Blickkontakt. Soma grinste ihn an.

„Du bist noch Jungfrau?“

„W-Was?! Wie kommst du denn darauf?“, wehrte er seine Aussage errötend ab.

„Ha-ha. Es steht dir ins Gesicht geschrieben. Außerdem hast du es ja bereits zugegeben“, zog er ihn schmunzelnd auf.

„Also, ja. Ich tat es und ich tat es sofort. Ich kehrte dem alten Sack den Rücken zu und lief zu ihr. Sie hielt sich meist im Garten auf und goss Blumen oder weiß der Geier was sie da tat. Dort fand ich sie, packte sie wortlos am Handgelenk und zerrte sie in den Raum, den Lew extra für uns beide herrichten ließ“, schilderte er abwertend. Hin und wieder schüttelte er abgeneigt den Kopf, während er erzählte. Emils Augen weiteten sich vor Spannung.

„Und?!“, rief er erwartungsvoll.

„Du bist echt noch Jungfrau“, kicherte Soma kopfschüttelnd.

„Kleiner Emil, ich tat, wozu ich gezwungen wurde. Ich gab ihr einen harten Stoß, sie fiel rücklings auf das Bett. Es widerte mich an. Ich war unbeschreiblich wütend. So konnte das nicht klappen.“ Soma lachte erneut kurz, nahm den letzten Zug und schnipste den Stummel aus dem Fenster.

„Also begann ich mir die Person vorzustellen, die ich über alles liebte, und stellte mir vor, wie sie statt dieser Anisa auf diesem Bett lag. Ich blendete alles aus und dachte nur an sie. Ich knöpfte mein Hemd auf und sie half mir bei der Hose.“ Emil grinste verschmitzt, als er dies hörte.

„Und?“ fragte er und schluckte. Soma konnte nicht anders, als über seine jugendliche Neugier zu lachen.

„Was und?“

Emil stand vom Boden auf, lief zu Soma und schnipste seinen Zigarettenstummel ebenfalls hinaus. Er lehnte gegen die Wand und sah ihn erwartungsvoll an. Er wollte mehr wissen. Wollte wissen, wie sich eine solche Nähe anfühlte, wie es war, eine Frau zu berühren, und wie es war, von einer Frau berührt zu werden.

„Wie…war es?“

„Es ging, solange sie still blieb, was sehr schwierig war. Sobald sie stöhnte und ich ihre Stimme hörte, brachen meine schönen Fantasien ab und rissen mich in die erbärmliche Realität zurück. Ich musste ihr den Mund zuhalten.“

„Das meine ich nicht. Wie war ES?“

„Es? Du meinst das Gefühl, in einer Frau zu sein?“ Soma runzelte nachdenklich die Stirn.

„Ich will dir mal was sagen, Emil. Vergeude deine Jungfräulichkeit nicht an irgendeine beliebige Frau. Schenke sie derjenigen, die du wirklich liebst. Erst dann wird es ein unbeschreiblich schönes Gefühl sein.“

Emil seufzte. Was laberte er da plötzlich von Gefühlen und Liebe? Das war nicht, was er hören wollte. Bislang hatte er nur Fantasien darüber. Es jetzt von jemandem zu hören, ließ ihn glauben, es selbst einmal erleben zu dürfen.

„Was ist aus ihr geworden?“, wollte Emil wissen.

„Aus Anisa?“, erkundigte sich Soma. Als er Emils zustimmendes Nicken vernahm, zog er einen Mundwinkel in die Höhe.

„Sie war so unglaublich glücklich. Unter Tränen der Freude berichtete sie mir von ihrer erfolgreichen Empfängnis. Sie erwartete Somas Baby. Ich habe mich so für sie gefreut und auch Lew strahlte vor Freude.“ Valeria schluckte und sah bedrückt auf die Tischplatte. Ares wurde immer unruhiger. Er räusperte sich mehrmals.

1958 Lorino, Oblast Twer, Russland

„Das sind wundervolle Neuigkeiten. Herzlichen Glückwunsch“, lächelte Valeria stolz. Anisa streichelte über ihren Bauch. Es war der glücklichste Moment ihres Lebens und vielleicht, vielleicht würde Soma sie dadurch lieben lernen. Zumindest etwas, das würde ihr schon reichen. Denn nun war da dieses kleine Leben, das in ihr heranwuchs. Dieses Leben, das aus ihrer Verbindung entstand. Ihr Kind.

Mit sichtbarer Freude im Gesicht lief Ares den Flur entlang. Sein Ziel war der Kirschbaum. Er traf sich dort mit Valeria zu ihrem gemeinsamen Tanzunterricht. Anfangs hätte er es nicht für möglich gehalten, doch mit den Jahren wurde er immer besser. Sein Blick fiel auf Soma, der an der geöffneten Tür lehnte und in eine bestimmte Richtung starrte. Ares senkte seinen Blick und lief weiter. Zügig wollte er an ihm vorbei, doch Soma packte ihn am Arm und hielt ihn zurück, als er sich an diesem vorbeidrängte. Sie sahen sich in die Augen. Somas Blick war finster, zornig.

„Hast du sie bereits angefasst?“, erkundigte er sich feindlich klingend.

„Was?“

„Ob du sie schon angefasst hast?“ Ares runzelte die Stirn.

„Wenn du damit wissen willst, ob wir… Nein. Ich überlasse ihr die Entscheidung, den richtigen Zeitpunkt. Aber ich werde bereit sein, wenn sie es ist.“

„Tze. Nicht zu fassen. Ich werde dazu genötigt… Ach, es ist besser so. Besser, dass ich in den sauren Apfel beiße, als dass du sie fickst.“

Ares schluckte bei seinen Worten. Er riss sich aus seinem Griff, doch sah er ihm weiterhin in die Augen.

„Wohin willst du?“, knurrte Soma.

„Zu Valeria. Tanzunterricht.“

Soma ballte die Hände zu Fäusten, bis seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Ares verschwand zügig. Zähneknirschend sah er ihm nach. Soma schritt zurück in den Flur. Wutentbrannt schmetterte er seine rechte Faust gegen die Wand. Diese schlug mit erschreckender Leichtigkeit ein großes Stück aus dem Mauerwerk. Er betrachtete die beschädigte Stelle. Dann sah er auf seine Hand, welche nicht einen Kratzer aufwies. Seine Schultern begannen zu zucken, dann brach er in schrillem Gelächter aus.

„Fantastisch!“, rief er kichernd.

„Das ist einfach fantastisch“

Als Ares den Baum erreichte, sah er Valeria und Anisa lachend in dessen Schatten sitzen. Sie winkten ihm freudestrahlend zu, als er sich näherte.

„Ares, es gibt wundervolle Neuigkeiten!“, rief Valeria, während sie sich erhob.

„Anisa ist schwanger!“, verkündete sie und drehte sich dabei einmal elegant im Kreis.

„Wirklich? Das ist… toll. Glückwunsch“

Er wollte sich freuen, doch als er die Nachricht hörte, dachte er an Soma. Er dachte daran, wie dieser reagieren würde. Wusste er es überhaupt schon? Er konnte sich nicht vorstellen, dass ihn diese Nachricht freuen würde.

„Hast du es ihm schon gesagt?“, erkundigte er sich. Anisa schüttelte betrübt den Kopf.

„Und Lew?“

„Er weiß es bereits. Er hat mich zusammen mit dem Doktor untersucht“, antwortete Anisa lächelnd.

Am späten Abend

„Du wolltest mit mir reden?“, merkte Soma an und begutachtete die Notizen an den Wänden in Lews Labor. Lew näherte sich ihm grinsend.

„Herzlichen Glückwunsch, Soma“, äußerte er mit Stolz in der Stimme.

„Was?“

Soma sah ihn angespannt an. Welchen Grund gab es, dass Lew ihn beglückwünschte? Es konnte nur einen Grund geben. Er schluckte nervös.

„Du wirst Vater!“, verkündete er bis über beide Ohren grinsend.

Somas Gesichtszüge erstarrten. Ihm wurde schwindelig. Er begann besorgniserregend zu kichern.

„Jetzt müssen nur noch Valeria und Ares-“

Seine Aussage wurde von Somas Faustschlag gegen die Wand zu seiner Rechten unterbrochen. Er hatte sie komplett im Mauerwerk vergraben. Er sah Lew nicht an. Sein Blick war auf den kalten Boden gerichtet. Er lächelte bitter. Wortlos zog er seine Faust aus der Wand und verließ das Labor.

Er saß im Schutze der Dunkelheit auf der steinernen Treppe und zog an der Zigarette, die er aus der Tasche des Butlers gestohlen hatte. Die Nacht war kühl und erfrischend. Er blies den dichten Rauch gen Himmel. Mit der linken Hand fuhr er sich durch das weiße Haar. Er hatte einen Entschluss gefasst. Nach dieser Zigarette wäre Schluss mit den Experimenten, Schluss mit der Gefangenschaft, Schluss mit allem. Grinsend zog er ein letztes Mal, dann warf er den glühenden Stängel auf die Treppe. Langsam stand er auf und betrat das Haus. Er schloss die Tür, doch er machte sich keine Mühe, diese oder andere zu verriegeln. Das Haus lag im Dunkeln. Er vermutete Lew in seinem Labor. Leise stieg er die Treppe zum Obergeschoss hinauf und schlich durch den dunklen Flur zum letzten Raum auf der linken Seite. Vor der Tür blieb er stehen. Hinter dieser lag das Zimmer zweier Bediensteten des Hauses. Leise öffnete er diese und trat ein. Beide Frauen lagen in einem friedlichen Schlummer in ihren Betten. Er stand zwischen beiden und sah sie abwechselnd an. Er grinste furchteinflößend.

„Ene, mene, muh…“, flüsterte er.

Er entschied sich für die Frau im linken Bett und schritt auf sie zu. Er beugte sich über sie und sah in ihr Gesicht. Dann schnellte seine Hand an ihren Mund, woraufhin sie panisch erwachte. Sein fester Griff erstickte ihre Schreie. Er hätte das nicht tun müssen, doch er wollte, dass sie ihn sah, ihn spürte. Seine freie Hand bohrte sich in einer unbeschreiblichen Geschwindigkeit und Kraft in ihren Magen. Ihr Körper zuckte, sie verdrehte die Augen. Soma begann seine Hand tiefer in ihrem Magen zu vergraben, sie zu bewegen. Er wühlte, riss und zerrte an ihren Gedärmen. Blut quoll aus der Wunde. Als sie sich nicht mehr rührte, hörte er gelangweilt auf und entfernte seinen nun über und über mit Blut besudelte Arm. Langsam drehte er den Kopf in Richtung des rechten Bettes und lächelte. Diese Frau, die ihn und Valeria mit großzog, vergoss Tränen, als er ihr den Kiefer brach, ihre Zunge mit bloßen Händen entfernte und ihr die Zähne ausschlug. Zuletzt zerschmetterte er ihr den Schädel. Stolz betrachtete er sein Werk, bevor er den Raum verließ und auf die benachbarte Tür zulief.

Hinter Türchen Nummer Zwei verbargen sich der Butler und ein weiterer Bediensteter, den Soma sowieso nicht ausstehen konnte. Auch diese Tür öffnete er leise und schlich in den Raum. Diese beiden Männer schliefen ebenfalls in ihren Betten. Es war ein Kinderspiel. Dieses Mal schritt er zügig an das Bett des verhassten Bediensteten und zertrümmerte wuchtvoll seinen Kehlkopf. Dem anderen bohrte er beide Hände in den Brustkorb und riss diesen auf, dann entnahm er das Herz und stopfte es dem Verhassten in den Rachen. Und das war es. Zufrieden lächelnd verließ er den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen. Er atmete tief durch, als er im dunklen Flur stand. Drei fehlten noch. Er entschied sich, Lew einen Besuch abzustatten, und stieg seelenruhig die Treppe hinab. Sich über beide Lippen leckend, betrachtete er die rote Tür. Sie knarrte unheilvoll, als er sie öffnete. Vor der zweiten Tür, am Fuße der Treppe, hielt er inne und kicherte leise, dann öffnete er auch diese.

Lew stand mit dem Rücken zu Soma vor einem Bücherregal. Er stopfte Papiere in eine graue Mappe und schob diese in das Regal. Als die Tür laut ins Schloss fiel, drehte sich Lew erschrocken um. Der Anblick des blutüberströmten, jungen Mannes verschlug ihm die Sprache, stahl ihm den Atem. Höhnisch lächelnd näherte Soma sich ihm Schritt für Schritt. Eingeschüchtert wich er zurück und stieß gegen das Regal. Es kam ins Schwanken, einige Bücher flogen aus der obersten Reihe und landeten geräuschvoll auf dem Boden.

„Soma?“

Soma antwortete nicht. Er schritt einfach unbeirrt und wild grinsend auf ihn zu.

„Was hast du vor?“, erkundigte er sich hörbar verängstigt. Soma blieb wenige Zentimeter vor ihm stehen.

„Was glaubst du?“, wisperte er verstörend. Lew warf seinen Blick auf das Wählscheibentelefon, das auf dem kleinen Tisch zu seiner Rechten stand. Soma folgte seinem Blick. Ohne zu zögern rannte Lew darauf zu, hob den Hörer und drehte eilig den Nummernschalter.

„Wen willst du denn jetzt noch anrufen?“

„Ma-Maxime. Er ist in Gory. Er-“, begann Lew schweißgebadet. Soma lachte laut und hielt sich dabei die linke Hand an den Bauch.

„Der soll dir helfen? Du glaubst, er beschützt dich, nur weil ich ihn verwandelt habe? Und selbst wenn, es wird vorbei sein, noch bevor er hier eintrifft“, äußerte er und lief langsam auf Lew zu. Soma hörte Maximes Stimme am anderen Ende.

„Maxime! Du musst augenblicklich herkommen, Soma ist –“

Lew kam nicht mehr dazu, seinen Satz zu beenden. Soma preschte vor, packte die Hand, die den Hörer hielt und zerquetschte diese. Lew schrie auf und stöhnte vor Schmerzen. Der Hörer knallte auf den Tisch. Er hielt sich die schmerzende Hand. Sämtliche Knochen schienen zertrümmert worden zu sein. Zitternd nahm Lew den Hörer und legte auf, dann hob er ihn wieder und wählte erneut. Soma beobachtete ihn schmunzelnd.

„Was soll das werden?“, grinste er. Lew legte den Telefonhörer beiseite. Man konnte die Stimme eines Mannes hören, der sich verschlafen am anderen Ende meldete.

„Tu, was du tun musst, Soma“, stöhnte er gequält. Somas Grinsen verschwand. Seine Augen strahlten Hass aus.

„Es ist doch nicht schlimm, wenn jemand stirbt. Es geht nur um das Ergebnis“, äußerte Soma eiskalt.

Ares setzte sich in seinem Bett auf. Er dachte, er hätte jemanden schreien gehört, doch es war still. Mit einem unguten Bauchgefühl stand er auf. Seine Füße berührten den weichen Teppich. Er schlüpfte in seine Hausschuhe und trat in den dunklen Flur. Er wollte unbedingt nach Valeria sehen. Dieses ungute Gefühl brach nicht ab. Schnell eilte er zu ihrem Zimmer, doch als er die Tür öffnen wollte, hielt er inne. Er sah auf den hellen Teppich und erkannte dunkle Flecken, die er dort vorher nicht gesehen hatte. Die Spur zog sich bis zum hinteren Abschnitt, zu den Räumen der Bediensteten. Er zögerte nicht länger und betrat Valerias Raum. Ares eilte zu ihr und weckte sie. Verschlafen sah sie ihn an. Er zog sie förmlich aus dem Bett.

„Komm mit!“, wisperte er nachdrücklich. Er machte ihr Angst. So kannte sie ihn nicht.

„Warum? Was ist passiert?“, rief sie verängstigt. Er hielt ihre Hand und zusammen liefen sie aus dem Raum, zurück in den dunklen Flur und die Treppe ins Erdgeschoss hinab.

„Was ist los?“, wollte sie von ihm wissen und wurde immer nervöser. Ares antwortete nicht. Er ließ ihre Hand nicht los. Sie rannten aus dem Haus. Er brachte sie zum Baumhaus.

„Versteck dich da! Ich hole Anisa. Ich bin gleich wieder zurück!“, befahl er ihr.

„Nein! Was ist überhaupt los? Ich komme mit!“, protestierte sie.

„Das tust du nicht! Du versteckst dich. Ich komme zurück, versprochen“

Valeria nickte stumm und kletterte die Leiter, die zum Baumhaus hochführte, hinauf. Ares rannte zurück ins Haus. Keuchend spurtete er die Treppe hoch. Er wollte nach den Bediensteten sehen. Er rannte in das erste Zimmer zu seiner Rechten und erstarrte. Die beiden Männer waren tot. Auf bestialische Weise ermordet. Kurz verschwamm seine Sicht. Er zwang seinen Körper dazu, sich umzudrehen und das Zimmer wieder zu verlassen. Die beiden Frauen. Vielleicht waren sie noch am Leben. Er fiel durch die Tür und musste mit Entsetzen feststellen, dass auch hier jede Hilfe zu spät kam. Ares spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte, wie die Galle in ihm aufstieg. Er stürmte hinaus und kehrte ruckartig, um als er eine Silhouette den Flur entlanglaufen sah. Vorsichtig lugte er um die Ecke und erblickte Soma, der gerade in Anisas Zimmer verschwand.

 

Lew zu quälen hatte ihm nicht so viel Spaß bereitet, wie er sich erhofft hatte. Wie ein Häufchen Elend saß er, in sich zusammengesackt, auf dem Boden. Er blutete aus Nase und Mund. Sein rechtes Bein war in einem 180 Grad Winkel verdreht. Aus seinem rechten Unterarm ragte ein blutiger Knochen. Soma seufzte. Pfeifend kehrte er dem alten Mann den Rücken zu und überlegte. Er dachte darüber nach, wen er sich als nächstes vornehmen sollte. Anisa oder Ares? Lew hustete stark, spuckte Blut. Dies ließ Soma einen kurzen Blick über seine Schulter zu ihm werfen, doch er beachtete ihn nicht weiter. Er wusste, dass die inneren Verletzungen, die er ihm zugefügt hatte, dafür sorgen würden, dass er verreckte. Ares oder Anisa? Ares oder Anisa? Er konnte sich nicht entscheiden. Auch nicht, als er die Treppe zum Obergeschoss nahm. Er stand im Gang und sah abwechselnd auf die beiden Eingänge zu Ares und seinem Raum, in dem auch Anisa nächtigte. Grinsend traf er eine Entscheidung. Er betrat ihr gemeinsames Zimmer und verschloss die Tür. Anisa schlief. Sie atmete ruhig und gleichmäßig. Soma näherte sich ihr auf Zehenspitzen. Er zog ihr die Decke vom Körper und krabbelte auf sie. Sie drehte sich auf den Rücken und blinzelte. Müde sah sie auf das niedliche Lächeln über ihr.

„Bist du das, Soma?“, brachte sie schlaftrunken hervor.

„Hallo mein Engel“, hauchte er ihr ins Ohr. Sie schmunzelte und legte ihre Arme um seinen Nacken. Sie spreizte ihre Beine, um ihn dazwischen Platz nehmen zu lassen. Dies tat er und begann damit, seine Finger sanft ihr über ihre Brust gleiten zu lassen. Seine Hand rutschte weiter hinunter und glitt ihren Bauch entlang, wo er abrupt stoppte. Sie spürte seinen heißen Atem in ihrem Nacken.

„Wann hattest du vor, es mir zu sagen?“, wisperte er bedrohlich. Sie betrachtete ihn. Erst jetzt bemerkte sie die seltsame Flüssigkeit auf seinen Armen.

„Soma?“, begann sie ängstlich. Lächelnd biss er ihr in den Hals. Sie schrie laut auf.

Anisas Schrei ließ ihn zusammenzucken. Ares hatte sich in Valerias Zimmer geschlichen, welches direkt neben Somas und Anisas lag. Er wollte unbemerkt ihre und seine Schuhe einpacken und dann verschwinden. Soma kam aus dem Erdgeschoss und Lew war nicht auf seinem Zimmer, was ihn schlussfolgern ließ, dass er ihn in seinem Labor abgepasst haben musste. Er war völlig verrückt geworden und Ares wusste, dass er auch ihn mit Freuden umbringen würde. Zu Anisa konnte er jetzt nicht mehr. Es war zu spät. Er konnte ihr nicht helfen, doch er konnte Valeria in Sicherheit bringen. Soma würde ihr nichts antun, doch sie ihm zu überlassen kam für Ares nicht in Frage. Er sah sich um. Zumindest noch ein Kleid, damit sie nicht in ihrem Nachthemd umher wandern musste. Ein weiterer, schmerzhaft klingender Schrei ließ ihn erneut zusammenfahren. Was in Gottes Namen tat er ihr da an?

„E-Es tut weh, Soma! Bitte hör auf!“, flehte sie unter Tränen. Warmes Blut lief ihr über Hals und Nacken. Soma ließ von ihr ab und leckte sich über die blutigen Lippen. Verzweifelt versuchte sie seinen Oberkörper von sich zu stoßen, doch ihr fehlte die Kraft.

„Was hast du denn plötzlich? Liebst du mich denn nicht mehr?“, kicherte er und setzte einen falschen traurigen Blick auf. Sie schluchzte laut. Ihr Blut tränkte nun die helle Bettwäsche.

„Bitte hör auf. Verzeih mir. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht eher gesagt habe!“

„Glaubst du wirklich, das würde mich interessieren?“ Entsetzt starrte sie ihn an. Er lächelte verspielt. Soma brachte sein Gesicht nahe an ihres und leckte mit seiner Zunge über ihre Lippen.

„Soma…“, wisperte sie verstört.

„Küss mich!“, entgegnete er, ihre Angst ignorierend. Zögernd tat sie es. Auch er presste seine Lippen gegen ihre. Zärtlich biss er ihr in die Unterlippe, doch er ließ nicht mehr los. Schnell wurde aus dem zärtlichen Biss eine feste, schmerzhafte Umklammerung. Er bohrte seine Zähne in ihr Lippenfleisch, verbiss sich regelrecht. Er schmeckte ihr warmes Blut. Ihr Wimmern, gepaart mit dem schmerzhaften Stöhnen und den Stößen, die sie ihm gab, um ihn von sich zu drücken, erregte ihn. Je fester er zubiss, desto panischer wurde sie und umso stärker versuchte sie ihn abzuwehren. Er zog schnell und fest und riss ihr das untere Lippenfleisch heraus. Kichernd spuckte er das Stück auf den Boden. Anisa schrie und weinte bitterlich. Sie strampelte mit den Beinen und hielt ihre zitternden Hände vor die Wunde. Seine Hand ruhte noch immer auf ihrem Bauch. In einer kreisenden Bewegung streichelte er diesen zärtlich.

„Tut mir echt Leid, aber ich will kein Kind mit dir“, erklärte er kühl. Als Anisa verstand, schlug sie nach ihm. Sie wehrte sich mit all den ihr verbliebenen Kräften. Genervt von ihrem Gezappel griff er nach ihren Handgelenken und fixierte diese mit seiner rechten Hand über ihrem Kopf. Sie weinte und flehte, dabei lief immer mehr Blut ihr Kinn hinab. Lächelnd legte Soma seine freie Hand auf ihren Oberschenkel und ließ sie sanft hinaufgleiten. Er schob ihr Nachtkleid nach oben und seine Hand bahnte sich ihren Weg zum Nabel.

„Bitte nicht, bitte!“, schrie sie flehend. Er stöhnte erregt. Er krümmte seine Finger und drückte sie gegen ihre Haut. Er übte immer mehr Druck aus, bis er durch die Hautschichten stach. Dann stieß er zu und durchbohrte die Bauchwand komplett. Ihr schmerzverzerrter Schrei war ohrenbetäubend. Selbst er verzog dabei das Gesicht und neigte den Kopf zur Seite.

„Nicht so laut. Du weckst sonst noch die anderen“, wisperte er. Doch sie schrie und kreischte weiterhin. Je tiefer er seine Finger in ihrem Bauch vergrub, desto lauter schrie sie. Eiskalt grub er sich bis zu den Unterbauchorganen. Seine Finger umfassten ihren Dünndarm, doch bevor er diesen entfernen konnte, verstummten ihre Schreie. Genervt stöhnte er auf. Kopfschüttelnd zog er seine Hand aus ihrem geöffneten Bauchraum und schüttelte sich das Blut von der Hand. Er entfernte sich von Anisas Leichnam. Das Beste hatte er sich für den Schluss aufgehoben. Die Vorfreude übermannte ihn und er stieß einen leisen Freudenschrei aus. Wie oft hatte er sich schon vorgestellt, diesen verdammten Ares zu töten. Er entwickelte Fantasien, wie er ihm die Augen herausriss, ihm seine Beine abtrennte. Ihm die Finger, einen nach dem anderen, abschnitt. Die schönste Vorstellung war die, wo er ihm bei lebendigem Leibe die Haut abzog, und zwar ganz langsam. Die Vorstellung gefiel ihm so sehr, dass er sich für diese Methode entschied. Er sah auf seine blutigen Finger. Damit wäre er definitiv in der Lage ,ihm die Haut wie bei einem Apfel vom Körper zu schälen. Freudestrahlend blieb er vor Ares‘ Raum stehen. Er zählte von drei runter und betrat lachend sein Zimmer.

„Ares, warte!“, rief sie keuchend. Er hielt an. Auch er musste pausieren und kräftig nach Luft schnappen. Sie waren ununterbrochen gerannt, bis sie das Anwesen nicht mehr sehen konnten. Gerannt, durch den schwarzen, angrenzenden Wald. Er stemmte die Hände auf die Oberschenkel und atmete durch. In der kühlen Nacht konnte er seinen Atem leicht sehen, doch ihm war unglaublich heiß. Er schwitzte und strich sich den Schweiß von der Stirn. Sein Herz schlug noch immer hart gegen seine Brust.

„Ares, rede mit mir!“, verlangte sie und trat an ihn heran. Er sah sie schweigend an. Was sollte er ihr sagen? Die Bilder der verstümmelten Bediensteten schossen ihm erneut in den Kopf. Er schloss kurz die Augen. Was nur? Was sollte er ihr sagen? Sollte er ihr die Wahrheit sagen? Die Wahrheit war, dass Soma alle umgebracht hatte und dasselbe garantiert auch mit ihm vorhatte. Er hatte Angst. Angst, dass sie daraufhin wieder zurücklaufen würde. Angst, dass er sie durch Soma verlieren würde. Für immer. Soma würde ihn töten, das war eine nicht abzustreitende Tatsache.

„Sie sind tot“, begann er seine Erklärung und schloss erneut für wenige Sekunden die Augen.

„Was? Wie?! Wovon sprichst du?!“

„Ich habe es gesehen. Ich habe es gesehen, deshalb musste ich dich aus dem Haus schaffen.“

„Was?! Was hast du gesehen? Was ist mit den anderen? Mit Anisa und Soma?!“

Sie klang verzweifelt. Wie Ares dachte, kehrte sie plötzlich um. Er griff nach ihrem Arm und zog sie zurück. Sie stolperte, doch er fing sie auf und hielt sie in einer sanften Umarmung.

„Tu das nicht!“, flehte er. Ihre Hände zitterten.

„Was ist passiert, Ares?“ Er schluckte.

„Es war… Es war Maxime. Ich habe ihn gesehen. Er hat die Bediensteten getötet. Vermutlich auch Lew. Ich sah, wie er Anisas und Somas Raum betrat. Sie… sie schrie gequält. Ich konnte nichts tun, ich kam zu spät“

Valeria krallte sich an seinem Hemd fest.

„Was erzählst du da? Maxime? Warum? Was ist mit Soma?!“

„Dem passiert nichts. Ich glaube, Maxime ist wegen Soma gekommen. Um ihn für sich zu beanspruchen und vermutlich nicht nur ihn, sondern auch dich. Ich wollte nicht, dass das passiert“, erklärte er flüsternd. Jetzt begannen auch seine Hände zu zittern. Sein Herz hämmerte so laut, dass er fürchtete, sie könnte seine Lüge durchschauen.

„Ich muss zurück! Ich muss Soma helfen!“, rief sie verzweifelt und drückte sich von ihm weg. Er hielt sie zurück, umklammerte sie.

„Nein! Es ist zu spät. Vertraust du mir?“, wollte er wissen und sah ihr tief in die Augen. Sie schwieg. Glasigen Blickes sah sie ihn an.

„Vertraust du mir?“

Sie nickte wortlos, während eine einzelne Träne ihre Wange entlanglief.

Er stieß einen vor Zorn verzerrten Schrei aus. Unruhig und hasserfüllt lief er vor dem Haus auf und ab. Dann setzte er sich auf die letzte Stufe der Treppe und schlug mit der Faust mehrmals auf diese ein. Sie spaltete sich, als hätte er gerade einen Apfel zerteilt. Er sah auf seine Hände und Arme. Das Blut war bereits getrocknet. Dieser verdammte Ares. Dieses verdammte Dreckschwein war geflohen und hatte sie mitgenommen. Sie. Er stahl sie ihm erneut. Warum? Warum war er nicht einfach als erstes zu ihm gegangen. Hätte er das getan, wäre sie jetzt noch da und er wäre endlich tot. Zornig biss er die Zähne zusammen. Er schlug beide Hände gegen seine Stirn, als ihn zwei Scheinwerfer erfassten. Ein Wagen näherte sich und hielt vor dem Tor an. Soma sah auf. Die Lichter erloschen und eine Gestalt eilte zu ihm. Maxime. Schweigend starrte er auf den blutverschmierten jungen Mann. Seine Arme, sein Gesicht, sein Hemd und seine Haare, einfach alles war über und über mit getrocknetem Blut überzogen. Von irgendwoher erklang der Ruf einer Eule. Wortlos lief Maxime an ihm vorbei und verschwand im Haus. Soma lauschte der Stille der Nacht und den Lauten der Tiere in der Nähe. Er wartete auf Maximes Rückkehr. Es dauerte einige Minuten, bis Maxime wieder das Haus verließ. Ruhig nahm er die Stufen der steinernen Treppe. Er sah auf Soma herab, lächelnd, in seinen Händen eine graue Mappe.

„Ich bin gleich wieder da“, äußerte Maxime und lief zum Auto. Soma legte den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel auf. Er hörte die Wagentür zuschlagen und Maximes eilige Schritte. Einen alten Militärkanister tragend, lief er die Stufen an Soma vorbei und verschwand erneut im Haus. Er seufzte. Soma dachte an Valeria. Wo konnte er sie nur hingebracht haben? Wohin sind sie verschwunden? Er schwor, wenn er ihm jemals wieder begegnen würde, würde er ihn augenblicklich töten.

Maxime verließ eilig das Gebäude und blieb vor Soma stehen. Sie sahen sich an. Helles Licht breitete sich aus und erleuchtete seinen Rücken. Er warf einen Blick über seine Schulter und betrachtete durch die geöffnete Tür das wachsende Feuer. Das Knistern ließ ihn schmunzeln, und dabei zuzusehen, wie die züngelnden, heißen Flammen das Holz verschlangen, den Teppich bedeckten, sich die Vorhänge einverleibten und in jeden einzelnen Raum krochen, erfüllte ihn mit tiefer Befriedigung. Soma saß noch eine ganze Weile auf der Stufe, Maxime vor ihm. Das Feuer breitete sich immer rasanter aus und war nun auch im Obergeschoss angekommen. Lodernde Flammen schossen in den Nachthimmel. Soma erhob sich langsam. Sie sahen sich an. Maxime begutachtete die Szenerie aufmerksam. Soma, eingerahmt von bedrohlich lodernden Flammen, erinnerte ihn an ein finsteres, biblisches Gemälde. Ein Teufel, umgeben von Feuer. Er grinste.

„Für uns gibt es hier nichts mehr, Soma.“

Der junge Mann sah ihn wortlos an.

„Lass uns von hier verschwinden“, säuselte Maxime. Seine Mundwinkel zogen sich in die Höhe.

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