ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Reiß dich zusammen, Melly. Es wird schon nicht so schlimm werden. Du unterhältst dich nett mit ihr, trinkst vielleicht noch einen Tee und dann kannst du auch schon wieder gehen“, sagte sie zu sich selbst. Melly saß noch in ihrem Auto und suchte all ihren Mut zusammen, um auszusteigen. Ihr graute es vor dem Gespräch, welches ihr bevor stand. Ein letztes Mal atmete sie tief durch die Nase ein, bevor sie sich losschnallte und ihre Autotür öffnete. Sie blickte die steilen Treppen hinauf, die zu dem großen weißen Haus führten. Ein Haus, welches sie nur allzu gut kannte, damals war es ihr zu Hause gewesen. Doch dies war vor langer Zeit und vieles hatte sich verändert.
Kleine Schweißtropfen bildeten sich auf ihrer Oberlippe, als sie die Treppe hochstieg. Die letzten Tage, waren die heißesten des ganzen Jahres gewesen und nun schien die Hitzewelle zwar ein Ende zu nehmen, aber die Luft war immer noch stickig. Ein Grund mehr, dass Melly sich auf ihre eigene Wohnung und eine kalte Dusche freute.
Aber davor musste sie erst dieses Gespräch hinter sich bringen. Als sie an der Haustür angelangt war, stockte sie einen Moment „Noch kannst du wieder gehen“, schoss es ihr durch den Kopf. Sie drängte den Gedanken schnell beiseite. Zulange, hatte sie diesen Tag vor sich hergeschoben. Sie betrachtet die Klingel, welche immer noch ihren Namen trug. Ihr Finger berührte den Messingknopf und das altbekannte Geräusch der Klingel ertönte. Beinahe im selben Augenblick öffnete sich die Tür.
„Melinda! Schön, dass du gekommen bist. Ich freue mich so sehr dich zu sehen!“ ertönte die schallende Stimme von Susan, der neuen Frau ihres Vaters. Mit einem breiten Lächeln öffnete sie die Tür. „Komm doch rein Schätzchen, ich habe uns schon etwas vorbereitet“, sagte sie und machte eine einladende Bewegung in Richtung Küche. Melly trat in den Flur und schaute sich um und sie musste erschrocken feststellen, dass die Schlange sich nicht nur in das Leben ihres Vaters eingeschlichen hatte, sondern auch in das Haus. An den Wänden hingen mehrere Porträts von Susan, aus ihrer Zeit als Fotomodell. „Ich habe ein bisschen umdekoriert, ich hoffe es gefällt dir“, rief sie von der Küche aus. „Mhh.. Ist ganz okay“, log Melly.
Als sie in die Küche kam, stellte Susan gerade zwei Teetassen auf den Tisch und rückte ihr einladend einen Stuhl beiseite. „Was ist das?“, fragte Melly und deutete auf das kleine Paket, welches auf ihrem Platz thronte. „Mach es doch mal auf, dann wirst du verstehen!“, antwortete Susan mit einem breiten Lächeln. Melly begutachtete die weißen Blüten auf dem rosa Geschenkpapier, mit einer raschen Bewegung riss sie das Geschenk auf und glaubte ein Zucken in Susans Gesicht wahrzunehmen. Zum Vorschein kam ein pinkes Rüschenkleid, welches ihr mit Sicherheit 2 Nummern zu groß war. „Ehmm.. Danke!“, bracht Melly verwirrt hervor. „Na hast du schon erraten, was ich dir damit sagen möchte?“ Erwartungsvoll blickte Susan sie mit ihren eisblauen Augen an. Melly schüttelte den Kopf während sie überlegte, wie sie den Fetzen schnellstmöglich entsorgen könnte
„Es gibt gute Neuigkeiten, dein Vater hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten möchte“ mit dieser Neuigkeit hat sie nun wirklich nicht gerechnet. Sie spürte, wie ihre Knie weich wurden und sie griff instinktiv nach dem Stuhl, in der Hoffnung er möge ihr etwas Halt geben. „Das ist tatsächlich eine Überraschung“, war das Einzige, was sie noch über ihre Lippen bekam. „Aber du weißt doch noch gar nicht das Beste, ich möchte dich als meine Trauzeugin.“ Das war nun doch zu viel für Melly. Sie ließ sich auf den Stuhl fallen und versuchte ein halbwegs fröhliches Gesicht aufsetzen. Susan, welche die offensichtliche Reaktion ihrer zukünftigen Stieftochter nicht zu bemerken schien, fuhr fort mit ihrer Erklärung. „Melinda, ich weiß, dass wir keinen guten Start hatten, aber ich möchte, dass wir nochmal alles auf Anfang setzten und was könnte besser sein als eine Hochzeit! Wir beide werden bestimmt die besten Freundinnen werden!“ „Unglaublich“, stotterte Melly. „Ja, ich war auch ganz überrascht, als dein Vater mich gefragt hat! Es war so romantisch“. Wenn die Situation nicht so absurd gewesen wäre, hätte sie laut angefangen zu lachen. Ihr Vater und romantisch? Die Schlange hat ihn wahrscheinlich wieder um den Finger gewickelt und manipuliert.
„Aber jetzt genug von mir, Schätzchen! Ich habe uns einen Apfelkuchen gebacken!“ Susan schnitt für jeden ein Stück ab und goss ihnen beiden eine Tasse Tee. „Oh und der Zucker, du trinkst deinen Tee doch mit Zucker, oder?“ Sie sprang auf und lief zum Küchenschrank, um eine kleine, zum Teeservice passende Porzellandose herauszunehmen. Melly ließ zwei Teelöffel vom Zucker in die warme Flüssigkeit rieseln und beobachtete, wie sich das weiße Pulver langsam löste. In ihr stieg ein Gefühl auf, dass sie nicht hier sein sollte. Mit der Gabel schob sie sich ein kleines Stück des Apfelkuchens in den Mund, dieser war sehr trocken, sodass sie einen kräftigen Schluck aus der filigranen Teetasse trank. Dabei blickte sie in das Gesicht ihres Gegenübers und bemerkte ein eifriges Blitzen in ihren Augen.
Melly spürte plötzlich ein Kratzen im Hals und räusperte sich, doch das Kratzen verschwand nicht. Sie nahm noch einen Schluck, aber auch dies half nicht gegen das Engegefühl, welches sich nun in ihrem Hals bildete. Aus dem Räuspern wurde ein Husten. Panik stieg in ihr auf und sie begann zu hyperventilieren. Sie griff sich an den Hals und wollte schreien, doch nichts als ein Röcheln war zu hören. „Oh Melinda, was ist denn? Hast du dich etwa verschluckt? Möchtest du ein Glas Wasser?“ ertönte die überraschend besorgte Stimme der Stiefmutter.
„Oh warte, ich weiß was passiert!“ Jetzt klang die Stimme weniger besorgt, sie klang sogar erleichtert. „Es ist das Gift, welches ich dir untergeschoben habe, es fängt an zu wirken. Mach dir keine Sorge, gleich wirst du ohnmächtig und dann ist es vorbei.“ Susans Stimme schallte in Mellys Ohren, ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen und ihr Puls raste. Langsam traten schwarze Punkte in ihr Blickfeld und sie spürte ein Kribbeln in ihren Extremitäten. Ein letztes Husten war zu hören, bevor ihr erschlaffter Körper vom Stuhl fiel und Blut aus Mund und Nase floss.
„Du hast länger durchgehalten, als die Anderen, Melinda“, bemerkte die Stiefmutter anerkennend, als diese langsam von ihrem Platz aufstand. Sie ging rüber zu dem Spiegel im Flur und zog sich den roten Lippenstift nach. „Aber es endet immer gleich!“
Die Stiefmutter eilte zum Telefon, um ihren Verlobten mit gequälter Stimme von dem schrecklichen Anfall seiner Tochter zu berichten. Danach ging sie zurück in die Küche, um die Zuckerdose zu entleeren.
„Den Rest muss ich noch für mein letztes Opfer aufbewahren“, sagte Susan zu sich selbst, als sie den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss.