Tiefendruck
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Langsam sank die
kleine runde Kapsel in die Tiefe. Die erdrückenden Wassermassen
pressten von allen Seiten gegen die Metallplatten und Nieten.
Knarrend und knarzend verformte sich die Hülle leicht, doch sie
blieb noch immer in ihrer Position. Einige letzte Sonnenstrahlen
färbten das U-Boot in einen silbrigen Glanz, der mit jedem
Zentimeter schwächer wurde und schlussendlich verschwand.
Bald überschritt
das Gefährt die kritische Zone der 4000 Meter. Ohne die
installierten Scheinwerfer wäre es bei weitem zu dunkel gewesen, um
irgendetwas zu erkennen. Das Knacken wurde immer stärker. Die
Druckausgleichsaggregate arbeiteten auf Hochtouren. Und noch lange
war das U-Boot nicht an seinem Bestimmungsort angelangt.
5000 Meter. Der
dumpfe Klang des Wassers versetzte die Besatzung in andächtiges
Schweigen. Ein dunkles und
dröhnendes Geräusch, das von Sekunde zu Sekunde stärker zu werden
schien. Einige seltsame
Fische schwammen in unmittelbarer Nähe zum Aussichtsfenster entlang. Die Personen
nahmen sie zur Kenntnis, schenkten ihnen aber kaum Beachtung. Sie waren nicht
ihretwegen dort unten.
6000 Meter. Wenn
vorher noch nicht von Tiefsee gesprochen werden konnte, dann nun. Der Druck, der von
oben auf das U-Boot hämmerte wurde schmerzhaft und jeder der
Anwesenden konnte spüren, dass das Atmen immer schwerer fiel. Wie
die Augen begannen, zu schmerzen und wie jede Bewegung eine
Anstrengung wurde. Doch unbeirrt ging es immer weiter in die
Dunkelheit hinab.
7000 Meter. Das
Dröhnen auf den Ohren wurde unerträglich. Die Nieten knarzten immer
lauter und das Metall der Außenverkleidung begann, sich bedrohlich
zu verformen. Das kuppelförmige Aussichtsfenster schien in seiner
Verankerung zu wackeln und wirkte, als könne es jeden Augenblick
bersten. Und noch immer stand ein Umkehren nicht zur Debatte. Dieses
U-Boot würde sein Ziel erreichen.
8000 Meter. Im
Licht der Scheinwerfer erschien eine steile Felswand. Karg und leblos
wuchs sie viele Meter unter ihnen empor um weit über ihnen
abzuflachen. Sie waren nah an der Ostflanke des Grabens. Sie würden
genau an der angegebenen Stelle ankommen. Der Motor stotterte.
Anscheinend setzte auch ihm diese große Tiefe zu. Selbst wenn nun
jemand ein Wort gesagt hätte, so hätte niemand es gehört. Das
Dröhnen war zu laut und der Druck auf den Ohren zu stark.
9000 Meter. Es
wurde immer offensichtlicher, dass dieses U-Boot nicht stabil genug
war, dieser Tiefe zu widerstehen. Der Druckausgleich kam an seine
Höchstgrenzen und mehrere Nieten und Schrauben lösten sich
knallend. An den Stellen, wo die Stahlplatten nicht mehr
zusammengehalten wurden, brach das Material und Schicht für Schicht
wurden Teile aus dem Gefährt heraus gebrochen. An Bord beobachtete
jeder mit schreckgeweiteten Augen, wie die Kapsel nach und nach
auseinander gerissen wurde. Es war nur noch eine Frage der Zeit.
10.000 Meter. Nur
noch etwas weniger als einen Kilometer vom tiefsten Punkt des
Meeresbodens entfernt knackte das Glas der Sichtscheibe. Ein kleiner
Riss, kaum sichtbar, doch deutlich am ansteigenden Innendruck spürbar
breitete sich unaufhaltsam über die komplette Glaskuppel aus. Nun
trat in kleinen Tropfen das eiskalte Meerwasser in die Kapsel ein.
Die noch immer lebenden Insassen wussten sich nicht zu helfen. Es
war klar, dass dies ihr nasses Grab werden würde.
Die Wassermassen
schoben das U-Boot unerbittlich und grausam hinunter. Einer der
Frontscheinwerfer zerbrach. Doch in seinem letzten Licht konnte man
sehen, dass der Grund nur noch ein paar Dutzend Meter entfernt sein
musste. Das Ziel konnte noch erreicht werden.
11.000 Meter. Ein
dumpfes Krachen versetzte das Heck der Kapsel in Schwingungen.
Der
Motor gab endlich dem Tiefendruck nach und kollabierte, wobei er ein
großes Stück des Metalls mit sich riss. Nun drang das Wasser von
allen Seiten in das Innere ein und was vom U-Boot noch übrig war,
wurde immer enger und unförmiger zusammengepresst.
11.034 Meter. Das
U-Boot erreichte den Grund des Grabens. Nur den Bruchteil einer
Sekunde später gab die Frontscheibe endlich nach und das Wasser
schoss hinein. Das Knarren verstummte, das Licht erlosch. Der Rest
des Schiffes wurde zu einem unidentifizierbaren Klumpen Materie
zerquetscht. Den Insassen konnte dies egal sein – sie hatten ihr
Ende längst durch den unerträglichen Druck gefunden.
Wirklich eine
effiziente Art, sich seiner ungewollten Gäste zu entledigen.
Keine Spuren,
keine Schreie.