ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Du öffnest deine Augen.
Dunkelheit überfällt dich wie ein hungriger Wolf. Du
blinzelst. Die Dunkelheit weicht nicht. Du blinzelst noch einmal. Nichts ändert
sich. Wo bist du? Und warum bist du hier? Du bemerkst, wie dein Kopf dröhnt.
Jemand muss dich niedergeschlagen haben. Du spürst das getrocknete Blut an der
Stelle. Du möchtest sie berühren, doch deine Hände gehorchen nicht. Du
schüttelst sie mehrmals. Erst jetzt spürst du das kalte Metall. Du bist
gefesselt. Panik macht sich in dir breit. Warum sitzt du gefesselt in diesem
dunklen Raum? Du hörst den Hall deines hektischen Atems. Was ist passiert?
Krampfhaft möchtest du dich zurückerinnern. Doch die Schwärze in deinem Kopf
ist noch undurchdringlicher als die vor deinen Augen. Du versuchst noch einmal,
deine Fesseln zu lösen. Vergeblich. Aus der Panik wird pure Verzweiflung. Du
möchtest hier raus. Du überlegst, ob du jemals eine solche Angst hattest. Deine
Gedanken wandern durch alles bisher Erlebte, doch du begreifst es nicht
richtig. Es ist, als hätte sich ein Schleier über dein Bewusstsein gelegt. Du
bist dir sicher, dass du grade eben noch wusstest wer du warst, aber jetzt? Es
ist, als wärst du auf Drogen. Mittlerweile kannst du an nichts anderes als
deine Angst denken. Du weißt nicht wo du bist, du spürst nur den kalten Boden
unter dir. Die eisige Kälte greift nach deinen Knochen, verzehrt dich und deine
Nerven, sie frisst dich auf und zerstört deinen Willen. Du lässt den Kopf auf
die Brust sinken. Nichts hat einen Sinn mehr. Deine Gedanken sind so dunkel wie
der Raum um dich rum.
Da, plötzlich, entzündet sich ein kleiner Funken in deinem
Bewusstsein. Dein Überlebensinstinkt übernimmt das Kommando, Adrenalin füllt
dein Blut und schlägt die Kälte erbarmungslos zurück. Ein Funkeln, in der
Dunkelheit unsichtbar, füllt deine Augen. Du möchtest aufstehen, dein
Bewusstsein weiß, dass du am Boden festgekettet bist. Doch es interessiert dich
nicht. Du erhebst dich und stehst aufrecht im Raum. Du wunderst dich, wie das
sein kann. Anscheinend sind nur deine Hände verbunden. Langsam und vorsichtig
gehst du durch den Raum. Zaghaft setzt du einen Fuß vor den anderen, immer in
der Angst, in ein Loch ohne Boden zu fallen. Dir fällt diese Geschichte aus
deiner Schulzeit ein. „Die Grube und das Pendel“ Die Angst vor den
endlosen Qualen des Fallens will sich durch deinen Geist fressen, doch es
gelingt ihr nicht. Noch nicht. Das Adrenalin fährt in deine Beine und du läufst
schneller. Du willst hier raus, du willst ins Licht, weg von der Angst, weg von
all dem. Du beginnst zu rennen. Und triffst eine Wand. Die Wucht haut dich zu
Boden. Du merkst, wie warmes Blut aus deiner Nase schießt. Es fließt über dein
Gesicht, ein metallischer Geschmack füllt deinen Mund. Du rappelst dich auf und
folgst der Wand. Sie fühlt sich noch kälter an als der Boden, doch sie ist
deine einzige Hoffnung. Langsam gehst du weiter.
Es fühlt sich an als würdest du Stunden nur dieser Wand
folgen. Sie ist weder grob noch fein, sie ist einfach da. Du möchtest aufgeben.
Was hält dich davon ab, einfach zu fallen? Du könntest fallen und nie wieder
aufstehen. Es wäre kein schlimmer Tod. Du zwingst deine Beine, sich zu bewegen.
Sie werden schwer. Mühsam machst du einen Schritt. Dann noch einen. Beim
dritten knickst du ein. Beim vierten liegst du auf dem Boden. Die Kälte
verschlingt dich. Sie hat dich in ihren Fängen und lässt dich nicht los. Du
hast Durst. Deine Kehle schreit nach Wasser. Doch in dieser kalten Hölle wirst
du nichts finden. Es sind entsetzliche Qualen. Es wird wohl doch ein schlimmer
Tod. Mit deinen letzten Kräften rollst du dich herum. Du willst wenigstens so
angenehm wie möglich sterben. Dein Kopf knallt gegen etwas Warmes. Blut schießt
in deine Glieder, dein Körper mobilisiert die letzten Kräfte. Du stehst auf. Es
ist eine Tür. Du möchtest vor Freude schreien, doch dein Mund ist mit Blut
verklebt. Du drehst dich um, damit deine verbundenen Kräfte eine Klinke finden
können. Du weißt, dass dort keine sein wird. Doch dann findest du sie. Du kannst
es nicht glauben. Langsam und zaghaft greifst du sie. Wahrscheinlich ist
sowieso abgeschlossen. Es kann einfach nicht sein.
Die Tür schwingt auf. Es ist unglaublich. Warmes Licht
trifft deinen Rücken. Du drehst dich um und das Licht blendet deine Augen. Du
bist draußen. Du rennst über den sandigen Boden ins Freie. Wo bist du? Deine
Augen passen sich an das Licht an. Deine Freude verfliegt. Du stehst in Ruinen.
Es muss mal eine riesige Stadt gewesen sein, doch nun ist sie verfallen. Vor dir
liegt eine staubige Wüste, ausgebleicht von der Wüstensonne. Dahinter stehen
riesige Wolkenkratzer, zerstört und ausgebrannt. Was ist hier passiert? Langsam
streifst du durch die leeren Straßen. Alles ist leer. Kein Müll, keine Tiere,
keine Menschen. Ein paar verdorrte Gräser wachsen am Rand. Du möchtest zurück
in dein kaltes Gefängnis. Die Hitze ist schlimmer als die Eiseskälte. Schweiß
fließt dir nun statt Blut über dein Gesicht. Das ist nicht besser. Noch immer
läufst du durch die gigantische Metropole. Einst tobte hier das Leben. Nun tobt
der Tod. Plötzlich hörst du ein Geräusch. Es ist eine Stimme. Ruckartig
springst du nach hinten.
Du stößt mit etwas
zusammen. Langsam drehst du dich. Du stehst vor einer riesigen Videowand. Du
musst ein paar Schritte zurückgehen, um zu erkennen was sie darstellt.
Irgendetwas muss sie angeschaltet haben. Man sieht eine junge südländische
Frau an einem Tisch. Hinter hier ist ein Bild. Es muss sich um Nachrichten
handeln. In einer Sprache, die du verstehst, liest sie von einem Zettel vor.
„Eine Epidemie grassiert in Arabien. Die Forscher tappen im Dunkeln. Es
scheint allerdings, als seien die meisten Menschen immun. Nur eine kleine
Gruppe ist betroffen. Die Regierung hält allerdings unter Verschluss, wie sich
die Krankheit auswirkt. Trotz allem scheint keine wirkliche Gefahr zu
bestehen.“ Du bist beruhigt. Es kann sich nicht um eine Krankheit handeln.
Du schaust weiter zu. Wann kommt sie zu dem Krieg, der hier gewütet haben muss?
Gar nicht. Sie redet noch von
irgendwelchen Wahlen in Ostasien, dann ist es vorbei. Die Leinwand schaltet
sich wieder ab. Was ging hier vor? Diese Stadt ist ein Hort der Geister. Was
ging hier vor sich? Du streift weiter durch die Gassen. Langsam bricht
Dunkelheit herein. Der Sand kühlt sich ab und die Kälte kommt wieder. Du suchst
nach einer Unterkunft, doch dann hörst du es. Ein Schrei. So schmerzhaft und
voller Verzweiflung, dass du zusammenfährst. Dann noch einer. Von überall
ertönen Schreie. Männer, Frauen, Kinder. Du hörst tausende Stimmen, und doch
keine. Nun verzweifelst auch du. Du willst weg davon, raus aus der Stadt weg
von den Stimmen. Der Schmerz des Chors steigert sich ins Unermessliche.
Benommen rennst du ins nächste Haus. Es muss einmal ein Supermarkt gewesen
sein. Die Regale sind leer, teilweise umgeworfen. es ist so verlassen wie sonst
auch überall. Du gehst durch die Gänge, auf der Suche nach Essen und Trinken.
Du findest nichts. Dann siehst du ihn. Am Ende des letzten Ganges steht ein
Mann. Er ist alt, du kannst dich nicht erinnern einen älteren gesehen zu haben.
Du erinnerst dich allerdings auch an gar nichts. Dein Kopf ist voller Schwärze.
Du wankst auf ihn zu. Er steht dort, eingehüllt in
schneeweiße Gewänder, über die sein noch weißerer Bart fällt. Er ist das
Reinste was du je sehen wirst. Du möchtest in sein Gesicht sehen, doch du kannst
nicht. Du fällst auf die Knie, die Erschöpfung hat dich übermannt. Der Greis
zeigt keine Regung. „Sei gegrüßt, mein Sohn“, sagte er mit einer
Stimme, so tief und dunkel wie die Meere und so warm wie das Feuer. „Wo
bin ich? Was ist hier passiert? Wer bin ich?“ „Ruhig, mein Junge. Namen
sind Schall und Rauch. Du brauchst deinen nicht zu wissen. Und hier ist viel
passiert. Hier, an diesem Ort, stand einst ein Tempel. Es waren sogar zwei. Der
Dritte wurde nie gebaut. Einst, mein Sohn, war dies ein heiliger Ort. Dann
haben die Menschen ihn entweiht. Sie bauten Häuser und Straßen. Anfangs
erkannten sie die Heiligkeit noch an, doch später traten sie sie mit Füßen. Sag
mir, welches Jahr haben wir?“ „2015.“ „Du musst lange geruht
haben. Zu deiner Zeit war das hier noch ein wichtiger Ort. Er stand oft am
Rande eines Krieges. Aber nein, diese Zeit ist lange vorbei. In eurer
Zeitrechnung schreiben wir 2274.“ „Das ist unmöglich!“ „Ist
es das wirklich? Viele sagten auch, meine Existenz sei unmöglich, doch sieh mich
an, da bin ich.“ „Wer bist du?“ „Das weißt du, mein Lieber.
Genau wie du weißt, wo wir sind. Du willst es nur nicht
wahrhaben.“ „Nein…das kann nicht sein…“ „Willkommen in
Jerusalem, mein Freund.“ „Nein…“ „Lange haben mir die
Menschen gehuldigt, doch dann haben sie sich erhoben. Sieh dir an, was es ihnen
gebracht hat.“ „Aber warum bin ich noch da? Das kann nicht sein. Warum
bin ich nicht tot?“ „Oh, das bist du doch. Du kannst dich an nichts
erinnern, deine Existenz ist wertlos geworden, warum sollte das nicht auch ein
Tod sein? Nein, dich gibt es nicht mehr. Du warst eine Vorstellung von mir, wie
alle andern auch. Du hast die Schreie gehört. Ihr, die überlebt habt, ihr lebt
nicht mehr. Eure Existenz ist vorbei. Frag nicht, warum du das alles erfährst.
Es könnte jeder sein. Du warst in einem tiefen Schlaf, und hast dich zum
jüngsten Tag erhoben.“ „Und was passiert jetzt?“ „Lange habt
ihr euch vorgestellt, wie ich wohl sein möge. Alle malten sie mich gütig. Du
bist hier, um als Erster zu erfahren, wie ich wirklich bin. Ich habe diese
Stadt vernichtet, der Rest wird bald folgen. Frage nicht nach dem Sinn. Er ist
unergründlich.“ Du willst etwas sagen, aber du kannst nicht. Er packt
deinen Kopf und zwingt dich, sein Gesicht zu sehen. Du erwartest noch immer den
Anblick eines gütigen Mannes. Doch was du siehst, lässt sich in keiner Sprache
beschreiben. Entsetzen füllt deinen Geist. Dann spürst du, wie er ihn sich
einverleibt. Dein Körper sackt tot zusammen. Und er wendet sich dem nächsten
zu, der grade in den Laden geflohen ist. Bald wird er den Rest der Menschen dahingerafft
haben. Und dann bleibt nur die Kälte.