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Zehn Minuten bis Mitternacht

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Mein Cousin hat meine Familie etwa 24 Stunden vorher gewarnt, bevor er gestorben ist. Um fair zu sein, das waren etwa 12 Stunden mehr als seine Schwester uns gegeben hat, und circa 20 mehr als wir von unseren Eltern bekommen haben.

Es war schade, als wir unsere Cousine verloren haben. Evangelique hat sie geheißen. Als Mama sich nicht mehr bücken konnte, weil ihr Bauch zu groß geworden ist, hat sie ihr bei den Hausarbeiten geholfen, sonst wäre die ganze Last auf mich zurückgefallen. Zwischendurch hat sie trotzdem noch Zeit gefunden, um mit mir zu spielen; wer kann schneller Tischdecken, wer wischt schneller den Boden auf, wer kann mehr Nägel finden, die Papa liegen gelassen hat?

Papa war nämlich beschäftigt, deshalb konnte er Mama nicht mit der Hausarbeit helfen, und hat auch die Geburt meiner Schwester verpasst. Glücklicherweise ist alles gut gegangen. Die kleine Genevieve kam gesund und munter und schreiend zur Welt. Ich und Evangelique haben die Sauerei nachher sauber gemacht, und bis Papa vom Keller wieder hochgekommen ist, war das Schlafzimmer bereits wieder sauber und Mama lag mit ihrem kleinen Bündel Freude im Bett.

Im Jahr darauf ist Evangelique gestorben. Sie hatte ihre Entscheidung bereits lang davor getroffen, denn sie hat sich geweigert, Mama allein mit Genevieve zu lassen oder mich gehen zu lassen. Sie sagte es simpel: Morgen gehe ich.

Und unsere Antworten waren genauso einfach, denn wir wussten, dass sie sich nicht überreden lassen würde: Mach’s gut, Evangelique.

Zwölf Stunden später war Evangelique weg. Papa reparierte am Tag darauf die Kellertür.

Ich tat mein Bestes, um Mama zu unterstützen, während Papa draußen Bäume fällte, sie in der Garage zu Brettern verarbeitete und von Außen an die Kellerwand nagelte. Ich kochte, putzte, tröstete sie, und streichelte Genevieves Kopf. Wir redeten über vieles. Mama fragte mich oft, ob ich Fragen hätte, doch ich wollte nur wissen, wer mein Cousin gewesen war. Ich war zu jung gewesen, um mich an ihn zu erinnern. Sein Name war Noah. Mehr konnte sie mir nicht erzählen, bevor sie zu weinen anfing.

Wir bekamen von Papa vier Stunden Zeit, um uns zu verabschieden. Wir hielten uns die gesamten vier Stunden in den Armen und weinten in Stille. Am Ende der vierten Stunde begleiteten wir ihn zur Kellertür, die tief inmitten von hölzernen, zerkratzten Verstärkungen saß. Wir sahen zu, als er die Tür öffnete, hatten jedoch die Augen abgewandt, als sie sich wieder schloss. Mama legte ihre Hände über meine Ohren.

Die Aufgabe, die Wände zu reparieren, fiel nun auf mich zurück. Ich tat mein Bestes, und die meiste Zeit war es genug.

Ein weiteres Jahr verging. Ohne Papa konnten wir nicht mehr hoffen, dass jemand anders unseren Platz einnehmen könnte. Mama weinte nicht, als sie ging. Sie hinterließ mir einen Brief, in dem sie mich bat, das Haus sauber zu halten und auf Genevieve aufzupassen.

Es sind nun weitere Monate vergangen. Das ständige Kratzen an den Kellerwänden ist trotz allen Vorkehrungen auch noch im Schlafzimmer zu hören. Was auch immer dort unten ist, muss schrecklich hungrig sein, auch wenn mein Tag erst in drei Monaten kommen sollte.

Es muss fressen, um am Leben zu bleiben, und deshalb werde werde ich es zu Tode hungern lassen. Mein Vater hat ihm bereits zu viele Fremde gefüttert, die einfach Pech hatten, zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mit etwas Glück einen Fremden hierherbringen könne, mir vielleicht noch ein Jahr Zeit geben könnte, doch ich werde ihm keinen Bissen mehr geben. Es darf nicht noch größer werden.

Ich und Genevieve werden niemandem von unserem Haus inmitten des Nirgendwo erzählen, denn wenn es einmal hungrig genug ist, wird es ausbrechen, um alles zu fressen, was es oben findet. Ich werde nicht riskieren, dass jemand danach sucht und es unabsichtlich füttert.

Um die Tiere in der Umgebung mache ich mir keine Sorgen. Es hat unsere Viecher nicht angenommen, es wird auch die wilden nicht nehmen.

Wenn es hier hochkommt, wird es an uns kein Fressen finden. Genevieve ist seit einem halben Jahr tief in der Erde, Futter für die Würmer, nicht das Monster, das dort unten auf uns lauert. Sie ist schreiend auf die Welt gekommen, und schreiend hat sie diese Welt auch wieder verlassen.

Ich weiß, dass ich für dieses Vergehen bezahlen muss, doch die letzten sechs Monate haben mich dafür genug gefoltert. Meine Hände sind geschwollen, mit Hornhaut überzogen und schmerzen, doch die Arbeit musste getan werden.

Die Kellertür ist nun ebenfalls verbrettert, denn niemand wird jemals wieder dort hinuntergehen. Bis zu den Treppen ist das Kellergeschoss mit Holz, Erde, Steinen und Gerümpel gefüllt. Unser Zuhause selbst habe ich ebenfalls verbrettert, mit Wänden so dick dass ich sogar Zuversicht habe, dass niemand das Gebrüll hören wird, wenn es ausbricht. Schlussendlich habe ich mich von innen eingeschlossen.

Es ist dunkel, jetzt wo die Fenster und Türen verdeckt sind.

Nun sitze ich in Mamas Bett. Wo Noah zur Welt kam, wo Evangelique zur Welt kam, wo Genevieve zur Welt kam und auch starb. Der Geruch von Fäulnis liegt mir schuldbewusst in der Nase— ich hätte aufräumen sollen.

Es ist eigentlich gleich. Wenn ich heute fertig bin, hätte dieses Zimmer in Kürze abermals nach Fäule gerochen. Zwar habe ich nicht geputzt, doch Mamas liebstes Küchenmesser habe ich immer scharf gehalten.

Mein Cousin hat meiner Familie etwa 24 Stunden vorher Warnung gegeben, bevor er gestorben ist. Um fair zu sein, das war etwa 12 Stunden mehr als seine Schwester uns gegeben hat, circa 20 mehr als wir von unseren Eltern bekommen haben, und ungefähr 24 mehr als ich plane, zu geben.

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