ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
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Jetzt anmelden oder registrierenFolgende Geschichte ereignete sich in den Jahren 1947 und 1948 in Chemnitz und beruht auf einer wahren Begebenheit.
Nachzulesen unter: https://www.blick.de/einblick-der-redakteure/die-bestie-vom-sonnenberg-artikel12312887
Zitat: „Warte, warte, nur ein Weilchen, dann kommt Oehme auch zu Dir mit dem kleinen Hackebeilchen, macht er Leberwurst aus dir.“
Autor unbekannt.
Die Nachkriegszeiten waren eine schwere Zeit für uns Chemnitzer und Chemnitzerinnen. Die Stadt war vom vorangegangenen 2. Weltkrieg immer noch schwer gezeichnet. Die Innenstadt wurde am 5. März 1945 nahezu vollständig zerbombt. Kein Stein stand mehr auf dem Anderen. Viele Flüchtlinge und Vertriebene suchten hier nach Schutz und Obdach. Die Trümmerberge und Überbleibsel der vergangenen Jahre mussten weggeschafft werden. Die Lebensmittelmarken, die verteilt wurden, reichten bei weitem nicht aus, um eine vollwertige Ernährung sicher zu stellen. Wir Einwohner der Stadt mussten Hunger leiden. So auch ich, Bernhard Oehme, und meine Frau Liddy.
2. September 1947 Bernhard Oehme
Um dem schmerzenden Gefühl des leeren, knurrenden Magens zu entkommen, fing ich an, Lebensmittelmarken zu fälschen, um mehr Lebensmittel einkaufen zu können. Meine Frau Liddy befand die Idee jedoch für alles andere als gut. Schließlich war ich ihr Mann und hatte schon öfter wegen Geld- und Urkundenfälschung in verschiedenen Zuchthäusern gesessen. Doch ich hatte kein schlechtes Gewissen und begann bereits am frühen Morgen mein Vorhaben umzusetzen.
„Wir sind zu 100 Prozent nicht die Einzigen, die Lebensmittelmarken fälschen.“ „Oder willst du dich weiterhin nur von Mehl- und Gerstensuppe ernähren?“, sagte ich zu ihr, als sie mich dabei erwischte, als ich die Lebensmittelmarken fälschte und sie mir deswegen die Hölle heiß machte.
„Reicht es dir nicht, dass du wegen Urkundenfälschung bereits im Gefängnis warst? Du musst ja anscheinend große Sehnsucht danach haben, wieder im Zuchthaus zu landen“, sagte Liddy wütend zu mir und verließ die Wohnstube.
„Lieber esse ich zu jeder Mahlzeit Mehlsuppe, als dich wieder an dem Zuchthaus zu verlieren!“, rief sie noch nach, als sie bereits wieder in der Küche verschwand und die Mehlsuppe anrührte, die es zum Mittagessen geben sollte.
Innerlich war ich wütend über ihre Reaktion. „Konnte dieses Weibsbild nicht einmal zu mir und meinem Vorhaben halten?“, dachte ich mir und ärgerte mich fast schwarz. „Mehlsuppe, Mehlsuppe, jeden verdammten 2. Tag gibt es Mehlsuppe!“, rief ich ihr wütend und zornig in die Küche nach. Allerdings reagierte sie nicht auf mein Gemecker. Das brachte mich nur noch mehr in Rage und ich beschloss, unsere Wohnung für kurze Zeit zu verlassen, um frische Luft zu schnappen und etwas vom Dachboden zu holen.
Ich zog mir meine Schuhe, die schon fast auseinanderfielen, an, zog mir meine Jacke über und knallte ohne ein weiteres Wort zu sagen die Wohnungstür hinter mir zu. Wütend stampfte ich das Treppenhaus hinab und grüßte dabei nicht mal den Nachbarn, der mir entgegenkam. Der Hunger ließ mich fast verrückt werden. Ich verließ das Haus und lief einmal um den Häuserblock, um den Kopf wieder freizubekommen. Das Wetter ließ an diesem Tag auch zu Wünschen übrig. Es war ein nebliger und feuchter SeptemberTag. Nieselregen fiel vom Himmel und trug nur zu eine Steigerung meiner schlechten Laune, die ich nun dank meiner Frau hatte bei. Ich ärgerte mich weiterhin über Sie. Jedoch kam mir an der frischen Luft eine Idee, um Liddy ein für alle Mal ruhig zu stellen.
Als ich zurückkam, ging ich in den Keller, holte ein kleines Einmachglas aus meinem Regal und packte es in meine Jackentasche. Ich verließ den Keller und ging die Treppen zu unserem Dachboden hinauf. Dort angekommen bediente ich mich an einem der beiden Gläser mit weißem Pulver darin, die ich oben vor Langem einmal eingelagert hatte, und gab ein wenig davon in das kleine Einmachglas hinein. Sorgfältig stellte ich das große Glas wieder zurück an seinen Platz und steckte dabei das kleine Glas wieder in meine Jackentasche. Ich stieg vom Dachboden hinunter.
Gerade als ich in unserem Flur ankam, öffnete sich unsere Wohnungstür und Liddy kam mir entgegen. „Das Essen steht auf dem Tisch. Ich muss nur noch auf die Toilette und komme gleich zurück. Kannst du bitte schon einmal die Teller füllen?“, sagte sie zu mir, als sie mir entgegenkam.
Ich nickte nur stumm und betrat unsere Wohnung. Innerlich jubelte ich, dass mein Vorhaben so schnell vonstatten gehen konnte. Ich ging in die Küche und gab die Suppe in unsere Teller. Schon allein der Anblick der Mehlsuppe ließ meine Wut wieder aufkeimen und ich handelte schnell, ohne groß nachzudenken.
Eilig zog ich das Einmachglas aus meiner Jacke und nahm den Löffel neben Liddys Teller vom Tisch und gab eine kleine Prise des Pulvers darauf. Ich streute das Pulver über die Suppe auf Ihrem Teller und rührte kurz um. Ich verschloss das Glas und packte es hastig wieder in meine Jacke. Den Löffel rieb ich mit der Innenseite meiner Jacke wieder sauber und legte ihn wieder neben den Teller.
Ich zog meine Jacke aus und hängte sie an den Kleiderhaken an der Garderobe. Gerade als ich am Küchentisch Platz genommen hatte, hörte ich, wie der Schlüssel im Schloss gedreht wurde und meine Frau die Wohnung betrat. Ohne ein Wort zu sagen, ging sie zur Spüle, wusch sich ihre Hände und setzte sich zu mir an den Tisch. Sie griff den Löffel und nahm sich einen Löffel voll Suppe. Kurz bevor sie ihn sich in den Mund steckte, verzog sie ihre Nase.
„Die Suppe riecht aber komisch, Bernhard!“, sagte Liddy mir. Ihre Nase war scharf, das hatte ich ja schon immer gewusst. „Es duftet irgendwie mandelartig, eher nach Terpentin! Was hast du da wieder in die Suppe getan?“, fragte sie mich. „Zeig mal her“, bat ich Sie, und sie reichte mir ihren Löffel. Ich roch daran und bestätigte Ihr, dass ich auch einen unangenehmen Geruch riechen konnte. „Stimmt, das würde ich auch nicht herunter bekommen! Vielleicht hast du den Teller nicht richtig abgespült!“, sagte ich zu Ihr und nahm den Topf. Ich hob den Deckel und roch an der restlichen Suppe, die darin war. „Riecht wie immer.“ sprach ich weiter. Ich nahm meinen Löffel auf, schöpfte mir Suppe darauf und hielt ihn mir an meine Nase. Nachdem ich an der Mahlzeit gerochen hatte, sagte ich zu ihr:
„Du hast aber eine Hundenase, meine Liebste.“ Liddy beäugte mich und die Mehlsuppe, die dort auf dem Teller vor ihr vor sich hin dampfte, kritisch. Ich begann zu essen, um ihr zu beweisen, dass mit der Suppe alles in Ordnung sei. Sie jedoch stand auf, nahm ihren Teller und stellte ihn in der Spüle ab. Sie nahm sich einen neuen Teller aus dem Schrank.
„Ihr verdammtes Misstrauen!“, fluchte ich innerlich in mir und versuchte mir nichts anmerken zu lassen, als sie sich frische Suppe darauf schöpfte und dann erst zu essen begann. Schweigend nahmen wir unsere Mahlzeit ein. Nach dem Essen setzte ich mich wieder an die Marken dran und gab mein Bestes, diese so echt wie möglich aussehen zu lassen.
2 September Nachmittags Liddy Oehme.
„Hundsnase?“ Die Reaktion und Wortwahl von Bernhard machten mich stutzig. Nur wegen des Wortes „Hundenase“ langte ich tatsächlich, bevor ich die Suppe auf dem ersten Teller wegschüttete, mit dem Löffel hinein und füllte sie in ein kleines Einkochglas und steckte dieses in meinen Mantel.
Mit dem Vorwand, dass ich im Tante Emma-Laden versuchen wollte, getrocknete Erbsen zu bekommen, verabschiedete ich mich von Bernhardt und verließ die Wohnung.
Mit der Suppe im Einweckglas machte ich mich auf den Weg zur Polizei. Dort angekommen sagte ich noch, bevor ich überhaupt „Guten Tag“ sagen konnte. „Ich glaube, mein Mann versucht mich zu vergiften!“ Die Polizisten schauten mich verwundert an. Zum Beweis zog ich das Einkochglas aus meinem Mantel und stellte es auf den Tresen. „Hier riechen Sie bitte daran, wenn Sie mir nicht glauben wollen!“, bat ich die Polizisten.
Einer der Beamten nahm das Glas und öffnete es. Er roch daran und bestätigte mir, dass die Suppe seltsam roch. „Stimmt, Sie haben recht. Ich vermute, dass Zyankali in die Suppe gemischt wurde. Der Geruch lässt es zumindest vermuten! Wir werden eine Untersuchung veranlassen und die Suppe im Chemischen Untersuchungsamt untersuchen lassen. Sind Sie damit einverstanden?“, fragte er mich und ich stimmte seinem Vorschlag zu. Jedoch erstattete ich keine Anzeige gegen meinen Mann. Ich wollte erst sicher gehen, dass er mich wirklich vergiften wollte.
Bevor ich mich auf den Heimweg machte, sagte der Polizist noch zu mir: „Frau Oehme, ich bitte Sie, lassen Sie Ihren Kochtopf daheim nicht mehr aus den Augen.“ Ich nickte nur und bedankte mich, bevor ich die Wache wieder verließ.
Ich machte mich auf den Rückweg und lief, um keinen Verdacht zu erwecken, wirklich noch in den Tante-Emma-Laden und holte eine Packung getrockneter Erbsen. Dort traf ich auch Bernhards Schwester Ida und wir gingen zusammen in Idas Kurzwarenladen und unterhielten uns. Ich erzählte ihr hinter hervor gehaltener Hand, was Bernhard mit den Lebensmittelmarken vorhatte. Ida schüttelte ungläubig den Kopf und war wie ich der Meinung, dass 8 Jahre Zuchthaus anscheinend nicht genug Strafe für ihn waren. Ich ging anschließend nachhause und richtete das Abendessen her. Bernhard saß immer noch an seinen Fälschungen der Lebensmittelmarken und beachtete mich kaum.
Ich rief ihn zum Essen.
Während des Essens erzählte ich Bernhard, dass ich seine Schwester getroffen hatte und wir uns unterhalten hatten. Ebenfalls sagte ich zu ihm, dass Ida derselben Meinung wie ich sei, dass er wegen des Fälschens der Marken wieder ins Gefängnis wandern würde. Bernhard wurde erneut sauer und sprach den ganzen Abend kein weiteres Wort mit mir.
Schweigend gingen wir gegen 22 Uhr ins Bett.
4. September 1947 Liddy Oehme
Und während die Probe in den folgenden Tagen darauf wartete, analysiert zu werden, achtete ich penibel darauf, dass mein Mann nicht in die Nähe des Kochtopfes kam. Zwei Tage nachdem ich zum ersten Mal diesen mandelartigen Terpentinduft gerochen hatte, bemerkte ich diesen erneut. Ich hatte nur für einen Moment die Küche verlassen, doch als ich wieder zurückkam, köchelten mir aus dem Topf mit der Erbsbrei-Mehlspeise wieder diese ungewohnte Geruch nach Terpentin entgegen.
Ich rührte das Essen nicht an. Also gab ich vor, dass es mir nicht gut ginge. Bernhard meinte nur er hätte keinen Appetit. Stattdessen füllte ich ein wenig von der Suppe, bevor ich den Topf auskippte und abwusch, in ein Gläschen, ab und bewahrte es gut versteckt auf. Ich brachte es erneut zur Polizei und diese übergaben es erneut dem Untersuchungsamt.
In 6 Tagen würde ich erst Gewissheit haben. Ich war für den 10. September in das Untersuchungsamt bestellt worden. Bis dahin bedurfte es meiner strickten Wachsamkeit.
10. September 1974 Liddy Oehme
In der Nacht überlegte ich mir eine kleine List und stellte am Vormittag einen Topf mit Gerstengrütze auf den Herd. 15 Minuten, bevor ich losging, nahm ich die Gerstengrütze, die zum Aufquellen auf dem Herd gestanden hatte, hüllte den Topf in eine Decke und stellte ihn neben das Sofa.
Bevor ich mich auf den Weg machte, natürlich mit dem Vorwand, ich würde einige Besorgungen erledigen, sah sie noch mal nach der Gerstengrütze – und siehe da, schon wieder stieg mir der Terpentingeruch erneut in die Nase.
Bernhard war in den Keller verschwunden und ich nahm erneut eine kleine Probe des Essens aus dem Topf und füllte sie in ein Gläschen.
Der dritten Probe hätte es gar nicht mehr bedurft, denn als ich das Polizeirevier betrat, warteten bereits die Polizisten und die Chemiker, aufgeregt wie ich es war, auf mich und nahmen mich in Empfang. Sie führten mich in einen Raum und der Polizist, dem ich die erste und zweite Probe ausgehändigt hatte, begann zu sprechen. „Frau Oehme, Sie hatten vollkommen Recht mit Ihrer Vermutung, dass Sie vergiftet werden sollten“, sagte er zu mir und gab das Wort an den Chemiker weiter. Dieser begann zu sprechen und erklärte mir:
„Bereits bei der von Ihnen eingereichten ersten Probe sind wir fündig geworden.“ Die Tests ergaben: Blausäure positiv, Cyankalium 0,1 Prozent.
„Eine Konzentration, die einen ganzen Teller der gelben Mehlsuppe zur absolut tödlichen Kost gemacht hatten“, beendete er seine Satz und legte mir das Ergebnis der Untersuchung auch in schriftlicher Form vor.
Der Polizist ergriff wieder das Wort: „Aufgrund dieses Tatbestandes wurde das Kriminalamt Chemnitz vom Untersuchungsbefund zwecks weiterer Ermittlungen in Kenntnis gesetzt.“
Vom Analysebericht und dem Ergebnis alarmiert, überprüften die Chemiker natürlich auch prompt die anderen Proben die ich mitgebracht hatte: Beide waren ebenfalls zyankalihaltig.
Ich hatte die Behörde gerade wieder verlassen, als mein Mann mit einer mutmaßlich vergifteten Essensprobe im Amt vorsprach:
Bernhard brachte seinerseits einen Rest der Mehlsuppe vom Vortag zum Testen auf die Wache. Der Polizist rief mich zurück und erzählte mir noch, bevor wir gemeinsam die Wache wieder betraten, was Bernhard behauptet hatte.
„Meine Frau wollte mich vergiften“, hatte er dort zu Protokoll gegeben.
„Ich stritt den Vorwurf ab und durfte nach einer Belehrung die Wache unbehelligt wieder verlassen.“
Doch das Glück war auf meiner Seite. Noch bevor Bernhard wieder zu Hause eintraf, wartete schon die Kripo auf ihn und er wurde vorläufig festgenommen. Unsere Wohnung wurde durchsucht. Auf dem Dachboden stießen die Polizisten auf die Quelle der tödlichen Esens. Zwei große Gläser mit gut 250 Gramm weißen Pulvers, Zyankali wurden dort oben gefunden und sichergestellt. Die Menge hätte locker für über 2100 weitere tödliche Giftattacken gereicht.
10. September, später Nachmittag, Bernhard Oehme
Die Polizei vernahm mich noch an Ort und Stelle.
„Wie kommen Sie auf die Idee, dass Ihre Frau Sie vergiften wollte?“, fragte mich der Beamte. „Ich vermute, meine Frau hat sich heimlich an den Gläsern bedient, um die Suppe damit zu würzen!“, antworte ich darauf. Doch der Polizist schenkte mir keinen Glauben. Vielmehr vermutete dieser, dass ich auf irgendeinem Weg davon Kenntnis erhalten habe, dass meine Frau eine Proben der Mehlsuppe zur Untersuchung gegeben hatte, und ich einfach nur von der Tatsache ablenken wollte und die Wahrheit verdrehte.
Außerdem wollte er wissen, wem das Zyankali auf dem Dachboden gehörte.
Pflichtbewusst antwortete ich ihm „Ja, das gehört mir“. Auf die Frage, wie ich dazu gekommen sei, antwortete ich:
„Ach herrje, das ist ja schon Ewigkeiten her.“ Die Gläser stehen gut und gerne mittlerweile über 20 Jahre oben auf dem Dachboden. „Ein ehemaliger Arbeitskollege hatte mir das Zyankali einmal besorgt.“ Wozu ich das Gift denn gebraucht habe, wollte der Polizist anschließend von mir wissen. Da dies schließlich einer strengen Kontrolle durch den Deutschen Staat unterliege?
Ich antwortete darauf mit:
„Na, zum Verkupfern von Drähten und für kleinere Experimente an Mäusen und Ratten und vor allem als Kapitalanlage. Ich wollte damals einen kleinen galvanischen Betrieb gründen, für den Fall, dass ich mal ohne Job dagestanden hätte.“
„Na ja, und der Ehrlichkeit halber musste ich zugeben, dass ich – wenn wir nicht genug zu essen gehabt hätten – wohl auch noch einmal mit der Falschgeldherstellung begonnen hätte“, antwortete ich dem Beamten. Dieser Vertrauensvorschuss meinerseits war wohlüberlegt, doch nützte er mir allerdings nicht wirklich viel, zumindest nicht bei den Ermittlern. Diese hielten die Variante, dass meine Frau sich heimlich an den Gläsern bedient habe, um die Suppe damit zu würzen, für völlig abwegig.
Ich wurde abgeführt und in Untersuchungshaft gesteckt.
Die Ermittler hielten die Aussage auch so in ihrem Schlussbericht fest. Ich sei „mit großer Wahrscheinlichkeit“ derjenige gewesen, der das Zyankali unter das Essen meiner Frau gemischt habe!, teilte die Kripo dem Staatsanwalt mit.
Der Prozess
Kurze Zeit später war mein Prozess. Doch die Ermittler hatten sich vergeblich Mühe gegeben. Meine aalglatte Art, mit der ich meine Widersprüche in den Vernehmungen überspielte, mochte zwar gut und gerne als Anhaltspunkte dienen, aber als Beweise reichte sie nicht wirklich aus. Das Schwurgericht sprach mich aus Mangel der Beweislage wieder frei.
Allerdings warf mich meine Frau Liddy kurz nach der Verhandlung aus unserer gemeinsamen Wohnung und ich musste schauen, dass ich bei Verwandten unterkomme. Keiner wollte mir Obdach wegen meiner kriminellen Vergangenheit und meinem Hund geben. Die Einzige, die zu mir hielt, war meine Schwester Ida.
So zog ich mit meinem Hund vorübergehend bei Ihr ein.
Die Zeit bei meiner Schwester
Ich gebe zu, die Zeit bei meiner Schwester war alles andere als rosig.
Wir hatten öfter Streit über das Essen, weil mein Hunger einfach unersättlich war.
„Bernhard, du frisst mir noch die Haare vom Kopf!“ „So viel frisst ja nicht mal dein Hund!“, sagte Sie einmal zu mir. Daraufhin wurde ich verbal ausfällig zu ihr. Ich musste mich aber unter Kontrolle halten, da sie mich sonst auch noch rausgeworfen hätte und mit dem Tier im tiefsten Winter unter der Brücke hätte schlafen müssen. Den Streit zwischen Liddy und mir konnte ich ebenfalls nicht mehr kitten und sie ließ mich nicht mehr in die gemeinsame Wohnung.
Es fiel mir von Tag zu Tag schwerer, meinen Appetit zu zügeln, und so durchsuchte ich heimlich die Schränke, wenn Ida unten in Ihrem Kurzwarenladen war.
Doch viel zu Essen fand ich dort nicht, weil Ida bereits Vorkehrungen getroffen hatte und das Essen vor mir versteckt hatte.
Eines Morgens überraschte sie mich mit der Aussage, dass das Essen ab sofort rationiert wird, weil sie nicht ständig einkaufen gehen könnte.
Mürrisch nahm ich Ihre Entscheidung hin. Jedoch begann ich kurz darauf, Ihre Wäsche und wertvollen Gegenstände zu versetzen. Ich vergriff mich ebenfalls an Ihrem Geld und gab dieses aus. Dies ging auch eine Zeit lang gut und fiel nicht einmal auf.
Am 20. November feierten wir Idas 63. Geburtstag zusammen.
Ida hatte Liddy ebenfalls eingeladen, doch diese lehnte die Einladung wegen meiner Anwesenheit ab und lud sie stattdessen an einem anderen Tag zum Kaffeetrinken bei sich ein. Charlotte, die Freundin meiner Schwester, kam jedoch zum Kaffee trinken.
Als ich von der Toilette kam, habe ich allerdings ein Gespräch zwischen meiner Schwester und Charlotte mitbekommen. Dabei gestand Ida, dass sie mich nur aufgenommen habe, da ich nicht obdachlos sei. Allerdings wollte sie mich schnell wieder loswerden, denn ich sei in ihren Augen verfressen, unersättlich und obendrein noch grob zu ihr. Als ich den Raum erneut betrat, begann Ida schnell ein neues Thema anzusprechen. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen, dass ich Ihre Aussage mitbekommen hatte. Innerlich kochte ich jedoch vor Wut. So gab es an diesem Abend nochmals eine verbale Auseinandersetzung zwischen Ida und mir.
Die darauffolgenden Wochen verliefen eher ruhig und selten mit Streitereien zwischen uns.
8. Januar 1948 Bernhard Oehme
Am 8. Januar schaute Charlotte noch kurz vor Ladenschluss bei Ida im Kurzwarenladen rein. Ich war gerade selbst im Laden unten und sollte etwas Schweres für Ida hoch in die Wohnung tragen. Ida lud Charlotte zu einer kleinen Plauderstunde am Abend ein, doch Charlotte lehnte die Einladung dankend ab. Sie erzählte uns, dass ihr Sohn sie besuchen wollte und sie deshalb am Abend verhindert sei.
Ich wünschte Charlotte einen schönen Abend und Sie sollte Ihren Sohn von mir grüßen und ich ging nach oben. Ida redete noch kurz mit Charlotte und kam ca. 10 Minuten, nachdem sie das Geschäft geschlossen hatte, nach.
An diesem Abend eskalierte jedoch die Stimmung zwischen mir und meiner Schwester dramatisch. Ida meinte wortwörtlich zu mir: „Charlotte hat die Einladung nicht nur wegen Ihres Sohn abgelehnt, sondern auch weil du hier wohnst!“ Es wird langsam Zeit, dass du dich mit Liddy wieder verträgst und zuhause wieder einziehst oder dir was Eigenes suchst. Die Zustände, die seit deinem Einziehen bei mir herrschen, sind nur noch schwer zumutbar.
Wutentbrannt verließ ich die Wohnung und ging in den Keller. Unten angekommen holte ich mir einen Hammer und ging wieder nach oben in die Wohnung. Ida saß auf dem Sofa und war mit dem Zählen der Tageseinnahme beschäftigt. Als sie mich reinkommen hörte, fragte sie mich, ohne dass sie mich dabei ansah: „Hast du dich wieder beruhigt?“ Ein leises „Ja“ kam über meine Lippen und ich stellte mich hinter Ida. Gerade als sie sich zu mir umdrehte, erhob ich den Hammer und ließ ihn auf ihren Kopf hernieder sausen. Ein dumpfer Ton und das Bersten der Schädelknochen waren zu hören. Ida sackte zusammen und kippte zur Seite. Das Geld in Ihrer Hand fiel zu Boden.
Ich warf den blutverschmierten Hammer in die Sofaecke. Noch immer blind vor Rage, ging ich in die Küche und holte mir ein Messer. Als ich in die Wohnungstube zurückkam, sah ich, dass Ida sich regte. Ich hob ihren Kopf an und setzte das Messer an ihren Hals. Ich schnitt Ihr die Kehle durch, um Sie endlich für immer zum Schweigen zu bringen. Das Blut, das aus der Wunde trat, lief bis auf den Boden und bildete eine Pfütze. Mein Hund kam aus dem Flur herein in die Stube gelaufen und eilte zu Ihr. Vom Geruch des Blutes angezogen, begann er dieses auf zu lecken. Erst jetzt registrierte ich, was ich getan hatte. Ich habe meine eigene Schwester ermordet.
11. Januar 1948 Bernhard Oehme
Am Sonntagnachmittag traf ich bei meiner Gassi-runde Charlotte und diese fragte prompt nach Ida. Ich erzählte ihr, dass meine Schwester wegen des Lebensmittelmangels in Chemnitz am Mittwochabend zum Hamstern nach Fichtenberg Falkenberg und nach Döbeln gefahren ist und noch nicht zurück sei. Dabei vergaß ich aber völlig, dass Ida und Charlotte ja noch am Donnerstagabend miteinander gesprochen hatten. Ich hoffte, dass ihr mein Fehler nicht auffiel, und verabschiedete mich von ihr und ging weiter.
12. Januar 1948 Bernhardt Oehme
Am Montagnachmittag verflogen jedoch alle Zweifel an meiner Aussage, die ich gegenüber Charlotte am Vortag getätigt hatte. Ihrem Sohn ist es doch tatsächlich gelungen, in Döbeln anzurufen. Am Telefon wurde den beiden mündlich bestätigt, dass Ida in Döbeln angekommen sei, jedoch schwer erkrankt im Bett lag.
Charlotte kam zu mir in Idas Wohnung und berichtete mir von diesem Telefonat.
Sie schaute sich in der Küche um und bemerkte allerdings, dass ich ein ziemliches Chaos in dieser angerichtet hatte.
Überall hatte ich Töpfe und Eimer stehen. Ich hatte bereits begonnen, in der Verwandtschaft nach Einkochgläsern zu fragen, weil ich Fleisch aufgetrieben habe, das ich einkochen wollte.
Jedoch bemerkte Charlotte auch einen starken Geruch, der in der Wohnung vorherrschte. „Bernhardt, was hast du hier für ein Chaos angerichtet und was riecht hier so seltsam!“ „Ida wird dir den Kopf abreisen, wenn Sie zurück ist und es hier immer noch so ausschaut!“, sagte sie noch zu mir.
14. Januar 1948 Bernhard Oehme
Ich gab mich weiterhin besorgt. Bei der nächsten Begegnung mit Charlotte erzählte ich ihr, dass Ida noch immer in Döbeln ist, da die Erkrankung doch schwerer ausfiel, als wir gedacht hatten. Der Arzt in Döbeln vermutet, dass sie aus Versehen Gift zu sich genommen hatte. Ebenfalls versprach ich Ihr, dass ich am morgigen Tag nach Döbeln fahren wollte, um Ida zu sehen.
16. Januar 1948 Bernhard Oehme
Da ich schlecht nach Döbeln fahren konnte, da Ida ja seit einer Woche nicht mehr lebte, entschied ich mich dazu, dass ich, wenn ich Charlotte traf, ihr erneut eine Lüge erzähle. Und prompt kam sie auch und erkundigte sich ob ich in Döbeln war und ob es Ida besser gänge.
Ich erzählte ihr, dass ich bei der Polizei gewesen war und dort erfahren hatte, dass meine Schwester gar nicht in Döbeln gewesen war. Bei der vergifteten Frau handelte es sich nicht um Ida, sondern um eine ganz andere Person. Die Auskunft, die Ihr Sohn am Telefon erhalten hatte, beruht auf einer Verwechslung durch die wage Beschreibung, die die beiden am Telefon getätigt hatten.
Jedoch hätte die Polizei mir die Auskunft gegeben, dass eine Frau in Fichtenberg aus dem Wasser gezogen wurde und die Beschreibung, die ich gegeben hatte, zu meiner Schwester passte. Charlotte glaubte mir aber nicht so recht und war Ihrerseits mit der Geduld am Ende. „Bernhard Oehme, entweder du zeigst selbst das Verschwinden deiner Schwester an oder ich werde es tun. Ida ist seit einer Woche verschwunden und du machst keinen Finger krumm, um sie wohlbehalten wiederzufinden!“, schimpfte sie mit mir.
Ich fühlte mich von ihr bedrängt und genötigt und folgte Ihrer Bitte, Abhilfe zu leisten. Noch am selben Tag zeigte ich das Verschwinden von Ida an.
Am Nachmittag ging ich zum 5. Polizeirevier in Chemnitz und meldete das Fernbleiben und Verschwinden von Ida. Jedoch äußerste ich auch die Vermutung, dass sich meine Schwester etwas angetan und sich mit Zyankali vergiftet haben könnte. Doch ich hatte die Rechnung buchstäblich ohne den Wirt gemacht.
17. Januar 1984, Mordkommission, Kriminalbeamter Böhme
Gerade habe ich aus dem 5. Polizeirevier Chemnitz die Vermisstenanzeige von Ida Oehme auf den Tisch bekommen. „Aber etwas stimmt an der Geschichte von Herrn Oehme nicht!“, sagte ich zu meinen Kollegen. „Bernhard Oehme und Zyankali…!“
„Er hat doch erst im September 47, versucht seine Ehefrau Liddy damit zu vergiften. Schließlich hat der Prozess in und um Chemnitz für Großes gesorgt!“, sprach ich weiter. „Wir sollten Angehörige der Familie befragen, ob diese etwas über den Verbleib von Ida Oehme wissen.“
Noch am gleichen Abend suchten wir die Familienangehörigen von Familie Oehme auf und befragten diese. Dabei kam auch zur Sprache, dass Bernhard seit dem Verschwinden von Ida 2 nicht gerade billige, sondern wertvolle Ringe seine Schwester trägt. Weiterhin wurde uns berichtet, dass er angeblich auch ein Paket, das an seine Schwester gerichtet war, geöffnet hat. Die Hinweise sind zwar nur dünn, aber sie reichen mir, um Bernhard Oehme festzunehmen. Wir ergriffen Ihn als er mit seinem Hund einen Sparziergang machte und nahmen ihn fest.
Bis zur Klärung der Sachlage und des Verbleibs von Ida Oehme werden wir ihn in Untersuchungshaft nehmen.
19. Januar 1948, Kriminalbeamter Böhm
Am heutigen Montag, dem 19. Januar, fuhren ich und 3 Mitarbeiter der Mordkommission auf den Sonnenberg und in die Wohnung von Frau Ida Oehme.
An dem heruntergelassenen Rollladen Ihres Kurzwarengeschäftes hängt ein Zettel mit der Aufschrift „Wegen Krankheit geschlossen“, der offensichtlich von Ihrem Bruder geschrieben worden war. Wir machten uns auf den Weg zur Wohnung über dem Laden, und als wir dies betraten, traf uns fast der Schlag. Was wir fanden, stellte selbst schlimmste Befürchtungen in den Schatten. Mir fiel sofort die Unordnung in der Küche auf.
Ich war schon im September 1947 einmal hier, als es um die Mordversuche an Liddy Oehme ging und ich Ida Oehme dazu befragte. Damals war die Küche aufgeräumt und fast steril.
Als ich in die Sofaecke schaute, entdeckte ich einen Hammer, an dem Haar und getrocknetes Blut klebten. Das Sofa selbst war getränkt mit Blut. Auf dem kalten Herd standen mehrere Töpfe mit Fleischresten und Knochen darin. In 2 Töpfen lagen fertig angerichtete Fleischstücke.
Wir gingen durch die Wohnung und betraten die Schlafstube von Frau Oehme. Dort fanden wir eine Waschschüssel, einen Tontopf und einen Eimer, die ebenfalls voller Fleisch waren. Ebenfalls lagen Frauenkleider und zwei Sägen, die voll Blut waren, herum.
Doch das Grausamste entdeckten wir im Keller des Wohngebäudes. Dort standen ein Korb und ein Eimer, die mit Tüchern und Jute-Säcken abgedeckt waren. Als wir die Tücher über dem Korb entfernten, bot sich uns ein entsetzlicher Anblick. Im Korb lagen 2 Hände und 2 Füße, die offensichtlich zu einer Frau gehörten.
Wir zogen die Tücher, die über dem Eimer lagen, weg und ich sah das Grausamste, was ich je in meiner Dienstzeit gesehen habe. Der Kopf von Ida Oehme lag darin. Ihr Schädel war eingeschlagen worden. Eine Haarspange hielt noch ihr in Wellen gelegtes Haar, das voll getrocknetem Blut war.
Angewidert vom Anblick, der sich uns bot, mussten wir uns alle beherrschen, uns nicht auf der Stelle zu übergeben.
Der herbeigerufene Gerichtsmediziner, der eine Stunde später eintraf. bestätigte unsere Vermutung. Bei der zerstückelten Leiche handelt es sich um Frau Ida Oehme. Ihr wurde mit dem Hammer der Schädel eingeschlagen und ihre Leiche zerstückelt. Außerdem konnte zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass es sich bei dem Fleisch, das sich in den Töpfen befand, um „Fleisch von menschlicher Herkunft“ handelte.
21. Januar 1948 Mordkommission Chemnitz, Vernehmung Bernhard Oehme
Gestern und heute saß uns Herr Oehme, der uns bisher nur wegen Geldwäsche bekannt war, mir und anderen Mitarbeitern der Mordkommission Chemnitz gegenüber. Seine Vernehmung dauerte beinahe 28 Stunden. Als wir ihn mit den grausigen Funden aus der Wohnung seiner Schwester konfrontierten, stritt er zunächst ab, seine Schwester ermordet zu haben. Doch die Geschichte, die er uns nun erzählte, stellte alle seine bisherigen Schutzbehauptungen in den Schatten. Seine Geschichte klang zwar recht plausibel, aber jedoch gab es eine Ungereimtheit.
Er erzählte uns, dass er seine Schwester am Abend des 8. Januar 1948 tot in der Küche gefunden habe. Er vermutete, dass sie sich mit Zyankali selbst vergiftet hatte. Um Ihr jedoch den Makel einer Selbstmörderin zu nehmen, hätte er Ihr mit dem Hammer den Schädel eingeschlagen. Erst Später am Abend sei ihm der Gedanke gekommen, dass der Hammerschlag natürlich am ehesten ihn selbst belasten werde und nicht einen sich auf der Flucht befindlichen Mörder. Darauf befürchtete er nun, als Täter in Verdacht zu geraten.
Daher kam ihm die Idee, die Leiche seiner Schwester in der Nacht zu zerteilen und nach und nach verschwinden zu lassen.
Allerdings erst, nachdem sein Hund das Blut vom Boden schleckte, sei er auf den Gedanken gekommen, dass das Fleisch seiner Schwester noch nützlich sein könnte. Er kniete sich neben seinen Hund und leckte das Blut mit auf. Daraufhin sei er auf den Geschmack gekommen.
Wie Bernhard Oehme zu Protokoll gab, hatte er eine größere Menge des Fleisches seiner Schwester, darunter ihr Herz, ihre Leber, so wie beide Nieren und sechs Pfund ihres Rippenfleisch, gemeinsam mit dem Hund bereits verzehrt. Die großen restlichen Fleischesstücke habe er zum Teil schon gekocht und/oder eingepökelt. Andere Körperteile seiner Schwester hatte er einfach kurzerhand durch den Fleischwolf gedreht.
Ebenfalls hatte er bereits bei Verwandten, unter dem Vorwand, er hätte von einem Bekannten durch eine unerlaubte Wilderei im Zeisigwald Wildschweinfleisch bekommen, Einweckgläser borgen wollen. In diesen wollte er länger haltbare Portionen einkochen. Doch waren diese Verwandten bisher weder seiner Bitte nach Gläsern noch seiner Einladung zum Essen nachgekommen. Zum Glück muss ich an dieser Stelle sagen:
Auf unsere Frage, warum er das Fleisch seiner Schwester gebraten bzw. gekocht und verzehrt habe, antwortet Herr Oehme mit folgenden Aussagen:
„Ich gestehe, dass ich eine gewisse Gier nach Fleisch habe!“
Als wir Ihn fragten, warum er den Kopf und die anderen Gliedmaße im Keller versteckt habe, gab er an, dass er „Kopf, Hände und Füße seines Opfers später zu Seife verarbeiten wollte“. Doch die Krone setzte der ganzen Gräueltaten, die er bisher begangen hatte, dann allerdings eine Bitte auf, die Bernhard Oehme am Abend der Vernehmung vom 21. Januar vom Stapel ließ.
Der zuständige Kriminalinspektor protokollierte Oehmes Anliegen so: „Man möge mir doch bitte „noch ein Stück Fleisch von meiner Schwester Ida in die Zelle bringen“, es brauche nicht warm gemacht zu werden, er esse es gleich roh.“ Außerdem lud er die anwesenden Beamten noch dazu ein, auch ein Stück Fleisch seiner Schwester zu probieren.
„Ich schwöre bei Gott, ich werde diesen Fall und das gesehen bis an mein Lebensende nicht vergessen können.“
Polizeilicher Abschlussbericht im Mordfall Ida Oehme
Datum: 24. Januar 1948
Bearbeitender Beamter: Kriminalinspektor Böhme
Tatverdächtiger: Bernhard Oehme
Opfer: Ida Oehme/Schwester des vorgenannte Tatverdächtigen
Tatort: [Chemnitz Stadtteil Sonneberg], Deutschland
Tatzeit: 8. Januar 1948, Uhrzeit unbekannt
Sachverhalt:
Am 8. Januar 1948 ereignete sich ein schweres Verbrechen, dessen Umstände erst nach der Festnahme des Tatverdächtigen Bernhard Oehme und der umfangreichen Vernehmungen durch die Mordkommission Chemnitz aufgedeckt wurden. Bernhard Oehme, der Bruder des Opfers, gestand nach fast 28 Stunden Vernehmung schließlich, seine Schwester Ida Oehme im Verlauf eines heftigen Streits ermordet zu haben.
Laut eigener Aussage von Herrn Oehme habe Ida Oehme ihren Bruder am Abend des 8. Januars zur Rede gestellt, da er sich erneut nicht um eine eigene Wohnung oder die Beilegung des Streites mit seiner Frau Liddy Oehme bemüht habe. In Folge dessen kam es zu einem gewaltsamen Streit, bei dem Bernhard Oehme zugab, seiner Schwester zuerst mit einem Hammer den Kopf eingeschlagen zu haben. In einem weiteren Akt der Gewalt schnitt er ihr, wie er selbst angibt, die Kehle durch, obwohl zu diesem Zeitpunkt laut seiner Aussage noch „Leben in ihr war“.
Ein Gerichtsmediziner stellte nach der Tat zweifelsfrei fest, dass Ida Oehme tatsächlich noch am Leben war, als der Verdächtige ihr den Schädel einschlug und ihr die Kehle durchtrennte. Dies spricht eindeutig dafür, dass die Tat nicht im Affekt, sondern mit eiskalter Berechnung und Brutalität begangen wurde.
Verhalten des Tatverdächtigen:
Während der Vernehmung zeigte sich Bernhard Oehme zwar als geständig, aber auch als „hemmungslos verfressen“. Er forderte, sogar in der Haft noch das Fleisch seiner Schwester essen zu dürfen, und lud die Beamten ein, ebenfalls davon zu kosten. Beiwohnende Beamte und Kollegen beschreiben ihn als „einen ganz kalten Menschen“, der die gestellten Fragen zwar „klar und präzise“ beantwortete und dabei in „wohlüberlegten Sätzen sprach“. Trotz seiner abgeklärten Art schien er keinen geistigen Mangel aufzuweisen. Erst unter dem Druck der vorgelegten Indizien wurde Oehme unsicher und verstrickte sich in Widersprüche.
Motiv:
Die Mordkommission ist nach den bisherigen Ermittlungen davon überzeugt, dass der Mord aus kalter Berechnung und im Affekt begangen wurde. Es gibt keinerlei Hinweise auf ein sexuelles „inzestuöses“ Motiv. Bernhard Oehme war und ist der nächste Erbe seiner Schwester und hatte bereits vor ihrem Tod Geld von ihr ausgegeben. Ebenfalls hatte er bereits damit begonnen, Wäsche und andere Habseligkeiten der verstorbenen zu verpfänden. Bei der Verhaftung trug Herr Oehme zwei wertvolle Ringe seiner Schwester an der rechten Hand.
Mit ihrem Tod hätte er zudem sein drängendes Wohnungsproblem lösen können, wenn das Verschwinden von Ida Oehme nicht Freunden und Verwandten aufgefallen wäre.
Schlussfolgerung:
Die Beweislage ist erdrückend und stützt die Annahme, dass Bernhard Oehme den Mord an seiner Schwester planvoll und ohne jegliche emotionale Regung begangen hat. Die Feststellung der Gerichtsmediziner, dass das Opfer noch lebte, als die tödlichen Verletzungen zugefügt wurden, unterstreicht die besondere Grausamkeit der Tat.
Weiteres Vorgehen:
Bernhard Oehme hat den Mord an seiner Schwester Ida aus niederen Beweggründen begangen. Er handelte ohne Reue und mit klarem Verstand. Die Mordkommission hält Oehme aufgrund der gesammelten Beweise und seines Verhaltens während der Vernehmungen für voll schuldfähig und wird die Akte zur weiteren Anklageerhebung an die Staatsanwaltschaft übergeben.
Die Mordkommission beantragt die Überstellung des Tatverdächtigen in die Untersuchungshaft und die Eröffnung des Hauptverfahrens wegen Mordes.
Unterschrift:
Kriminalinspektor Böhme Chemnitz, den 24. Januar 1948
Nachwort:
Im weiteren Verlauf übergab man die Ermittlungsakte dem Staatsanwalt, doch danach verlor sich die Spur. Es wird angenommen, Bernhard Oehme sei zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit der Prozess gemacht worden, von einer Todesstrafe wurde allerdings wegen seines Geständnisses abgesehen, und er sei zu zehn Jahren Haft verurteilt worden. Das hat die deutsche Gerichtsbarkeit nur zum Schein inszeniert.
Statt einer Inhaftierung im Chemnitzer Gefängnis habe man ihn danach bereitwillig den sowjetischen Militärbehörden übergeben. Einige Zeitzeugen wollen den „Menschenfresser aus Chemnitz“ sogar später noch auf freiem Fuß gesehen haben. Doch in politischen Kreisen der 1949 gegründeten DDR wurde über einen Abtransport nach Osten gemunkelt: Irgendwo in Russland habe man Oehme nur Wochen nach der Pro-Forma-Verurteilung liquidiert. Andere Zeitzeugen behaupten, dass er in ein Speziallager nach Bautzen gebracht wurde und dort noch, bevor 1956 das Lager aufgelöst wurde, verstarb.
Information an den Leser:
Meine Geschichte wurde aus der Sicht aller beteiligten Personen geschrieben und beruht auf einem Artikel der Sächsischen Zeitung. Artikel: Der Unersättliche vom Sonnenberg. Nachzulesen unter: https://www.saechsische.de/sachsen/der-unersaettliche-vom-sonnenberg-AFXLUKLH7Z27RKUM7XARKH7TXQ.html
Teile meiner Geschichte wurden hinzuerfunden und bedürfen somit nicht 100 % der Richtigkeit oder Wahrheit. Über den tatsächlichen Verbleib und das Ableben von Herrn Oehme kann und will ich keine Angaben machen, da diese rein spekulativ wären. Der oben erwähnte Verbleib wird von anderen Quellen ebenfalls nur vermutet und bedarf, somit ebenfalls nicht unbedingt der Wahrheit.
Genaue Adressangaben habe ich absichtlich nicht angegeben.
Im Stillen Gedenken an Frau Ida
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