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Albert der Kerzenmacher

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

von Grafdarklittlehelper

Im düsteren Wald, etwa zwei Kilometer vom nächsten Dorf entfernt, stand einst, das verfallene Haus von Albert, dem Kerzenmacher. Die schaurige Umgebung spiegelte den düsteren Charakter des Mannes, der seit zwei Jahrzehnten den Beruf des Kerzenziehers ausübte. Albert war 43 Jahre alt, galt als verschlossener Einzelgänger und wurde von den Dorfbewohnern gemieden. Doch was die Dorfbewohner nicht wussten: Albert hatte ein düsteres Geheimnis. Sein Haus, von dem man sagen konnte, es sei von dunklen und düsteren Schatten selbst umgeben, war spärlich eingerichtet. Die Möbel waren in einem desolaten Zustand, und Spinnweben zierten die Zimmerdecke. Staub lag auf den Möbeln und die verblichenen Tapeten vermittelten den Eindruck, als hätte die Zeit schon zu Lebzeiten von Albert den Ort vergessen. Alberts Atelier, das eher einer Werkstatt glich, war erfüllt von einem unheilvollen Flüstern der vergangenen Zeiten und Seelen.

Mein Name ist Franz und ich bin 24 Jahre alt. Wie es üblich war, ging ich auf die Walz, um den Bauern oder anderen Menschen bei der Arbeit zu helfen. Ich habe den ehrwürdigen Beruf des Zimmermanns ergriffen und liebe meine Arbeit sehr. Mir war es egal, ob ich bei der Ernte oder anderen Arbeiten helfen konnte, und so machte ich keinen Unterschied und bot jedem meine Hilfe an, der sie auch gebrauchen konnten. So kam es, dass ich am 15. 11. 1840 das Dorf Dörrenbach erreichte und dort den Dorfbewohnern meine Arbeit anbot. Durch einen früh einsetzenden Winter mit starken Schneefällen, die bereits eine Woche vor meinem Eintreffen im Dorf das Dach des Kirchturms zum Einsturz gebracht hatten, lernte ich Albert, den Kerzenmacher, kurz vor seinem eigenen Ableben kennen. Ich war gerade mit meiner Begutachtung des Dachstuhles des Kirchturmes fertig, als Gernot, der Dachdecker des Dorfes, dem ich bei der Reparatur des Dachstuhles zur Hand ging, diesen betrat.

Hallo Gernot. „Der Schnee hat ja ordentlich Schaden an eurem Kirchturm angerichtet.“, sagte ich zu ihm. Er zog sich seine Mütze über den Kopf und betrachtete die zerstörten Dachbalken. „Ja, die Kirche ist schon 250 Jahre alt und hätte schon vor einer gefühlten Ewigkeit an einigen Stellen repariert werden müssen.“ Nur hatte die Gemeinde leider nie wirklich das benötigte Geld, um alle Reparaturen auf einmal gleichzeitig durchführen zu lassen, und so wurde immer nur flickschusterei betrieben und ausgebessert, um die Kosten gering zu halten. Das rächt sich nun. „Wenn ich mir die Balken genau betrachte, war schon seit längerem der Holzwurm am Werk und wir können vor Glück sagen, dass uns das Dach nicht schon bei einer Heiligen Messe auf den Kopf gefallen ist“, antwortete er mir und bekreuzigte sich dabei. „Da gebe ich dir Recht!“, bestätigte ich seine Aussage mit einem Kopfnicken. „Wisst ihr schon, wie ihr die Reparatur bezahlen könnt?“, fragte ich ihn. „Der Pastor hat sich mit einem Brief an das Erzbistum gewannt und um eine Spende gebeten.“ Die Antwort steht bisher aber noch aus. Ebenfalls hat er die Bewohner unseres Dorfes darum gebeten, kostenlos Materialien wie Holz und Dachziegel zu spenden. Ein Teil des Opferstockes soll für das Gießen der neuen Kirchenglocke genommen werden, da die alte Glocke beim Einsturz des Daches einen Riss bekommen hat.                                                                                                                                        „Wir versuchen, unsere geliebte Kirche, eben so gut es geht, wiederherzustellen.“ Erklang eine dritte Stimme hinter uns, als der Pastor den Dachstuhl betrat und Gernot das Wort aus dem Munde nahm. Erschrocken, drehten wir uns um und erblickten den Hochwürden und bekreuzigten uns. Der Pastor winkte ab. „Seit nicht so fromm gegenüber mir.“ „Ich bin auch nur ein Mensch aus Fleisch und Blut und unter uns gesagt ist mir ein lockerer Umgang lieber!“, fuhr er fort, wobei er seine rechte Hand an einen der gesplitterten Holzbalken legte. Tränen stiegen ihm dabei in die Augen und seine Soutane, die er trug, begann im aufkommenden Wind zu flattern. Leichter Schneefall setzte ein.

Lasst uns hinuntergehen, es scheint so, als würde es bald ordentlich schneien!“, sagte ich zu den beiden und ließ meinen Blick über den angrenzenden Wald schweifen, wo ich eine Rauchsäule bemerkte, die zum Himmel empor stieg und vom Wind auseinandergetrieben wurde. Als wir die Treppe des Kirchturms hinabstiegen, rieselten bereits dicke Schneeflocken durch das klaffende Loch, an dem einmal das Dach und die Glocke des Turms waren. Als wir unten ankamen und uns verabschieden wollten, konnte ich eine Frage nicht zurückhalten.

Mir ist eben aufgefallen, dass eine Rauchsäule im Wald empor gestiegen ist.“ Gibt es das heutzutage noch, dass jemand abgeschieden im Wald abseits der Gemeinschaft lebt? begann ich zu sprechen. Gernot und der Pastor wechselten einen Blick, der mir etwas Unbehagen in der Magengegend bereitete. „Ich dachte, die Zeiten sind schon lange vorbei, wo Menschen sich von anderen distanzieren und für sich allein in Abgeschiedenheit leben!“, beendete ich meinen Satz.        Der Pastor räusperte sich und schaute mich an. Besorgnis lag in seinem Blick. „Nun Franz!“, begann er zu sprechen. „Ja das gibt es noch. Bei diesem Waldbewohner handelt es sich um Albert den Kerzenmacher. Er ist ein Eigenbrötler, und seit seine Eltern vor 20 Jahren an Tuberkulose verstarben, hat er sich immer mehr von unserer Gemeinde distanziert. Er zieht in seinem Atelier für das Dorf und unsere Kirche die Kerzen und verteilt sie einmal die Woche Nachts an uns. Er legt sie jeden Donnerstag auf Freitag, fein säuberlich in Wachspapier verpackt vor unsere Türen und kehrt dann zurück in seine Abgeschiedenheit des Waldes. Man sieht ihn nur selten in Dörrenbach und den umliegenden Dörfern. Er kommt einmal im Monat, um die von uns gesammelten Wachsreste seinen Lohn für seine Arbeit und Lebensmittel abzuholen. „Die Wachsreste schmilzt er dann ein und macht neue Kerzen daraus“, beendete er seinen kleinen Vortrag.                                                                      Ich schaute den Pastor etwas ungläubig an und kratzte mir den Bart dabei.

Gernot, der während der Erzählung des Pastors immer wieder nickte, ergriff nun das Wort und sprach weiter. „Albert ist zwar ein netter Mann, aber es gibt auch etwas, was uns Dorfbewohner Angst einjagt. Es geht schon seit einigen Jahren das Gerücht um, dass er sich mit der dunklen Magie beschäftigt und mit Geistern und Dämonen in Kontakt stehen soll. „Ich halte mich lieber Meilen weit von ihm fern und bin froh, dass er die Kerzen nur vor meine Türe legt und nicht persönlich an mich übergibt.“

Sei still Gernot!“, unterbrach der Pastor ihn mit leichter Wut in seiner Stimme. „Du weißt, das es nur Gerüchte sind. Ich sehe ihn einmal im Monat persönlich und bin der Meinung, dass er den plötzlichen Tod seiner Eltern bis heute nicht verarbeiten konnte. Ich dulde es nicht, dass diese Gerüchte verbreitet werden und ihm am Ende noch mehr schaden als helfen.“ Gernot wurde daraufhin kleinlaut und senkte seinen Blick Richtung Boden. „Es tut mir leid!“, antwortete er leise . „Lasst uns gehen, heute können wir eh nichts mehr am Dachstuhl arbeiten, es schneit zu sehr und es wird bald dunkel werden.“, sprach ich nun und versuchte damit die Situation, zu beschwichtigen. Wir verließen die Kirche über den Ausgang der Sakristei, da der Vordereingang durch das Hauptportal noch von Trümmern des alten Daches versperrt wurde. Der kalte Wind blies uns ins Gesicht und der Schnee bedeckte rasch unsere Kleidung. Wir trennten uns und jeder ging seiner Wege.

Ich lief durch das dichte Schneegestöber in Richtung des Hauses von Frau Lambrecht, die mir seit meinem Eintreffen in Dörrenbach eine Unterkunft bot und von allen Bewohnern des Dorfes einfach kurz Tante Martha genannt wurde. Ich klopfte an und öffnete die Tür. Schnell befreite ich meine Stiefel vom Schnee und klopfte mir den Schnee von der Kleidung, bevor ich das warme Haus von Tante Martha betrat. Die wohlige Wärme, die darin herrschte, war eine Wohltat für meine mittlerweile doch kalten Glieder. Und ein mir wohlbekannter Duft nach Gemüsesuppe und Kartoffelpuffern stieg mir in die Nase.                                                                                                                                        Ich betrat die Küche und Tante Martha stand am Herd und rührte die Suppe um. „Hallo Frau Lambrecht, das duftet ja herrlich!“, sagte ich zu ihr. Sie drehte sich um und schwang den hölzernen Kochlöffel in der rechten Hand, der mir androhen sollte, dass ich eine auf den Hosenboden bekommen würde, wenn ich sie nicht Tante Martha nenne. „Jungchen, seit du hier bist, habe ich zu dir gesagt, nenn mich, Tante Martha.“ „Wenn du noch einmal Frau Lambrecht zu mir sagst, schick ich dich ohne Abendessen ins Bett!“, sagte sie mit einem zwinkernden Auge und einem frechen Lachen im Gesicht zu mir. Ich gelobte Besserung und sie servierte das Essen. Ein einfaches und bescheidenes Mahl, aber wärmend und sättigend. Wir unterhielten uns noch eine Weile über die bevorstehende Reparatur am Kirchturmdach und sie zog sich zum Sticken in ihre Wohnstube zurück. Ich blieb in der Küche sitzen und machte mir Notizen über die Reparatur und Materialien, die wir benötigten.

Ich ging gegen 22 Uhr zu Bett und schlief schon, bevor mein Kopf das Kissen berühren konnte. Ich erwachte im Laufe der Nacht schweißgebadet aus einem seltsamen Alptraum. Die Geschichten über Albert, den Kerzenmacher, haben sich in meine Träume geschlichen. Im Traum sah ich einen Mann, der mit dem Rücken zu mir vor einem Kessel mit heißem Wachs stand und düstere Beschwörungsformeln vor sich hinsprach. Ich ging so leise, es ging auf ihn zu und streckte meine rechte Hand nach ihm aus, um ihn an der Schulter zu berühren. Er bemerkte mich jedoch und drehte sich blitzschnell um, tauchte meinen Kopf in den Kessel mit heißem Kerzenwachs und drückte ihn solange nach unten, bis ich leblos vor dem Kessel zusammenbrach. als ich realisierte, dass es nur ein Traum war. richtete ich mich auf und atmete schwer durch.                                                                Die Kälte, die in der Schlafstube herrschte, kühlte meine nasse und warme Haut angenehm. leichter dampf stieg von ihr auf. Ich schaute zum Fenster und sah eine Person, die davor stand und durch das Mondlicht von hinten angeleuchtet wurde. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen. Ich erschrak und sprang aus dem Bett und zog mir meine Hose über meinen nackten Unterlaib. Ich lief zur Haustür und öffnete diese. Ich blickte auf die Türschwelle und sah dort ein kleines Bündel am Boden liegen. Ich bückte mich, hob es auf und schaute hinein. Darin eingewickelt waren 4 dicke Kerzen und 5 schmale Kerzen. Ich legte diese auf der kleinen Holzbank, die im Hausflur stand, ab. Ich drehte mich wieder in Richtung der Tür, schaute in den Schnee und erkannte Fußspuren, die vom Hauptweg des Dorfes zum Haus führten und dann um das Haus verliefen. Ich zog meine Stiefel an und ging nur mit Hose und Schuhen bekleidet um das Haus herum und verfolgte die Spuren im Schnee. Ich konnte jedoch niemanden entdecken und beschloss, wieder hereinzugehen. Den Rest der Nacht konnte ich nicht wirklich mehr einschlafen. Ich döste immer wieder ein, aber ein fester Schlaf schien in weiter Ferne. Mit dem ersten Hahnenschrei stand ich auf und bereitete ein Frühstück und Kaffee für Tante Martha vor. Sie freute sich riesig über meine Geste und bedankte sich mit einer herzlichen Umarmung bei mir.

Als wir gemeinsam unser Frühstück zu uns nahmen, fiel mir das Bündel mit den Kerzen wieder ein und ich holte es rasch von der Bank im Flur. Ich gab es ihr. Sie schaute mich an und ein wenig Sorge war in ihrem Blick zu erkennen. „Franz, ist alles in Ordnung?“, fragte sie mich, und ich berichtete ihr darauf von der vergangenen Nacht und dem Traum, den ich gehabt habe. Sie schaute mich mit großen Augen an und zog sich ihr Schultertuch enger vor ihre Brust. Ich verschwieg ihr aber den geheimnisvollen Fremden, der durch das Fenster in meiner Schlafstube geschaut hatte. Als wir fertig waren und ich ihr beim Abspülen des Geschirrs geholfen hatte, verabschiedete ich mich und machte mich auf den Weg zu Gernot, um ihm meine Notizen zu bringen. Als ich das Haus verlies, hatte der Schnee sämtliche Fußspuren die um das Haus herum und vom Wald hin und zurück führten bereits überdeckt. 

Mein Traum und das Erlebnis von letzter Nacht ließen mich jedoch über den ganzen Tag nicht los und beschäftigten mich in meinen Gedanken. Kurz nach 15 Uhr machte ich mich auf den Weg in den Wald, um einen Sparziergang zu machen und meine Neugierde zu befriedigen. Ich lief gut 20 Minuten durch den Wald, bis ich auf ein verwittertes Haus stieß. erneut setzte Schneefall ein. Langsam bewegte ich mich auf das Haus zu und schaute mich um, ob ich jemanden draußen erblicken konnte. Keine Menschenseele war zu sehen. Ich bewegte mich auf ein Fenster zu und versuchte hinein zu schauen. Das, durch das ich hindurchblickte, um einen Blick in das Haus zu bekommen, war voll Schmutz und Spinnweben, die ein Durchblicken fast unmöglich machten. Durch das dunkler werdende Tageslicht konnte ich gerade so erkennen, dass es sich um eine Wohnstube handelte, die nur spärlich eingerichtet war. Überall lag Schmutz und Staub auf den Möbeln. Auf der Fensterbank stand eine verwelkte Pflanze, die bestimmt schon vor Jahren eingegangen sein musste. Ich bewegte mich vom Fenster weg und sah einen schwachen Lichtschimmer, der um eine Ecke des Hauses zu sehen war. Als ich um die Ecke ging, erkannte ich, dass es sich um 2 Kerzen handelte, die vor einem Grabstein platziert, in einem windgeschützen Gefäß brannten. Ich bückte mich um die Inschrift, die auf dem Grabstein stand, zu lesen.

Hier ruhen in Frieden Magdalena und Herbert Gruber. Verstorben am 7. 2. 1820. Daneben stand ein weiterer Grabstein, der noch unbeschriftet und wohl für den Bewohner des Hauses gedacht war. Knirschende Schritte waren im Schnee zu hören. Ich erschrak und richtete mich auf. Hinter mir stand der Hausbewohner und schaute mich mit einem leeren Blick an. „Sind sie Albert?“, fragte ich ihn mit etwas Angst in meiner Stimme. Er bejahte dies. Ich blickte auf einen Mann, der mir zwar robust, aber auch kränklich erschien. Seine Gestalt war ungepflegt, und man roch, dass er seit längerem schon kein Wasser mehr an seinem Körper mehr gespürt haben muss. Ich trat trotz meiner Angst einen Schritt näher an ihn heran und reichte ihm meine Hand. Er ergriff sie und schaute mir dabei in die Augen. Seine trüben Augen spiegelten die Bitterkeit wider, die er gegenüber den Dorfbewohnern empfand. „Was wollen sie hier?“, fragte er mich nun mit ernster Stimme.

Mein Name ist Franz und ich bin auf der Walz und helfe dem Dachdecker Gernot bei der Reparatur des Kirchturmdaches. Ich habe vom Pastor und dem Dachdecker erfahren, dass sie einsam und alleine hier im Wald leben. Zumal haben sie mich letzte Nacht durch das Fenster von Frau Lambrechts Haus beim schlafen beobachtet, als sie ihre Kerzen ausgeliefert haben. Ich wollte wissen, wer Sie sind und warum Sie mich beobachtet hatten.“, sagte ich zu ihm. „Ebenfalls wollte ich Sie fragen, ob Sie eventuell einige Materialien zur Reparatur der Kirche zur Verfügung stellen könnten.“

Albert schaute mich mit großen Augen an. „Ich besuche die Kirche nicht. Hat Ihnen der Pastor das nicht gesagt?“ sprach er zu mir. „Nein, so direkt nicht.“, antwortete ich Albert darauf. „Aber er hellt große Stücke auf Sie und ihre Kunst, Kerzen für die Kirche zu ziehen und herzustellen.“ Ein leichtes Lächeln war auf Alberts Gesicht zu erkennen. Im Übrigen habe ich hier die Kerzenreste von Gernot und Frau Lambrecht gleich mit dabei. Ich überreichte ihm ein Tuch, in dem ich vorher die Kerzenreste, die ich unter einem etwas gelogenen Vorwand von Tante Martha und Gernot mitgenommen hatte, um sie angeblich dem Pastor zu geben. Er betrachte kurz das Tuch und nahm es mir ab und schaute hinein. „Franz, kommen sie mit.“, sagte er plötzlich mit einem etwas unheimlichen Tonfall zu mir. Ich tat wie geheißen und folgte ihm. Eine leichte Gänsehaut bildete sich unter meiner Kleidung auf meiner Haut, die nicht von der Kälte draußen stammte. Ich musste sofort an meinen Alptraum von letzter Nacht denken.

Er führte mich in sein Atelier, das eher einer Werkstatt glich. Es sah tatsächlich aus wie in meinem Traum. Überall lagen Dinge herum. Es roch etwas muffig und die Wärme im Raum trieb mir schon nach kurzer Zeit den Schweiß auf die Stirn. „Setzen sie sich!“, bat er mich und räumte einen Stuhl frei. Er nahm die Kerzenreste, die ich ihm eben überreichte, und warf sie in einen Kessel mit geschmolzenem Kerzenwachs. Ich schaute mich, während ich Platz nahm, im Raum weiter um. Über 2 großen Holzböcken hingen 3 Stangen, an denen gezogene Kerzen trockneten. In den Regalen lagen fertige Kerzen säuberlich gestapelt und ein Stapel gehacktes Holz ragte an einer Wand empor. Das war aber auch der einzige Bereich, der Ordnung aufwies. Ansonsten lag überall Unrat und Dreck. Albert stellte sich mit dem Rücken zu mir in eine Ecke des Raumes vor einen Eimer und öffnete seinen Hosenlatz. Ich hörte ein plätschern und realisierte, dass er gerade in den Eimer seine Blase entleerte.

Dieses Verhalten machte mich sprachlos und ich drehte mich etwas angeekelt weg, beschloss aber, diese Szene unkommentiert zu lassen. Als er fertig war und seine Hose wieder geschlossen hatte, drehte er sich zu mir um und begann zu sprechen.

Sie haben bestimmt über die Gerüchte, die über mich bei den Dorfbewohnern umhergehen, gehört“, sagte er zu mir. „Ich kann Ihnen versichern, das diese nicht der Wahrheit entsprechen.“ Der Grund, warum ich hier im Wald lebe und mich von den Menschen fernhalte, ist nur ihrem Verhalten gegenüber meinen Eltern geschuldet.                                                                                                  Als die beiden an Tuberkulose erkrankten, war ich wie sie auf der Walz, und die Dorfbewohner haben die beiden wie Pestkranke behandelt und sie gemieden. Die Dorfbewohner hatten es erst für nötig gehalten, nach mir zu schicken, als es schon zu spät war. Ich konnte mich nicht mehr von meinen Eltern verabschieden und kam in ein leeres Haus zurück. Selbst die beiden zu begraben, dafür waren sich die Bewohner von Dörrenbach zu fein. Ich fand meine Eltern tot in ihren Betten vor.“                  Ein Hass, der nicht erst seit gestern auf die Dorfbewohner von Dörrenbach bestand, leuchtete in seinen Augen auf. „Glauben Sie mir, der Anblick bereits verwesender Menschenleiber ist kein schöner.“ Ich musste Ihre Körper alleine und ohne Hilfe begraben. Die Grabsteine ließ ich in der nächsten Stadt anfertigen und holte sie selbst ab. Mein Grabstein scheint auf den ersten Blick noch leer zu sein, aber das stimmt nicht. Er steht nur falsch herum und wird erst nach meinem Ableben vom Herrn Pastor umgedreht. Er ist der einzige, auf den ich keinen Groll hege, da er damals noch nicht in Dörrenbach als Pastor beschäftigt war.“ „Er war immer gut zu mir. Ich beschloss, dass es besser wäre, die Menschen zu meiden und sie nur noch mit meinen Kerzen zu versorgen. Von daher seien Sie mir nicht böse, wenn ich Ihnen keine Dinge für die Reparatur geben werde. Aber eines habe ich für sie.“ Er ging zum Regal mit den Kerzen und zog eine dicke, große, weiße Kerze mit einem Kreuz darauf heraus. Dabei murmelte er etwas, das ich nicht verstehen konnte. Er kam zurück „Sagen Sie dem Pastor liebe Grüße von mir und überreichen Sie ihm diese Adventskerze. Sie ist heute Mittag fertig geworden, und da Sie schon mal hier sind, gebe ich sie Ihnen gleich für Ihn mit.“

Ich stand auf und nahm Albert die Kerze ab und betrachtete sie. Albert verließ das Atelier und holte Wachspapier für die Kerze einzuwickeln. In der Zeit, wo ich nun kurz alleine war, schaute ich mich nochmal im Raum um und entdeckte ein großes Fass, das in einer anderen Ecke des Raumes stand. Ich bewegte mich darauf zu und vernahm einen leicht ätzenden Geruch daraus. Ich schaute kurz hinein und sah, dass es voll mit schwarzem Kerzenwachs war. Ich hörte Albert kommen und ging schnell zum Stuhl zurück und setzte mich wieder hin. Er betrat das Atelier und ich gab ihm die Kerze, die er fein säuberlich in das Wachspapier wickelte.

Ich stand auf und wollte gerade gehen, als Albert mich an der Schulter fest hielt. „Es tut mir leid, wenn ich Sie letzte Nacht erschreckt haben sollte. Ich hatte von Dorfbewohnern, die den Weg nach Lichtenheim entlang liefen, gehört, dass Tante Martha, ein Gast, der auf der Walz ist, zu Besuch hat. Davon wollte ich mich nur überzeugen. Ich hoffe, sie nehmen meine Entschuldigung an.“ Mit diesen Worten verabschiedeten wir uns. „Vergessen Sie nicht die Kerze für den Pastor und richten Sie ihm herzlich Grüße von mir aus.“ Unwissend über Alberts dunkle Gabe nahm ich die Kerze an mich und bemerkte, dass seine Augen eine Düsternis angenommen hatten. Auf dem Rückweg machte sich ein ungutes Gefühl in meinem Hinterkopf und meinen Bauch breit. Irgendetwas stimmte nicht, aber ich kam beim besten Willen nicht dahinter. Ich schob die unguten Gedanken beiseite, brachte dem Herrn Pastor die Kerze vorbei und richtete ihm die Grüße, die mir Albert mit auf den Weg gegeben hatte, aus.

An den Adventssonntagen wurden die heiligen Messen im Bürgerhaus des Dorfes abgehalten, da wegen der Bauarbeiten am Dach die Kirche nicht betreten werden sollte. Am ersten Advent entzündete der Pastor die Kerze an und hielt seine Messe ab und ermahnte seine Schäfchen zur Nächstenliebe. Während der Messe breitete sich ein kaum merkbarer süßlicher Geruch im Raum aus. 2 Tage nach der 1. Adventsmesse erkrankten die ersten älteren Dorfbewohner an einer unbekannten Krankheit. Ihre Symptome äußerten sich durch starken Husten und Fieber mit schwarzem Auswurf, gefolgt von Muskelkrämpfen, Appetitlosigkeit und anschließendem Brechdurchfall, der ihre geschwächten Körper in Windeseile vertrocknen ließ. Herbeigeholte Ärzte konnten aber keine genaue Diagnose stellen und waren ratlos. Selbst Aderlasse und Blutegel zeigten keine Wirkung, und ehe das Wochenende anbrach, starben bereits 10 der älteren Bewohner an dieser mysteriösen Krankheit. Der Boden war jedoch so stark gefroren, dass diese nicht auf dem Friedhof beigesetzt werden konnten. Ihre Leichen wurden in der ungenutzten Kirche vorübergehend gelagert. Ein schwarzer Schatten legte sich über das Dorf und bis Weihnachten waren bereits 45 der 200 Dorfbewohner der mysteriösen Krankheit erlegen. Der Pastor predigte jeden weiteren Adventssonntag den Herrn an, er solle seine auferlegte Prüfung bitte beenden und Gnade walten lassen. Selbst die Leute aus den Nachbargemeinden mieden nun Dörrenbach und stellten sogar Wachposten auf, die die Dorfbewohner daran hinderten, das Dorf zu verlassen. Jeder Versuch, das Dorf zu verlassen, wurde erfolgreich verhindert und man fühlte sich buchstäblich wie in einem Gefängnis.

Der Einzige, der das Dorf ungehindert betreten und verlassen konnte, war Albert. Er durfte weiterhin seine Kerzen bei Nacht verteilen und vermied somit den Kontakt mit den erkrankten Personen. Er sollte den Menschen des Dorfes Licht in diese dunkele Zeit bringen.

Zwischen Weihnachten und dem Silvesterabend erkrankten nun auch die jüngeren Dorfbewohner. Selbst vor Kindern machte die Krankheit keinen Halt und es starben in 7 Tagen weitere 30 Personen. Die Kirche wurde immer voller von Leichnamen und konnte von daher nicht mehr als Lager für diese genutzt werden. Die Arbeiten am Dach des Turmes wurden vorläufig eingestellt, weil das Wetter auch nicht mehr mitspielen wollte. Die Dunkelheit, die das Dorf im Griff hatte. nahm gewaltige Ausmaße an. Nachts hörte man merkwürdige Geräusche und Stimmen, die sich ihren Weg in die Häuser suchten. Es wurde an Fenster und Türen geklopft, aber wenn man nachschaute, war niemand davor und es gab keine Spuren im Schnee. Schritte halten durch die Räume der Häuser. Dinge verschwanden und tauchten an anderer Stelle wieder auf.

Der Neujahrsmorgen brach heran und ich beschloss, Gernot und den Pastor aufzusuchen. Ich wollte ein Gespräch über die Zustände und das Geschehen im Dorf mit ihnen führen. In der Nacht zuvor hatte ich wieder diesen Traum, dass Albert mich in seinem Kessel mit heißem Kerzenwachs zu ertränken versuchte, und als ich Schweißgebadet aufwachte, fiel mir eines auf. Das Sterben begann mit dem Tag, als der Pastor die Adventskerze angezündet hatte. Weitere Tote folgten, als Albert seine Kerzen in der darauf folgenden Woche auslieferte. Ich hatte einen schlimmen Verdacht, der sich bald bewahrheiten sollte.

Hallo Gernot!“, begrüßte ich ihn und verzichtete bewusst auf die üblichen Neujahrswünsche, da es für niemanden ein gutes und frohes neues Jahr war. „Guten Morgen, Franz.“, begrüßte er mich zurück und auch er verzichtete auf die Neujahrswünsche. „Ich hoffe, dir geht es gut?“, fragte ich ihn. Lass uns schnell zum Herrn Pastor gehen. „Ich hatte letzte Nacht einen Alptraum und hege einen schlimmen Verdacht, von dem ich euch erzählen möchte.“ Wir gingen den kurzen Weg zum Haus des Pastors und klopften an seiner Türe an. Er öffnete die Tür und man konnte die Sorge, die ihn umhertrieb und Nachts nicht schlafen ließ, in seinem Gesicht erkennen. Er hatte dunkle, schwarze Ringe unter den Augen und sein Blick wirkte müde und traurig. Er bat uns herein und führte uns in sein Arbeitszimmer. Dort angekommen bot er uns einen Kräutertee an, den wir dankend annahmen. Wir setzten uns und ich erzählte den beiden von meinem Traum von letzter Nacht und dem Besuch bei Albert, vor wenigen Wochen. Als ich zu der Stelle kam, wo Albert die Adventskerze aus dem Regal geholt hatte und etwas vor sich hin gemurmelte hatte, sprang Gernot auf einmal auf.

Ich habe es gewusst. „Mit diesem Mann stimmt was nicht.“, sagte er laut zu uns. Ich habe es gewusst. „Er führt dunkle Rituale durch und alles, was hier im Dorf geschieht, ist seine Schuld.“ Ich und der Pastor blickten uns an und richteten gleichzeitig unseren Blick auf Gernot. „Setz dich wieder hin!“, sagte ich zu Gernot. „Ich bin noch nicht fertig mit meinem Bericht.“, fügte ich hinzu. Gernot folgte meiner Bitte und ich konnte weiter erzählen. Plötzlich fiel mir das Fass mit dem schwarzen, stinkenden Kerzenwachs wieder ein. „Ich befürchte, dass Albert mit diesem Wachs schwarze Magie praktiziert, und dass sein Gemurmel, das er beim herausnehmen der Kerze gemacht hat, eine Beschwörungsformel war!“, beendete ich meinen Vortrag. Kurze Zeit herrschte eine greifbare Stille im Raum.                                                                                                                                              „Herr Pastor, ist noch ein Rest der Adventskerze da, und wenn ja, können Sie diese holen?“, fragte ich ihn. „Ich glaube ja.“, antwortete er mir. Der Pastor stand auf, verließ den Raum und kam kurze Zeit später mit dem Rest der Adventskerze zurück. Ich zog mein Taschenmesser aus meiner Jacke hervor und begann die Kerze zu zerschneiden. Der Pastor und Gernot schauten mich fragend an. „Was erwartest du in der Kerze zu finden?“, fragte mich Gernot. „Einen schwarzen Docht“, antworte ich ihm darauf. Just in diesem Moment, als ich den Satz ausgesprochen hatte, legte ich einen schwarzen Docht in der Mitte der Kerze frei. Ein kaum merkbarer übler Geruch drang in unsere Nasen. Fast augenblicklich hörten wir von der Kirche her die Glocke schlagen.

Wir drei zuckten vor Schreck zusammen und der Pastor wurde kreidebleich im Gesicht. „Wie ist das möglich?“, flüsterte er kaum hörbar. „Die Glocke ist bei dem Einsturz des Daches gerissen und kann keinen Schlag mehr von sich geben“, sagte er jetzt mit lauterer Stimme. Die anschwellende Angst in ihr war darin zu hören. Indessen schwollen die Schläge der Glocke draußen immer lauter an und ihr Klang wurde mit jedem 3. Schlag dunkler.                                                                                           Wir verließen das Haus und betraten den Hauptweg, der durch das Dorf führte. Andere Dorfbewohner taten es uns gleich. Unsere Blicke wanderten zum Kirchturm und seinem Klaffenden Loch im Dach. Der Himmel verdunkelte sich schlagartig und wir konnten beobachten, wie tiefschwarze Schatten aus dem Hauptschiff der Kirche emporstiegen und sich um das Dach des Turmes sammelten. Ein unheilvoller Wind setzte ein. Die Kälte des Winters wurde verdrängt und die Temperatur stieg schlagartig an. Ein roter Blitz erhellte die Dunkelheit und wir konnten eine Person durch das Loch im Dach erkennen. Ein zweiter Blitz folgte und ein schwarzer Regen begann vom Himmel zu fallen. Ein ätzender Geruch nach Schwefel erfüllte die Luft und einige der Dorfbewohner, die sich näher an die Kirche herangewagt hatten, begannen zu schreien, als der Regen ihre Haut berührte. Sofort entstanden Blasen auf ihrer Haut, die durch den Säuregehalt im Regen verursacht wurden. Der Pastor, Gernot und ich flüchteten ins Haus, um uns vor dem Regen zu schützen. Draußen waren immer noch Schreie zu hören und der Schnee färbte sich in ein Meer von pechschwarzer Farbe. Ich schaute aus dem Fenster, an dem sich schwarze Tropfen bildeten und hinab liefen.

Die ersten Dorfbewohner, die näher an der Kirche standen, brachen schreiend zusammen und ihre Leiber zuckten vor Schmerzen auf, bevor diese reglos liegen blieben. Schwarze Gestalten entstiegen ihren toten und verätzen Körpern und stiegen zum Kirchturmdach hinauf und vereinigten sich mit den anderen Schatten, die um das Dach schwebten. Ein schauriges Lachen erklang, das selbst den Regen übertönte. Die Fensterläden begannen zu klappern und schlugen mit voller Wucht von alleine zu. Sämtliche Fenster barsten dabei und gingen zu Bruch. Der Gestank war unerträglich und wir mussten uns Tücher vor die Nase halten, um uns nicht zu übergeben. Der Pastor schaffte es, an eine Truhe, die in der Wohnstube stand, zu gelangen. Er riss diese auf und holte eine Leinentischdecke heraus. Mit aller Kraft zerriss er diese und gab Gernot und mir je ein Stück des Stoffes, den wir uns um unsere Nasen und Münder banden.

Albert, du Monster! Was hast du getan?“, rief eine mir wohl bekannte Stimme von draußen. Es war die Stimme von Tante Martha, die verzweifelt versuchte, sich gegen den tösenden Regen und die Schreie der anderen Dorfbewohner durchzusetzen und sich Gehör zu verschaffen. Ich stieß die Fensterläden der Wohnstube auf und schaute auf ein Bild, das mich bis an mein Lebensende in meinen Träumen heimsuchen würde. Der Hauptweg zur Kirche war übersät von Leichen der Dorfbewohner. Die Körper der noch lebenden zuckten und wanden sich vor Schmerzen des Säureregens, der langsam abnahm. Tante Martha stand im geräumten Eingang der Kirche und hielt sich ein Bild des Kreuzweges über den Kopf und schaute zum Turm hinauf. Dampf stieg an den Seiten des Bildes empor, wo ihre Finger vom Regen getroffen wurden. Sie erkannte als Erstes, wer oben in der Öffnung des Daches stand und diabolisch lachte, dass dabei einem das Mark in den Knochen gefrohr.

Albert lachte weiterhin diabolisch und beobachte das Chaos und Unheil, das er erschaffen hatte. Er schaute kurz in den Himmel und begann mit einer tiefen, unheilvollen Stimme zu sprechen. „Ihr habt mich gemieden, mich verachtet, meinen Eltern keine Nächstenliebe entgegengebracht, sie in der Stunde Ihrer größten Not alleine gelassen und ihnen nicht einmal die Würde erwiesen, sie zu begraben. Nun ernte ihr die Früchte eurer eigenen Ignoranz und fehlenden Barmherzigkeit. Eure Seelen gehören nun mir! Ihr werdet für eure Sünden in der Hölle schmoren und ewige Qualen erleiden.“ Er erhob seine Hände und sammelte die Schatten um sie. Er ließ die Hände wieder sinken und man sah ein schwarzes, wirbelndes Band aus Schatten, die sich in Windeseile um diese bewegten.

Die wenigen Dorfbewohner, die noch lebten, kämpften verzweifelt, um ihre Gemeinschaft zu retten. Sie knieten sich vor ihre Häuser und begannen lautstark zu beten. Doch diese Gebete wurden von niemandem erhört. Die Dunkelheit hatte bereits ihren Tribut gefordert. Ein Blitz schoss vom Himmel herab und schlug in sämtliche Häuser aus in das des Pastors, ein. Die wenigen Dorfbewohner, die noch übrig waren, wurden vom Blitz getroffen und starben auf ihrer eigenen Türschwelle. Ich musste mit ansehen, wie die gute Tante Martha ihr Leben verlor und durch den Blitzeinschlag, der sie auf der Stelle tötete, vor der Kirche zusammenbrach. Tränen sammelten sich in meinen Augen und ich sank zu Boden.

Nach und nach starben die restlichen Überlebenden, die krank in ihren Betten lagen, in dem sie qualvoll verbrannten. Ihre Seelen wurden aus den brennenden Häusern zu den Händen von Albert hinaufgezogen. Selbst die Kirche stand lichterloh in Flammen. Einzig der Kirchturm und das Haus des Pastors blieben von dem flammenden Inferno, das Dörrenbach bis auf die Grundmauern niederbrennen ließ, verschont.

Schaut!“, sagte Gernot zu uns und wir standen dicht gedrängt am Fenster der Stube und schauten auf das Dach des Kirchturmes. Die letzten Seelen fanden den Weg zu Alberts Händen und verbanden sich mit dem Band der Dunkelheit, das um seine Hände wirbelten. Er betrachtete seine Hände weiterhin und drehte sich Richtung Wald. Er richtete seine Hände in die Richtung seines Hauses und das Band der Schatten und Dunkelheit löste sich von ihnen. Mit einem atemberaubenden Tempo schossen die gequälten Seelen von Ihnen weg und sausten mit ohrenbetäubendem Lärm aus Schreien über das Haus des Pastors in Alberts Haus. Auf der Stelle hörte der Regen auf und wir sahen, wie Albert den Kirchturm verließ. Nach weniger als 3 Minuten öffnete sich die Tür, die zum Turm hinauf führte, und Albert betrat den Hauptweg des Dorfes. Er betrachtete sein Werk, das er erschaffen hatte. Gernot, der Pastor und ich standen noch immer am Fenster. Wir waren sprachlos über das, was geschehen war, und konnten keinen Muckser von uns geben.

Albert setze sich in Bewegung und lief den Hauptweg auf das Haus des Pastors zu. Als er vorbei ging, schaute er uns an und lächelte.                                                                                                 „Sieh Oh Herr, das Wunder, das ich getan habe!“, sagte er zum Pastor. „Euer Leben bleibt verschont, da ihr immer gut zu mir wart und mich nicht verachtet habt. Meine Eltern wären begeistert von eurer Gutherzigkeit gewesen.“ Der Pastor nickte nur, da er außerstande war, einen Ton von sich zu geben. Albert richtete das Wort an Gernot. „Gernot, du wirst dem Pastor bei meinem Begräbnis dienen und mein Grab ausheben.“ Gernot nickte ebenfalls nur und wischte sich eine Träne aus den Augen. Albert richtete zuletzt das Wort an mich. Für einen kurzen Moment herrschte Stille und ich dachte schon, dass es um mich geschehen sei. „Franz, du bist kein Dorfbewohner und darfst deinen Weg fortsetzen. Ich habe dich vom ersten Moment an gemocht und ich bitte dich. Sei immer zu jedem so freundlich wie du zu mir warst. Entschuldige wenn ich dich angelogen habe.“ Mit diesen Worten wandte er sich von uns ab und setzte seinen Weg in den Wald und sein Haus fort.

Wir lösten uns aus unserer Starre und ich atmete tief durch. Wir waren froh, dass wir noch lebten, aber der Schmerz liebgewonnener Menschen, die nun verloren waren, schmerzte in uns. Gernot fand endlich seine Stimme wieder. „Wir müssen hinter Albert her. Wir müssen sehen, was geschieht.“ sagte er mit einem ruhigen und bestimmenden Ton. Der Pastor und ich stimmten ihm zu. „Ja lasst uns gehen. Ich spüre, dass Albert etwas vorhat.“, sagte ich zu ihnen. „Du denkst doch nicht, dass er seinen Leben ein Ende setzen wird?“, fragte der Pastor mich. „Doch das befürchte ich!“, sagte ich zu ihm und wir verließen das Haus und gingen Albert in den Wald hinterher.

Als wir am Haus von Albert ankamen, beobachteten wir durch ein Fenster, wie Albert, der nun selbst das letzte Opfer in seinem düsteren Spiel geworden war, sich zufrieden an einen Tisch in seinem verfallenen Haus niederließ. Er lächelte ein Lächeln der Zufriedenheit während er die letzte große Kerze anzündete. Die Kerze war tief schwarz und die Flamme wurde mit jedem Atemzug, den er tat, größer. Die Seelen der Dorfbewohner waren nun für immer in der Dunkelheit gefangen, und Albert hatte sich an ihnen gerächt. Er schlief vor der schwarzen Kerze ein und bemerkte nicht, wie das Haus zu brennen begann. Er wachte nicht mal auf, als die Flammen begannen seine Kleider zu verbrennen. Er schlief seelenruhig weiter und öffnete nur für einen kurzen Moment die Augen, als sein Körper bereits in Flammen stand. „Mutter, Vater, ich habe euch gerächt“, sagte er, bevor er die Augen wieder schloss und das brennende Haus über ihm zusammenbrach.

Wir beobachteten all das aus sicherer Entfernung.

Dörrenbach, der einst blühende Ort, war bis auf den Kirchturm und das Haus des Pastors abgebrannt und ein Schatten seiner selbst geworden, ein düsteres Relikt vergangener Tage. Die Legende von Albert, dem Kerzenmacher, verbreitete sich wie ein unheilvolles Flüstern in der Umgebung. Diejenigen, die mutig genug waren, sich dem verlassenen Haus des Pastors und dem Kirchturm zu nähern, hörten manchmal das Schlagen der zerstörten Glocke und das geisterhafte Lachen von Albert das aus dem Wald erklang und sahen das flackernde Licht seiner schwarzen Kerze in der Dunkelheit.

Ende

 

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