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Bedtime – Die Schlafenszeit

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Die Schlafenszeit sollte für müde Kinder ein schönes Ereignis sein – für mich war es entsetzlich. Während sich andere Kinder beschwerten, dass sie zu Bett gebracht wurden bevor sie ihren Lieblingsfilm zu Ende gesehen oder ihr Lieblingsspiel fertig gespielt hatten, so war die Nacht für mich wahrlich furchterregend. Irgendwo in der hintersten Ecke meines Verstandes ist es dies immer noch.

Für jemanden, der in der Wissenschaft geübt ist, kann ich nicht prüfen ob das, was mir passierte, wirklich real war. Aber ich schwöre, dass das, was ich erlebt habe, wahrer Horror war. Eine Furcht, die in meinem Leben zum Glück bisher ihresgleichen sucht. Ich werde euch meine Erlebnisse so gut wie möglich nahebringen. Macht daraus, was ihr wollt, ich bin einfach nur froh, es mir von der Seele reden zu können.

Ich weiß nicht mehr genau, wann es anfing, aber meine Angst vorm Einschlafen deckt sich mit dem Zeitpunkt, als ich mein eigenes Zimmer bezog. Ich war zu der Zeit acht Jahre alt und habe bis dahin glücklich ein Zimmer mit meinem älteren Bruder geteilt. Es war vollkommen verständlich, dass ein Junge, der 5 Jahre älter war als ich, sich Raum für sich wünscht. Das Ergebnis war, dass ich das Zimmer auf der Rückseite des Hauses bekam.

Es war schmal, eng und seltsam gestreckt. Es war gerade mal groß genug für ein Bett und ein paar Kommoden, aber nicht viel mehr. Ich konnte mich aber nicht wirklich beschweren, denn bereits in diesem Alter habe ich verstanden, dass wir kein großes Haus hatten und ich keinen Grund hatte, enttäuscht zu sein, denn meine Familie war liebevoll und fürsorglich. Es war eine schöne Kindheit, zumindest am Tage.

Ein einsames Fenster ließ mich auf den hinteren Garten blicken, nichts Besonderes, aber doch sah es so aus als krieche das Licht zögerlich in den Raum.

Als mein Bruder ein neues Bett bekam erhielt ich das Etagenbett in welchem wir früher geschlafen haben. Auch wenn ich verärgert war alleine schlafen zu müssen so war ich doch aufgeregt, dass ich das obere Bett beziehen konnte, was mir doch abenteuerlich erschien.

Ich erinnere mich an ein seltsames Unbehagen, das seit der ersten Nacht langsam vom hintersten Teil meines Verstandes heran kroch. Ich lag im oberen Bett und starrte auf meine Actionfiguren und Autos auf dem grünblauen Teppich hinab. Während am Boden imaginäre Kämpfe und Abenteuer zwischen den Spielzeugen stattfanden, merkte ich, wie mein Blick langsam vom unteren Bett angezogen wurde, als ob sich im Rande meines Sichtfeldes etwas bewegt hätte. Etwas, das nicht gesehen werden wollte.

Doch das untere Bett war leer, einwandfrei gemacht mit einem dunkelblauem Laken, welches teilweise zwei fast langweilige weiße Kissen verdeckte. Zu dieser Zeit habe ich an rein gar nichts gedacht, ich war ein Kind und das Geräusch vom Fernseher meiner Eltern, das unter meiner Tür durchschlüpfte, badete mich in Sicherheit und Wohlgefühl.

Ich schlief ein.

Wenn man aus dem Tiefschlaf von etwas Bewegtem geweckt wird, kann es einen Moment dauern bis man wirklich versteht was gerade passiert. Der Nebel des Schlafes hängt noch über den Augen und Ohren auch wenn es hell ist.

Etwas bewegte sich, da gab es keinen Zweifel.

Zuerst war ich nicht sicher was es war. Alles war schwarz, nahezu stockfinster, aber es kam genug Licht von draußen hereingekrochen um den engen, erstickenden Raum zu umreißen. Zwei Gedanken kamen mir gleichzeitig. Der erste war, dass meine Eltern im Bett waren da der Rest des Hauses in Dunkelheit und Stille lag. Der zweite Gedanke bezog sich auf das Geräusch. Ein Geräusch, welches mich offensichtlich geweckt hat.

Als die letzten Netze des Schlafes verschwanden nahm das Geräusch eine bekanntere Form an. Manchmal können einen die simpelsten Geräusche aus der Fassung bringen, ein kalter Wind, der durch die Bäume streift, die Schritte eines Nachbarn, die unangenehm nah sind oder – wie in diesem Fall – Bettlaken, die in der Dunkelheit raschelten.

Das war es. Bettlaken, die in der Dunkelheit rascheln, als wenn es sich ein unruhiger Schläfer im unteren Bett wieder gemütlich machen will. Ich lag zweifelnd da und dachte, dass das Geräusch entweder Einbildung war oder vielleicht auch nur meine Katze, die etwas Komfortables für die Nacht suchte. Dann bemerkte ich, dass die Tür immer noch geschlossen war.

Vielleicht hatte meine Mutter nach mir gesehen und dabei hat sich die Katze hereingeschlichen.

Ja. Das musste es sein. Ich wandte mein Gesicht zur Wand, schloss meine Augen in vergeblicher Hoffnung wieder einzuschlafen. Als ich mich bewegte stoppte das Rascheln unter mir. Ich dachte ich hätte meine Katze gestört, realisierte aber schnell, dass der Besucher im unteren Bett weniger irdisch war wie eine Katze, die versucht zu schlafen, sondern viel unheilvoller.

Von meiner Präsenz alarmiert und aufgebracht begann sich der unruhige Schläfer heftig herumzuwerfen und zu winden, wie ein Kind, das einen Trotzanfall in seinem Bett hat. Ich konnte hören, wie sich die Bettlaken mit zunehmender Wildheit wandten und drehten. Furcht ergriff mich – nicht wie das subtile Gefühl von Unbehagen, das ich zuvor erlebte, sondern mächtig und entsetzlich. Mein Herz raste, als meine Augen panisch den Raum voller fast undurchdringlicher Dunkelheit absuchten.

Ich schrie.

Wie es die meisten Jungen tun rief ich instinktiv nach meiner Mutter. Ich konnte hören, wie sich am anderen Ende des Hauses etwas bewegte, aber als ich vor Erleichterung seufzte, da meine Eltern kamen um mich zu retten, begann das gesamte Hochbett heftig zu zittern, als ob es von einem Erdbeben ergriffen wurde, und kratzte an der Wand. Ich konnte hören, wie die Laken unter mir herumgeworfen wurden, als ob Bosheit sie quälte. Ich wollte nicht in Sicherheit springen, da ich befürchtete, dass dieses Ding im unteren Bett mich ergreifen und in die Dunkelheit ziehen könnte. So blieb ich hier mit weißen Fingerknöcheln, die meine eigene Bettdecke umklammerten wie einen Schutzschirm. Die Warterei schien endlos.

Endlich brach die Tür auf und ich lag dort und badete im Licht während der untere Teil des Bettes – der Ruheplatz meines unerwünschten Besuches – friedvoll und verlassen da lag.

Ich weinte und meine Mutter tröstete mich. Tränen der Furcht – gefolgt von Erleichterung – strömten mein Gesicht hinunter. Trotz des ganzen Horrors und der Erleichterung sagte ich ihr nicht, warum ich so aufgebracht war. Ich kann es nicht erklären, aber es war, als würde das Ding im unteren Bett wiederkommen, wenn ich nur darüber spreche oder nur äußere, dass es existiert. Ob dies die Wahrheit war, weiß ich nicht, aber als Kind fühlte es sich an als ob die unsichtbare Bedrohung in der Nähe war und zuhörte.

Meine Mutter legte sich ins untere leere Bett und versprach dort bis zum nächsten Morgen zu bleiben. Schließlich ließ meine Angst nach, Müdigkeit trieb mich wieder in den Schlaf, aber ich blieb rastlos und wurde öfters für einen Moment lang durch raschelnde Bettlaken geweckt.

Ich erinnere mich daran, dass ich den nächsten Tag irgendwo hin wollte, irgendwo sein wollte, außer in diesem engen erdrückenden Raum. Es war ein Samstag und ich spielte glücklich draußen mit meinen Freunden. Auch wenn unser Haus nicht groß war, waren wir froh einen langen abschüssigen Garten auf der Rückseite zu haben. Wir spielten oft dort, es war überwuchert und wir konnten uns in den Büschen verstecken, kletterten auf den riesigen Platanenbaum, der alles andere überragte, und konnten uns einfach in das Risiko imaginärer Abenteuer in wilden exotischen Ländern stürzen.

So lustig das auch alles war, gelegentlich wandten sich meine Augen zu dem kleinen Fenster. Es war gewöhnlich, unbedeutend und harmlos. Aber für mich war diese dünne Grenze ein Spiegel in eine seltsame, kalte Tasche der Furcht. Draußen konnte die üppige grüne Umgebung des Gartens, gefüllt mit den lachenden Gesichtern meiner Freunde, nicht das schleichende Gefühl auslöschen, welches langsam meinen Rücken raufkroch; jedes Haar stellte sich auf. Das Gefühl, dass etwas in diesem Raum mir beim Spielen zusieht und auf die Nacht wartete, wenn ich allein wäre; voller Hass.

Es mag euch sonderbar vorkommen, aber wenn meine Eltern mich für die Nacht zurück in mein Zimmer brachten, sagte ich nichts, ich protestierte nicht und versuchte nicht mal eine Ausrede zu erfinden warum ich dort nicht schlafen könnte. Ich ging einfach mürrisch in den Raum, kletterte die Stufen zum Bett hoch und wartete. Als Erwachsener würde ich jeden von meinem Erlebnis erzählen, aber selbst in diesem Alter fühlte es sich fast töricht an, über etwas zu sprechen wofür ich keinerlei Beweise hatte. Ich würde lügen wenn ich sagen müsste, dass dies mein hauptsächlicher Grund war. Ich fühlte immer noch, dass es dieses Ding erzürnen würde, wenn ich es nur erwähne.

Es ist komisch wie sich bestimmte Worte vor deinem Verstand verstecken können, egal wie offensichtlich sie sind. Ein Wort kam mir in der zweiten Nacht in den Sinn als ich dort in der Dunkelheit alleine lag, angsterfüllt, wissend um den fauligen Umschwung in der Atmosphäre; eine Verdickung der Luft, als ob sie jemand verschoben hatte. Als sich das Bettlaken unter mir wieder beiläufig bewegte, erhöhte sich mein Herzschlag da ich realisierte, dass etwas wieder einmal im unteren Bett war… das Wort, ein Wort, einst verbannt, von meinem Bewusstsein herausgefiltert und nun von jeglicher Unterdrückung befreit, schrie, schnappte nach Luft und brannte sich in meinen Verstand ein.

„Geist.“

Als ich diesen Gedanken fasste, bemerkte ich, dass der unwillkommene Besucher inne hielt. Die Bettlaken lagen ruhig und untätig da, aber sie wurden durch etwas Abscheulicheres ersetzt. Ein langsames, rhythmisches Atmen erhob sich und entschwand dem Ding unter mir. Ich konnte mir vorstellen, wie sich sein Brustkorb mit jedem erbärmlich krächzenden, keuchenden und verstümmelten Atemzug hob und senkte. Ich schauderte und hoffte, dass es ohne jeden weiteren Vorfall wieder verschwinden würde.

Das Haus lag wie schon in der Nacht davor unter dem undurchdringlichen Mantel der Dunkelheit. Es herrschte Stille bis auf den widernatürlichen Atem meines bisher ungesehenen Bettkameraden. Ich lag verängstigt da. Ich wollte nur, dass dieses Ding verschwindet und mich alleine lässt.

Was will es?

Dann geschah etwas absolut Erschreckendes: es bewegte sich. Es bewegte sich anders als zuvor. Als es sich im unteren Bett umherwarf, erschien es unbeherrscht, ohne Ziel, fast animalisch. Diese Bewegungen jedoch waren von Erkenntnis getrieben und es hatte eine Absicht. Das Ding, welches beabsichtigte einen Jungen zu terrorisieren, lag unter mir in der Dunkelheit und setzte sich langsam und unbekümmert auf. Sein schwerfälliges Atmen wurde lauter und nun trennten mich nur noch eine Matratze und ein paar dünne Holzlatten von den unheimlichen Atemzügen unter mir.

Da lag ich, meine Augen mit Tränen gefüllt. Eine Furcht, welche Worte allein nicht beschreiben konnten, jagte durch meine Adern. Ich hätte niemals geglaubt, dass sich diese Furcht noch hätte steigern können, aber ich lag komplett falsch. Ich malte mir aus, wie dieses Ding wohl aussah, wie es auf der Matratze unter mir saß, lauschend, in der Hoffnung auch nur den kleinsten Hinweis darauf zu erhaschen, dass ich wach war. Meine Fantasie verwandelte sich in Realität. Es begann die dünnen Latten zu berühren, auf denen ich saß. Es schien, als würde es sie vorsichtig streicheln – ich stellte mir vor es seien Finger und Hände, die über die Holzoberfläche strichen.

Dann stieß es ungehalten und mit großer Kraft zwischen zwei Latten in die Matratze. Trotz der Polsterung fühlte es sich an, als ob mir jemand seine Finger in die Seite getrieben hätte. Mich verließ ein mächtiger Schrei und das sich keuchend bewegende Ding unter mir antwortete damit, dass es das Bett wie die Nacht zuvor erzittern ließ. Kleine Farbflocken fielen von der Wand auf das Laken als der Bettrahmen an der Wand scharrte, vor und zurück.

Wieder wurde ich in Licht gebadet und dort stand meine Mutter, liebend und sorgend, wie sie immer war, mit einer beruhigenden Umarmung und Worten, welche meine Hysterie besänftigten. Natürlich fragte sie, was los war. Aber ich konnte nichts sagen, ich traute mich nicht. Ich wiederholte immer und immer wieder nur ein einziges Wort:

„Albtraum.“

Diese Ereignisse setzen sich die nächsten Wochen, wenn nicht sogar Monate, fort. Nacht für Nacht wurde ich von raschelnden Bettlaken geweckt. Jedes Mal schrie ich, um dem Wesen keine Zeit zu bieten, nach mir zu stoßen. Mit jedem Schrei wurde das Bett kräftig durchgeschüttelt, was stets aufhörte, wenn meine Mutter ins Zimmer kam und für den Rest der Nacht im unteren Bett schlief, unwissend der bösartigen Macht, die ihren Sohn nachts folterte.

Allmählich schaffte ich es, ein paar Mal Krankheiten vorzutäuschen und hatte einige mehr oder weniger gute Gründe, um im Bett meiner Eltern zu schlafen. Aber ich war öfters die ersten Stunden der Nacht an diesem Ort allein. Der Raum, in dem sich das Licht von außen nicht richtig zu setzen schien. Alleine mit dem Ding.

Mit der Zeit wird man unempfindlicher gegenüber allem Möglichem, egal wie entsetzlich es auch sein mag. Ich kam zu dem Schluss, dass mir dieses Ding nichts anhaben konnte, wenn meine Mutter in meiner Nähe war – was auch immer der Grund dafür sein mochte. Ich bin mir sicher, bei meinem Vater wäre es genauso gewesen, doch so liebevoll er auch war, es war schier unmöglich ihn zu wecken.

Nach einigen Monaten hatte ich mich an meinen nächtlichen Besuch gewöhnt. Seht dies jetzt nicht als eine Art überirdischer Freundschaft an, ich verabscheute dieses Ding. Ich fürchtete es immer noch. Ich konnte beinahe sein Begehren und seine mit perversem und verdrehtem Hass gefüllte Persönlichkeit spüren, sich nach mir sehnend.

Meine größte Furcht wurde im Winter real. Die Tage wurden kürzer und die längeren Nächte verschafften dem Schurken mehr Möglichkeiten. Es war eine schwierige Zeit für meine Familie. Meine Großmutter, eine wundervolle und sanfte Frau, verfiel seit dem Tod meines Großvaters. Meine Mutter versuchte ihr Bestes, um sie an unserer Gemeinschaft teilhaben zu lassen, aber Demenz ist eine grausame und degenerative Krankheit, die einer Person ihre Erinnerungen stielt. Bald schon erkannte sie niemanden mehr von uns und es war klar, dass sie in ein Altenheim musste.

Bevor sie umzog hatte meine Großmutter einige besonders schwere Nächte, weshalb sich meine Mutter entschloss bei ihr zu bleiben. So sehr ich meine Großmutter auch liebte und nichts als Seelenqualen aufgrund ihrer Krankheit hatte, fühlte ich mich schuldig. Meine ersten Gedanken drehten sich nicht um sie, sondern darum, was mein nächtlicher Besuch tun könnte, wenn ihm die Abwesenheit meiner Mutter bewusst würde. Ihre Präsenz war das Einzige von dem ich sicher war, dass es mich vor dem ganzen Grauen und deren Tragweite beschützen konnte.

An dem Tag hastete ich nach Hause und riss sogleich das Bettzeug und die Matratze des unteren Bettes raus, entfernte alle Holzlatten und platzierte dort nun einen alten Schreibtisch, eine Kommode und einige Stühle, die wir in einem Schrank aufbewahrten, wo einst das Hochbett stand. Ich erzählte meinem Vater, ich würde mir ein „Büro einrichten“, was er hinreißend fand. Aber ich wäre verdammt gewesen, wenn ich diesem Ding auch nur eine weitere Nacht einen Schlafplatz bieten würde.

Als sich die Dunkelheit näherte, lag ich dort, wissend, dass meine Mutter nicht im Haus war. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Mein einziger Impuls war, mich zu ihrem Schmuckkästchen zu schleichen und ein kleines vertrautes Kruzifix herauszunehmen. Während meine Familie nicht sehr religiös war, glaubte ich in diesem Alter an Gott und hoffte, dass es mich irgendwie beschützen würde. Trotz der ganzen Furcht und Besorgnis trieb ich langsam in die Traumwelt hinein, während ich das Kruzifix unter meinem Kissen festhielt. Ich hoffte, dass ich am nächsten Morgen ohne Zwischenfall aufwachen würde. Unglücklicherweise war diese Nacht die schrecklichste von allen.

Allmählich wachte ich auf. Der Raum war wieder einmal dunkel. Als sich meine Augen anpassten konnte ich das Fenster, die Tür und die Wände erkennen, einige Spielzeuge auf einem Regal und… Bis zu diesem Tag schaudere ich, wenn ich daran denke… nirgends ein Geräusch. Keine raschelnden Bettlaken. Keine einzige Bewegung. Der Raum fühlte sich unbelebt an. Unbelebt, aber doch nicht leer.

Der nächtliche Besucher, das unwillkommene, keuchende, hasserfüllte Ding, dass mich Nacht für Nacht terrorisierte, war nicht im unteren Bett. Es war in meinem Bett! Mein Mund öffnete sich um zu schreien, aber ich brachte nichts heraus. Völliges Grauen schnürte mir die Kehle zu. Ich lag dort und bewegte mich nicht. Da ich nicht schreien konnte, wollte ich es nicht wissen lassen, dass ich wach war.

Ich habe es bisher noch nicht gesehen. Ich konnte es nur fühlen. Es war von meiner Bettdecke verhüllt. Ich konnte seine Kontur erkennen und seine Präsenz fühlen, aber ich wagte es nicht, nachzusehen. Sein Gewicht drückte mich herunter, ein Gefühl, dass ich niemals vergessen werde. Wenn ich sage, dass Stunden vergingen, übertreibe ich nicht. So wie ich regungslos da lag, in der Dunkelheit, war ich nichts weiter als ein verängstigter und erschrockener Junge.

Wäre dies in den Sommermonaten geschehen, wäre es draußen schon hell gewesen. Aber Griff des Winters ist lang und unnachgiebig und ich wusste, es waren noch Stunden bis zum Sonnenaufgang, ein Morgenrot, nach dem ich mich sehnte. Ich war von Natur aus ein ängstlicher Junge, aber ich erreichte einen Punkt, einen Moment, an dem ich nicht mehr länger warten konnte, wo ich unter dieser vertrauten, abartigen Abscheulichkeit nicht mehr überleben könnte.

Manchmal kann Furcht dich ermüden, dich abnutzen, eine Nervenhülle, die nur einen geringen Teil deiner selbst zurücklässt. Ich musste aus diesem Bett herauskommen! Dann erinnerte ich mich an das Kruzifix. Meine Hand lag immer noch unter dem Kissen, aber sie war leer! Vorsichtig bewegte ich mein Handgelenk, um es zu finden, und versuchte die dadurch entstehenden Geräusche und Bewegungen so gering wie möglich zu halten. Entweder habe ich es aus dem Bett fallen lassen oder es war… ich wagte es gar nicht daran zu denken, dass es mir aus meiner Hand genommen wurde.

Ohne das Kruzifix verlor ich jegliche Hoffnung. Schon in solch jungem Alter kann man sich bewusst werden, was der Tod ist… und es intensiv fürchten. Ich wusste, dass ich in dem Bett sterben würde, wenn ich weiterhin dort lag, untätig, passiv, nichts tuend. Ich musste den Raum zurücklassen, aber wie? Sollte ich vom Bett springen und hoffen, dass ich es zur Tür schaffe? Was, wenn es schneller war als ich? Oder sollte ich langsam aus dem Bett schlüpfen in der Hoffnung, meinen unheimlichen Bettgefährten nicht zu stören?

Als ich bemerkte, dass es sich nicht regte, während ich das Kruzifix suchte, kamen mir die wildesten Gedanken.

Was, wenn es schlief?

Ich hatte kaum geatmet, seitdem ich aufgewacht bin. Vielleicht ruhte es sich im Glauben aus, dass es mich endlich in seinen Fängen hatte. Oder es spielte nur mit mir. Immerhin hatte es dies in zahllosen Nächten getan und nun mit mir unter ihm, gegen meine Matratze gepresst und ohne meine mich beschützende Mutter, zögerte es vielleicht um seinen Sieg so lange wie möglich auszukosten. Wie ein wildes Tier, das seine Beute genoss.

Ich versuchte so flach wie möglich zu atmen und sammelte jedes bisschen Mut, streckte langsam meine rechte Hand aus und begann mich aus dem Bettzeug zu schälen. Was ich unter der Decke fand, ließ mir den Atem stocken. Ich sah es nicht, aber als meine Hand die Bettdecke bewegte, berührte ich etwas glattes und kaltes. Etwas, das sich unverkennbar wie eine magere Hand anfühlte.

Ich hielt vor Schreck den Atem an. Ich war mir sicher, dass es nun wusste, dass ich wach war.

Nichts

Es regte sich nicht. Kurze Zeit später legte ich meine Hand vorsichtig weiter unten auf die Decke und ertastete einen dünnen, unschön geformten Unterarm. Meine Zuversicht und eine eigenartige Neugier wuchsen, als ich mich weiter nach unten zu einem unverhältnismäßig großen Bizeps bewegte. Der Arm lag ausgestreckt quer über meiner Brust und die Hand ruhte auf meiner linken Schulter, als hätte es mich im Schlaf ergriffen. Ich realisierte, dass ich diese ausgezehrte Extremität bewegen musste, wenn ich auch nur eine winzige Chance haben wollte, seinem Griff zu entkommen.

Aus irgendeinem Grund stoppte mich das Gefühl gerissener und zerlumpter Kleidung auf der Schulter des nächtlichen Eindringlings. Furcht schwoll in meinem Magen und meiner Brust an, als ich vor Ekel meine Hand zurückzog, nachdem sie öliges Haar berührt hatte.

Ich konnte mich nicht dazu durchringen, sein Gesicht zu berühren, auch wenn ich mich bis heute wundere, wie es sich wohl angefühlt hätte.

Meine Güte, es bewegte sich!

Es bewegte sich fast unmerklich, aber der Griff um meine Schulter und über meinen Körper wurde stärker. Keine Tränen kamen, auch wenn ich Gott weiß wie sehr weinen wollte. Als sich seine Hand und sein Arm langsam um mich wickelten, streifte mein Bein die kalte Wand, gegen die mein Bett gelehnt war. Von allem, was mir in diesem Raum wiederfahren ist, war dies das seltsamste. Ich erkannte, dass dieses umklammernde, widerliche Ding, welches großes Vergnügen verspürte das Bett eines Jungen zu malträtieren, nicht ganz auf mir lag. Es ragte aus der Wand heraus wie eine Spinne, die aus ihrem Versteck heraus zuschlug.

Dann verwandelte sich der Griff von einem langsam fester werdenden zu einem plötzlichen Druck. Es riss und zog an mir, als wenn die Gelegenheit bald verstreichen würde. Ich kämpfte dagegen an, aber sein ausgemergelter Arm war zu stark. Sein Kopf erhob sich windend und verdrehend unter der Bettdecke. Ich erkannte nun, wohin es mich bringen wollte: In die Wand! Ich kämpfte ums nackte Überleben, ich weinte und plötzlich fand ich meine Stimme wieder. Ich schrie, kreischte, aber niemand kam.

Plötzlich begriff ich, warum es so begierig darauf war zuzuschlagen, warum es mich unbedingt jetzt haben musste. Durch das Fenster, welches von außen so viel Bosheit repräsentierte, streifte Hoffnung: die ersten Sonnenstrahlen kamen. Ich kämpfte weiter in dem Wissen, dass wenn ich nur noch etwas länger durchhielte, würde es bald verschwunden sein. Als ich um mein Leben kämpfte, bewegte sich der unheimliche Parasit, zog sich langsam an meiner Brust herauf. Sein Kopf schaute unter der Decke hervor, keuchend, hustend, krächzend. Ich kann mich an keine Einzelheiten erinnern, nur an seinen faulen und kalten Atem, der gegen mein Gesicht strich.

Als die Sonne den Horizont übertrat, wurde der dunkle Ort, der erstickende Raum der Verachtung, in Licht gebadet.

Ich verlor das Bewusstsein, als seine dürren Finger meinen Nacken umgriffen und das Leben aus mir herausdrückten.

Ich wachte auf, als mein Vater in meinem Zimmer stand und anbot, Frühstück zu machen. Was für ein wunderbarer Anblick. Ich habe die schrecklichste Erfahrung meines Lebens gemacht – bis damals und bis jetzt. Ich versetzte das Bett von der Wand weg, ließ die anderen Möbel an ihrem Platz. Niemals hätte ich geglaubt, dass es versuchen würde mich einzufangen.

Wochen vergingen ohne Zwischenfall, bis auf eine kalte, frostige Nacht. Ich wurde von einem Geräusch geweckt, welches von dem Mobiliar herrührte, wo einst das Hochbett stand. Es zitterte heftig. Innerhalb eines Momentes hörte es auf. Ich lag da und war mir sicher ein fernes Keuchen tief aus der Wand zu hören, welches schlussendlich in der Ferne verstummte.

Niemandem zuvor habe ich diese Geschichte erzählt. Bis heute breche ich in kaltem Schweiß aus, wenn in der Nacht Bettzeug raschelt oder eine Erkältung ein Keuchen hervorruft. Ich werde zweifellos niemals in einem Bett an der Wand schlafen. Nennt es Aberglauben oder was auch immer, aber wie ich bereits sagte, ich kann keine Schlafparalyse, Halluzinationen oder eine überaktive Fantasie ausschließen. Aber was ich sagen kann ist Folgendes: Im Jahr darauf bekam ich einen größeren Raum auf der anderen Seite des Hauses und meine Eltern machten aus dem merkwürdigen, einengenden Raum ihr Schlafzimmer. Sie meinten, sie bräuchten kein großes Zimmer, nur einen, der groß genug für ein Bett und ein paar Dinge war.

Dies währte 10 Tage. Am 11. Tag zogen wir aus.

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