Bürden der Nacht
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Hände haltend zogen Helen und ihre Tochter ziellos dem dunklen
Schwarz der kalten Nacht entgegen. Düsterer Herbstnebel umgab die
gespenstischen Straßen Londons, so dass der einst so warme Schein der Laternen
nun in einem tiefen Grau ganz und gar verschlungen wurde. Von all dem Leben,
das in den heiteren Mittagstunden die Stadt umgab war nun nicht ein einziger
Hauch zu spüren und jedes Zeichen der Freude hätte in jener nächtlichen
Totenstille all seine Wirkung verloren.
Als Ausgestoßene der Gesellschaft war dies
die Welt in der Helen und ihre Tochter gezwungen waren zu leben. Tagsüber
schliefen sie in den Tiefen der Abwasserkanäle, da sie in der Gesellschaft von
Menschen nicht mehr als einen Strick um dem Hals gefunden hätten. Seit jeher war
ihr Geschlecht verhasst und unerwünscht gewesen, sodass Helen sich seit dem
Tod ihres Mannes daran gewöhnen musste, allein auf sich gestellt alles in Kauf zu
nehmen, damit sie und ihre Tochter auf der Straße überleben konnten. Die von
Pestleichen verseuchten Gewässer und die von infizierten Ratten zerfressenen
Müllhalden erschwerten dies jedoch umso mehr und Helens trockene Kehle erinnerte
sie daran, dass sie und ihre Tochter schon seit Tagen weder getrunken
noch gegessen hatten.
Sie wusste, dass sie auch diese Nacht wieder gezwungen war
hier am Straßenstrich mit ihrer Tochter auf die nächste Kutsche zu warten. Wie
schon so oft suchte sie in ihrem Kopf verzweifelt nach einer Alternative doch
mit dem Klang der heran trabenden Pferde war ihr bewusst, dass sie auch diese
Nacht ihrem Kreuz nicht entkommen würde. Die Kutsche hielt neben den Beiden und
aus ihr schaute ein fülliger Mann mit vergoldetem Jackett und einem Grinsen so
breit wie sein Doppelkinn. Sie hatte schon öfter gehört, wie einige der
reicheren Herren nach ihrem Aufenthalt im londoner Millionärsklub, sich
obdachlose Frauen für vergnügliche Abendstunden als Dirne genommen hatten. Mit
der Gewissheit ansonsten zu verdursten blieb Helen keine andere Wahl und so
stiegen die Beiden in die prunkvolle Kutsche.
Auch wenn es ihr widerstrebte,
sollte ihre Tochter zusehen, denn schließlich würde auch ihre Zukunft kein
anderes Schicksal für sie bereit halten. Helens Augen färbten sich in ein
dämonisches Schwarz und mit einem ohrenbetäubenden Fauchen fuhr sie ihre
messerscharfen Reißzähne in den speckigen Hals des Mannes, wissend, dass ihr Durst
für diese Nacht gestillt sein würde.