
Spiegelscherben
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Warnung: In dieser Geschichte steckt viel persönlicher Schmerz. Sie enthält sensible Themen, vor allem die grafische Darstellung von Gewalt, Selbstverletzung und Suizid. Falls du dich mit der Hauptfigur aus der Geschichte in irgendeiner Weise identifizieren kannst, bitte mach es besser als ich. Such dir Hilfe. Denn ob du das glaubst oder nicht, du brauchst Hilfe.
Komm schon, ich weiß, dass es dir genauso geht wie mir. Dass du dich selbst hasst. Dass du nicht weißt, warum du dich so schlecht fühlst. Dass du dir manchmal wünschst, das alles wäre einfach vorbei. All der Schmerz, die Trauer, der Hass und das Unverständnis. Aber wie will man das machen? Wie um alles in der Welt wird man all das los, ohne… dass es vorbei ist?
Naja, es gibt eine Möglichkeit. Aber sie wird dir vielleicht nicht gefallen. Aber ehrlich gesagt ist mir das echt egal. Also. Du weißt bestimmt, dass es zwei Teile deiner Seele gibt, einen guten und einen schlechten. Und vielleicht weißt du auch, dass die Definition von „gut“ und „schlecht“ tatsächlich sehr subjektiv ist. Die „gute“ Seite ist all das, was du an dir selbst liebst. Das, was dir gefällt, worauf du stolz bist und was andere an dir bewundern. Und die „schlechte“ Seite ist eben das Gegenteil. Das, was du an dir hasst. Das, was du ekelhaft, verabscheuungswürdig oder peinlich findest. Das, was du niemandem zeigen willst. Aber lass dich nicht täuschen. Die beiden Teile sind gleich groß. Egal, was du glaubst, sie sind bei jedem Menschen exakt gleich groß. Du hast den schlechten Teil schon gesehen, schon sehr oft sogar. Er wohnt im Spiegel. Auf der anderen Seite. Er sieht genau so aus, wie du, richtig?
Deshalb bringen Spiegelscherben auch Unglück. Wenn der Spiegel zerbricht, kann der schlechte Teil nach draußen. Er kommt dann zu dir und macht es sich in dir bequem. Und dann treibt er Schabernack, solange bis du ihn wieder im Spiegel einsperrst. Du merkst das nicht, nichts von beidem. Aber es ist so. Und deshalb gibt es eine Möglichkeit, dich davon zu befreien. In dem Moment, in dem der Spiegel zerbricht, sucht der schlechte Teil deiner Seele deinen Körper um dahin zurückzukehren, wo er hingehört. Für die ersten paar Sekunden nach dem Brechen hängt er da in der Luft und sucht nach dir. In diesen paar Sekunden musst du ihn fangen. Und das geht so:
Du brauchst drei einfache Dinge. Wobei, eigentlich vier. Zuerst dich selbst, das sollte kein Problem sein. Dann einen Spiegel, der lässt sich auch auftreiben. Als drittes eine Möglichkeit, jemanden zu töten, ohne dass der Körper irreparabel beschädigt wird, also ein Gift oder etwas zum Erdrosseln zum Beispiel. Auch das sollte eigentlich machbar sein. Die letzte Zutat, wenn man das so nennen möchte, ist das größte Problem. Zumindest solange du keinen Zwilling hast. Du brauchst eine zweite Person, am besten jemanden, der dir so ähnlich sieht wie möglich. Je ähnlicher, desto besser. Der schlechte Teil deiner Seele muss die andere Person mit dir verwechseln.
Ich hatte also alles, was ich brauchte zusammengesammelt. Ein kleiner Badezimmerspiegel war einfach zu besorgen gewesen. Da ich aufgrund meines… Zustandes… schon gelegentlich zu gewissen Substanzen gegriffen hatte, um mir eine kleine Auszeit zu gönnen, war ich auch über Kontakte relativ unproblematisch an eine mit Sicherheit tödliche Dosis Phentanyl gekommen. Es hatte nicht mal jemand gefragt, was ich damit vorhatte. Alles lächerlich einfach. Und nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich auch jemanden gefunden, der mir erschreckender Weise unglaublich ähnlich sah. Er hatte längeres Haar, außerdem braunes statt blondem und statt grüner Augen hatte er braune. Aber seine Gesichtsform, sein Ausdruck, seine Statur und Körpermaße waren meinen verblüffend ähnlich. Und einen Haarschnitt samt Blondierung später und mit geschlossenen Augen, hätte man uns durchaus verwechseln können.
Mir war ehrlich gesagt egal, wer er war. Ich durfte nicht zu viel darüber nachdenken. Um der Wahrheit Ehre zu tragen war ich ziemlich betrunken. Ich hatte mir Mut antrinken müssen, um es durchzuziehen. So stand ich nun also da. Er saß vor mir und war bewusstlos an einen Stuhl gefesselt. Seine Augen waren geschlossen. Ich vergrub meine linke Hand in seinen nun zu einem mittellangen Undercut geschorenen Haaren und hielt sein Gesicht nach vorne gerichtet. Ich starrte in den Spiegel vor mir. In meiner Rechten hielt ich einen Schlagring und eine Spritze. So wie das Ritual verlangte, sah ich einige Sekunden lang in den Spiegel. Dann atmete ich tief durch und stieß die Nadel der winzigen Medikamentenspritze in den Hals des Jungen der vor mir saß. In wenigen Sekunden würde er tot sein. Und er würde es nicht einmal bemerken. In dem Moment, in welchem er seinen letzten Atemzug nahm, drehte ich den Spiegel plötzlich nach unten. Nun spiegelte sich nur das Gesicht des Jungen darin, nicht jedoch mein eigenes. Sofort darauf zerschlug ich den Spiegel mit dem Schlagring.
Einige quälende Sekunden lang war ich mir nicht sicher, ob es funktioniert hatte oder nicht. Doch endlich kam Regung in den gefesselten Körper des Jungen. Er schien wieder zum Leben zu erwachen und sich ein Wenig zu verändern. Ich drehte in auf dem Stuhl herum und sah ihn an. Nun sah er wirklich exakt so aus wie ich. Und als er endlich die Augen öffnete, waren sie smaragdgrün. Als er sprach, tat er es mit meiner Stimme. „Wo bin ich? Was… was ist das für ein Körper?“ Ich grinste ihn an und erwiderte: „Ist etwas falsch damit, gefällt er dir nicht?“ Ich bemerkte mit einiger Genugtuung, dass der sadistische Teil von mir, der mir so gefiel, in mir geblieben war. Anscheinend hing die Unterscheidung zwischen gut und schlecht tatsächlich völlig von meinem eigenen Empfinden ab. Er antwortete nicht. Ich fuhr fort: „Nun, wie du siehst, Leo, hast du verschissen. Und zwar ziemlich übel.“ Er nickte und Tränen traten in seine Augen.
„Schau mal, du bist die Personifikation all dessen, was ich an mir selbst hasse. Und das bedeutet, du bist schwach, feige, weinerlich, zerbrechlich, nutzlos, widerlich und scheißdepressiv. Und deswegen, weil ich dich mit jeder Faser meines Körpers hasse, werde ich dir heute all das antun, was ich mir eigentlich selbst antun will. In dem Wissen, dass du eigentlich ich bist“, erklärte ich ruhig und mit einem breiten Grinsen. Er begann zu weinen, die Tränen liefen seine Wangen herunter und er zitterte vor Angst. Es war so verabscheuungswürdig, ihn da zu sehen. Es stimmte, er war all das, was ich hasste. Er wimmerte: „Bitte… Bitte, das… das kannst du nicht machen. Bitte nicht.“ Ich lachte auf und sagte: „Oh, glaub mir, ich kann. Soll ich’s dir zeigen?“ Er schüttelte den Kopf. So sehr ich ihn auch verabscheute, es war beeindruckend, ihn anzusehen. Es war wirklich so, als würde ich in einen Spiegel schauen.
„Lass doch mal sehen, was ich jetzt mit dir anstelle“, überlegte ich laut. Dann grinste ich bösartig und sagte: „Oh, ich hab eine Idee. Sogar eine ganz wunderbare.“ Ich kam näher zu ihm heran, griff sein Gesicht mit meiner rechten Hand und zwang ihn, mich anzusehen. „Du hasst es, wenn man dir Komplimente macht, richtig?“, fragte ich sadistisch. Er nickte so gut er konnte. „J… Ja. Es fühlt sich immer an, als wären es Lügen. Ich kann einfach nicht glauben, dass jemand wirklich was positives an mir findet.“ Langsam nickte ich und fragte weiter: „Aber Beleidigungen sind auch nicht besser, was?“ Wieder nickte er. „Ich muss ja nicht noch daran erinnert werden, wie wertlos ich bin. Das… das ertrag ich einfach nicht.“
Erneut musste ich kichern. „Oh, ich weiß. Deshalb…“ Ich kam ihm noch näher und flüsterte, indem ich eine Träne von seiner Wange wischte: „Ich weiß gar nicht was du hast. Dein Gesicht sieht so niedlich aus, wenn du weinst.“ Das stimmte zwar, doch ich wusste, dass er das nicht so sah. Und dass er mir auch nicht glaubte, dass ich das ernst meinte. „Du… du machst dich doch nur über mich lustig“, murmelte er. Ich musste wieder grinsen. So berechenbar. Mit meiner Hand an seinem Kinn zog ich ihn zu mir heran und mit den Worten: „Komm mal her, Kleiner“, gab ich ihm einen Kuss. Ich war nicht gerade sachte und biss ihm in die Unterlippe, fester als angenehm sein konnte. Er wurde augenblicklich knallrot im Gesicht. Innerlich musste ich ein Grinsen unterdrücken, doch ich behielt meine ernsthafte Mine bei und spuckte neben mir ins Waschbecken. „Igitt. Du schmeckst ja furchtbar. Könntest dir ruhig mal die Zähne putzen“, log ich.
Er wandte sein Gesicht ab und murmelte: „Tut… tut mir leid.“ Er war so unsicher. Es war gleichzeitig irgendwie putzig und echt widerlich. Mir wurde ein Bisschen schlecht, als ich daran dachte, dass ich das war. Ich gab ihm eine heftige Ohrfeige. Seine Wange wurde rot und er begann wieder zu weinen. Es fühlte sich gut an, ihm das antun zu können. Es fühlte sich so unglaublich gut an, ihm das antun zu können, was ich eigentlich mir selbst antun wollte. Noch einmal schlug ich ihn. Er quiekte erbärmlich. „Du beschissene kleine Heulsuse“, schrie ich ihn an. „Du bist so schwach, das ist ja ekelhaft. Sei gefälligst nicht so ein weinerliches Kleinkind.“ Er bekam noch eine Backpfeife, diesmal noch etwas härter. Er quengelte: „Bitte, hör auf. Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid. Bitte schrei nicht so, du machst mir Angst.“ Ich machte ein angewidertes Gesicht, diesmal musste ich es nicht einmal spielen. „Angst? Ich mach dir Angst, ja?“, schrie ich und schlug ihn noch einmal. „Du tust mir weh“, wimmerte der Junge. „Ach, werd endlich erwachsen“, sagte ich verächtlich. „Ich hab noch nicht mal angefangen. Du jämmerliches Kleinkind.“
Nachdem wir beide uns ein wenig beruhigt hatten, sagte ich schließlich: „Aber halt, mir fällt gerade noch was schönes ein. Du hasst es doch auch, deinen eigenen Körper zu sehen oder anderen zu zeigen, richtig?“ Er murmelte: „Ich bin einfach hässlich. Natürlich ist mir das peinlich, wenn andere das sehen.“ Er war nicht hässlich, wirklich nicht. Aber es war eigentlich relativ egal, ob ich ihm das sagte oder nicht, er würde es mir ohnehin nicht glauben. Stattdessen zog ich mein Messer aus der Tasche, schlitzte damit sein Shirt auf und warf es weg. Mit der Hose tat ich das gleiche. Dann packte ich wieder seine Haare und zwang ihn, nach unten zu sehen. „Schau dich an. Los, schau dich an. Ekelhaft, oder? Viel zu fett, viel zu weinig Muskeln. Zu viele Haare. Viel zu bleich. Hässlich, oder?“, stichelte ich sadistisch. Er konnte nicht einmal wirklich antworten, er nickte nur so gut es ging und weinte noch mehr. Ich zog seinen Kopf zurück und knurrte: „Antworte, wenn ich mit dir spreche.“ Ich schlug ihn ein weiteres Mal und zwang ihn erneut, sich selbst anzusehen. Es war praktisch kaum möglich, weniger Fett am Körper zu haben, ohne wirklich krank zu sein. Und er war zwar nicht wahnsinnig muskulös, aber durchaus kräftig.
Dennoch wimmerte er: „Ja, verdammt. Hässlich. Ich bin verflucht hässlich. Ich hasse diesen Körper. Du hast Recht.“ Ich genoss es, ihn so leiden zu sehen. Das war es, wonach ich mich seit Jahren sehnte. Ich wollte den, der Schuld daran war, dass ich mich so furchtbar fühlte, dafür leiden lassen. Und derjenige, der daran Schuld war, das war nun mal ich selbst. Ich drehte ihn wider herum, sodass er zum Waschbecken schaute und ich hinter ihm stand. Ich fuhr mit der scharfen Spitze des Messers langsam über seine Arme, seine Schultern. Dann seinen Hals hinauf und über sein Gesicht. Schließlich wieder herunter, über seine Kehle und hinab über Brust und Bauch. Er atmete schnell und flach, es schien als stehe er kurz vor einer Panikattacke. Er zitterte am ganzen Körper und ich genoss es. Endlich ritzte ich mit der rasiermesserscharfen Klinge sachte die Haut an seiner Brust ein und ein winziger Fanden von Blut begann herauszufließen.
Er wurde immer panischer und ich schnitt immer wieder und ganz langsam immer tiefer in seine Haut an Brust und Bauch. Als ich die Klinge vorsichtig gegen seinen Hals drückte, konnte er sich nicht mehr zurückhalten und heulte: „Bitte nicht. Bitte hör auf, Daddy. Tu mir das nicht…“ Noch bevor er zu Ende gesprochen hatte, legte ich meine Hand um seine Kehle und würgte ihn ab. „Nenn mich noch einmal so und ich bring dich um“, knurrte ich hasserfüllt. „Dein beschissener Vaterkomplex ist mir sowas von scheißegal.“ Ich packte ihn ein weiteres Mal bei den Haaren, zog seinen Kopf beiseite und biss ihm in die Schulter, biss ich sein Blut schmecken konnte. Der Junge heulte und schrie vor Schmerz auf. Ich hasste es, dass er so schwach war und zugleich genoss ich seine Schreie. Seine Verzweiflung, sein Betteln, seinen Schmerz. All das fühlte sich so unbeschreiblich gut an.
„Du solltest mehr lächeln, Kleiner. Dein Lächeln ist doch so niedlich“, sagte ich sadistisch und schob die Klinge in seinen Mund. „B… bitte… bitte nicht“, flüsterte er. Ich ignorierte ihn. Stattdessen begann ich zu singen: „Cut my life into pieces. This is my last resort…“ Ich schlitzte mit der Klinge seine Wange auf bis knapp unters Ohr. Er schrie auf und wimmerte erbärmlich. Ich lachte. „… Suffocation, no breathing, don’t give a fuck if I cut my arm bleeding…“ Nun tat ich dasselbe mit der anderen Wange und bewunderte mein Werk. „… This is my last resort…“ Er trug nun ein hübsches, absolut symmetrisches Chelsea Grin. Er konnte nicht mehr wirklich sprechen, weinte nur noch leise vor sich hin.
„Wirklich ein Meisterwerk“, sagte ich und leckte etwas Blut von seiner Wange. „Du schmeckst gar nicht so beschissen.“ Der Junge reagierte nicht. Er murmelte nur immer wieder: „Bitte… bitte hör auf. Bitte, du tust mir weh.“ Ich machte mir wieder an seinem Torso und seinen Armen zu schaffen. Aus irgendwelchen Gründen war mir dieses Lied gerade wichtig. „Komm schon, sing mit“, zwang ich ihn. So folterte ich mich langsam durch den Song hindurch.
Als ich am Ende angekommen war, fühlte ich mich, als wäre ich mit dem Jungen fertig. Mit den Worten: „Nothing’s alright…“ schlug ich sein Gesicht mit Wucht gegen das Waschbecken. Ich hörte seine Nase brechen. „Nothing is fine…“ Ein weiterer Schlag gegen das weiße, blutverschmierte Porzellan. Ich drehte seinen Kopf zu mir und schrie ihm direkt ins Gesicht: „I’m running and I’m crying…“ Schließlich stellte ich mich wieder hinter ihn und legte die Klinge an seine Kehle. Ich sang ein letztes Mal: „Can’t go on living this way…“ Ich machte mich bereit für das, was ich nun tun würde. „Nothing’s all-“ Ich atmete tief ein und schloss meine Augen. „-Right!“ Und endlich schnitt ich ihm mit einer kräftigen Bewegung die Kehle durch.
Jetzt liege ich also auf dem Boden meines Badezimmers, geschunden und mit aufgeschlitztem Hals, und blute langsam aus. Was denn? Du glaubst doch wohl nicht an so einen übernatürlichen Scheiß, oder? Ist doch klar, dass das mit dem „anderen Teil der Seele“ und dem Spiegel eine Metapher war. Und außerdem hätte ich doch nicht für meine eigenen selbstsüchtigen Zwecke jemanden unschuldigen verletzt.