KurzSchockierendes Ende

Gute Manieren

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Wenn der Sturm draußen tobt und die Kälte einem ihre nassen, klammen Finger in die Haut bohrt, sitze ich am liebsten in meinem Lehnsessel vor dem Kamin, schlage meine Beine in eine dicke Wolldecke ein und lese ein gutes Buch. Links eine Tasse heißer Tee und eine Schachtel Pralinen, vor mir das prasselnde Feuer und rechts das Fenster, hinter dem sich die Elemente austoben.

Ich bin rundum zufrieden. Oft erfüllt mich meine Einsamkeit mit Trauer. Seit einiger Zeit lebe ich allein. Als sogenannter „Witwer“. Eine schreckliche Bezeichnung. Als würde es nicht reichen, einen geliebten Menschen zu verlieren, nein, man wird auch noch durch einen „Ehrentitel“ dauernd daran erinnert, dass man allein ist.

So bin ich also oft allein und zähle die Tage, bis meine nunmehr sinnlose Existenz endet. Meine Kinder besuchen mich höchstens zu Weihnachten oder einem ähnlich hohen Feiertag, Freunde habe ich keine (mehr) und zu meinen Nachbarn hege ich keinen besonders intensiven Kontakt. Ich bekomme nie Besuch. Nicht einmal viel Post.

Über jeden Brief wäre ich froh gewesen. Jede Form der Aufmerksamkeit hätte mich erfüllt. Hätte in mir das Gefühl, wichtig zu sein, wieder entflammt. Aber nichts kam. Nicht einmal eine Rechnung oder Reklame. Von Zeit zu Zeit spiele ich mit dem Gedanken, meine Rechnungen nicht zu bezahlen, nur um eine Mahnung zu erhalten und zumindest so in den Mittelpunkt zu rücken.

Ein Haustier habe ich auch keins. Ich bin zu alt und unbeweglich, um mich darum zu kümmern. Den Hund, den ich vor einigen Jahren hatte, musste ich abgeben, da ich mich nicht mehr darum kümmern konnte. Obwohl dies die richtige Entscheidung war, zerriss es mir beinahe das Herz, meine letzte Gesellschaft gehen zu lassen. Von da an war ich wirklich allein.

Doch da waren auch die anderen Momente. Die Momente in denen ich mich freue, allein zu sein. Ich bin froh, dass keine zeternde Ehefrau den Frieden stört, kein Hundekläffen die Ruhe zerreißen kann, keine Kinder mit ihrem unstillbaren Hunger nach Aufmerksamkeit meine Nerven malträtieren. Dies ist einer dieser besseren Momente.

Ich sitze gemütlich vor dem Kamin und niemand ist da, der mich stören kann. Ich muss nicht aufstehen um jemandem den Bauch zu pinseln, ich muss mich um nichts kümmern und niemand braucht mich. So lässt es sich leben. Einfach abschalten und nichts machen müssen. Das Gefühl, nutzlos zu sein, das mich ansonsten durch den Alltag trägt, ist dann nebensächlich. Ich bin einfach frei.

So sitze ich also lächelnd vor dem Kamin, kaue eine Praline und denke über die guten, alten Zeiten nach. Ich atme tief ein, spüre die Wärme des Feuers. Eigentlich ist es gar nicht so schlimm, allein zu sein, denke ich. Ein weiterer tiefer Atemzug.

Als ich ein wenig Staub in die Nase bekomme, muss ich Niesen. Es ist ein lautes Geräusch, das den durch die Fenster gedämpften Sturm kurz übertönt. Dann ist es kurz still. Mein Körper erholt sich von dem heftigen Reflex. Gerade als ich mich wieder zurücklehne, ertönt ein entferntes, aber deutlich vernehmbares „Gesundheit!“ aus dem großen Eichenschrank hinter mir.

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