GeisterKlassische PastaKurzMord

Das Mädchen und die weiße Maske

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Die roten Rücklichter eines grauen Autos werden auf wachsender Entfernung immer kleiner.

Kalt ist der Regen, der mit seinem chaotischen Rhythmus leicht gegen die Scheibe schlägt. Der Himmel wird im Sekundentakt immer dunkler, die schwindende Sonne nur noch eine blasse Lichtkugel am Horizont, darunter die Wipfel entfernter Bäume wie eine zierliche Kette umgelegt.

Mein Auto wird kühler, der zitternde Atem immer deutlicher vor mir sichtbar. Der Motor gibt seine letzte Hitze ab, bevor die Außenwelt völlig in meinen Wagen eindringt. Hier sitze ich, meinen Blick starr nach vorne gerichtet, auf die dunkelgraue Straße vor mir fokussiert. Die Schatten werden länger, insbesondere der Schatten der Gestalt vor mir kitzelt mir ins Gesicht. Ich schalte meine Scheinwerfer ein, um der nahenden Finsternis entgegenzuwirken. Der zerbrechliche Körper dieses Mädchens wird augenblicklich in blaues Licht getunkt. Nein. Dieser Gestalt. Nichts daran kann menschlich sein.

Regen hat das ansonsten schöne, weiße Kleid dieser Gestalt zu einem nassen Lappen vermindert. Die strähnigen, blonden Haare kleben wie eine Kappe an dessen Schädel, hätten im angemessenen Wetter sicherlich fabelhaft ausgesehen. Kleine zierliche Füße stecken in kleinen zierlichen Schuhchen, die die Wolkendecke über uns spiegeln. Eine rote Schleife schmückt den, auf der Schulter gelehnten, Kopf.

Ich habe diese Gestalt schon eine gute Stunde begutachtet. Nur begutachtet. Keinen Zentimeter habe ich mich bis vor der abrupten Bremsung gerührt, es nicht gewagt einen Finger zu heben. Eigenartig, dass jemand ein Mädchen in viktorianische Kleidung anzieht und dann auf die Straße aussetzt, habe ich mir gedacht.

Ich sollte die Polizei rufen, diese Gestalt in mein Auto lassen, irgendetwas tun, aber jedes Glied in meinen Körper weigert sich zu handeln. Sie beunruhigt mich derart, dass nur ein flammender Fluchtinstinkt in mir brennt. Oder besser gesagt, diese Maske, die diese Gestalt trägt, beunruhigt mich. Vielleicht ist diese Maske auch schuld daran, dass ich das Mädchen zu einem Objekt vermindern will. Eine billige Gesichtsbedeckung aus Pappe und Karton, schlampig angestrichen mit weißer Farbe.

In meinen Augenwinkel suche ich mehrmals den angrenzenden Wald ab, in der völliger Erwartung jeden Moment eine Gruppe Männer auf mich loszustürzen zu sehen. Doch es geschieht nichts. Trotzdem will ich nicht riskieren aus meinen Wagen auszusteigen. Allein wie sich dieses Mädchen verhält, ist so unnatürlich, dass etwas nicht stimmen kann. Sie sitzt nur da, zittert nicht einmal.

Nicht einmal vorbeifahren kann ich, ohne in den Wald abzubiegen. Nervös fuchtele ich im Handschuhfach, um eine Packung Zigaretten rauszusuchen, nur um sie leer vorzufinden.

»Verdammt.«, wispere ich unter schwachem Atem. Ich konnte schwören noch welche zu haben.

Ich muss die Polizei rufen. Eine unmögliche Vorstellung. Sie werden etwas unangenehmes in meinem Kofferraum vorfinden. Allein der Gedanke daran, lässt mich die davon absondernde Verwesung fühlen. Irgendwie muss ich vorbei, und dass bevor ein Wagen hinter mir aufkreuzt.

Würde es funktionieren, wenn ich einfach auf das Gaspedal drücke? Würde mir diese Gestalt dann aus dem Weg gehen? Was wäre, wenn sie mit Drogen zugedröhnt ist? Könnte ich mich auf eine angemessene Reaktion verlassen?

Versuchsweiße lasse ich meinen Motor aufheulen. Doch der scheinbar leblose Körper gibt nicht ein Zucken von sich. Ist sie tot?

Ich nehme tief Luft, bevor ich mich ausschnalle und aus dem Wagen steige. Sofort erschlägt mich ein kühler Windzug. Mein Schal peitscht auf, während ich mich über den feuchten Asphalt langsam dem Mädchen nähere.

Meine Fäuste sind geballt, bereit zuzuschlagen. Die Welt scheint sich mit jedem beschrittenen Meter mehr zu drehen. Bäume biegen sich unter den immer stärker werdenden Böen und krächzen schwach dabei, als würden sie mich auslachen.

Das Mädchen hockt weiterhin am selben Platz, macht nicht einen Ruck. Ich reiche meine zitternde Hand nach vorne, um den Puls am Hals abzufühlen. Es kommt mir vor, als würden mich hintern den Maskenschlitzen Augen beobachten. Mein Herz setzt einen Schlag aus, als der fehlende Puls mit jeder vergangenen Sekunde nur deutlicher wird.

Was jetzt?

Liegen lassen kann ich die Leiche schlecht. In den Wald werfen, wird nach einigen Tagen auch aufmerksam auf sich ziehen. Tausende Situationen und Lösungen schwirren durch meinen Kopf, bis ich mich auf eine Möglichkeit einige. Ich nehme dieses… Ding… mit. Ich darf nicht mehr Zeit verschwenden. Sobald ein weiterer Wagen auftaucht, war alles umsonst. Mit zitternden Händen zerre ich das Mädchen an ihren Füßen zu meinem Auto. Ihr Haar breitet sich auf den kalten Boden wie ein Teppich aus, ihr Kleid schmirgelt an den rauen Asphalt. Zu meiner Missgunst, rutscht dadurch das Kleid ihre Beine runter. Ich räuspere mich und schweife zum Wald ab. Wenige Meter vor dem Kofferraum, lasse ich sie los. Ich öffne die Tür und lupfe den Körper in diesen Sarg, neben meiner Frau. Es hat etwas Romantisches an sich, sie beide neben sich liegend zu sehen. Schnaufend schließe ich sie wieder ein.

Der Regen lässt, während ich zur Fahrerseite gehe, nach. Ich werde das Mädchen einfach mit ihr ins gleiche Loch begraben. Der Motor summt sanft auf, als ich mich auf den Weg mache.

Schmerzhafte Erinnerungen fließen in mein Gedächtnis. Übelkeit überkommt mich.

»Wieso hast du sie umgebracht?«, fängt das maskierte Mädchen im Beifahrersitz an zu fragen.

Genervt drehe ich den Radio lauter. Nur rauschen. »Geht dich nichts an. Wir sind bald da.«

»Und wieso hast du mich mitgenommen?«

»Wärst du etwa lieber im freien geblieben?«, gebe ich schnippisch als Gegenfrage an.

»…Nein…«

Endlich bleibt sie ruhig. Meine Augen werden von zwei Lichtern in den Rückspiegeln geblendet. Der Innenraum wird in ein blaues Licht getaucht. Meine Tochter sieht fast gespenstisch in dieses weiße Kleid und der bleichen Haut aus.

Manchmal ekle ich mich selbst an.

»Mister, sie gefallen mir nicht. Kann ich mit dem Mann hinter ihnen mitfahren?«

»Sehr lustig. Du darfst dein Maul halten.«

Ich sehe zurück. Das graue Auto kommt mir bekannt vor. Plötzlich zupft das Mädchen an meinen Ärmel.

»Das Auto sieht gleich wie deins aus.«

Ich runzle meine Stirn, bis ich unsicher die Ähnlichkeiten auch wahrnehme.

»Tatsache…«

»Darf ich aussteigen?«, wiederholt sich das Mädchen, diesmal energischer.

Ich will ihrer Bitte nicht nachgehen. Am Rand meines Sichtfelds erkenne ich wie kleine Hände die Maske von ihrem Gesicht kratzen.

»Schon wieder, nicht wahr?«, stelle ich enttäuscht fest.

»Ja, Papa. Wieso willst du mich nicht einmal ansehen?«

Ein Kloß steckt in mein Hals, der stufenweise mehr brennt. Widerwillig tue ich, wie sie befohlen hat.

Der Wind streicht mir sanft durch die Haare, als ich die Leiche auf die Straße aussetze.

Ich weiß genau, was der Fahrer sich denken wird. Mit einem seufzen Steige ich wieder ein und setze das Spiel fort., Geister, Horror So muss es sich im Fegefeuer anfühlen. Die untergehende Sonne sticht in meine Augen.

Die roten Rücklichter eines grauen Autos werden auf wachsender Entfernung immer kleiner.

Bewertung: 2.5 / 5. Anzahl Bewertungen: 2

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Überprüfen Sie auch
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"