
Der Gletscher
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Die Antarktis ist wohl auch im heutigen Zeitalter der Technik und Moderne, einer der mysteriösesten und geografisch am wenigsten erforschten Orte dieser Welt. Im Gegensatz zur Arktis am Nordpol – von dem von einem Eis bedeckten Polarmeer die Rede ist, welches von Inseln und Kontinenten umringt wird – handelt es sich hingegen bei der Antarktis am südlichsten Punkt der Erde selbst, um einen ganzen Kontinent. Begraben unter einer dicken Eisschicht. Dem sogenannten antarktischen Eisschild. Hier am Südpol kann es im tiefsten Winter bis zu -70 Grad kalt werden und selbst im Sommer sind es noch Temperaturen von mindestens -20 Grad.
Enorm starke Wetterumschwünge sind hier an der Tagesordnung und außer Algen und Kleinstlebewesen, Pinguin-Kolonien, Wale und Robben existiert an einem lebensfeindlichen Ort wie der Antarktis, ein auch kaum sehr umfangreiches Ökosystem. Von Menschen gar nicht erst angefangen.
Die einzigen Menschen die hier leben, sind international vertretene Forscher, Wissenschaftler und Logistiker, die in künstlich angelegten Container-Siedlungen ihr Dasein fristen und auf den Forschungsstationen der Antarktis ihrer alltäglichen Arbeit nachgehen.
Genau dies ist der Ort, an dem wir schon bald zu unserer Expedition aufbrechen würden.
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Es ist der frühe Morgen des 7. April im Jahre 2022, als wir gerade mit unseren Motorschlitten inmitten über die antarktische Eiswüste dröhnen und schießen, wie auch uns unseren Weg durch eisige Kälte bahnen. Teilweise sind wir mit Proviant und natürlich auch mit unserer technischen Ausrüstung beladen. Was uns im Eis der Antarktis erwarten wird, ist noch relativ unbekannt. Doch der allgegenwärtige Wissensdurst ist es, was den lodernden Forschungsdrang in uns entfacht.
Mein Name lautet Carl Lapinski. Ich bin Geologe und Gletscherforscher, als auch bin ich vom Forschungsinstitut beauftragt worden, eine Expedition – bestehend aus einem ganzen Trupp von weiteren Antarktis-Forschern und Wissenschaftlern – sicher durch die Antarktis zu geleiten und zu führen. Denn das hier, ist nicht meine erste Expedition ins Eis.
Unser Ziel ist eine noch sehr nebulös gehalten entdeckte Anomalie, mitten im östlichen Teil der Antarktis, die wir uns näher ansehen, als auch untersuchen sollen. Von dieser erst kürzlich aufgetauchten und neu entdeckten „Anomalie“ gibt es noch keinerlei Daten, genauere Satellitenaufnahmen oder sonstige Information. Alles ist noch sehr Fragil und unklar.
Zu einem späteren Zeitpunkt, hat es geheißen, sobald wir uns am Ziel niedergelassen hätten, würden bei der Forschungsstation die ersten schärferen und detaillierteren Satellitenaufnahmen der Anomalie am Gletscher reinkommen und von den Experten vollständig ausgewertet werden sein. Die besagten Daten und Beschreibungen jener Merkwürdigkeit im Eis, würden uns dann per Funk zu gesendet werden.
Diese angegebenen Informationen im Hinterkopf, sind sozusagen ein weiterer Begleiter unserer Kräfte zerrenden Fahrt.
Der abgeschottete antarktische Kontinent hat trotz der Kälte und Rauheit wirklich fantastische Landschaften zu bieten. Wie aus einer anderen Welt – doch gleichzeitig fühlt man sich hier auch sehr einsam und verlassen. Am Horizont zeichnet sich während der Durchfahrt ein einzigartiges Panorama der langen nebelartigen und Gesteins artigen Bergerhebungen und Eisdünen ab, die wie von einem anderen Planeten zu sein scheinen. Allzu langen Blickkontakt können wir mit dieser beeindruckenden Szenerie allerdings nicht halten, denn gleichzeitig peitschen uns heftige Winde regelrecht frontal entgegen und drohen uns fast von den Fahrzeugen herunterzuziehen. Unsere hochmodern dynamischen Schneeanzüge und Helme bieten uns zum Glück ausreichend Schutz und Widerstand vor der enormen antarktischen Kälte und all der tückischen Wetterumschwünge.
Unser Ziel befindet sich übrigens ganz in der Nähe des sogenannten Wostocksee. Für diejenigen, die sich wundern und nun fragen, was es mit diesem See auf sich hat:
Der Wostoksee ist als Teil des glazialen Öko-Systems der Antarktis, ein sich unter der Eisdicke befindlicher See, auf den man unterirdisch trifft, wenn man ca. 4000 Meter durch den massiven Eisboden bohrt. Der glaziale See selbst hat eine Länge von 250 und eine Breite von 50 Kilometern und eine Wassertiefe von etwa 1200 Metern. Der See ist schon seit Äonen der Erdgeschichte komplett unberührt und unter dem Eis isoliert und führt in seiner Entstehung soweit zurück, als die Antarktis noch ein warmer und tropischer Ort gewesen sein musste. Weit vor dem großen Eiszeitalter, welches um die 3 Millionen Jahren zurückreicht. Bei bis zu -70 Grad könnte man vielleicht meinen, dass der See, genauso wie der Gletscher, einfrieren müsste. Doch dies ist nicht der Fall. Das Wasser des Sees friert deshalb unter dem Eis nicht ein, weil die Eisdicke direkt darüber liegend, einen zu großen Druck erzeugt und verursacht und somit ein Einfrieren des Sees verhindert wird. Die Ökologen gehen davon aus, dass es in diesem See nur so von Mikroben und Kleinstlebewesen wimmelt, die noch aus der Urzeit stammen könnten.
Aber genug vom unterirdischen Glazial-See.
Weshalb wir hier sind, ist ein anderer Grund…
Nachdem wir die Motoren gestoppt, unsere Helme von den Köpfen gestreift und uns all unserer Ausrüstung entledigt haben – sind wir erst einmal fassungslos und geschockt zugleich.
Geschockt von dem, was wir hier, inmitten der antarktischen Einöde und auf dem weiten Gletscher, nun vor uns liegend, vorgefunden haben.
Aus dem eisigen Boden heraus, erstrahlt gerade, nicht allzu weit vor unseren Augen befindend, ein leuchtendes Licht oder eher ein Farbphänomen. Es flimmert und leuchtet über das gesamte kilometerweite Gletscher-Areal, welches ich auf diese Weise noch nie jemals zuvor gesehen oder erlebt habe. Was keiner von uns jemals zuvor in seiner gesamten Laufbahn als Forscher gesehen oder erlebt hat.
Normalerweise müsste die gesamte eisige Gletscher-Fläche hier ziemlich gleichmäßig, ebenerdig und mit einer Schneedecke beschichtet sein, doch ungefähr ab dem Areal hier, in welchem sich das Farbphänomen abspielt, scheint alles fast sozusagen in einem Radius von mindestens 150 Quadratkilometern eingestanzt oder tiefer gesetzt worden zu sein. Die eingestanzte Fläche drückt sich in dessen vertikalen Tiefe etwa zwei bis drei Meter in den Boden hinein. Auch nicht völlig willkürlich und nur an vereinzelten Stellen der weitreichenden Eiswüste, sondern absolut gleichmäßig.
Ja, fast schon „Plattform artig“.
Innerhalb dieser abgesunkene Zone lag – wie schon gesagt – seltsamerweise kein Schnee und das Gletschereis war fast so klar und durchsichtig, wie das Wasser einer Quelle in den Bergen.
Unterhalb hinter, beziehungsweise unter der gesamten, sich kilometerweit erstreckenden und nach unten gestanzten Eisdicke des Gletscher, erstrahlt das Farbphänomen in absolut rätselhaften Lichtern vor sich hin. Was hier passiert sein könnte oder wie das hier alles zu Stande gekommen ist, ist uns ein absolutes Rätsel. Das Farbphänomen unterhalb der Eismasse an sich, war ziemlich rund, kreisförmig und insgesamt mindestens so weitreichend wie etwa dreißig vereinte Fußballfelder. Wir waren immer noch fassungslos und konnten es kaum abwarten, bis die ersten genaueren Satellitenaufnahmen aus dem All – die später noch vom Institut entsandt bei uns reinkommen und weitere Details preisgeben würden – uns vermitteln werden, um das Ganze hier in seiner Gänze erst noch richtig begreifen und fassen zu können.
Mein Kollege und ich sind als erstes mit Eispickeln, Gurten und all unserer Entschlossenheit die drei bis vier Meter tiefe Abstiege herunter, auf die riesige eingesunkene Eisfläche geklettert und wandern nun vorsichtig darauf umher. Die per Knopfdruck ausfahrbaren Spikes an unseren Stiefeln, geben uns den nötigen Halt auf der rutschigen Eisfläche. Die ganze Fläche wirkt auf uns in etwa wie ein zugefrorener See. Während wir ziellos umherwandern, alles akribisch beäugen und mit unseren Leuchtstrahlern die etwas dunklere Unterseite des Eis erhellen, müssen wir nun feststellen, dass jenes Farbphänomen von einem seltsamen Festkörper unterhalb der Eisfläche ausgeht und nichts mit Lichtern zu tun hat, die – wie wir erst vermutet haben – von Erosionen oder irgendwelchen Wechselwirkungen von Eis mit Sonnenlicht, als kausalen Verursacher, ausgehen.
Wie es scheint, schwankt wohl eine riesig farblich leuchtend und seltsame Massen unter der Eisdicke des Gletschers hin und her.
Was auch immer wir uns dort gerade unter dem Eis ansehen, es bewegt sich sehr träge und Schnecken artig, leuchtet in unglaublichen Farben und ist schon fast auf hypnotische Weise anzusehen.
Die Farben sind wunderschön. Sie strahlen in einem gesättigtem preußisch Blau, das mit einem Muster aus hellblauen Wurzelartigen Strängen überzogen ist und gehen an den Rändern in ein geriffeltes Orange-Gelb über. Aus der Luft muss es wie eine leuchtende Geoglyphe oder ein gigantisches Mandala ausgesehen haben. Was mich an meine Kindheit erinnert. In der mich mein Vater mit auf eine Ballonfahrt genommen hat und ich so zum ersten mal eine Geoglyphe vom weiten bestaunen konnte. In diesem Fall ist es das „weiße Pferd von Uffington“ gewesen. Zu diesem Zeitpunkt habe ich genau gewusst, in welche Richtung ich beruflich später einmal gehen möchte.
Aber das ist natürlich nichts, im Vergleich hierzu. Wir sind die ersten Forscher, die das Phänomen hier entdeckt haben und werden sicherlich Geschichte schreiben.
Wir sind nun ein gutes Stück auf dem Eis vorangeschritten und haben bemerkt, dass sich im Zentrum all dieser Farbpracht hingegen, ein kleinerer dunkler Farbkreis oder eine Art Scheibe befindet. Diese scheint wohl das Zentrum des um ein vielfaches größeren Farbkreis zu sein. Die dunkle Scheibe ist ungefähr so groß wie eines dieser Kornkreise in den Maisfeldern und immerzu, wenn wir uns wo hin bewegt haben, scheint die dunkle Scheibe, unterhalb des Gletschers, uns folgen zu wollen und den Rest des Farbkreises hinter sich her zuziehen. Die dunkle Scheibe ist zwar viel zu träge und langsam, als das man hier wirklich von einer Verfolgung sprechen könne, doch egal wo wir uns gerade hinbewegt haben, der dunkle zentrale Farbkreis unter dem Eis, kommt uns stetig in Zeitlupe hinterher geschlendert.
Mein Kollege und ich wandern weiterhin, getriebene voller Faszination, auf dem Lichtmuster unter dem Gletscher umher und bei jedem neuen Schritt, den wir machen und mit dem Strahler das Eis beleuchten, zieht sich das geriffelte Farbenspiel zusammen und dehnt sich wieder aus. Was uns immer wieder von Neuem ins Staunen versetzt hat. Die ganze Fläche, um die zentrale und sich langsam bewegenden dunklere Scheibe herum, sieht in diesem ganzen Farbenspiel einfach atemberaubend aus.
Während wir nur so gestaunt und gegenseitig immer wieder neue Theorien über mögliche Ursachen ausgetauscht haben, sind eben die ersten Funksprüche aus der Basis bei uns hereingekommen.
Das müssen die ausgewerteten und ersten genaueren Satellitenbilder des geografischen Phänomens sein.
Neugierig nehme ich mein Funkgerät zur Hand und funke die Basis an:
„Hier spricht Carl. Carl an Basis, bitte melden.“
Basis: „Ja, Basis hier, wir hören Sie.“
Carl: „Sehr schön. Wie sieht es denn mit den ersten Aufnahmen aus? Was geworden?“
Basis: „Die Aufnahmen kommen gerade durch, warten Sie bitte einen Moment…“
Basis: „……………………..“
Basis: „…Oh mein… Oh mein Gott… Carl! Gehen sie runter vom Eis! Verschwinden Sie sofort!“
Carl: „Hier Carl, was ist los…?“
Basis: „Das ist kein Farbphänomen – das ist die Iris von einem Auge!“
Basis: „Carl! Unter dem Eis des Gletschers ist ein gigantisches Auge!“