GedichtGeisteskrankheitKurz

Der Puppensammler

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Alt zu sein ist nicht erbaulich.

Man wird langsam, blind und maulig,

stolpert oft und riecht
bedenklich,

ist oft nölig, oder kränklich.

Oft hört man die Knochen krachen,

Nichts nervt mehr als Kinderlachen,

und man fühlt ein kaltes Schauern,

denn man sieht den Tod stets lauern.

kurzum: Alt sein ist nicht schön,

doch, das wirst auch du bald seh´n.

Gestern dort und heute hier…

…heute ich und morgen ihr.

Liegt die Kindheit heut auch ferne,

war ich doch ein Kind stets gerne.

Spielte viel und in den Ecken

gab es Welten zu entdecken.

Wo Kinder Wald und Gärten lockten,

In denen sie zusammenhockten

nach dem Raufen Murmeln spielten,

oder um die Wette schielten,

saß ich schon als Knabe immer

gern allein in meinem Zimmer

Und  hab schon als kleines Kind

begriffen, wie schön Puppen sind.

Kleine Menschen sind die Puppen,

die mit kleinen Fingerkuppen

immer meine Tränen fingen,

die mir aus den Augen hingen,

weil, was mich so glücklich machte

Mutter stets zum Weinen brachte.

„Bub, was ist nur schief gelaufen?

Kann ich dir nicht Bälle kaufen?

Ruten, oder Schießgewehre?

Wilde Hunde, Schwerter, Speere?

Warum musst du Puppen wiegen

und willst nicht beim Raufen siegen?

Ach, Herrjeh, was dir beliebt

macht deine Mutter arg betrübt.“

Weinte Mutter auch so sehr,

nie gab ich die Puppen her,

denn in den kleinen Menschenwesen

hab ich immer gern gelesen.

Was sie erzählen und berichten,

von Liebesdingen und Geschichten,

fremden Welten und auch Leben

hat mir stets das Glück gegeben,

das mir, in meiner grauen Welt,

wo nie was stattfand, oft gefehlt.

Durch sie,  die für mich Menschen waren

habe ich die Welt erfahren,

die draußen, hinterm Fenster blieb

denn mir war nur mein Zimmer lieb.

So kam es dann, dass in den Jahren

Puppen meine Freunde waren.

Immer, wenn ich sie genommen

habe ich die Welt bekommen.

Doch Puppenköpfe, Puppenhände

sind doch stets nur Gegenstände.

Porzellan und Stoff lebt nie,

zur Puppe wirds durch Fantasie.

Die Glasaugenmagie passiert

wenn man auf sie was projiziert.

Sehnsüchte und Abenteuer

Freudentränen, Ungeheuer

Sorgenpuppe, Lieblingstier

all das kommt ganz tief aus mir.

In meiner Kindheit blühte sie,

die Blume meiner Fantasie.

Sie malte mir mein Zimmer bunt

und küsste mich zur Abendstund.

Doch mit den Jahren welkte sie,

ward farblos, grau und irgendwie

ganz kränklich, fade, unscheinbar,

obwohl sie mir so kostbar war.

So saß ich dann in meinem Zimmer,

dem Universum, dass mir immer

freundlich meinen Tag versüßte

und mich jetzt mit Tapeten grüßte.

Die Puppen, die einst Freunde war´n

… sie wurden Stoff und Porzellan.

Ich fand in ihnen keine Lieder,

Liebe und Geschichten wieder.

sie lagen wortlos, still und stumm

und reglos unterm Bett herum.

Sie lächelten mich freudlos an

und flehten mich nach Liebe an.

Ich schüttelte und küsste sie,

doch mir fehlte die Fantasie.

Von da an lebte ich nun immer

als grauer Mensch in grauem Zimmer.

Und war ganz freudlos, still und leer

und sprach und lachte nimmermehr.

und vor dem Fenster lachten ferne

die Kinder um die Gaslaterne.

Sie waren so voller Geschichten,

voll Tränen, Freuden und Gedichten,

die in mir nicht zu finden waren….

Nach all den ganzen Puppenjahren,

war meine Fantasie verbraucht

und ich war grau und ausgelaugt.

Ich schritt im Zimmer auf und nieder,

von früh, bis spät und immer wieder.

Es musste irgendetwas geben

um meine Puppen zu beleben,

um sie wieder zurück zu bringen.

Ich wollte wieder lachen, singen,

lieben und auch traurig sein

und mir fiel eine Lösung ein.

Die Mutter sagte Tage später:

„Ach, mein lieber Sorgenpeter.

Als ich heut dein Zimmer machte

und mir dabei nichts Böses dachte,

saß in der Ecke eine neue

Puppe, vor der ich mich scheue.

Sie trägt ein Kleid und Wachsbandagen

und ist zu schwer, um sie zu tragen.

So putzte ich um sie herum

und sie betrachtete mich stumm.

Willst du mich nun mit Schauderdingen

zu einem frühen Ende bringen?

Ich bitte dich, so wirf sie fort.

Bring sie an einen andren Ort

Spiel lieber mit den netten, kleinen

Puppen, die so niedlich scheinen.“

Ich sperrte meine Türe zu,

und wollte vor ihr meine Ruh,

denn sie verstand nicht, was geschah,

was diese Puppe für mich war,

die ich mir in mein Zimmer trug,

obwohl sie fünfzig Kilo wog.

Denn sie nur konnte mir berichten

von ihrem Leben und Geschichten,

die sie einst sah in ihrer Welt

und sie hat mir davon erzählt.

Und endlich wuchs und blühte sie

nun wieder, – meine Fantasie.

Sie war so schön und lebensweise,

und doch so uneitel und leise.

Die ideale Spielgefährtin,

Puppenfreundin, Liebesmärchen.

Ich kannte sie aus Kindertagen,

als sie mich auf dem Arm getragen.

Die Amme, die mich einst gestillt

war mir doch stets ein Mutterbild.

Sie starb recht früh, ich trauerte

und ja…obwohl ich schauerte,

grub ich ihr Grab am Friedhof auf

und bettete die Amme aus

hob sie aus ihrem Eichenbett

sie schlief und lächelte so nett

ein Totenlächeln im Gesicht,

doch lange störte mich das nicht.

Ich hatte schon die Wachsbandagen

zum Gartenschuppen hingetragen,

Dass mir die Amme später dann

als Puppenfreundin dienen kann.

Ich wickelte bei Kerzenschein

den Körper meiner Amme ein.

Zumal sie langsam schon zerfiel…

das schadet doch beim Puppenspiel.

Arme, Beine, Kopf und Zehen

durften nicht zur Erde gehen,

verschwanden unter Wachsbandagen

und wurden dann ins Haus getragen.

Und dann malte ich auf das Leinen

liebevoll, mit sanften, feinen

Strichen einen Puppenmund

der seitdem niemehr stille stund.

Für die Augen nahm ich Knöpfe,

und aus Stroh flocht ich ihr Zöpfe,

stahl ihr zur letzten Maienzeit

von unser Nachbarin ein Kleid.

Ich sag ja, mir fiel etwas ein.

Ich war fortan nie mehr allein

und lebte hinter meinen Mauern

in Freude und ohne Bedauern.

Und hin und wieder kommen dann

zur Ammenpuppe dann und wann,

wenn jemand, der mir lieb und nah,

und kürzlich erst verstorben war,

in Kleidchen, Wachs- und Leinentuch,

zu uns zum Kaffee zu Besuch.

Dann reden wir und lachen viel,

genießen Fantasie und Spiel,

denn ich hab schon als kleines Kind

begriffen, wie schön Puppen sind.

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