ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Prolog
‚Wer reitet einsam des Nachts durch den Wald,
s’ist der Reiter auf seinem Gaul,
bist du nicht artig, so kommt er recht bald,
auf dass er dir stopfe dein schändiges Maul‚
Der Reiter
„Schwachsinn!“. Der Junge zerknüllte den Zettel und warf ihn auf die Straße zu seiner rechten. Er schnürte seinen Schal enger, zog seine Wollmütze noch tiefer ins Gesicht und setzte seinen Marsch fort. Er ging diese Strecke jedes Jahr an Heiligabend, auf dem Weg zu seinen Großeltern, um zusammen mit dem Rest der Familie Weihnachten zu feiern. Oder Schwachsinn, wie er es gern nannte. Er hielt nicht viel vom Frohen Fest, es war seiner Meinung nach ein hirnloses Fest für gläubige Schwachköpfe. Aber immerhin bekam er jedes Jahr hochwertige, teuere Geschenke, was wohl auch der einzige Grund war, aus dem er die verschneite Straße in Richtung Wald hinaufschritt.
Der Wald, mit seinen mächtigen Bäumen jeglicher Art, bereite ihm seit jeher ein gewisses Unbehagen. Er hatte keine Angst, er war immerhin schon fast sechzehn, es fühlte sich für ihn eher wie eine dunkle Vorahnung an, als würde bald etwas geschehen. Doch Jahr für Jahr war er hier vorbeigegangen, und bis heute war er immer wieder nach Hause zurückgekommen.
Auch heute spürte er, just als er die Waldgrenze übertrat, wie sich sein Zauber ausbreitete, und er fühlte sich genauso unbehaglich wie sonst immer. Es fing an zu schneien, sachte zunächst, doch dann immer heftiger. Und das, obwohl gar kein Schneesturm angesagt worden war. „Scheiß Wetterfrosch, wenn von dem mal ne richtige Vorhersage kommt, dann fress ich nen Lebkuchen“, sagte er zu sich selbst. Er hasste Süßigkeiten.
Es wurde zunehmend kälter, und er fragte sich, wie weit es noch war. Normalerweise sollte das Haus bereits in Sicht sein. Er hielt an. Lauschte. Er hatte zwischen dem Stürmen des Schnees Hufgetrappel vernommen. Vielleicht war in der Nähe ein Reiterhof von dem er nichts wusste, jedenfalls konnte es nichts wichtiges sein, also ging er einfach weiter. Das Getrappel wurde lauter. Und lauter. Und noch lauter. Langsam wurde es unerträglich. Er sah sich um, wurde langsam panisch, sah aber auf Teufel komm raus nichts, was auch nur wie ein Pferd aussah. Er hatte Tränen in den Augen, und hielt sich die Ohren zu, aber das Geräusch wurde immer lauter. Er sank auf die Knie, steckte seinen Kopf in den Schnee, schrie gegen den Lärm an, es half alles nichts.
Er spürte eine unnatürliche Kälte in sich aufsteigen, als wäre er in Eiswasser geworfen worden. Und dann sah er ihn. Auf seinem schwarzen Pferd ritt er auf ihn zu, sein langer, schwarzer Kapuzenumhang wehte leicht im stürmischen Wind. Er blieb vor dem Jungen stehen, schaute auf selbigen herab. „GEH, LASS MICH IN RUHE, ICH HAB DIR NICHTS GETAN!!!“. Die Gestalt packte ihn am Kragen, hob ihn hoch. Er zappelte, wand sich, versuchte, sich zu befreien. Obwohl das Pferd stand, hörte er noch immer das Hufgetrappel; Blut ronn aus seinen Ohren. „Willst du, dass es aufhört?“. Die Stimme war dunkel, kratzig und höhnisch. „JA, BITTE, ICH TUE ALLES“. Die Gestalt grinste, was der Junge aber nicht sehen konnte, hob ihren Arm und riss erst sein linkes, dann sein rechtes Ohr aus.
Sein Schrei hallte durch den Wald, und er heulte Rotz und Wasser. Das Hufgetrappel verebbte, doch die Kälte in seinem Körper steigerte sich ins Unermessliche. „Willst du, dass es aufhört?“. „JA, BITTE, LASS ES AUFHÖREN!!!“. Die Gestalt grinste erneut, packte ihn am Kopf und riss ihn ab. Das Blut spritzte, sein schlaffer Körper fiel in den Schnee, der sich rot färbte. Die Gestalt hielt den Kopf ganz nahe an ihr Gesicht, dann nahm sie ihre Kapuze ab. Der Kopf schrie verzweifelt und grauenerfüllt angesicht dessen, was er sehen musste; Blut strömte aus seinen Augen. Er heulte noch stärker als vorhin, schrie dass es aufhören solle. „Willst du, dass es aufhört?“, tönte die Stimme ein letztes Mal. „JA, BITTE, LASS ES AUFHÖREN“. Die Gestalt packte den Kopf mit beiden Händen und zerquetschte ihn. Blut und anderes ergoss sich aus seinen Händen. Ein höllisches Lachen gellte durch den Wald, gefolgt von lautem Hufgetrappel.
Epilog
„Schatz, ich mache mir langsam Sorgen. Ed wollte schon vor einer halben Stunde hier sein“. „Ganz ruhig, Liebling, er ist bestimmt schon auf dem Weg“. „Ich weiß ja nicht, ich hab irgendwie ein ungutes Gefühl. Kannst du ihm bitte entgegengehen, ich würde mich viel besser fühlen“. Der alte Mann zögerte. „Aber natürlich, Liebling. Ich bin gleich wieder da“.
Er stapfte durch den Schnee, und wie er da so ging, sah er eine Gestalt auf der Straße stehen. „ED?“ rief er von weitem. Beim näherkommen erkannte seinen Enkel, er hatte ihm den Rücken zugedreht. „Ed, da bist du ja. Deine Oma hat sich schon Sorgen gemacht…Ed?“. Der Junge drehte sich um. Das Blut an seinen Augen und Ohren war getrocknet. Sein fahles, aschgraues Gesicht blickte ausdruckslos in das des Alten. Leise schluchzend krächzte er: „Es hat aufgehört“