Der blinde Passagier
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Die Wellen schlugen mit enormer Wucht an das Schiff von Kapitän Kyle. Wie aus dem Nichts war dieser wuchtige Sturm aufgetaucht. Aus hellem Sonnenschein wurden in kurzer Zeit dunkle riesige Wolken und dann begann es noch zu blitzen. Die Wellen waren nun so hoch, dass sie sich auch auf dem Schiff ergossen.
„Smith, steuern sie hart Backbord!“, rief der Kapitän seinem Steuermann zu. Dieser krallte sich fest an das Steuerrad und tat, was ihm Kyle befahl. Er schwitzte und seine Arme schmerzten stark. „Bleiben Sie konzentriert, Smith! Bald haben wir es.“ Smith atmete gleichmäßig ein und aus und fokussierte sich komplett auf das Schiff.
Langsam klärte sich der Himmel etwas auf und Smith konnte wieder etwas sehen. Er atmete erleichtert aus. Sie hatten tatsächlich den Sturm überstanden.
Kyle ging auf ihn zu und klopfte ihm auf die Schulter. „Ich wusste, warum ich Sie als Steuermann angestellt hatte, mein Guter.“ Smith lächelte leicht. Er war sehr dankbar, unter dem Kommando von Kapitän Kyle das Schiff zu steuern.
Smith schaute gerade in den sich aufklarenden Himmel, als Schiffskoch Pinkston aufgeregt ans Deck kam. Hinter ihm stand Stanley, der jemanden im Schlepptau hatte. Der Fremde war völlig durchnässt und wirkte abwesend. Stanley stolperte mehrmals und musste sich anstrengen, um nicht zu fallen. „Käpt’n den hier haben wir gerade aufgefunden. Er lag im Lagerraum. Irgendwie muss er ins Schiff gekommen sein. Er ist völlig außer Kraft.“
Kyle nickte ernst. „Legt ihn in die Krankenliege. Der Doktor soll nach ihm sehen. Er kann sich erholen, dann können wir ihn befragen.“
„Aye, Käpt’n“, nickte Pinkston. Sie trugen ihn davon.
Die nächsten zwei Tage war es ruhig an Deck. Smith konnte das Schiff formlos durch den großen Ozean lenken. Kyle lief gerade eine Kontrollrunde an Deck. Da humpelte ihm der Fremde entgegen. Smith schaute ihn kurz an, um sich ein Bild zu machen. Der Fremde hatte einen stechenden Blick und er erkannte ein gelbes Funkeln in den Augen. Danach konzentrierte er sich wieder auf seine Aufgabe.
„Ihre Mannschaft teilte mir mit, ich soll mich bei Ihnen melden, Kapitän, sobald es mir besser geht. Tut mir leid, wenn ich etwas Aufruhr in ihr Schiff gebracht habe. Der Name ist John.“ Der Fremde gab dem Kapitän die Hand.
„Sie drücken sich gut aus, John. Sie können mit uns fahren. Ich wollte nur ausschließen, dass wir Ratten an Bord haben, wenn Sie verstehen.“ John nickte.
Am selben Abend, es war gerade sehr ruhig an Deck und der Wind still, machte Smith eine Pause. Er genoss den ruhigen Moment, da bemerkte er Pinkston, der in einer dunklen Ecke kauerte.
„Pinkston, alles gut bei dir?“, fragte Smith vorsichtig.
Pinkston blickte ihn leer an. Seine Augen leuchteten gelb. Doch Pinkstons Augen waren blau.
„Ich sitze hier nur, ist das verboten?“, motzte er Smith harsch an.
„Schlecht geschlafen? Oder Ärger mit Kyle?“, fragte Smith.
„Ach das Arschloch von Kapitän soll sich verpissen. Bald übernehme ich das Ganze hier.“ Smith schaute ihn verdutzt an.
„Ich habe genug gehört!“, brüllte nun Kyle in seiner Kommandostimme. „Pinkstons, Sie haben gerade Ihren Kodex gebrochen, das wissen Sie. Darauf wartet morgen die Planke!“ Ich schluckte, doch Pinkstons wanderte unbeeindruckt davon.
„Lasst mich los, ihr Schweine! Ich habe nichts getan!“, brüllte Pinkstons am nächsten Morgen, als er von drei Männern über das Deck getragen wurde. Sein Kopf war hochrot.
„Ich habe den Käpt’n nicht beleidigt! So glaubt mir doch!“ Die Männer befestigten Gewichte an Pinkstons Füßen und warfen ihn dann von Bord. Er brüllte dabei wie am Spieß. Kyle wandte sich von der Situation ab und ging zurück in seine Kajüte.
Smith beobachtete, wie Kyle öfter mit John unterwegs war und dessen Ratschlägen lauschte. Smith kniff seine Augen zusammen. Irgendetwas stimmte mit John nicht.
Einen Tag später zog Kyle persönlich Stanley aus seiner Kabine. „John hat dich an meiner Truhe gesehen, leugnen es also nicht!“, schrieb Kyle außer sich. Er konnte zwar streng werden, aber so hatte Smith ihn noch nie erlebt. Er musste ihm nun dabei zusehen, wie er den armen Stanley packte und ihn über Bord warf.
Wie in einem Alptraum dezimierte sich die Mannschaft, bis nur noch Smith, John und Kyle übrig waren.
Smith konnte das alles nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren. Er nahm all seinen Mut zusammen und passte einen Moment ab, als John gerade nicht an Kyle klebte. „Käpt’n auf ein Wort, bitte. Bei allem Respekt Sir, aber es ist etwas mit John. Er vernebelt euren Verstand. Keiner der Männer hatten das getan, wofür sie beschuldigt wurden. Ich weiß nicht, wie er es gemacht hat, aber es stimmt.“ Kyle drehte sich zu ihm. Er sah müde aus.
Doch da stapfte schon John aus dem Hintergrund. „Belästigt Sie unser Steuermann, Sir?“ Smith schaute den Kapitän traurig an. Er konnte kein Wort herausbringen. John warf ihm einen verächtlichen Blick zu. Seine Augen blitzen gelb auf. Smith sah auf das Meer hinaus. Wenn er jetzt sprang, würde er es überleben.
Der Kapitän stand wieder eng an John. Ihm war nicht mehr zu helfen. Dann sah Smith, wie John seine Hand ausstreckte. Es waren die Krallen eines Ungeheuers. John rammte sie in den Bauch des Kapitäns. Smith sprang über Bord.
Er tauchte in die Tiefe und strampelte sich direkt hoch. Ohne zu überlegen, wohin, schwamm er um sein Leben.
Ein paar Tage später:
Smith hatte es irgendwie an Land geschafft. Mit letzten Kräften schleppte er sich an den Strand und erblickte ein Dorf. Dort erholte er sich etwas in einem Krankenbett. In der Dorfkneipe setzte er sich an einen der hinteren Tische und bestellte ein Bier. Plötzlich kam jemand in die Kneipe. Es war Kapitän Kyle. Zumindest sah er so aus.
Smith wusste, dass er es nicht sein konnte und versteckte sich im Schatten. Er blickte in die Augen des Kapitäns und sah sie gelb aufleuchten.