Was ist ein Berserker?
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Meine Lungen brennen…
Die Nachtluft ist gefüllt von Düften und mein gefrierender, heisser Atem steht vor meinem Gesicht. Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht weiter rennen aber ich fühle, dass ich es muss.
Sie sind hinter mir. Ich kann sie hören, sie riechen. Sie wollen mich wie einen tollwütigen Wolf aufknüpfen und mir bleibt nicht viel Zeit. Wenn ich es durch den Bach dort vorne schaffe und seinem Lauf eine Weile folge, kann ich entkommen. Vielleicht stimmt das was sie in alten Filmen sagen und Hunde können mir nicht mehr folgen, wenn ich im Wasser bin. Noch habe ich Vorsprung. Urgh… dieses widerliche Gefühl, wenn sich die Klamotten mit eisigem Wasser vollsaugen und beginnen am eigenen Leib zu kleben wie ein unsagbar hässlicher One-Night-Stand, den man nicht mehr los wird, wer hätte gedacht das es so anstrengend ist durch hüfthohes Wasser gegen den Strom anzulaufen. Es kostet Zeit. Die Stimmen und Lichter kommen näher und ich höre auch diese verdammten Hunde wieder, aber wenn ich es noch ein Stück weiter schaffe…. na bitte. Zwanzig Meter sollten reichen, um meine Spuren ein wenig zu verwässern. Jetzt nur noch raus hier. Scheisse, sich an diesem Schlamm fest zu halten würde nicht funktionieren… Da! Der Ast hängt tief genug. Ich habe das nicht getan, um zu deutliche Spuren auf der anderen Seite zu hinterlassen. Gut, jetzt nichts wie weiter. Verdammt, meine Kleidung wiegt Tonnen. Warum habe ich nun „Besser du rennst“ im Kopf? Na, vielen Dank Subway to Sally… Ich renne weiter durch das immer dichter werdende Unterholz. Irgendwo hier muss doch ein Unterschlupf zu finden sein. Die Stimmen werden leiser. Sie scheinen in der falschen Richtung zu suchen. Trottel… als ob ich es mir so leicht gemacht hätte dem Bach stromabwärts zu folgen. Hoffentlich denken sie nicht bald dasselbe. Okay, immer weiter. Auf die Berge zu. Wenn ich es schaffe die südlichen Ausläufer vor dem Morgengrauen zu erreichen sollte ich sicher sein. Menschen sind bequem und die Mühe werden sie sich nicht machen. Wie ich schon denke… als ob ich keiner mehr von ihnen sei. Natürlich merke ich wie der nasse Stoff an mir zieht und wie Muskelkrämpfe bereits darauf warten mich wie hungrige Hyänen zu befallen sobald ich raste, aber ich spüre keine Erschöpfung oder Muskelübersäuerung. Fast als hätten sie recht und ich sei ein Tier. Der Himmel nimmt langsam ein dunkles Blau an und hinter den Bergen verblassen die Sterne. Gleich da. Nur noch ein paar hundert Meter… was zur???
SCHEISSE der Boden gibt nach! Ich sehe noch kurz das kleine Loch über mir ein wenig verblassenden Nachthimmel preisgeben und dunkler Basalt, der um mich herum aufwärts zu rauschen scheint, bevor ein dumpfer Aufschlag mir die Luft aus den Lungen treibt. Es… kann doch nicht… schon wieder Nacht werden…
Nach einer Weile erwache ich aus meiner Bewusstlosigkeit und habe nun die Möglichkeit mich umzusehen. Das kleine Loch, circa zehn Meter über mir, liegt genau im Einfallswinkel der Sonne. Wir müssen um Mittag herum haben. Ich fühle keinen Schmerz. Ich müsste eigentlich kriechen vor Schmerz und diversen Verletzungen und scheinbar habe ich nicht einmal einen Muskelkater. Was haben wir hier? Ja klar, sieht aus wie eine Höhle, aber was ist das? Hier waren Menschen. Zumindest vor langer Zeit. Was sind das für Zeichen an den Wänden? Sieht aus wie… eingeritzt…
Und das dort sieht aus wie ein Tisch…
Scheisse, ich weiß wo ich bin. Das ist so eine abgedrehte Opferscheisse oder sowas. Egal… ich werde erstmal hier bleiben bis sich der Mob beruhigt hat. Okay, lassen wir einmal Revue passieren was mich in diese Lage gebracht hat…
Muss jetzt eine Woche her gewesen sein als ich in dieser Kneipe war. Scheiss Tag und ein genauso mieser Abend. Das ist einer dieser Tage gewesen an denen nur noch Alkohol hilft. Normalerweise bin ich nicht der aggressive Typ, aber dann gibt es diese Momente in denen Wut unkontrollierbar in mir aufsteigt und alles was ich will ist zerreissen, zerfetzen… vernichten. Gut, das kennt bestimmt jeder und normalerweise kann ich das runterschlucken, aber an diesem Abend… Da war dieser Kerl in den Mittdreissigern der unentwegt an einem jungen Mädel in etwa in meinem Alter oder vielleicht auch schon Mitte Zwanzig war und sie fühlte sich immer unwohler.
Der Kerl war ein Tier. So um die eins neunzig groß und bestimmt eine Schulter breiter als ich. Allerdings kann man mit der Sorte Idiot ganz gut umgehen, wenn man Entschlossenheit zeigt und nur selbstsicher genug wirkt, also bin ich zu ihm hin und hab ihm gesagt er soll das Mädchen in Ruhe lassen. Klischeeszene, nicht wahr? Ja gut, was hätte schlimmstenfalls passieren können? Er hätte angepisst sein können und wäre laut geworden, was dazu geführt hätte das der Wirt ihn rausgeworfen hätte. Im günstigsten Fall hätte ich eventuell sogar bei dem Mädel landen können. Ich meine, sie war schon verdammt hübsch wie sie so da saß mit ihren endlos langen, dunklen Haaren, der zierlichen Statur, den dunklen Augen und ihrer porzellanenen Haut, also warum nicht? Das Ganze lief wie erwartet. Er pöbelte rum und meinte er würde mir hässlichen Hurensohn schon ordentlich die Fresse polieren käme ich ihm noch einmal dumm und dass es mich nichts anginge was er hier täte.
Das Mädel schien auf einmal ein wenig eingeschüchtert, wenn nicht sogar ängstlich was meinen Pseudoheldenmut natürlich nur noch mehr anspornte und mich dummerweise dazu brachte ihm zu sagen das er sich jetzt gefälligst verpissen sollte bevor ich ihm die Scheisse rausprügelte. Ja, der war gut, als ob ich diesen Trümmern erledigen hätte können, aber vielleicht hatte ihn das ja verunsichert und somit auch funktioniert. Was passierte lässt sich einfach erklären. Er hob die Faust, der Wirt fand das nicht lustig und ging dazwischen, das Mädel rannte raus und ich wusste das ich verkackt hatte. Der Typ wollte nicht aufhören Beleidigungen und Morddrohungen auszusprechen, also wurde er kurzerhand vor die Tür gesetzt. Verwunderlicher Weise ging er auch anstandslos, nicht jedoch ohne mich bitterböse anzuschauen. Nachdem er durch die Tür war wurde mir dann gesagt das ich gleich hinterher gehen kann, denn immerhin hatte ich diesen Mist ja vom Zaun gebrochen. Ich solle nur kurz warten, weil der Kneipier nicht wollte das wir oben auf der Straße direkt wieder aneinandergeraten. Was sollte es, der Abend war eh im Eimer und mit fünf Minuten Versatz habe ich mich dann auch vom Acker gemacht. Dann passierte natürlich was passieren musste. In einer kleinen Seitenstraße zwischen zwei Läden die ich eigentlich immer als Abkürzung nutzte, um zur Bahn zu kommen stand dann dieses Arschloch und pisste an eine Wand. Ich wollte mich noch schnell umdrehen und anders herum gehen in der Hoffnung er hätte mich nicht gesehen, aber natürlich hatte ich mal wieder Pech.
Eine Hand packte mich an der Schulter und schmetterte mich gegen die Betonwand bevor der erste Fausthieb in den Bauch mir sämtliche Luft aus den Lungen drückte. Ich weiß noch wie schrill der Penner gelacht hat und sagte das er bei der großen Fresse mehr erwartet hatte. Ich sah noch immer ein Flimmern vor den Augen als der zweite Schlag scheinbar spielend meine Nase brach und der Kerl meinte er hätte mir ja gesagt er bringe mich um. Das nächste was ich sah war nur ein aufblitzen von etwas metallischem bevor vier heisse Quellen puren, stechenden Schmerzes kurz aufeinander folgend in meinem Unterbauch explodierten. Ich war wie gelähmt als ich zu Boden sackte, der Kerl mir ins Gesicht spuckte und kichernd ging. Ich war gerade erstochen worden und auch wenn Ich in Bio nie der beste war wusste ich das es mindestens mal meine Leber erwischt hatte und aufgrund der immer kürzer werdenden, rasselnden Atemintervalle wohl auch Zwerchfell und Lunge. Wie lang war dieses scheiss Messer bitte sehr gewesen? Ich lächelte noch über die Ironie an der Sache das ich der Held sein wollte, der das Mädchen bekommen wollte und nun sterbend in einer vollgepissten Gasse lag. Mein Bewusstsein drohte immer wieder zu schwinden. Immer wieder wurde mir schwarz vor Augen, doch bei einem Blick zum Ende der Gasse war mir so als stünde dort ein Mann. Hut, langer Mantel, langer Wanderstock mit einer Art geschnitzten Tierkopf oben drauf, langer Bart und Haar… naja gut… dann werde ich wohl gleich, wenn es vorbei ist von einem Penner gelootet werden. Gibt wohl schlimmeres. Ich fragte mich noch ob die Gasse schon vorher so neblig war als ich noch einmal hinzusehen versuchte und der Mann verschwunden war. Stattdessen fiel mir langes, dunkles Haar ins Gesicht und ein paar wunderschöner dunkler Augen sah mich besorgt an. Das Mädchen aus der Kneipe. Sie hatte mich gefunden. Wenigstens musste ich nicht allein abkratzen, umso besser, wenn man dabei nicht nur ansehnliche Gesellschaft, sondern auch noch den eigentlichen Grund dafür vor Augen hat. Nur wie immer, wenn es gerade rund läuft… auf einmal fuhr ein scharfer erneuerlichem Schmerz durch meinen Bauch.
Die irre Schlampe hatte gerade ernsthaft ihre Finger in meine Wunde gedrückt!
Als nächstes hielt sie ein Messer in der Hand das mehr Ähnlichkeit mit einem Buschmesser hat und schlitzte mein Shirt auf. Der erste Gedanke war „Klasse, ich bin dir also noch nicht tot genug“. Direkt danach und weiterhin ohne ein einziges Geräusch schnitt sie sich in die Hand und… mischte… ihr Blut mit meinem. Sie schrieb hektisch Zeichen auf meine Brust und eines auf mein Gesicht und jetzt wo ich darüber nachdenke ähnelten sie ziemlich denen hier in der Höhle. Danach wurde mir schwarz vor Augen. Als ich wieder zu mir kam lag ich in trübem Morgenlicht noch immer in der Gasse. Keine Ahnung wie viele Menschen wohl an mir vorbeigelaufen sind, aber natürlich hatte mal wieder kein Schwein angehalten. Ich war allein. Sogar das Mädchen aus der Kneipe hatte nicht einmal einen Krankenwagen gerufen. Dann sah ich wieso. Die Stichwunden und auch die Zeichen waren weg. Bei den Stichen war ich mir sicher, aber die Zeichen und das Mädchen und auch der alte Mann hätten auch gut die Fantasie eines Sterbenden gewesen sein können. Dennoch… irgendwie hätte es auch wahr sein können. Ich spüre noch immer das sie etwas mit meiner Heilung und dem was danach kam zu tun gehabt haben könnte. Ebenso der alte Mann. Was dann passieren sollte war allerdings mal richtig abgedrehte Scheisse. Ich bin nach Hause und definitiv nicht auf Arbeit gegangen. Erst eine heisse Dusche, dann Essen und dann wollte ich das zu Ende bringen was ich in der vergangenen Nacht begonnen hatte. Mir einen saufen! Ich hatte mir noch ein wenig sinnlosen Netflix Mist gegeben und war in der Abenddämmerung los, aber ich sollte es gar nicht erst in eine Bar schaffen. An der Bahnhaltestelle lief ich geistesabwesend in jemanden hinein und die Stimme lies mich innerlich sofort zu Eis erstarren. Diese Stimme, die mir gestern noch sagte, sie mache mich kalt sagte jetzt ich soll gefälligst aufpassen und tatsächlich drehte sich der Brocken von gestern zu mir um. Schlagartig wurde er bleich und stotterte. Er hatte mich umgebracht und das könne nicht sein und dergleichen mehr, doch ich hörte ihn nur halb. Ich hatte mit anderem zu kämpfen, denn dieser Wunsch ihm weh zu tun war tausendmal intensiver als ich ihn je zuvor gespürt hatte. Ich spürte nicht nur diese saure Woge aus Zorn in mir aufwallen, sondern eine regelrechte Springflut aus Hass und blinder Wut drohte mein Bewusstsein fort zu spülen. Ohne genau zu wissen was ich da tat holte ich aus und donnerte ihm meine Faust frontal mit einer unmenschlichen Geschwindigkeit mitten im die stammelnde Fresse. Ich spürte wie seine Zähne splitterten und meine Knöchel zerkratzen und es war mir egal. Neben der Wut war da noch etwas anderes.
Euphorie.
Ich wunderte mich nicht einmal über meine neu gewonnene Kraft oder diese enorme Geschwindigkeit, ich freute mich nur umso mehr als meine andere Faust seine Nase deformierte und warmes, dunkles Blut direkt in mein Gesicht spritzte. Ich konnte gar nicht anders als zu grinsen. Es ist mir unbegreiflich, aber diese Explosion and brachialer Gewalt und seine Unfähigkeit sich gegen mich zu verteidigen versetzte mich in einen regelrechten Wahn als ich ihn am Kragen packte und überwarf. Er lag völlig benommen vor mir im Dreck als ich mich über ihn warf und auf seine Oberarme kniete. Er versuchte sich zu wehren, mich abzuschütteln und mir irgendwie zu entrinnen, aber aus irgendeinem Grund konnte er sich mir nicht entwinden. Voller kranker Verzückung beobachtete ich wie er in einem Meer aus Panik ertrank und um Gnade bettelte bevor meine Schläge von neuem immer wieder und wieder in seinen Schädel krachten. Nach den ersten fünf oder sechs Schlägen spürte ich wie ich sein Bewusstsein irgendwo in die Regionen seines Hirnstamms zurück geprügelt hatte, nach den nächsten vier wie der erste seiner Schädelknochen brach. Ich weiß nicht wie oft ich auf ihn einschlug, aber als die Wut endlich abebbte war sein Kopf praktisch nicht mehr vorhanden, sondern nur noch eine undefinierbare grau rote Masse gespickt mit Knochensplittern. Blaulicht und Sirenen holten mich wie ein grausiger Wecker nach einer durchzechten Nacht in die Realität zurück und aus irgendeinem Grund rannte ich. Der Mob, der einfach nur schaulustig und blutgeil drum herumgestanden hatte, jagte mir nun gemeinsam mit den Polizisten nach. Ich schaffte es zum Stadtrand und darüber hinaus in die Wälder und den Rest brauche ich mir nicht noch einmal vor Augen führen.
So eine Scheisse… ich weiß nicht einmal was in diesem Moment mit mir los war. Was solls… ich sollte mich noch ein wenig ausruhen. Ich bin plötzlich sehr müde und die Zeichen um mich herum scheinen ihren Teil dazu bei zu tragen. Dieser Altar ist auf einmal sehr gemütlich. Wer hätte gedacht das ich Stein, wenn ich einmal darauf liege bequem finden würde? Ich kann… die Augen kaum aufhalten…
Leuchten die Zeichen? Das kann… nicht…
Sind die auf… meiner Brust wieder da?
Was… geschieht hier? Steht da… ein Mann mit Wanderstock… in der Ecke? Was sagt er? Was ist ein… Berserker?