Der Wahrsager
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ich hasse es umzuziehen. Ich meine, es gibt viele Menschen, die es schlimmer haben und die alle ein bis zwei Jahre wegziehen und noch einmal ganz neu anfangen müssen. Vor nicht all zu langer Zeit, habe ich mich endlich nach einem Studium umgesehen. Ich war damit ziemlich spät dran und hoffte deshalb, wenigstens irgendwo von einer Universität eine Zusage zu bekommen.
Und nach einer Weile, bekam ich tatsächlich eine Mail von einer Uni, die circa fünfhundert Kilometer von meinem jetzigen Wohnort entfernt lag. Natürlich freute ich mich, aber als mir dann wirklich Bewusst wurde, dass kein Weg dran vorbeiführte, aus dem Haus meiner Eltern auszuziehen, war meine Vorfreude auf die Uni zu gehen fast gänzlich dahin. An dem Tag, an dem ich auszog, verabschiedete ich mich unter Tränen von meinen Eltern. Es war wirklich ein seltsames Gefühl, von dem Ort, an dem man seine gesamte Kindheit verbracht hat wegzuziehen. Aber mir blieb keine andere Wahl.
Die Studentenwohnung in welche ich einzog, war nicht gerade die gepflegteste. An manchen Stellen blätterte bereits die Tapete von den Wänden und an der Decke bildeten sich bereits dunkle Wasserränder. Ich hasste es hier und begann von Zeit zu Zeit zu bereuen, dass ich der Uni zugesagt hatte. In den nächsten Tagen versuchte ich so gut es ging meine Wohnung zu meiden und mir dafür die Umgebung anzusehen.
Es war eine kleine Stadt in die ich zog aber sie hatte trotzdem einige wirklich schöne Orte. Am meisten jedoch mochte ich den kleinen Park, welcher nicht weit von meiner Unterkunft entfernt war. Ich begann dort mehr Zeit zu verbringen, als ich es in meiner Wohnung tat. Ich setzte mich oft in den Pausen zwischen den Unterrichtsstunden auf eine der vielen Bänke in der Sonne und aß dort mein belegtes Brot, welches ich mir immer bei einem kleinen Bäckerladen holte, zum Mittag. An den Wochenenden nahm ich oft sogar meine Tasche mit meinem Laptop mit in den Park um dort zu lernen. Tag für Tag traf ich dort dieselben Leute, mit denen ich mich später auch anfreundete.
Deshalb verwunderte es mich als eines Tages in der Mittagspause, ein mir unbekannter älterer Mann auf der Bank saß, auf welche ich mich sonst setzte.
Ich machte mir nichts daraus, da die Bänke für jeden frei zur Verfügung waren und setzte mich auf die Bank, die Gegenüber des Mannes stand. Als ich gerade meinen Laptop auspacken wollte, bemerkte ich wie eine Frau zu dem Mann ging. Sie gab ihm einen Euro und plötzlich sagte der Mann mit einer leisen heißeren Stimme: „Brot“. Ich war verwundert darüber was die Frau ihn gerade gefragt hatte, bis ich das aus Pappe gebastelte Schild sah, welches neben dem Mann aufgestellt war. Auf dem Schild stand: Wahrsage, 1€.
Ich war mir nicht sicher, was ihr der Mann wohl mit Brot vorhergesagt hatte und musste sogar etwas schmunzeln. Dann ging ein junger Mann zu dem angeblichen Wahrsager und hielt ihm einen Euro hin. Er nahm ihn dankbar an und es dauerte eine Weile, bis der junge Mann eine Antwort bekam. Der alte Mann sagte zu ihm: „Kind“. Ich war verwundert aber dachte mir, dass der junge Mann wohl bald ein Kind bekommen würde. Mit jeder weiteren Person die zu dem Mann trat, wurde ich immer neugieriger. „Huhn“, „Salat“, „Fisch“.
Ich machte mir eigentlich nicht viel aus Wahrsagerei aber wollte trotzdem einmal selbst sehen was der Mann wohl zu mir sagen würde. Ich stand also auf und kramte einen Euro aus meiner Tasche. Ich hielt ihm dem Mann hin und er nahm ihn mit einem lächeln entgegen. Ich war irgendwie aufgeregt als der Mann den Euro einsteckte und eine Weile überlegte. Schließlich schaute er mich an und sagte nur „Brot“. Es war das gleiche wie bei der Frau vorhin. In der Hoffnung er würde noch irgendetwas anders sagen, hielt ich ihm erneut einen Euro hin. Er nahm ihn zu sich und sagte erneut: „Brot“. Etwas enttäuscht und auch wütend auf mich selber, dass ich zwei Euro für irgend so ein Gefasel ausgegeben hatte, nahm ich meine Tasche und setzte mich wieder auf die Bank.
Ich schaute auf meine Uhr und merkte, dass ich fast meine ganze Mittagspause damit verbracht hatte einem alten Mann der sich als Wahrsager ausgab zuzuhören. Ich stand also auf und lief zur Bushaltestelle neben dem Park um mit dem Bus für wenige Minuten zurück zur Uni zu fahren. Als ich mich neben das Schild mit dem großen H stellte, merkte ich, dass nur einige Meter entfernt von mir, der junge Mann von vorhin ebenfalls auf den Bus wartete.
Und da fiel mir wieder ein was der alte Mann zu ihm gesagt hatte. Ich versuchte irgendwie einen Zusammenhang zwischen all diesen Dingen, die der alte Mann sagte herzustellen. Doch zunächst fiel mir nichts ein. Und als ich so überlegte, sah ich den Bäckerladen an dem ich mir zuvor wie üblich ein belegtes Brot geholt hatte. Und da wusste ich es. Der alte Mann hatte mir gesagt, was ich als Letztes gegessen hatte. Es machte alles Sinn. „Brot“, „Huhn“, „Fisch“. Er wusste also was all diese Leute als Letztes aßen.
Nur eines verängstigte mich sehr. Wenn der alte Mann vorhersagte, was wir als Letztes gegessen hatten, warum sagte er zu dem jungen Mann dann „Kind“?