Seit nun schon ca. 15 Jahren unterstützte ich Meeresbiologen und Forscher bei ihren Meeresexpeditionen. Ich hatte bereits mehrere hundert Unterwasser-Ausflüge hinter mir und es faszinierte mich, immer wieder neue Geschöpfe und Pflanzen zu entdecken und kennenzulernen.
Auf dem heutigen Plan stand ein Tauchgang in den Marianengraben. Erst vor kurzem hatte ein von den Zeitungen ernannter Abenteurer es geschafft, als einer der ersten Menschen der Welt an den Grund der ca. 11.000 Meter tiefen Meeresschlucht zu gelangen. Vorher waren viele Expeditionen aufgrund von Unfällen vorzeitig beendet worden und fehlgeschlagen.
Ein Großteil der Taucher unterschätzte den Unterwasserdruck sowie die auftretende Orientierungslosigkeit in der Tiefe. Sie wussten nicht mehr, wo oben und unten war, verschwammen sich in der Dunkelheit des Meeres, bis sie allmählich wegen mangelnder Sauerstoffzufuhr langsam und voller Bewusstsein erstickten. U-Boot-Wände platzten in der Tiefe auf, weil
Seit nun schon ca. 15 Jahren unterstützte ich Meeresbiologen und Forscher bei ihren Meeresexpeditionen. Ich hatte bereits mehrere hundert Unterwasser-Ausflüge hinter mir und es faszinierte mich, immer wieder neue Geschöpfe und Pflanzen zu entdecken und kennenzulernen.
Auf dem heutigen Plan stand ein Tauchgang in den Marianengraben. Erst vor kurzem hatte ein von den Zeitungen ernannter Abenteurer es geschafft, als einer der ersten Menschen der Welt an den Grund der ca. 11.000 Meter tiefen Meeresschlucht zu gelangen. Vorher waren viele Expeditionen aufgrund von Unfällen vorzeitig beendet worden und fehlgeschlagen.
Ein Großteil der Taucher unterschätzte den Unterwasserdruck sowie die auftretende Orientierungslosigkeit in der Tiefe. Sie wussten nicht mehr, wo oben und unten war, verschwammen sich in der Dunkelheit des Meeres, bis sie allmählich wegen mangelnder Sauerstoffzufuhr langsam und voller Bewusstsein erstickten. U-Boot-Wände platzten in der Tiefe auf, weil sie dem Druck des Meeres nicht standhielten. Besatzungen wurden wegen fehlendem Druckausgleich zerquetscht… So viele Unfälle, die mich in meinem Vorhaben stark verunsicherten.
Ich wurde einer dreiköpfigen Crew zugewiesen, bestehend aus zwei schlanken, bärtigen Männern und einer muskulösen, kurzhaarigen Frau. Alle drei nahmen mich herzlich in ihr Team auf, begrüßten mich und stellten sich als Thomas, Ralf und Viviane vor. Sie schüttelten mir die Hand und erklärten hochmotiviert von ihrem Vorhaben: Sie glaubten eine neue Schneckenart an den Felswänden des Marianengraben finden zu können, oder so ähnlich. Jedenfalls war es ihnen nicht daran gelegen, bis zum Grund des Meeres zu tauchen, was mich etwas beruhigte.
In einem extra für mich angefertigten Taucheranzug stieg ich als erste in das U-Boot und zwängte mich durch einen engen Gang mit allerlei technischen Geräten vor zur Zentrale des Unterwasser-Schiffes. Dort machte ich es mir auf dem rechten Sitzplatz bequem und schaffte mir einen Überblick über das Steuerpult. Viele beleuchtete Knöpfe mit kurzen Beschreibungen waren zu sehen, ein paar Hebel und ein Unterwasser-Radar. Hiermit müsste ich arbeiten können.
Der Rest der Crew hangelte sich durch das Boot, kontrollierten noch ein letztes Mal die Maschinen- und Ruderräume vor dem Start und setzten sich dann ebenfalls zu mir in die Zentrale. Per Funk waren wir mit Julia, meiner Kollegin aus dem Büro, verbunden. Sie würde uns über wichtige Temperatur- oder Druckschwankungen informieren, sowie über sich nähernde Wale oder Haie, die es hier zu Genüge gab.
Der Motor startete und das Funkgerät rauschte. Julia erklärte uns, dass alles wie gewünscht funktionierte und wir die Expedition nun starten könnten. Innerhalb weniger Sekunden tauchten wir ins dunkle Schwarz des Meeres hinab. Durch die Frontkamera des U-Bootes und kleinen Bildschirmen am Rande des Steuerpultes konnten wir unsere Umgebung erkunden.
Wir erreichten in ca. 6000 Meter Tiefe eine Verengung, die man mit einer kleinen Schlucht gleichsetzen konnte. Wir lenkten das U-Boot unter Anweisung von Julia behutsam durch den Schlitz der Felsen, so lange, bis wir wieder ein weites und nahezu unendliches Wasserfeld erblickten. Wir drehten und manövrierten das Schiff durch die Dunkelheit, um nach einer Wand oder einem Felsen zu suchen, an dem die gesuchte Schneckenart zu finden sein sollte. Nach einer gefühlten Ewigkeit stießen wir auf unser Ziel.
Vor uns erstreckte sich ein riesiger, bestimmt 15 Meter großer, rundlich gewölbter Fels. Der feine Sand hatte seine Oberfläche geschliffen, sodass er glatt wie Marmor wirkte. Durch das Scheinwerferlicht unseres Bootes schien der Stein zu glitzern und zu glänzen. Bunte Farben reflektierten sich auf seiner Oberfläche, als würde er aus Abertausenden von winzigen Edelsteinen bestehen.
Sowohl die Crew als auch ich waren uns einig: So etwas Schönes und Atemberaubendes hatten wir noch nie gesehen. Keinerlei Algen oder Seetang setzten sich an dem Felsen fest und auch kleine Fische schienen sich nicht an ihm zu interessieren. Wir staunten mit offenem Mund und großen Augen, während wir etwa 3 Meter von der Steinwand entfernt weiter und weiter hinab tauchten. Unsere bewundernde Stille wurde durch das leise Rauschen des Funks unterbrochen.
„Julia, seht ihr das oben auch?“, fragte ich vollkommen überwältigt. „Dieser Fels ist wunderschön! Sowas habe ich noch nie zuvor gesehen! Es ist atemberaubend!“, schwärmte ich weiter und konnte meine Aufregung kaum zurückhalten. Auch die Crew labte sich an der Schönheit dieses Fundes und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
„Ja, ich sehe es auch.“, antwortete Julia. „Aber ich muss dich enttäuschen…“, setzte sie fort und ich schluckte mit böser Vorahnung. „Das vor euch ist kein Fels…. Es ist ein Auge.“
written by Sunshinegirlie