Die Klänge der Tiefe
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Als das statische Tauchen eingesetzt hatte, war die gesamte Besatzung still. Bei diesem Vorgang wurden die Ballasttanks mit Wasser gefüllt und das schwere Schiff tauchte hinab. Unser Steuermann, Henry Folk bestätigte den erfolgreichen Tauchgang. Wir waren eine kleine Mannschaft, bestehend aus vier Forschern, zwei Steuermännern und einem Kapitän und hatten den Auftrag bekommen den Meeresgrund nach Kriegswracks abzusuchen. Dafür wurde uns ein U-Boot bereit gestellt, welches uns mit Nuklearantrieb durchs Wasser schob. Für Manöver könnte auch ein elektrisch betriebener Hilfsantrieb benutzt werden, der aber von Hand betrieben werden müsste. Sauerstoff und Trinkwasser konnten durch Elektrolyse aus dem Meerwasser gewonnen werden, dies ermöglichte uns monatelang unter Wasser zu bleiben. Das Logbuch wurde von mir schriftlich sowie auf Tonband geführt. Das Kochen übernahm Herr Ludwig Braun. Er war ein talentierter Koch und dazu noch ein sehr anerkannter Wissenschaftler, der uns ausgewählt hatte. Hans war mein jahrelanger geschätzter Arbeitskollege und wir hatten mittlerweile eine angenehme Bekanntschaft entwickelt. Karl Weber, Experte für Kriegswissenschaften, war sehr zurückhaltend. Die restlichen drei Männer der Mannschaft hatte ich nur flüchtig beim ersten Treffen kennengelernt. Das Putzen wurde im Wechsel übernommen.
Logbucheintrag am 5. Juli 1957
Mannschaft: Ludwig Braun, leitender Wissenschaftler Hans Wilhelm, Fachbereich: Meeresbiologie Edward Förster, Fachbereich: Meeresbiologie Karl Weber, Fachbereich: Kriegswissenschaft Henry Folk, erster Steuermann Johannes Schmidt, zweiter Steuermann Eric Krüger, Kapitän
Status der Besatzung: Anwesend, wohlauf
Der Abstieg ist reibungslos verlaufen. Die Vorräte wurden geprüft von Karl Weber und waren vollständig. Die Mannschaft ist bei guter Laune. Wir konnten heute einige Meilen hinter uns lassen, dennoch haben wir noch kein Wrack auffinden können. Nach den ersten 12 Stunden hat Johannes Schmidt, Henry Folk abgelöst.
Logbucheintrag am 6. Juli 1957
Status der Besatzung: Anwesend, wohlauf
Wir haben heute viele weitere Meilen hinter uns gelassen, hatten aber immer noch kein Glück. Die Schicht der Steuerung wurde planmäßig eingehalten.
Logbucheintrag am 7. Juli 1957
Status der Besatzung: Anwesend, wohlauf
Nach diesen vielen Meilen sind wir nun endlich auf ein Flugzeugwrack gestoßen. Es ist in einem miserablen Zustand. Das Wrack hat die Kennzahl 1.F-116 und ist auf der Karte gekennzeichnet.
Logbucheintrag am 7. Juli 1957
Status der Besatzung: Anwesend, wohlauf
Es ist mitten in der Nacht. Herr Schmidt wandelt herum, während er schläft und klopft an jede Tür. Amüsant für alle wachen Mannschaftsmitglieder.
Logbucheintrag am 8. Juli 1957
Status der Besatzung: Anwesend, wohlauf
Wir sind auf ein weiteres Wrack gestoßen. Es scheint sich um ein Beschattungsboot zu handeln, laut Herrn Weber. Wracknummer: 1.BB-467. Es ist wahrscheinlich gekentert. Hoffentlich wurden die Menschen gerettet. Ich werde nun nur noch Wracks dokumentieren.
Logbucheintrag am 12. Juli 1957
Status der Besatzung: Anwesend, wohlauf
Wir haben heute einen erstaunlichen Fund gemacht. Diesen Koloss, den wir heute gefunden haben, scheint noch aus dem ersten Weltkrieg zu stammen. Die Algen haben den kompletten Stahl besetzt. Des Weiteren haben wir einen kleinen Spalt gefunden, dem wir jetzt folgen. Wracknummer: 1. FT-906 auf der Karte.
Logbucheintrag am 17.Juli 1957
Status der Besatzung: Anwesend, wohlauf
Wir sind viele Meilen dem Spalt gefolgt, der sich in einer riesigen Schlucht auftat. Hans ist voller Euphorie und gespannt was sich dort unten alles auffinden lässt. Seine Worte: Das ist wirklich atemberaubend, vielleicht werden wir auch eine neue Lebensform entdecken. Eric Krüger ordnete an weiter zu tauchen. Auch wenn es nicht wichtig ist. Herr Schmidt ist heute erneut gewandelt und hat, während er an die Türen klopfte, unverständliche Worte gefaselt. Ich sorgte mich etwas, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass Herr Schmidt einen erholsamen Schlaf haben würde, um in wenigen Stunden wieder das Steuer zu übernehmen.
Logbucheintrag 1957
Status der Besatzung: Anwesend, wohlauf Irgendein Spaßvogel hat den Kalender verändert. Ich kann mich ohne ihn nicht orientieren. Meine Vermutung ist, dass es Herr Schmidt war, während er schlafwandelte. Ich kann nicht mehr unterscheiden, ob es Tag oder Nacht ist. Das Abtauchen in die Schlucht macht es auch nicht besser, auch wenn Kapitän Krüger die Beleuchtung für Außen eingeschaltet hat.
Logbucheintrag 1957
Status der Besatzung: Anwesend, wohlauf
Wir haben ein weiteres Wrack gefunden. Das kleine Boot befand sich auf einem Vorsprung und war durch die Beleuchtung weit aus besser zu betrachten. Der Bug war beschädigt. Herr Weber bestätigte mir, dass es aufgelaufen war. Mir stellt sich nur die Frage wo, auf der Karte waren keine Felsen eingezeichnet. Wracknummer: 2.BB- 351 auf der Karte.
Logbucheintrag 1957
Status der Besatzung: Anwesend, wohlauf
Ich habe die umliegenden 100 Meilen um dieses Wrack auf der Karte kontrolliert, um zu prüfen wo es aufgelaufen war. Doch ich habe keine sinnvolle Erklärung dafür. Nach einer wilden Diskussion zwischen Herrn Ludwig Braun und mir zog ich mich in meine Kajüte zurück. Hans, der Schleimer, hat die Argumente von Herrn Braun noch verteidigt.
Logbucheintrag 1957
Status der Besatzung: Anwesend, wohlauf
Die Schicht wurde heute nicht planmäßig eingehalten. Meine Sorgen wurden bestätigt. Herr Folk musste ganze zwei Stunden länger steuern. Herr Schmidt wirkte sehr müde. Ich hielt mich in seiner Nähe auf, um sicher zu gehen, dass er nicht einschlief. Wenn das Schiff nicht gesteuert wird, könnte es an Höhe gewinnen, oder noch weiter in die Dunkelheit sinken.
Logbucheintrag 1957
Status der Besatzung: Anwesend, wohlauf Herr Schmidt wurde wieder abgelöst. Die 12 Stunden waren schon rum. Auch wenn ich mich nicht mehr auf den Kalender verlassen konnte, war die Uhr doch zuverlässig. Als ich Herrn Folk mehrmals ansprach, antwortete er nicht auf meine Frage, ob er nicht wüsste wie viele Tage vergangen wären.
Logbucheintrag 1957
Status der Besatzung: Anwesend, wohlauf
Es sind nach meinem Gefühl ein paar Tage vergangen. Ich weiß es nicht mehr. Wir sinken immer noch. Wie tief ist dieser Graben? Man merkt der Besatzung langsam an, dass sie es bereuen hier hinab getaucht zu sein. Ich habe das Gefühl, dass sich das U-Boot zusammenzieht. Hält es diesem Druck überhaupt stand?
Logbucheintrag 1957
Status der Besatzung: wohlauf, weiteres im Text
Herr Schmidt ist verschwunden. Ich hatte geschlafen und als ich aufwachte, herrschte Unruhe auf dem Schiff. Er war nicht aufzufinden. Der Rest der Mannschaft ist wohlauf, aber besorgt. Kapitän Eric Krüger musste nun den Entschluss fassen, dass wir das Risiko eingehen müssten zu fallen oder zu steigen. Herr Folk konnte nicht die ganze Zeit arbeiten. Meine Bitte wieder aufzutauchen wurde völlig ignoriert.
Logbucheintrag 1957
Status der Besatzung: wohlauf
Ich höre, wenn ich schlafen möchte, Herrn Schmidt an die Türen klopfen, aber wenn ich nachschaue finde ich ihn nicht. Ich werde das Tonband beim nächsten Mal mitnehmen. Ich glaube Hans hört ihn auch. Er sieht nicht gut aus. Aber wenn ich ihn darauf anspreche, spricht er nicht, sondern faselt auch merkwürdiges Zeug. Wenn ich es richtig verstanden habe war es: Die Tiefe, sie wird uns erlösen. Wracks haben wir bis jetzt keine mehr gefunden.
Logbucheintrag 1957
Status der Besatzung: wohlauf
Ich konnte endlich Schlaf finden. Doch dann hämmerte jemand gegen meine Tür. Hans stand vor meiner Tür und starrte mich an als würde er in einen leeren Raum schauen. Dann zog er weiter zur nächsten Tür. Auf mein Rufen reagierte er nicht.
Logbucheintrag 1957
Status der Besatzung: wohlauf
Ich habe langsam das Gefühl das Schiff hält dem Druck nicht mehr stand. Der Stahl ächzt unter der Belastung. Kapitän Krüger meint: Herr Förster, ich bitte Sie. Ich denke, ich kenne dieses Schiff besser als Sie. Die Stimmung auf dem Schiff hatte sich nach dem Verschwinden von Herrn Schmidt komplett verändert. Allesamt waren gereizt. Das Essen, welches Herr Braun zubereitete schmeckte auch nicht mehr. Hans hält sich nur noch auf den Zwischengängen auf und klopft an den Türen. Ob er schläft oder wach ist kann ich nicht mehr sagen. Wenn ich morgen aufstehe werde ich den gesamten Tagesablauf dokumentiert.
Aufnahme von Edward Förster:
„Ich weiß nicht mehr welchen Tag wir haben, oder ob es hell oder dunkel ist. Ich hoffe man kann mich überhaupt verstehen. Hans schlägt sehr hart an die Türen und der Stahl fängt an zu knacken. Alles ist so furchtbar laut.” , dokumentierte Edward und seufzte. Seine Stimme wurde die gesamte Zeit von den dumpfen Schlägen, die Hans verursachte begleitet und diese wurden mit jedem mal lauter. Edward stampfte zur Tür, an der Hans eben noch war. „Verdammt nochmal. Hans kannst du es endlich unterlassen.“, Edward verstummte kurz und brach dann in Panik aus,“ Hans hör auf. Bitte. Hör auf.“ Das Tonband zeichnete weitere Hilferufe auf, dann verschwanden die Stimme in der Ferne und das Knacken des Stahls war nur wahrzunehmen.
Logbucheintrag 1957
Hans hat seinen Kopf an die Türen geschlagen. Er befindet sich jetzt im Krankenzimmer. Herr Weber scheint noch die Fassung zu behalten. Er hat sich sogar bereit erklärt auf Hans zu achten. An jeder Tür klebt ein großer Blutfleck. Herrn Krüger kümmert das nicht. Er will weiterhin auf Kurs bleiben. Henry Folk spricht auch nicht mehr. Er sitzt stumm vor den Steuergeräten. Ich versuche jetzt nicht mehr so viel aufzunehmen. Mein Tonband geht zur Neige.
Zweite Aufnahme von Edward Förster:
„Herr Weber scheint eingeschlafen zu sein und Hans hatte sich zur gleichen Zeit wieder aufgerappelt und hatte mich erneut aus dem Schlaf geholt, indem er seinen Kopf nun an jede Stahlwand schlägt. Ich habe mein Zimmer abgeschlossen.“, sagte Edward mit zitternder Stimme, ,, Ich weiß nicht wie lange ich das noch aushalte. Das Krachen und die Schläge von denen ich weiß, jeder weitere könnte sein letzter sein.“ Das Tonband nahm die Hintergrundgeräusche deutlich auf, die dann von Edwards krankem Lachen übertönt wurden. ,, Vielleicht ist es besser, wenn du stirbst, Hans.“, grölte er und schlug auf den Tisch, ,,Stirb endlich, du elender Bastard. Stirb.“ Edward fing sich Luft schnappend wieder und fuhr fort: ,, Ich höre seit heute eine Stimme. Sie klingt wunderschön. So sanft. So lieblich.“ Nach einer kurzen Pause summte Edward eine Melodie und ging danach in Gesang über: ,, Die Tiefe, sie wird dich erlösen. Die Tiefe, sie wird dich erlösen. Zart und ungehört. Sie wird deine Lungen fluten und deine Schreie ersticken. Zart und ungehört. Die Tiefe, sie wird dich erlösen. Sie wird deine Knochen brechen und dich zerquetschen. Zart und ungehört.“ Edward lachte erneut krankhaft. Dann zerbrach der Stahl und es wurde, nachdem das Wasser die Kajüten geflutet hatte, still. Das U-Boot sank sanft auf den Meeresgrund und erzeugte dabei einen Sturm aus Sand, der aufwirbelte und sich dann langsam wieder legte.