
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ich verfluchte Dan innerlich dafür, dass er schon wieder vergessen hatte, den Müllsack hinauszubringen. Und an wem blieb es mal wieder hängen… richtig, an mir!
Keuchend schleppte ich den schweren Müllsack quer über den Hinterhof zu den großen Mülltonnen. Mit einem kräftigen Ruck warf ich den Sack in die bereits überfüllte Öffnung der Tonne. Ich klopfte mir die Hände an meiner Hose ab und wischte mir den Schweiß von der Stirn. So, das wäre dann auch geschafft, dachte ich stumm.
Doch natürlich ließ der nächste Ärger nicht lange auf sich warten. Die Tür, durch welche ich in den Hinterhof gelangt war, war zugefallen und ließ sich von außen nicht wieder öffnen. Wütend und schnaufend begab ich mich zur Vorderseite des Hauses. An der Haustür angelangt suchte ich nach meinen Schlüsseln in meiner Hosentasche. Als ich nicht fündig wurde, ergriff mich eine leichte Panik, aber auch beim erneuten Hinsehen war der Schlüssel weg. „Gut, kein Grund zur Panik, dann klingle ich eben, irgendeiner wird schon zuhause sein.“
Wir lebten seit gut einem Jahr in diesem Mehrfamilienhaus. Ich starrte auf die Klingeln und betete innerlich, einer möge mir aufmachen. Natürlich war keiner zuhause. Ich ging einen Schritt zurück und blickte zu dem Haus hinauf in der Hoffnung, irgendein Lebenszeichen zu sehen. Aber vergeblich…
Mir blieben also zwei Möglichkeiten. Entweder wartete ich, bis Dan nach Hause kommen und mich belustigt empfangen würde, oder ich würde mich selbst auf die Suche nach meinen Schlüsseln begeben. Die Entscheidung war schnell getroffen einerseits, da ich mir sicher war, die Schlüssel eingesteckt zu haben, andererseits, da ich mir doch sehr lächerlich in meinen Hausschuhen mit Häschen-Ohren vorkam.
Ich ging zurück zum Hinterhof und suchte den Weg ab, den ich zuvor genommen hatte. Ich fand die Schlüssel aber nicht. „Vielleicht sind sie mir aus der Tasche gefallen, als ich den Müllsack in die Tonne geworfen habe.“ Also bückte ich mich und suchte den Boden ab. Plötzliche schrak ich auf, ich hörte ein Rascheln ganz in meiner Nähe. „Reiß dich zusammen, es ist bestimmt nur ein Marder, der den Müll nach Essensresten durchsucht.“ Ich atmete ein paar Mal tief durch und setzte meine Suche fort.
Da schon wieder ein Geräusch, aber diesmal hört es sich nach dem Klimpern von Schlüsseln an. Verwirrt schaute ich hoch. Ich musste einen Schrei unterdrücken. Vor mir stand eine kleine Gestalt, gehüllt in ein vergilbtes Leinentuch.
„Oh Gott, Lara, hast du mich erschreckt! Hat man dir nicht beigebracht, dass man sich nicht so an Leute anschleichen darf… Naja, du hast wenigstens meine Schlüssel gefunden. Komm, ich bringe dich mit rein, sonst macht sich deine Mutter noch Sorgen um dich!“ Lara war die kleine Tochter der Familie, die unter uns mietete. Sie ist das einzige Kind im Haus und muss sich daher schrecklich langweilen, dachte ich stumm bei mir.
„Möchtest du nicht diesen alten Fetzen ablegen, der muss ja unheimlich stinken?“, fragte ich sie schmunzelnd. Lara sagt nichts, sie schüttelte nur den Kopf. Na gut, dachte ich mir, jeder so, wie er mag.
Als wir beinahe den halben Hinterhof durchquert hatten, hörte ich in der Ferne Autotüren knallen. Dann sah ich Miss Evans, Laras Mutter, wie sie zur Haustür eilte. Gerade wollte ich ihr zurufen, dass ihre Tochter bei mir sei und sie sich keine Sorgen machen müsse. Doch mir blieben die Worte im Halse stecken, als ich Lara hinter ihrer Mutter herlaufen sah. „Wie ist das möglich?“. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter. Langsam drehte ich mich um und blickte die Gestalt mit dem Leinentuch an, welche immer noch hinter mir stand.
„Aber… Wer bist du?“, fragte ich mit zitternder Stimme. Ich habe keine Antwort erwartet. Meine linke Hand schob sich wie automatisch nach vorne. Meine Finger umschlossen den kratzigen Stoff und behutsam zog ich diesen beiseite. In diesem Augenblick habe ich mir so ziemlich alles vorgestellt, was mich nun erwarten würde. Doch es war nicht ansatzweise so grauenhaft wie jenes, was dann geschah.
Das Leinentuch lag nun am Boden und ich sah… nichts. Doch bevor in meinem Körper Erleichterung aufkommen konnte, spürte ich, wie etwas in mich eindrang und mich aus meinem Körper drückte.
Seit diesem verfluchten Tag beobachte ich es vom Hinterhof aus. Das Ding, welches nun von meinem Körper Besitz ergriffen hat. Ich sehe, wie es morgens aus dem Haus geht und abends wieder zurückkommt. Ich sehe, wie es in meiner Wohnung mit meinem Freund mein Leben führt.
Und ich warte auf den verdammten Tag, an dem es seine Schlüssel verliert.