Ein gewöhnliches Abendessen
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Ihre Fingerkuppen treffen in einem ungleichmäßigen Takt auf den kühlen Fenstersims, und beginnen nach vielzähligen Minuten der Kollision langsam taub zu werden, während sie mit der anderen Hand einige aschfahle, blonde Strähnen aus ihrem Sichtfeld hinter ihr Ohr streicht. Sogar ihr rechtes Knie zuckt nervös, und sie versucht die Kontrolle über ihre Augenbrauen zu gewinnen, welche sich auf ihrem Weg Richtung Haaransatz von nichts aufhalten lassen.
Er hingegen scheint die Ruhe in Person zu sein. Schließlich führt er die Gabel ohne mit der Wimper zu zucken, oder mit der Hand zu zittern, zu seinem Mund, und schiebt den Inhalt hinein. Selbst nach ausgiebigem Kauen unternimmt er keinen Versuch, ein Gespräch zu beginnen.
Warum denn auch? Sie unterhalten sich seit Wochen nur noch über Belangloses; wenn einer von beiden denn überhaupt etwas sagt. Es wäre sinnlos, einen Laut von sich zu geben. Aber bekanntlich sind die Menschen darauf ausgelegt, sinnloses zu tun.
Ihr Amüsement war beinahe schmerzhaft gewesen, als sie bemerkt hatte, dass er das erste Mal seit Monaten wieder rechtzeitig Nachhause gekommen ist. Sie kennt den Grund. Und sie schweigt; wie immer. Die beiden haben einander schon seit langem nichts mehr zu sagen.
Er öffnet die Lippen abermals, und die ersten Worte, die sie seit langem gewechselt hatten, hallen durch die Stille der eleganten Küche: „Das schmeckt einfach vorzüglich.“
So ein simpler Satz, der auf so viele Weisen gedeutet werden kann.
Ihr Atem, den sie mit einem Schnauben durch ihre Nase entlässt, rasselt leise. Bei diesem Gericht hat sie sich besonders viel Mühe gegeben, um es schmackhaft zu machen. Doch ihre Freude hält sich in Grenzen. „Warum isst du nichts?“, fährt er unbekümmert fort; beinahe verzweifelt, als ob er die Ruhe nicht mehr ertragen kann. In seinem Blick liegt etwas wie… Hoffnung? Hoffnung, dass sie das abgekartete Spiel nicht bemerkt hat?
Ihre Finger stoppen. Sie lächelt. Es ist kein ehrliches Lächeln, aber ausreichend für ihn, weswegen er die Geste doppelt so fröhlich erwidert. Die Schatten unter seinen Augen, strafen seine Mundwinkel Lügen. „Woher sollte ich wissen, dass dich heute keine Überstunden erwartet haben?“
Der sanfte klang ihrer Stimme ist zynisch, fast bösartig, weshalb er den Kopf beschämt senkt, und eine weitere Ladung des Essens aufspießt.
Und wieder hallt die Melodie ihrer Fingerkuppen durch die besitzergreifende Stille, und konkurriert mit den Regentropfen, welche erbarmungslos gegen die Fensterscheibe treffen. Ein weit entfernter Donner schreckte einige Raben auf, welche laut schnatternd in alle Richtungen auseinander stoben. Dennoch ist das Schweigen zwischen ihnen ohrenbetäubend.
Sie hat gewusst, dass er heute rechtzeitig zurückkehren würde.
Sie hat gebetet, dass dem nicht so wäre.
Ihr Seufzen bleibt von ihm unbemerkt, als er ihre Kochkünste abermals komplimentiert, und sich dem Teller mit überschwänglichem Interesse zuwendet.
„Oh Gott, bitte lassen Sie mich gehen.“
Das hatte die Schlampe gesagt, als sie dort gelegen hatte. Angekettet. Mit gespreizten Beinen, die ihren Schöpfer begrüßen zu schienen.
Wahrscheinlich hatte das Weibsbild dasselbe für ihre Affäre getan. Nur war die Affäre verheiratet, und seine Frau durchaus von Hass und Rachelust verzehrt, während ihr leises Lachen beinahe dämonisch von den Wänden wiederhallte.
Ihre zierliche Gestalt wirkte in dem Halbdunkel so viel mächtiger, als sie es eigentlich war, und in dieser Position hatte sie ihre Hände und Knie perfekt unter Kontrolle. Der silberne und perfekt aufgetragene Nagellack funkelte durch die dämmrige Schwärze, die den Raum aushüllte, als sie den Zeigefinger über ihre Spielsachen gleiten ließ. Das Miststück hatte sie zuvor in eine eiserne Jungfrau gesteckt, die ihr aber genug Platz gelassen hatte, um sie nicht tödlich zu verletzen. Als Resultat zierten kleine, rötliche Punkte diese einst makellose Haut. Cremefarben, und durchaus betörend.
Fast so, als wäre sie von Porzellan umhüllt. Wie einfach es für diese Drecksfrau sein musste, sich einen Kerl herbei zu locken.
Die Blonde konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob ihr Mann noch immer etwas mit diesem Weib anfangen würde, auch wenn sie sie so zurichtete. Ihre Brust zog sich schmerzhaft zusammen, während sie das stark bezweifelte. Doch natürlich hatte es in diesem Moment etwas deutlich wichtigeres gegeben. Oder wohl eher: Jemand deutlich wichtigeren.
„Lass mich kurz überlegen.“
War das etwa ein Schimmer von Hoffnung in diesen hässlichen Augen? Hoffnung, dass sie schon damals mit ihrer allgegenwärtigen Rachlust abgeschlossen hatte? War diese Schönheit denn noch dümmer, als sie wirkte? War das physikalisch überhaupt möglich?
Niedlich…
„Eher nicht.“
Die dumme Nuss versuchte auszutreten. Doch einige zerfransten Stofffetzten, welche ihre Hand- und Fußgelenke an Ort und Stelle hielten, hielten sie fest, und hinterließen einen unschönen Abdruck auf ihrer hach-so-tollen-Haut. Die Beine bog das Miststück zusammen, so als ob sie keusch wäre, was aber definitiv nicht im geringsten zutraf.
Ihre Finger glitten liebkostend über das Fleischerbeil, bevor sie es schließlich in die Hand nahm, und übermütig herumschwang. Das scharfe Metall bohrte sich nur wenige Zentimeter neben dem Kopf des „Engels“ in die provisorische Liege.
Das Miststück quietschte, krisch, und versuchte sich aus ihrem Gefängnis, oder passender: Grab zu winden.
Aber hier, in einem der amerikanisch typischen Bunker für exzentrische Zombieapokalypsen Fans würde sie niemand hören. Als ihre Aufseherin das Messer sinken ließ, atmete die Gehirnamputierte erleichtert aus, und brachte zwischen Tränen ein gehauchtes „Danke“ hervor.
„Für was denn.“, wollte ihr Gegenüber mit einem wölfischen Grinsen wissen, als sie stattdessen eine beachtliche Zange in ihren Händen wog, und betrachtete, wie das Gerät spöttisch funkelte. Aus irgendeinem Grund strich ein eiskalter Wind in diesem Moment durch das abgeschottete Zimmer.
Es war ein Vergnügen für sie, die Fingernägel einzeln aus der vermaledeiten Haut zu reißen. Der fleischige Untergrund war zwischen Pink und Bordeaux. Sie liebte diese Farbe, während sich ihre Gefangene einfach nicht dafür begeistern konnte. „Sieh nur, die Farbe hatte dein Kleid, mit dem du ihn verführt hast.“
Bis jetzt hatte das Biest eine gewaltige Menge an Selbstbeherrschung gezeigt, und keinen Mucks von sich zu geben, doch nun war ihr Schrei eine Mischung von Wut, und Schmerz, als sie brüllte:
„WIE OFT DENN NOCH, ICH HATTE NICHTS MIT DEINEM MANN!“
Die darauffolgende Stille unterschied sich so monumental von der, welche immer zwischen der Blonden und ihrem Herzallerliebstem herrschte, dass es einfach untragbar für sie war. Die Fassade bröckelte leicht, als sie begann, abermals ein schallendes Lachen anzustimmen.
„Oh, Duzen wir uns nun? Und es ist unhöflich Leute anzuschreien, und anzulügen.“, brachte die Ehefrau zwischen einigen Lachsalven hervor. Die restlichen Nägel landeten später ebenfalls auf dem Boden, und als ob sie es nicht lernen konnte bäumte die Bitch sich immer und immer wieder auf. Schrei gesellte sich zu Wimmern. Blut gesellte sich zu Schweiß. Hass gesellte sich zu Spaß.
Bis der Blick der wohlerzogenen abrutschte.
Unglücklich betrachtete die Täterin die Augen des Miststückes, mit dem sie ihren Mann betört hatte, als sie das letzte bisschen Hornhaut achtlos zu Boden warf. Das glühende Eisen, welches sie daraufhin hineinrammte, erledigte seinen Job wundervoll, obwohl das Kreischen ihr langsam auf Ohren und Nerven ging.
Deswegen trennte sie die Zunge mit einem eher stumpfen Messer ab, nachdem sie den Kiefer mit einer eigens dafür ausgelegten Apertur geöffnet hielt, und das somit verursachte Blut brachte die Bitch zum Gurgeln. Das einst sterile Bett färbte sich rot. Das einst hübsche Mädchen war kaum mehr als ein Minenfeld. „Da verliert jemand gerade seine Unschuld.“, kicherte sie. Ihr war klar, dass es da keine Unschuld mehr zu verlieren gab.
Sogar die Trommelfelle zerstach sie, die Bauchnabel und Brustwarzenpiercings (Kleidung hatte sie dem Mistvieh nicht gegönnt) riss sie heraus. An ihnen klebte Blut und Haut. Mit den Haaren tat sie dasselbe. Unbrauchbar, unbrauchbar, unbrauchbar. Irgendwann konnte die Hure nicht einmal mehr Wimmern. Das letzte Gurgeln war ein Geräusch, wie von Engeln geschickt, und der Kopf der Schlampe sackte leblos auf ihre Schultern. Der letzte Atem tänzelte auf den einst vollen, nun spröden und teilweise zerbissenen Lippen. „Wag es nie wieder, ihn anzurühren.“, waren die letzten Worte der Herrin zu der undankbaren Sklavin.
Sie strich sich eine aschfahle Strähne aus dem Gesicht, und Tränen von Glück drückten gegen die Innenwände ihrer Augen.
Doch nun war nur der erste Teil getan.
Mit einer meisterhaften Sorgfalt trennte sie das Fleisch von Haut und Knochen. Später stand sie summend am Herd, und warf die blutbefleckte Schürze in die tosende Waschmaschine. Sie stellte auf heiß, schließlich ging Blut nur verdammt schwer aus Kleidung heraus. Ihre Finger übernahmen automatisch die ungleichmäßige Melodie und…
„Schatz?“
Nach ausgiebigem Blinzeln kann sie erst wieder die Konturen ihres Mannes erkennen, welcher den Kopf in die Hände gestützt hat. Nun verharrt sie in einer Schockstarre, in der lächerlichen Furcht, dass er einen kleinen Teil ihrer Gedanken aufgeschnappt hat, bis er aufblickt, und ihr beichtet:
„Es wurde wieder eine Kollegin von mir ermordet. Carina hat es mir gerade erzählt.“
Stille.
Carina? Wer ist Carina? Noch so eine Kuh? Die Wut presste gegen ihr Brustbein, und sie ist kurz davor, sich zu übergeben, bis ihre mit der Zeit ausgereiften Schauspielkünste zur Hilfe eilen.
„Oh, wie schrecklich!“
Sie tut ihr Bestes, um betroffen zu klingen.
„Du kochst immer, wenn ich es am meisten brauche, das wundervollste Essen. Wie schaffst du das nur?“ In seinen Augen liest sie tiefe Zuneigung, die ihr solange verwehrt gewesen ist, weswegen sie ihn nun – nach so langer Zeit – in den Arm nimmt, und sanft über sein Haar streicht. Er strahlt alles aus, was sie sich jemals gewünscht hatte. Das Gefühl von Heimat, und Glück. Er war das Yin zu ihrem Yang. Er war das Gute zu ihrem Bösen. Er war ihre andere Hälfte, ohne die sie niemals überleben kann. Erleichtert sinkt er gegen sie. Den metallischen Geruch hat sie zuvor mühsam abgeschrubbt. Sie lässt seine Frage unbeantwortet, und murmelt stattdessen:
„Liebster, merke dir bitte eines: