ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
[http://de.creepypasta.wikia.com/wiki/Eine_Gruselgeschichte_-_Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis]
Ich laufe durch die dreckigen verschmutzten Straßen dieser dreckigen verschmutzten Stadt. Überall auf dem kaputten Gehweg liegen Kadaver herum – von Mensch oder Tier ist nicht mehr zu erkennen. An den Hauptstraßen, auf denen sich keiner mehr traut entlangzufahren, da es viel zu unsicher ist, wurden die Überreste weggeräumt und doch deuten noch die alten und neuen Blutflecken darauf hin, dass hier einmal etwas passiert ist.
Ich nähre mich einem Haufen – den Leichen – darauf bedacht, dass mich niemand sieht. Es ist schwer, denn auch wenn es so aussieht, als wenn hier keine menschliche Seele ist, weiß ich es doch besser: Sie sitzen hinter ihren zerstörten Fenstern, mit verdünnten Getränken in der Hand, um den inneren Schmerz zu verdrängen. Doch das Getränk, was unser skrupelloser Herrscher Varas umsonst verteilt – vielleicht will er gütig wirken, obwohl das sehr unwahrscheinlich ist – macht die Wesen, die es trinken aggressiv und zu allem fähig. Wirklich zu ALLEM.
Der Geruch von Verwesung sticht mir unangenehm in die Nase, als ich mich hinunter zu dem Haufen beuge. Ich atme einmal tief durch und halte dann die Luft an. Meine ungeschützten Hände greifen in die Überreste hinein und ich muss – wie immer – ein Würgen unterdrücken. Alles schon so gut wie verwest, denke ich und wische meine nassen Hände an meiner schmutzigen Hose ab. Ich will gar nicht wissen, was meine Haut gerade noch benetzt hat.
Ich blicke zum Himmel, auf dem sich dunkle, schwefelgelbe Wolken tummeln. Die Sonne sehe ich nicht und dennoch weiß ich, dass es langsam Zeit wird nach Hause zu gehen. Nach Hause… Was für ein einladenens Wort für diese Bruchbude, in der ich mit Mutter und mit meiner Schwester lebe. Mein Vater hat das Getränk getrunken und hat igendwann damit angefangen die gleiche aggressive Reaktion darauf zu zeigen, wie auch mein bester Freund es irgendwann tat. Die Truppen von Varas haben ihn daraufhin in Gewahrsam genommen. Zwar verspricht er immer, die Aggressiven nur mitzunehmen um sie zu „heilen“, doch wir alle wissen, dass er das nicht versucht. Was er wirklich mit ihnen anstellt kann keiner sagen.
Plötzlich höre ich Stimmen. Blitzschnell blicke ich mich um, doch ich sehe nichts wo ich mich hätte verstecken können… außer dem Leichenberg. Keine Sekunde zu früh lege ich mich auf die stinkenden Körper und schließe die Augen, um wie einer von ihnen zu wirken. „Hast du gehört, was Varas heute gesagt hat?“, fragt eine Person, dessen Stimme sich männlich anhört. „Ne, was denn?“, lallt eine andere Stimme zurück, natürlich auch männlich, denn für Frauen ist es nicht mehr sicher – zu keiner Zeit, an keinem Ort. „Er sagte, er hätte gern ein neues Spielzeug!“ Er kichert. „Dieses Gift, was er an diese verdummten Bürger verteilt, ruft ja eine ganz besondere Reaktion hervor. Er hat keine Lust mehr nur Männer und alte verzweifelte Frauen in seine Festung zu entführen, um sie da allen möglichen Qualen auszusetzten und sich daran zu ergötzen – nein, er will unbedingt mal etwas „frisches“. Frisches Blut, das er vergießen kann – oder andere Sachen damit machen kann.“ Der Mann kichert wieder dreckig und in mir keimt eine unbeschreibliche Wut auf. Doch ich gehöre nicht zu den „Verdummten“, die nicht ihren Kopf benutzen. Und mein Geist sagt mir, dass ich diese Leute nicht angreifen kann, denn ich bin nicht stark genug. Vorallem ohne ersichtliche Waffe. Die Stimmen der Männer entfernen sich langsam und ich laufe schnell zurück nach Hause – Mutter macht sich sicher schon Sorgen um mich. Dabei höre ich nicht mehr die Worte der Männer, die sich darüber auslassen, wo sie denn eine junge Frau oder ein Mädchen herkriegen. Ob tot oder lebendig – das ist Varas egal und den Männern auch, denn Varas hat ein ausgesprochen hohes Kopfgeld für „junges, frisches Blut“ ausgesetzt.
Unter der Herrschaft von Tyrannen kann man nicht leben, denke ich verbittert an unseren Herrscher. Wo er her kommt wissen selbst wir normalen Bürger nicht – er war irgendwann einfach da und hat unsere Stadt – hat unseren ganzen Planeten – übernommen und Tod und Verderben über uns gebracht. Natürlich kümmert er sich nicht um das „Volk“, was er übernommen hat. Natürlich bringt er nicht „Glücksehligkeit“ über uns. Ich weiß gar nicht mehr, was Glück ist. Es kommt mir vor, als hätte Varas dieses Gefühl unter Strafe gesetzt und verboten.
Seine Sippschaft sehen wir auch manchmal – wenn er denn mal an die Öffentlichkeit tritt. Eine große schöne Frau, die er Avashria schimpft und unzählige Leute, die Teils genau oder so ähnlich aussehen, wie einige dieser Stadt oder dieses ganzen Planetens – ich kann sie alle nicht leiden um es gelinde auszudrücken. Zugegeben… diese Frau sieht schon nicht gerade schlecht aus, aber ich habe wahrlich keine Chance bei ihr, gerade mit anderen Problmen zu kämpfen und – das ist der Hauptgrund – ist sie mit diesem Monster von Herrscher in jeder Hinsicht verbunden. Varas… ich unterbreche meine Gedanken und mein kindliches Gesicht hällt sich vor Freude auf. Eine Ratte! Dort ist eine lebendige Ratte! Vorsichtig bewege ich mich auf sie zu und nach einem kurzen Moment stürze ich mich auf sie. Sie lebt wirklich! Wie lange ist es her, dass ich etwas lebendiges mit nach Hause gebracht habe?! Ich weiß schon gar nicht mehr, wie frisches Fleisch schmeckt! Immer noch mit einem Gesichtsausdruck der puren Freude in meinem Antlitz setzen sich meine Füße in bewegung. Mutter und meine Schwester werden sich so sehr freuen!
Ich bleibe stocksteif stehen, als ich nur noch einige hundert Meter von meinen Haus entfernt bin. Die Ratte fällt mir aus den Händen, als ich sehe, was sich dort vor dem Eingang abspielt.
„Hey!! HEY!!!!“, brülle ich den Männern entgegen und sprinte so schnell wie noch nie in meinem Leben auf sie zu. „LASST SOFORT MEINE SCHWESTER IN RUHE!“ Meine laute Stimme sorgt dafür, dass sich die Mottenzerfressenen Vorhänge der anderen Behausungen bewegen, doch niemand schreitet ein. Wo ist nur Mutter?, denke ich mit einem Anflug von Verzweiflung. Diese Hundesöhne lachen nur über meinen Ausbruch und zerren meine Schwester weiter auf die Straße. Ein dicker Regentropfen fällt aus den gelben Wolken und klatscht mir direkt auf die Nase. Ich achte nicht weiter drauf und springe einem der Männer in den Nacken. Dieser brüllt überrascht auf, wirbelt mit fliegenden, fettigen Haaren herum und dreht mir die Arme auf den Rücken. Dachtest du wirklich, du hättest eine Chance gegen sie?, ertönt ihn mir eine spöttische Stimme. „Los, mach doch einfach. Varas ist es doch egal, ob sie tot oder lebendig ist“, sagt der, der mich festhällt mit fast schon gelangweilter Stimmen, während ich um mich trete und mir vor Wut un Verzweiflung die Seele aus dem Leib schreie. Der andere Mann hebt ein verrostetes Messer und lässt es auf meine kleine Schwester hinabsausen. „ACTRUCIA!“, schreie ich von inneren Qualen gepeinigt. Tränen laufen mir über die Wangen. Actrucia dreht den Kopf zu mir herum, ihre Augen sehen nicht aus, wie die einer Neunjährigen, sie sehen eher aus, wie die einer Erwachsenen – so… weise. Doch auch sie sind mit Tränen befleckt. Dann erreicht der Schmerz auch ihre Augen und sie schreit wie von Sinnen: „Hilf, mir Bruder! Hilf mir, Georg! Lass mich nicht allein! Hilfeeeee…“
Ich schlage meine Augen auf und blicke geradewegs in das Gesicht meiner Mutter – meiner Mutter, die mich in diese Welt gesetzt und in warme Decken gelegt hat. Ich sehe, wie sich ihre Augen vor Schreck weiten und sie entsetzt einen Schritt zurückweicht, als sie mich ansieht.
Ich darf es nicht so weit kommen lassen!, denke ich Gedanken, die ein Neugeborener nicht denken sollte. Ich darf nicht selbst so wie Varas sein oder so wie er werden. Ich will keine Gewalt und doch war ich nicht besser als er, als ich diese Männer, in meiner Rage umbrachte.
Dann sind auf einmal alle Erinnerungen an meinem Traum wie weggefegt und ich fange an zu schreien und zu wimmern. Meine Mutter nimmt mich in den Arm und murmelt beruhigende Worte. Trotzdem ist sie immer noch entsetzt, welche Ausdruck sie in dem Gesicht ihres Kindes gesehen hat: Puren Hass.
Und vielleicht – sie ist sich sehr unsicher – eine Form von Mordlust, die so gar nicht zu den Augen Ihres eigenen Kindes passt.