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Eine Stadt voller Lügen – und was er fand, ist nur der Anfang

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

„… die vierte Person in Folge ist spurlos verschwunden. Hinweise zu verdächtigen Beobachtungen melden Sie bitte umgehend den Behörden.

Heute Nachmittag kam es außerdem zu einer Messerstecherei im Stadtteil Westend, mindestens eine Person erlitt dabei lebensgefährliche Verletzungen. Das Finanzministerium konnte sich weiterhin nicht auf einen Haushalt einigen, in der Innenstadt überschlug sich heute Mittag ein PKW und der Lottojackpot bleibt weiterhin ungeknackt. Wir halten Sie über die aktuellen Meldungen auf dem Laufenden.“

Nach einer kurzen Pause fährt der Radiomoderator leise fort: „Damit zum Wetter: In Schandstadt bleibt es ungemütlich. Dichte Wolken, Regen und böiger Wind bei kühlen 11 Grad. In der Nacht verstärkt sich der Regen, örtlich sind Gewitter möglich. Der morgige Tag startet grau und nass, also denken Sie daran, den Regenschirm einzupacken. Und jetzt zurück zur Musik.“

Der Knopf wurde gedreht, und die dumpfen Klänge des Radios verstummten. Das stetige Trommeln des Regens auf dem Blech des Polizeiwagens wurde dadurch umso deutlicher. Vereinzelte Nebelschwaden wanderten die Straße vorüber, und die Scheinwerfer warfen Lichtkegel auf die im Dunkel liegenden Lagerhallen, die sich dicht an dicht aneinanderreihten. Sie waren bereits baufällig und dem Verfall nah; ein ehemaliges Industriegelände. Einer der beiden Polizisten schaute immer wieder auf die Uhr, es war nur eine Frage der Zeit, wann er aufkreuzen würde.

Das dumpfe Prasseln auf dem Dach stimmte Georg nachdenklich, während das Warten auf die Zielperson in der verregneten Nacht endlos schien. Endlos schienen auch die immer wiederkehrenden Bilder, während er träumt, die wohl jedes EEG zur Messung elektrischer Hirnaktivität in die Höhe treiben würde. Auch, wenn er nie einen Fuß in ein Schlaflabor gesetzt hat.

Trotz hervorragender Ergebnisse in den psychologischen Eignungstests verfolgte ihn stets derselbe nächtliche Albtraum – teils verschwommen, teils erschreckend real. Er träumt, wie er in eine Kapsel gesperrt, an einen Zentralcomputer angeschlossen und von Wissenschaftlern beobachtet wird. Etwas betritt den Raum, und er erwacht schweißgebadet. Die nervenzehrenden Nächte rauben ihm so viel Kraft, dass er am nächsten Tag bis zu fünf Tassen Kaffee braucht, um für den Polizeidienst in die Gänge zu kommen. Bei solchen Traumerlebnissen bleiben die Hypothesen des guten alten J.W. Dunne (Gott hab ihn selig, und möge er weiterhin seinen Frieden finden – hoffentlich ohne dessen Andeutungen) wohl besser, was sie sind: abstrakte Theorien.

Nicht nur auf dem Autositz in dieser Nacht – die Made des Grübelns bohrte sich fast unaufhörlich in sein Gehirn: Könnte das, was er tagtäglich auf den Straßen sieht – aus nächster Nähe sieht -, einen verborgenen Einfluss auf seine psychische Gesundheit haben und seine schlechten Träume erklären? Er wusste es nicht. Die Stadt ist jedenfalls nicht gut für den menschlichen Geist, dass wusste er. Wachsende Gewaltbereitschaft an jeder Straßenecke, eine allgemeine Verrohung der Gesellschaft, zwielichtige Gestalten – einige mehrfach polizeibekannt.

Schandstadt ist grau, trist, kalt – als sei dies die unausweichliche Zukunft. Meinungsverschiedenheiten auf den Straßen enden oft mit Krankenhausaufenthalten oder gestempelten Totenscheinen im Leichenschauhaus. Das Zusammenleben wirkt wie eine rückwärtsgewandte Evolution, die eine brutale Auslese auf dem Pflasterstein vorantreibt, welches sich ohnehin um nichts schert. Warum hier so viele zu gewaltaffinen Halbaffen werden, konnte nicht genau gesagt werden.

Das Stadtbild prägen Plattenbauten, Ziegel- und Steingebäude sowie verschiedene Industriewerke. In vergilbten Vorgärten stehen oft Fässer zur Müllverbrennung, und rostige Zäune biegen sich in die irrwitzigsten Richtungen. Der Geist des Niedergangs breitet sich aus wie ein Krebsgeschwür – ein Zustand ohne Rückkehr. Schandstadt ist ein Ort, wo sich die Kakerlaken und Ratten wohlfühlen. Dabei galt in den 70er- und 80er-Jahren die Stadt noch als Vorreiter in der Chemie und Schweißerei, doch mit der Globalisierung starb die Branche. Jobs wurden gestrichen, keine Investitionen mehr getätigt. Öffentliche Dienstleistungen wurden gekürzt, Leerstand führte zu Immobilienverfall. Anders die erwähnenswerten Residenzen der politischen Entscheidungsträger: hoch aufragende Betonbauten im Zentrum der Stadt, wo die Krawattenträger vor sich hin brüten.

Georg Unterhofer hatte als Polizist mehr als genug Verbrechen erlebt – von Schießereien, Leichenschändung und Drogenhandel bis Vergewaltigung hin zu weit übleren Taten, über die allein zu sprechen das Menschsein beleidigen würde. Vor vier Monaten sprengte sich ein Attentäter in einer Menschenmenge in die Luft – laut Manifest als Vergeltung gegen den sogenannten „gotteslästerlichen Westen“. ‚Allahu Akbar!‘, rief der Fanatiker vor der Detonation. Oder vor zwei Jahren, als ein Menschenschmugglerring zerschlagen wurde, der Frauen als Sexsklavinnen verkaufte. Auch die Mocro-Mafia breitet sich landesweit aus und stellt die Polizei mit dem Handel illegaler Substanzen vor neue Herausforderungen.

Dann wäre da noch der Sumpf der Korruption in der Politik: Selbstdarsteller und Opportunisten in den Amtssitzen, die die Grauzonen der Gesetzesparagrafen gezielt für sich zu nutzen wissen, um mithilfe längst überholter Klauseln, die im Zusammenhang mit vermeintlicher Staatsverhetzung und Demokratiegefährdung stehen, in ihren Machtpositionen zu verharren. Auf geschickte Weise entledigen sie sich jeden Kritiker und Oppositionellen, der ihre Karrieren gefährden könnte. Sensibel reagieren sie, sobald Internetnutzer ihrem Ärger Luft machen und dadurch hohe Reichweiten generieren, oder wenn brisante Enthüllungen ans Licht kommen. Die Verfasser solcher Leaks müssen mit Hausdurchsuchungen und hohen Bußgeldern rechnen – moderne Formen der Majestätsbeleidigung.

Doch trotz schwerwiegender Vorwürfe und Skandale, die hin und wieder an die Oberfläche gelangen und über die sich die Boulevardzeitung freut, sind die Machthungrigen kaum von ihren Futtertrögen wegzuzerren. Noch gravierender ist jene Tatsache, dass sie von der politikverdrossenen Mehrheit immer wieder in ihre Ämter gewählt werden – sei es durch leere Wahlversprechen oder weil die Aufmerksamkeitsspanne ihrer recht einfältigen Gewohnheitswähler kaum über den Konsum der letzten Realityshow im Nachmittagsprogramm oder eines TikTok-Tanzvideos hinausgeht.

Ein Schatten liegt über dieser Stadt, wenn es um aufrichtige und verantwortungsbewusste Politik geht. Tom Langbach war kaum wenige Monate im Amt, als er sich bereits Ermittlungen wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung und Veruntreuung von Staatsgeldern gegenüber sah. Hohe Summen sollen geflossen sein. Der öffentliche Druck führte schließlich zu seinem Rücktritt.

Nachfolgebürgermeister wurde Herr Vettermann. Der Landrat schwieg damals zu den Vorwürfen. Es wirkt, als wären alle nur Spielfiguren auf einem Schachbrett, untergeordnet den Höhergestellten, die ihrerseits wieder anderen Mächten unterliegen. Wie Charles Dickens einmal schrieb: „Der Hof war ein Netz von Verbindungen, voller Günstlinge, die sich gegenseitig begünstigen und an die Spitze geschoben werden.“

Sollten sich Schleusermuftis und scheinheilige Politiker tatsächlich einander die Brustwarzen lecken, ist es kein Wunder, dass in den meisten Hosentaschen illegaler Einwanderer keinerlei Papiere zu finden sind, was die Problematik von unzulässiger Zuwanderung unnötig verkompliziert – ganz zu schweigen von fehlenden Sprachkenntnissen oder Integrationsanstrengungen. Obwohl illegale Einwanderer in Kriminalstatistiken und Gefängnissen einen überproportional hohen Anteil ausmachen, oft arabischer oder eurasischer Herkunft, kommt die von der Gesellschaft längst als notwendig erachtete Abschiebemaschinerie der Behörden leider nur schleppend voran.

Man sieht ständig Jugendbanden, die an den Bahngleisen mit ausländischem Geschrei Aufsehen erregen. Sinnlos existierende Individuen ohne Lebensziel, ohne Wissbegierde. Oftmals umkreisen und grinsen sie Passanten an, nur um dann wieder um die nächste Ecke zu verschwinden. Manchmal werfen sie sich dabei Handzeichen zu. Wer sie nicht im Auge behält, dem fehlt schnell mal die Geldbörse oder das Handy. Sie prahlen mit falschen Markenklamotten oder tragen Sporthosen, die ihnen jederzeit eine schnelle Flucht vor der Polizei ermöglichen, sollten sie bei einer Straftat erwischt werden. Oft haben sie eine Umhängetasche dabei, in der sich nicht selten ein Messer oder eine Stichwaffe findet, um primitive Streitigkeiten untereinander zu klären. Ihre freie Zeit verbringen sie mit albernem Schattenboxen – eine bizarre Straßenkultur. Zum Wohle der Allgemeinheit wäre es wohl am besten, wenn jeder direkt einen Gnadenschuss erhalten würde.

Auch wenn dieser kleinkriminelle Abschaum auffällt, fällt er wohl kaum in die Kategorie verdächtiger Personen, die mit der Vermisstenliste einiger Stadtbewohner im Zusammenhang steht.

Zu den verschwundenen Personen zählen: die Baraushilfskraft Peter Krahm (27), die Journalistin und Schriftstellerin Pia Walters (34), der Gemüsehändler Mustafa Kaya (52) und der Hydrogeologie-Student Johann Steinbauer (22), der auf dem Flug nach Argentinien spurlos verschwand.

Alle verschwanden unter mysteriösen Umständen – auf dem Weg zur Garage, in der U-Bahn oder beim Einkaufen. Keine Auffälligkeiten. Einfach weg. Spurlos.

„Da … um die Ecke. Siehst du den Mann? Ist das unser Verdächtiger?“, fragte Christian.

Die Frage seines Kollegen riss Georg aus seinen Gedanken.

„Nein, das ist er nicht. Kleidung und Frisur passen nicht, und auch der Kleinwagen unter der Laterne, aus dem er kam, stimmt nicht mit den Informationen überein.“

Georg ließ den Blick über die regennasse Straße schweifen, während ihn der merkwürdige Fall nicht losließ.

Könnten die politischen Affären der jüngsten Zeit mit dem mysteriösen Verschwinden mehrerer Stadtbewohner zusammenhängen? Seine Intuition verneinte dies. Die Gründe waren komplex: die Beziehungen der Vermissten zu ihrem Umfeld, ihre letzten Aktivitäten, Verhaltensweisen, Aufenthaltsorte – sogar mögliche Verbindungen untereinander. Politische Motive ließen sich nach den neuesten Ermittlungsergebnissen ebenfalls ausschließen. Es musste sich um unorthodoxe Entführungstaten handeln. Wobei … welche Entführungen sind schon orthodox? Das Problem war: Alle Spuren führten ins Nichts.

Aber wer steckte dahinter? Verborgene Kulte? Oder hatte sich einfach zu viel Unrat in dieser Stadt angesammelt? Würde in diesem Moloch, in dem das Miasma aus allen Winkeln waberte, kriechte und sabberte, jemals etwas ans Licht kommen?

Der derzeitige Ermittlungsstand mündete in eine Sackgasse. Wäre da nicht die eine Verdachtsperson. Alles hing nun von den minimalen Indizien dieser Person ab.

Georgs Laune verdüsterte sich weiter. „Man sollte diese Stadt einfach ausräuchern. Oder gleich eine Bombe drüber abwerfen …“

„Schlechten Kaffee gehabt?“, fragte Christian trocken.

„Wofür stehen wir morgens überhaupt noch auf, wenn sich hier sowieso nichts ändert? Es ist ein Kampf gegen Windmühlen. Egal, wie sehr wir uns anstrengen …“

„Diese Stadt war schon immer ein Drecksloch. Wer was anderes will, muss woanders hinziehen.“ Christian zog eine Schachtel aus der Hosentasche. „Zigarette?“

Georg lehnte ab und dachte kurz an Großvater, der ihm früher auf ähnliche Weise Zigaretten angeboten hatte. Das tat er meist, wenn sie sich auf der Terrasse über Gott und die Welt unterhielten. Schon damals mochte Georg keine Zigaretten.

Darüber musste er kurz schmunzeln und stieß einen ironischen Atemzug aus, während er seinen Kopf auf die gefalteten Hände über dem Lenkrad legte. Er lockerte die Haltung jedoch schnell, um nicht versehentlich auf die Hupe zu rutschen.

„Woran denkst du?“, fragte Christian.

„Nichts Wichtiges …“, begann Georg. „Ich habe mich nur an den Zigarettenzwist aus alter Verwandtschaft erinnert.“

„Zigarettenzwist …?“

„Dazu muss ich etwas ausholen. Die Wahrheit wird dich vermutlich gleich überraschen.“ Georgs Miene wurde nachdenklich, ernster.

„Ich bin ganz Ohr“, so sein Partner.

„Weißt du, bevor in den 90ern hier in den Lagerhallen Baumaterialien wie Rohre, Armaturen und Sanitärzubehör gelagert wurden, war dieser Ort nur eine Bauruine. Und davor befand sich hier damals das Steierwerk, eine Reifenfabrik, in der mein Großvater arbeitete. Das war in den 70er Jahren.

Eines Tages wurde bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert, der bereits weit gestreut hatte. Großmutter machte ihm immer den Vorwurf, das viele Rauchen hätte den Krebs verursacht. Großvater hingegen war der Meinung, dass die giftigen Dämpfe, denen er als Industriearbeiter in der Reifenfabrik ausgesetzt war, seine Gesundheit zugrunde gerichtet hatten. Damals wurde Gummi im Vulkanisationsprozess ausgehärtet. Die Gesundheitsstandards waren in den 70ern völlig anders – Schutzmaßnahmen praktisch nicht vorhanden.“

Georg hielt kurz inne, ehe er fortfuhr: „Was auch immer die Ursache war, sein Grab ist heute auf dem Stadtfriedhof. Er wurde 62 Jahre alt.“

„Tut mir leid“, sagte Christian. „Und was ist mit deiner Großmutter?“

„Sie lebt im Altersheim“, antwortete Georg, während er die Tropfen beobachtete, die über die Windschutzscheibe liefen.

Freudlos meinte Georg schließlich: „Ich tippe darauf, dass beides zu seinem schlechten Gesundheitszustand beigetragen hat.“

Damit hatte er vermutlich recht – sein Großvater, der immer ein zäher Kerl gewesen war, hatte sogar noch im Alter von sieben Jahren den „schwarzen Nebel“ von 1953 erlebt und überlebt. Am 1. Dezember zog ein dichter, dunkler Nebel über die Stadt, der vier Tage lang anhalten sollte. Es war eine Zeit, in der die Straßen von Arbeitern in schmutzigen Kitteln bevölkert waren, Schlote rauchten und Kohle von einem Ort zum anderen transportiert wurde. Chemiefabriken und Zementwerke waren die Lebensader der Stadt. Dass den Bewohnern buchstäblich der Atem geraubt werden würde, ahnte damals niemand.

Das feuchte Winterklima, bedingt durch die geografische Lage und den Main, sorgte immer wieder für sogenannte „Wetterinversionen“. Um etwas auszuholen: Nahegelegene Kohlekraftwerke, die minderwertige Braunkohle verheizten, setzten Schwefeldioxid und Ruß frei, die in der kalten, bodennahen Luftschicht wie unter einer Glocke gefangen blieben. Es handelte sich um eine Hochdruckzone, in der keine reinigende Luftzirkulation stattfand. Ein giftiger Cocktail bildete sich, der sogar in die Unterwäsche der Bewohner eindrang und sie schwarz färbte.

Wie Pantomimen mussten sich die Passanten an Häuserwänden orientieren, da sie ihre eigene Hand nicht mehr vor Augen sehen konnten. Fahrzeuge blieben stehen, und Straßenlampen leuchteten wie Geisterlichter. Zeugen berichteten von Übelkeit und Atembeschwerden. Manche schafften es nicht rechtzeitig ins Krankenhaus, fielen tot um und wurden schwarz. Spätere Obduktionen berichteten von blauen Lippen und schwarzen Lungen – eindeutigen Erstickungsmerkmalen. Ganze Straßen waren mit Raben übersät – nein, schwarze Tauben. Auch Viehbestände waren betroffen.

Wenige Tage später wurde das Ausmaß der Katastrophe bekannt: Rund 200 Tote, 100 weitere starben in den folgenden Wochen und Monaten an den Folgen des Nebels. 800 mussten im Krankenhaus behandelt werden. Die häufigste Todesursache war ein Herzstillstand aufgrund von Kreislaufüberlastung. Besonders ältere Menschen waren betroffen, mit einer erhöhten Sterberate von 235 Prozent des Normalwerts.

Später wurde entschlüsselt, wie es zu der tödlichen Kettenreaktion kommen konnte: Schwefeldioxid verband sich in übergroßen Mengen mit den Wassertröpfchen in der Luft zu fein zerstäubter Schwefelsäure, was den Stadtbewohnern buchstäblich den Atem raubte. Der viele Ruß und Staub in der Atmosphäre fungierten als Katalysator und verhinderten eine Abnahme des Säurewerts. Es wurde eine Schwefeldioxid-Konzentration von 3,58 Milligramm pro Kubikmeter Luft gemessen. Wenige Tage später vertrieb der Wind den Giftnebel.

Einen Moment lang herrschte Stille, bis Christian fragte: „Was machen eigentlich deine Albträume? Immer noch so schlimm?“

Die Frage blieb zunächst unbeantwortet. Nur der gleichmäßige Klang der Regentropfen war zu hören.

Dann erklärte Georg, den Kopf ans Fenster lehnend: „Die Träume sind schlimmer geworden. Es ist immer dasselbe Bild, nur wird es von Nacht zu Nacht klarer … Ich werde in eine Kapsel gesteckt, von Wissenschaftlern verkabelt. Und dann tauchen plötzlich die Krallenhände eines langen Arms auf, der zu einem Wesen gehört, das mich aus der Dunkelheit beobachtet. Danach wache ich jedes Mal auf.“

„Klingt unheimlich. Gibt’s Fortschritte beim Psycho-Dok?“, wollte Christian wissen.

Georg schüttelte nur den Kopf.

„Mist. Ist ja ’ne ziemlich verkorkste Sache.“

„Wem sagst du das …“

Dann fragte Christian: „Ich weiß übrigens kaum etwas über unseren Mann. Mir wurden nur ein paar grobe Infos in der Eile hingeworfen. Klär mich auf.“

Georg erklärte, wie sich die einzelnen Ermittlungsfäden zu einem Bild zusammenfügten. Es hatte mit der Vernehmung einer falschen Person begonnen – ein kleiner Fisch, den sie zunächst ins Visier genommen hatten. Ein halbes Hemd aus dem Senegal, das erst den großen Macker spielte und sich weigerte zu kooperieren.

Doch als sie ihn nach den vermissten Personen fragten, veränderte sich plötzlich seine Haltung. Für einen Moment flackerte so etwas wie Angst in seinen Augen. Er stammelte etwas über eine Dunkelheit, die angeblich „auf uns warten würde“. Worte eines Verrückten? Oder steckte mehr dahinter?

Kurz darauf verkroch er sich in eine Ecke und verweigerte jede Aussage. Nicht einmal die Kriminalpsychologen konnten etwas aus ihm herauskitzeln. Tage später wurde er freigelassen.

Die neue Spur, die aus dem Umfeld des zuvor Vernommenen hervorging, führte direkt zu einem Mann namens Frank Dreyer. Dreyer ist Teil eines lokalen Managements, das einen expandierenden Standort für die „Moth Corporation“ bestimmen sollte – ein global agierendes Unternehmen für Chiptechnologie, KI- und Videospielentwicklung.

„Dass sich so eine Firma ausgerechnet hier niederlassen will, ist fast ein Wunder“, meinte Christian und brach die Stille. „Was die sich wohl davon versprechen?“

„Vielleicht hat irgendeine Analyse den Ort als profitabel bestimmt. Passende Bedingungen für Mitarbeiter und so“, überlegte Georg.

„Könnte sein. Sie werden schon ihre Gründe haben.“

Christian schnaubte leise und verschränkte die Arme. „Bist du sicher, dass Dreyer noch auftaucht? Wir warten seit Stunden. “

„Gedulde dich. Ich weiß, dass er kommen wird.“

„Sicher?“

Kaum waren die Worte gesprochen, tauchte an der gegenüberliegenden Straßenecke eine Gestalt auf. Durchschnittlich groß, durchschnittlich breit, in unauffälliger Kleidung mit einem Regenschirm. Der Mann betrat eines der Lagerhäuser.

„Das ist Dreyer“, sagte Georg, löste blitzschnell seinen Gurt und zog die Waffe.

„Was machst du? Wir sollen ihn doch nur observieren!“ rief Christian, doch Georg war bereits ausgestiegen.

„Genug gewartet. Ich schnappe mir jetzt diesen Drecksack!“

„Warte doch!“ rief er, stieg fluchend aus und lief hinterher.

Die beiden Polizisten setzten nacheinander einen Fuß in die dunkle Lagerhalle. Mit Taschenlampen beleuchteten sie sich ihren Weg und sahen sich aufmerksam um.

Die Schritte der beiden hallten leise durch die verlassenen Weiten. Der Staub in der Luft trübte die Sicht im Lichtkegel ihrer Lampen, und ein kühler, leicht feuchter Geruch drang in deren Nasen. Der Regen draußen war abgeklungen, doch der Wind schabte weiterhin am losen Stahlblech, das vom Dach herabhing.

„Willst du ihn jetzt wirklich schnappen?“, flüsterte Christian.

„Hundertprozentig“, erwiderte Georg kurz.

Die Halle war riesig, die Dunkelheit schien förmlich zu schlucken, was ihre Lampen zu enthüllen versuchten: alte Maschinen, verstaubte Kisten, und dazwischen die bröckelnden Wände. Auf einer dieser Wände hingen zwei Sicherheitsplakate, die im Vorbeigehen ihre Aufmerksamkeit kurz streiften.

Das erste trug in verblassten Buchstaben die Aufschrift:

Produktion und Lagerung von Sanitärprodukten – Ihre Sicherheit geht vor!

Darunter standen detaillierte Hinweise: „Hygiene und Ordnung sind unerlässlich. Stellen Sie sicher, dass alle Produkte unter den vorgeschriebenen Bedingungen gelagert werden. Achten Sie auf Temperatur, Feuchtigkeit und Sauberkeit!“. Die verbleibende Mahnung war durch Kratzer kaum noch lesbar, doch die Worte „Fehler sind nicht tolerierbar“ und „Sicherheit zuerst“ blieben erkennbar.

Das zweite Plakat war halb abgerissen, der Text zerrissen, aber einige Punkte ließen sich noch entziffern:

Rauchen und offenes Feuer strengstens untersagt!

Explosions- und Brandgefahr durch gelagerte Chemikalien, Kunststoffe und andere sanitärtechnische Materialien. Offene Flammen oder Zigaretten können gefährliche Reaktionen auslösen – Feuergefahr in Bereichen mit Reinigungsmitteln und Kunststoffprodukten. Vorsicht bei Maschinen: Überhitzte Geräte oder Funkenbildung können das Brandrisiko erhöhen.

Die Polizisten warfen den Plakaten nur flüchtige Blicke zu, ihre Augen blieben wachsam auf die Umgebung gerichtet.

„Das hier … fühlt sich an wie ein toter Ort. Aber irgendwas bewegt sich noch darin. Wir wissen es, spüren es – sehen es aber nicht.“, sagte Georg, seine Stimme leise, aber fest.

„Ganz der Philosoph“, murmelte Christian.

Ohne ein weiteres Wort begannen sie systematisch, die Halle zu durchkämmen. Regalreihen, Korridore, jede Ecke – sie sicherten sich gegenseitig ab, genau wie im Training.

Christian war jünger und noch relativ unerfahren in der Polizeiarbeit. Was ihn dennoch für einen komplexen Kriminalfall wie diesen qualifizierte, war sein Talent für technologische Affinität, seine Lerngeduld und sein langfristiges Denken. Georg hingegen handelte impulsiver, zählte dafür jedoch zu den besten Spürhunden der Polizeieinheiten. Ihre Stärken und Schwächen glichen sich gegenseitig aus, weshalb sie vom Kommissar als Partner zusammengetan wurden.

„Ich hoffe, du weißt, was du hier tust. Ein Disziplinarverfahren ist das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann. Zuhause sitzt meine schwangere Frau.“

„Im wievielten Monat ist sie?“

„Im neunten.“

Georg schob einen inhaltslosen, alten Karton mit dem Fuß zur Seite und ließ seinen Blick den kupfernen Wandröhren folgen, die im Nirgendwo verschwanden.

„Mach dir keinen Kopf“, sagte er schließlich. „Wenn das hier vorbei ist und dein Sprössling gesund zur Welt gekommen ist, gehen wir erst mal einen trinken.“

Christian, nun zuversichtlich: „Ich nehme dich beim Wort.“

Die beiden Polizisten beschlossen, sich aufzuteilen. Georg bewegte sich vorsichtig zwischen hoch gestapelten Kisten und Behältern, die voller verstaubter Gegenstände standen. Der Lichtkegel seiner Taschenlampe flackerte.

Er flüsterte ins Funkgerät: „Nichts Auffälliges …“

Dann stieß er auf eine Tür, die leicht offenstand. Zur Sicherheit zog er seine Waffe. „Habe ein altes Büro oder eine Abstellkammer gefunden. Jedenfalls sind hier viele Regal–… Argh!“

„Was zum–?!“

Georg blieb kurzzeitig das Herz stehen.

„Was ist?! Alles klar bei dir?“, knisterte es aus dem Hörer.

„Ja … neben mir ist bloß einer der Schränke eingebrochen. Alles ist inzwischen alt und brüchig“, antwortete Georg.

Plötzlich hielt er inne. „Okay. Vielleicht doch nicht alles. Daneben ist noch ein Nebenraum voller Paletten, Kisten, Regalsysteme. Jede Menge technischer Plunder: Verteilerkästen, LED-Leuchten, Ventile, Pumpen, Filtersysteme; eine komplette Sicherheitsausstattung. In einer Ecke steht sogar Sicherheitsglas für Labortrennwände oder Reinräume – alles im einwandfreien Zustand.“

„Was denkst du?“, fragte Christian.

„Da möchte einer den Laden wirklich auf Vordermann bringen.“

Georg kam einem abgelegenen, deplatziert wirkenden Tisch entgegen. Die Kisten und Utensilien drumherum wirkten wie stumme Beobachter. Werkzeuge wie Schweißgeräte, Bohrer, Schraubendreher und Messgeräte lugten wie Schoßhündchen unter der Tischnische hervor. Einige offene Briefumschläge wurden vom Licht seiner Lampe erfasst.

„Die haben hier auch noch ein paar Dokumente liegen lassen …“

„Lass hören.“

Die Dokumente lagen sorgfältig auf der zerkratzten Tischoberfläche ausgebreitet, als hätte sie jemand in Eile durchgesehen. Georg zog einen Handschuh über, griff nach dem obersten Blatt und begann zu lesen.

Die Buchstaben, mit rotem Marker umkreist, stachen hervor: Projekt [Durchgestrichen] – Klassifiziert. Nur für autorisiertes Personal. Darunter Tabellen, eine Liste mit chemischen Bezeichnungen, die ihm nichts sagten, und eine Skizze – unvollständig, doch mit seltsam verstörenden Details. Eine Struktur aus Linien und Punkten, die wie ein Bauplan anmutete, aber für etwas, das er nicht benennen konnte. Er drückte den Knopf des Funkgeräts. „Chris, hörst du mich?“

„Klar. Hast du was?“

„Das hier … ist ziemlich abgedrehter Scheiß,“ begann Georg, seine Stimme rau von der aufkommenden Spannung. Er schob die nächste Seite zurück.

Eine Tabelle, die Spalten beschriftet mit Experiment 42: Stabilität bei -20°C und Testlauf 3: Subjekt A nicht reagiert. Der letzte Eintrag war nur zur Hälfte lesbar, übermalt mit hastigen Strichen, als würde jemand einen Teil der Wahrheit verbergen.

„Hier steht etwas über Experimente. ‚Subjekt A‘, Testläufe … keine Ahnung, was das heißen soll. Und dann dieser Plan.“ Seine Finger strichen über das Papier. „Sieht nach einem Bauplan aus, der … sich nach unten erstreckt.“

Das Funkgerät knackte. „Was genau meinst du?“

Georg setzte sich, das Funkgerät in der einen, die Dokumente in der anderen Hand. „Es sieht aus wie … wie eine Struktur. Etwas Konstruiertes, das tief unter der Erde sein muss. Hier sind Notizen: ‚Beta-Matrix-Protokoll unterbrechen‘, ‚Phase X, Durchbruch abwarten.‘ Keine Unterschriften. Keine Details. Aber alles in roter Schrift, als ob es jemand warnen wollte.“

Das letzte Blatt, halb zerknittert, zeigte eine chemische Formel – eine, die er nicht verstand. Darunter handschriftlich: Synthese erfolgreich. Kollabierender Zustand stabilisiert? Prüfung an Subjekt B fortsetzen. Ein einziges Wort in Druckbuchstaben darunter: VERSCHLEIERT.

Georgs Stimme, jetzt tonlos, „keine Ahnung, ob dass, was hier gemacht wurde, oder gemacht werden soll, legal ist. Diese Daten wirken surreal, nicht sicher, ob das überhaupt echt ist.“ Er legte die Dokumente vorsichtig zurück.

Der Raum schien plötzlich noch stiller, noch schwerer. Georg konnte das Funkgerät in seiner Hand spüren, jede Unebenheit des Plastiks. Er wusste, dass er jetzt mehr Fragen hatte als Antworten, und doch hatte er das beunruhigende Gefühl, dass diese Stille gleich durchbrochen werden würde; wenn es auch still blieb.

Zumindest vorerst …

Kurz darauf hielt Georg inne. Schritte hinter sich. Er drehte sich schnell um – niemand da. Doch er war sich sicher, jemanden gesehen zu haben, der am Nebenraum vorbeigeschlichen war und über die Gitterroste zur Kommandobrücke verschwand.

Leise schritt er am Treppengeländer nach oben. Dort, auf dem erhöhten Laufsteg, erstreckten sich weitere vereinzelte Räume über dem ehemaligen Produktionsbereich. Die Türen waren teilweise aus ihren rostigen Angeln gehoben, überall sprangen Graffiti ins Auge. Umgestoßene Spinde, herumliegender Plastikmüll, Metallteile und Scherben machten den Bereich beinahe zu einem Hindernisparcours.

Dass es ein Fehler war, ohne Christian nach oben zu gehen, wurde ihm wohl erst später klar.

Georg inspizierte die Räume. Jeder schien verwüsteter als der vorherige – ein offensichtlicher Rückzugsort für Punks, Obdachlose oder Junkies. Überall lagen ausgefranste Möbel, Müll und Kartons.

Mitten in einem der Räume blieb sein Blick an einem offenen Aktenkoffer auf dem Boden hängen.

Das Ganze war zu offensichtlich.

Georg beschloss dennoch, sich auf das Spielchen einzulassen – obwohl er den Braten längst gerochen hatte. Die Situation war so durchschaubar, dass er glaubte, daraus einen Vorteil ziehen zu können.

Die zwielichtige Türschwelle hinter ihm blieb fest in seiner peripheren Sicht, während er sich langsam dem Koffer näherte. Innerlich bereitete er sich darauf vor, die Zielperson zu überwältigen. Er musste ihr um jeden Preis einen Schritt voraus sein. Ein Szenario, das nach seinem Polizeiinstinkt jeden Moment eintreten konnte – mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent.

Nicht nur war es ein Fehler, ohne Christian nach oben zu gehen. Er hätte ihn über Funk über seinen Alleingang informieren müssen.

Plötzlich tauchte im Rand seines Sichtfeldes eine Dämmerfigur auf.

Sie sprang hinter einem schulterhohen Kartonstapel hervor, der so unscheinbar zwischen der rustikalen Wand und einem zugenagelten Fenster verschmolzen war, dass Georg ihn übersehen hatte. Wie ein jämmerliches Insekt, das die klebrige Zunge des Chamäleons nicht kommen sieht.

War er ein Insekt?

Ein dummes kleines Insekt, das den Hieb mit der Holzlatte nicht kommen sah?

Oder war er vielmehr ein Holzwurm, der sich in die Holzlatte hineinfrisst – so wie sich fieberhafte Zerrbilder die nächsten Stunden in seinem Verstand umkreisen würden?

Der Schlag kam jedenfalls so schnell und unerwartet, dass Georg keine Zeit hatte, zu reagieren. Seine Taschenlampe fiel klappernd zu Boden und warf krumme Lichtstrahlen an die Wände. Schritte näherten sich, begleitet vom dumpfen Klang schwerer Stiefel.

Mehr Informationen konnte Georg nicht verarbeiten, denn alles um ihn herum wurde abrupt schwarz.

Georg presste seine zitternden Hände gegen das kalte Glas der menschengroßen Kapsel. Durch die durchsichtige Oberfläche erkannte er Frank Dreyer. Dessen höhnisches Grinsen spiegelte sich im Glas, während seine Finger in beunruhigend langsamen Bewegungen darüber strichen, als folgte er einem Muster, das nur er verstand.

Hinter Dreyer tummelten sich Wissenschaftler. Sie wirkten beschäftigt, dokumentierten hektisch auf Tablets und führten nervöse Diskussionen. Immer wieder flackerten die Bildschirme im Hintergrund auf – Diagramme, Daten, unverständliche Grafiken. Georg hatte keine Ahnung, was sie verfolgten. War er Teil eines kranken Experiments?

Plötzlich verstummten die Wissenschaftler. Einer nach dem anderen verließ hastig den Raum, als hätten sie etwas Furchtbares entdeckt. Georg folgte ihrem starren Blick.

Am Türrahmen des Raumes schien sich etwas in den Schatten zu rühren. Anfangs war er sich nicht sicher, was er dort sah. Doch dann glaubte er, eine Gestalt zu erkennen. Das Gesicht war verstörend vertraut – und zugleich unmenschlich. Unmöglich, dass sie es war. Aber wie konnte sie es nicht sein?

Das Gesicht war genau so, wie er es damals bei der Identifizierung gesehen hatte: tiefe Wunden im Muskelgewebe, halb abgerissene Haare, Beine und Hüfte grotesk verdreht. Ihr Genick war gebrochen, und die Haut der linken Gesichtshälfte war abgeschält. Eine Hand, die nur noch an einem dünnen Muskelstrang hing, pendelte bei jedem humpelnden Schritt gegen den zerschundenen Oberschenkel.

War es wirklich sie? Nein. Sie war tot.

Und doch …

Die Konturen der Kreatur schälten sich deutlicher aus dem Zwielicht, verstärkt durch das unruhige Flimmern der Monitore. Es war, als hätte der Raum selbst vor Angst innegehalten. Die Elektronik schien die Präsenz des Wesens zu fürchten, das mit langen, scharfen Klauen die Bühne betrat.

Ein tiefes Knurren schnitt durch die bedrückende Stille. Georgs Herz raste. Er wollte schreien, fliehen – irgendetwas tun. Doch seine Kehle war wie zugeschnürt.

Die Kreatur trat aus der Dunkelheit, ihre unförmige Gestalt war ein Albtraum, der jegliche Vernunft sprengte. Die Wissenschaftler waren fort, als hätten sie nie existiert. Georg war allein.

Die Kreatur kauerte plötzlich auf der Kapsel.

Das Gesicht … war jenseits aller Beschreibung. Es schien sich mit jedem Atemzug zu verzerren. Die dunklen, lichtlosen Augenhöhlen starrten Georg durch die Kapsel hindurch an. Wo eine Nase sein sollte, verbanden sich groteske Linien mit deformierten Lippen, und das Gebiss war ein Chaos aus unregelmäßig geformten, nadelspitzen Zähnen.

Der Hals war lang, sehnig, und wand sich wie der Körper einer Schlange. Unter der Haut ihrer Rückenpartie zeichneten sich deformierte Flügel ab, als wären sie dort festgewachsen. Die Gliedmaßen waren unnatürlich lang und dürr, wie vertrocknet. Das Wesen wirkte wie eine Schöpfung aus der Hölle selbst.

Die Klauen kratzten über das Glas der Kapsel, hinterließen tiefe Spuren und schnitten durch die Stille wie ein Schrei. Georg konnte den Druck auf seiner Brust spüren, obwohl er wusste, dass das unmöglich war. Das Biest ignorierte jede physische Grenze und bearbeitete die Kapsel mit einer Raserei, die wie purer Wahnsinn wirkte.

Das Glas begann zu splittern. Georgs Atem wurde flach, das Dröhnen seines eigenen Herzschlags betäubte ihn. Der Raum schien zu implodieren.

Dann war Stille.

Mit einem Ruck schoss Georg aus dem Bett. Er schnappte nach Luft, schweißgebadet. Sein Körper zitterte, während sich seine Brust schwer hob und senkte. Hektisch blickte er sich im Raum um. Alles war still. Das Licht fiel in schmalen Streifen durch die Jalousien. Der Wecker zeigte 7:00 Uhr.

Wieder derselbe Albtraum. Der einzige Unterschied diesmal: Neben der Kreatur waren auch ein Mann und … sie im Traum erschienen. Der Name des Mannes war nur noch eine blasse Erinnerung – wie das vage Echo eines längst vergessenen Gesprächs. Es war diese Art von Traum, bei der man jemandem begegnet, aber beim Aufwachen nicht mehr weiß, wer es war. Ein unterschätztes, faszinierendes Phänomen. Manche Menschen führen Traumtagebücher, um solchen flüchtigen Erinnerungen nachzuspüren, die so leicht entgleiten können wie ein Schmetterling, der von der Hand aufsteigt.

Doch irgendetwas in Georg sagte, dass dieser Traum tiefgründiger war. Das Gefühl, dass der Albtraum noch immer in seinem Kopf kroch, blieb. Auch als er schließlich aufstand, sich duschte, rasierte, anzog und frühstückte. Selbst der starke Kaffee änderte nichts daran.

Georg öffnete das Sicherheitsfach, holte seine SFP9 und schob sie in die Halterung. Bevor er die Haustür erreichte, blieb sein Blick noch einmal an einem Foto hängen.

Es war in einem Buchenholzrahmen gefasst: eine hübsche Frau, vielleicht Anfang 30, deren Lächeln auf dem Bild so unbeschwert wirkte, dass es fast unwirklich schien. Larissa Dubrovnik.

Sie war Georgs Partnerin gewesen, Jahre bevor Christian ihm zugeteilt worden war. Gemeinsam hatten sie die Polizeiausbildung absolviert. Larissa war klug, ehrgeizig, mit einer herzlichen, humorvollen Art, die jeden in ihrem Umfeld aufmunterte. Doch ihr Leben endete auf die denkbar sinnloseste Weise.

Es passierte während einer Drogenrazzia bei einem libanesischen Clan. Zunächst lief alles reibungslos: Die Spürhunde fanden die Drogen, Waffen wurden sichergestellt, die Verdächtigen leisteten keinen Widerstand. Kein Schusswechsel, keine Auseinandersetzungen. Ein Einsatz, der nach Plan verlief – bis plötzlich Motorengeräusche die Stille durchbrachen.

Ein junger Mann, der Enkel des Clan-Bosses, raste mit einem ranzigen Fiat Doblo viel zu schnell durch die Hinterhofgasse. Er glaubte offenbar, ein rivalisierender Clan würde angreifen und eilte, wie er später aussagte, zu Hilfe. Sein Führerschein war gefälscht, und mit seinem überhasteten Fahrstil brachte er das Chaos, das alle verhindern wollten.

Larissa hatte in diesem Moment die abgewinkelte Hintertür benutzt und trat ihm direkt vor die Räder. Sie hatte keine Chance.

Der Fahrer stieg aus. Sein Gesichtsausdruck: dümmlich, leer. Als hätte Mamas kleiner Junge den mühevoll zusammengelegten Wäschekorb versehentlich umgestoßen. Aber es war kein Wäschekorb – es war Larissas lebloser Körper, durch die Luft geschleudert und wie eine zerschlissene Puppe am Boden liegen geblieben.

Weil es sich um keinen vorsätzlichen Mord, sondern um einen Unfall handelte, wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt – mit einer lebenslangen Führerscheinsperre. Eine gerechte Strafe? Wohl kaum.

Warum Larissa die Tür benutzt hatte, blieb ungeklärt. Vielleicht wollte sie nur kurz Luft schnappen, weil der Einsatz so ruhig verlief. Doch Georg machte sich bis heute Vorwürfe. Hätte er sie irgendwie aufhalten können? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Es war der schlimmste Tag seines Lebens – ein Trauma, das er in den letzten Jahren zu überwinden versucht hatte.

Zumindest glaubte er, es überwunden zu haben. Doch manchmal kehrten die Bilder zurück. Besonders dann, wenn er in Routinen verfiel, die ihn durch den Tag tragen sollten, ihm aber auch keine Ablenkung boten.

Georg stellte das Foto zurück auf das Regal, nahm seine Polizeimarke und steuerte auf die Tür zu. Zeit für die Arbeit.

Als Georg sein Auto auf dem Parkplatz abstellte, überkam ihn ein seltsames Déjà-vu. Es war die Art, wie sein Blick beim Aussteigen über die Parkstreifen glitt; wie er einen Raben beobachtete, der von einem Ast aufflatterte; wie seine Aufmerksamkeit auf den Fensterputzer am Eingang fiel – den Mann im grau-blauen Overall. Selbst die kurzen Treppenstufen ins Gebäude fühlten sich eigenartig vertraut an.

Die Kälte des Draußens wich schlagartig der wohligen Wärme im Inneren. Es waren alltägliche Dinge, auf die Georg sonst nie geachtet hätte. Nicht einmal ansatzweise.

Das Déjà-vu blieb unerklärlich. Es war, als ob etwas in seinen Erinnerungen oder seiner Wahrnehmung gedämpft schwebte. Ein seltsames, nagendes Gefühl – eines, von dem Georg unbewusst wusste, dass es wiederkehren würde.

Processing Speed 2

Kaum umgezogen, bestellte der Kommissar Georg und Christian in sein Büro, um die Vorgehensweise der Observierung zu besprechen. Es wurden Infos von einem Informanten geleakt, dass die Zielperson, Frank Dreyer, sich heute Abend auf dem verlassenen Industriegebiet aufhalten würde. Ein Déjà-vu … ein Déjà-vu.

Als der Abend hereinbrach, machten die beiden Polizisten sich auf den Weg zum Rande der Stadt, wo sich das alte Industriegebiet befand; dabei begann ein Regenwetter, wie aus Eimern zu schütten.

„Alles klar bei dir?“ fragte Christian. „Du wirkst abwesend.“

„Ich weiß nicht … es fühlt sich an, als hätte ich das alles schon einmal erlebt,“ antwortete Georg.

Sie parkten auf der gegenüberliegenden Straßenseite der dicht an dicht stehenden Lagerhallen auf dem verfallenen Industriegelände, von wo sie freie Sicht auf die unmittelbare Umgebung hatten. Aus dem Autoradio ertönte, dass nun schon die vierte Person in Folge verschwunden sei. Weitere Meldungen waren eine Messerstecherei in der Innenstadt. Zudem überschlug sich heute Mittag ein PKW, und der Lottojackpot wurde immer noch nicht abgeräumt.

Kurz nach dem Wetterbericht ließ Georg am Regler das Radio verstummen. In der Zeit, in der sie auf die Zielperson warteten, war Georg in Gedanken verfallen, in denen er über die Verkommenheit dieser Stadt nachdachte.

„Vielleicht sollte man diese Stadt einfach ausräuchern … oder eine Bombe darüber abwerfen.“

Georg erklärte, dass er genug davon hatte, wie sich diese Stadt in ein Höllenloch der Kriminalität verwandle. Es fühle sich an wie eine Niederlage.

„Diese Stadt war doch schon immer ein Drecksloch. Wer sicherer leben will, muss in eine andere Gegend ziehen“, sagte Christian, der seinem Polizeipartner eine Zigarette bot, die dieser ablehnte – ihn aber gleichzeitig an seinen Großvater erinnerte.

Ein Déjà-vu … Ein Déjà-vu.

Etwa zehn Minuten später erschien ein Mann, bei dem es sich jedoch um die falsche Person handelte, wodurch sich das lange Warten zu einer Geduldsprobe von bis zu zwei weiteren Stunden ausdehnte, bis endlich die richtige Person auftauchte. Es war Dreyer, der in einem der Lagerhallen verschwand.

Obwohl sie ihn eigentlich nur observieren sollten, stieg Georg aus dem Auto, zog seine Waffe und nahm die Verfolgung auf. Christian fand dies zwar nicht gut, aber letztlich blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Kollegen zu begleiten.

Die beiden Polizisten betraten vorsichtig die alte Lagerhalle, Taschenlampen erhellten die Dunkelheit. Christian flüsterte: „Willst du ihn wirklich schnappen?“ Georg bestätigte es. Sie teilten sich auf.

Irgendwann stieß Georg auf eine angelehnte Tür. Vorsichtig zog er seine Waffe und betrat den Raum. „Habe ein altes Büro gefunden. Regale und Kisten … Argh!“ Ein Schrank brach neben ihm zusammen. „Alles gut, nur ein alter Schrank“, funkte er an Christian. Doch seine Entdeckung ließ ihn innehalten: Ein Nebenraum voller technischer Geräte in einwandfreiem Zustand – Sicherheitsglas, Verteilerkästen, Laborutensilien. Mittendrin ein Tisch mit offenen Dokumenten.

Georg zog Handschuhe an und überflog die Papiere: Warnhinweise, Experimente mit „Subjekt A“ und unverständliche chemische Formeln. Einer Skizze zufolge deutete alles auf eine unterirdische Konstruktion hin. Die letzte Notiz: „VERSCHLEIERT.“

„Das hier ist abgedrehter Scheiß“, murmelte er ins Funkgerät, doch sein Instinkt warnte ihn.

Er hörte Schritte. Niemand zu sehen. Georg folgte den Spuren nach oben, vorbei an verfallenen Räumen voller Graffiti und Müll. Schließlich fand er einen offenen Aktenkoffer – zu offensichtlich, um harmlos zu sein. Vorsichtig näherte er sich, doch sein Blick war zu lange fixiert.

Dreyer huschte hinter ihm hervor. Der Angriff kam lautlos und präzise – eine Holzlatte, ein dumpfer Schlag. Georgs Taschenlampe fiel und rollte über den Boden. Schritte näherten sich, dann Dunkelheit.

Georgs zitternde Hände lagen auf dem kalten Glas der Kapsel, hinter der er Frank Dreyer erkannte, dessen höhnisches Grinsen ihn fixierte. Wissenschaftler wuselten nervös im Hintergrund, bis plötzlich Stille eintrat. Einer nach dem anderen verließ panisch den Raum, während Georgs Blick zur Schleuse wanderte, wo sich etwas zu rühren schien.

Die Kreatur, die hervortrat, war ein verzerrtes Abbild seiner ehemaligen Kollegin Larissa Dubrovnik. Zerfetzte Haut, gebrochene Gliedmaßen, entblößtes, verwesendes Gesicht – sie war ein Albtraum aus Fleisch und Wahnsinn. Langsame, humpelnde Schritte brachten sie näher, ein bedrohliches Knurren begleitete jeden ihrer Bewegungen. Mit einem Sprung landete die Gestalt auf der Kapsel, ihre Klauen kratzten am Glas, das unter dem Ansturm zu splittern begann. Georgs Atem stockte, bevor Dunkelheit ihn verschlang.

Mit einem Keuchen schoss er aus dem Schlaf hoch, sein Körper schweißgebadet. Der Albtraum kroch noch immer unter seiner Haut, selbst als er sich duschte und versuchte, den Morgen hinter sich zu lassen. Auf seinem Regal stand ein eingerahmtes Foto von Larissa, lächelnd, wie er sie in Erinnerung behalten wollte.

Sie war nicht nur seine Partnerin, sondern auch seine engste Vertraute. Doch ein Einsatz endete in einer Tragödie: Während einer scheinbar routinierten Razzia war sie von einem Auto erfasst worden, das überhastet durch die hintere Gasse geschossen war. Georg hatte zusehen müssen, wie sie starb. Die Bilder verfolgten ihn, auch wenn er hoffte, das Trauma hinter sich gelassen zu haben.

Mit einem Seufzen stellte er das Foto zurück, nahm seine Polizeimarke und die Waffe und machte sich auf den Weg zur Arbeit. Doch schon auf dem Weg ins Polizeirevier überkam ihn ein seltsames Gefühl. Es war, als hätte er all das schon einmal erlebt – die Parkstreifen, ein Rabe, der aufflog, ein Fensterputzer in einem graublauen Overall. Selbst die Treppen ins Gebäude schienen ihm unheimlich vertraut.

Processing Speed 3

Im Büro erfuhr er, dass die Zielperson, Frank Dreyer, heute Abend auf einem verlassenen Industriegelände sein würde. Das Déjà-vu verstärkte sich – etwas an diesem Tag fühlte sich verstörend falsch an, wie Bruchstücke aus der Vergangenheit.

Als der Abend kam, fuhren Georg und Christian durch strömenden Regen zum Zielort. Georg fühlte sich unruhig, als hätten sie das alles schon erlebt. Sie warteten im Auto, hörten Radio, und Georg verlor sich in düsteren Gedanken über den Niedergang der Stadt und die wachsende Kriminalität.

Als Dreyer endlich erschien und die alte Lagerhalle betrat, beschloss Georg, die Verfolgung aufzunehmen.

Georg und Christian teilten sich auf. Plötzlich hörte Georg Schritte, sah einen Schatten und wurde niedergeschlagen.

Er erwachte in einer Kapsel, Dreyer beobachtete ihn höhnisch. Plötzlich griff eine Kreatur an, die er zuerst als entstellte Larissa einstufte. Das Glas zerbrach fast, Georg verlor das Bewusstsein.

Schweißgebadet erwachte er aus dem Albtraum, der sich real anfühlte. Er betrachtete das Foto seiner Kollegin, stellte es wieder ab.

Auf dem Revier erfuhr er, dass Dreyer sich auf einem verlassenen Industriegebiet aufhielt.

Zusammenfassung:

Das Experiment wurde erfolgreich abgeschlossen. Subjekt Georg U. zeigte erwartungsgemäß keine Fähigkeit, den programmierten Loop zu durchbrechen. Ziel war die Evaluierung der Resilienzgrenzen kognitiver und emotionaler Systeme in einer vollständig synthetischen, immersiven Realitätsumgebung.

Die Ergebnisse bestätigen, dass das Subjekt unter signifikanter Variabilität innerhalb des Schleifenparadigmas keine Strategie zur Simulationserkennung entwickelte. Die neuronalen Rückkopplungsschleifen manipulierten Emotionen und Wahrnehmungen präzise, während chemisch-neuronale Analysen zeigten, dass die emotionale Reaktionsintensität auch bei wiederholten Stimuli unverändert blieb – ein Hinweis auf die Resistenz der Psyche gegenüber Musterdurchbrechungen unter Stress.

Anomalien:

Instinktive Déjà-vu-Reaktionen: Subjekt fühlte wiederholt, Ereignisse bereits erlebt zu haben (83 % der Testläufe). Erinnerungsprojektionen: Die unvorhergesehene Manifestation von Larissa Dubrovnik deutet auf tief verwurzelte Erinnerungen hin, autonom von der KI integriert.

Fazit:

Die Forschungsergebnisse unterstreichen das Potenzial neuronaler Chips in Kombination mit immersiven Simulationszyklen für transzendente Spielerlebnisse. Eine nahtlose Verschmelzung von Realität und Fiktion könnte interaktive Unterhaltungsmedien revolutionieren. Dennoch sind Optimierungen zur Reduktion von Schleifenanomalien notwendig, um die Immersion länger aufrechtzuerhalten, bevor das Subjekt die Simulation durchschaut.

Schlussbemerkung:

Die Realität ist nur so stabil, wie wir sie programmieren. Chemisch-neuronale Mechanismen, verstärkt durch Substrate wie Serotonin und Dopamin, stützen das illusionäre Konzept von „Bedeutung“. Letztlich sind Schmerz, Freude, Angst und Hoffnung nichts weiter als elektrochemische Signaturen, die den Geist in Selbsttäuschung gefangen halten.

In diesem Sinne lässt sich behaupten, dass das Leben selbst keinen inhärenten Wert besitzt, abgesehen von den algorithmischen Prozessen, die das neuronale System dazu bringen, sich an diese Fiktion zu klammern.

Die wahre Tragik – oder Komik – besteht darin, dass die Kette, die den Menschen an das Dasein bindet, zugleich seine stärkste Illusion ist: die, dass er frei sei.

Um diese Erkenntnisse in zukünftige Entwicklungen einfließen zu lassen, bleibt es unser Ziel, die zugrunde liegenden Mechanismen noch effizienter zu simulieren und weiterführende Möglichkeiten zur Optimierung emotionaler Reaktionsmuster zu erforschen. Mit jedem Testlauf kommen wir der Perfektion eines vollständig transzendenten und kontrollierbaren Erlebnisses einen Schritt näher – eine Realität, in der jede Grenze formbar ist und jede Bedeutung programmiert werden kann.

Mit besten Empfehlungen,

Leitendes Projektmanagement

Moth Corporation – Abteilung für experimentelle Simulationen

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