
Eine Wertschätzung für Knochen
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Eine Wertschätzung für Knochen:
Zwei entfernte Lichtpunkte. Sie kommen näher, werden greller. Ich kneife die Augen zusammen, während das entgegenkommende Fahrzeug an mir vorbeirauscht. Der Griff um das Lenkrad wird fester, meine dürren Finger zittern. Der Hunger raubt mir die Konzentration, meine Gedanken zerfallen in Bruchstücke. Nein. Denken kann ich, aber nicht klar. Doch das Wissen, bald daheim zu sein, in den Armen meiner Freundin, lässt mich den Schmerz in meinem Magen vergessen.
Die neidischen Blicke der Kollegen, die Gespräche mit meinem Chef – all das ist bedeutungslos, solange ich sie wiedersehen kann. Ich will sie heiraten. Immer wieder frage ich mich, wie eine menschliche Seele in einem derart schönen Körper verharren kann. Und sie wird jeden Tag noch schöner. Mein Fuß löst sich vom Gaspedal, der Motor verstummt, bis ich den Schlüssel abziehe. Stille umhüllt mich. Ich bin zu Hause.
“Bin von der Arbeit zurück!“ rufe ich ins Haus, während ich den klirrenden Schlüssel an den Haken hänge. Ich ziehe den Mantel aus. “Ich konnte mich den ganzen Tag nicht konzentrieren. Ich wollte dich so sehr sehen, weißt du?“
Keine Antwort. Sie schläft wahrscheinlich.
Ich gehe an der Küche vorbei. Staub hat sich auf dem Boden abgesetzt, das Waschbecken ist trocken, alle Utensilien verräumt. Im Wohnzimmer liegt ihre schmale Gestalt schemenhaft im Halbdunkel auf dem Sofa. Ihre schneeweiße Haut spannt sich wie ein delikates Seidentuch über die Konturen ihrer Knochen. Meine Augen finden die geschlossenen ihrigen, und dieses Verlangen überkommt mich wieder. Zögerlich gleiten meine Finger über ihre Brust, tasten die hervortretenden Rippen entlang. Sie erinnern mich an die Rillen eines bestimmten Instruments.
Der Kuss ist ein flüchtiges Nippen, ein Hauch von Berührung, aber diese Berührung lässt meinen zitternden Körper schlagartig erstarren. Etwas ist anders. Ihre Lippen sind kalt, so leer, so inhaltslos. Es muss heute passiert sein. Noch vor kurzem. Ich wollte sie nur sehen. Ihre Knochen. Diese wunderschönen, bezaubernden Knochen, hinter dieser membranartigen Schicht, als würde ihr Körper sie verspielt verstecken. Dass es ihr so viel kosten würde, dass wir so viel geben mussten, um schön zu sein.
Ich sollte traurig sein. Doch die Trauer wird von etwas anderem verdrängt. Es beruhigt mich, zu wissen, dass sie ihr Ideal für mich bis in ihren ewigen Schlaf getragen hat.
Meine einzige Reue ist, dass sie meine Knochen nie so sehen konnte, wie ich die ihrigen sehe. Nahe an Perfektion. Es ist mehr als nur Verlangen.
Auch ich werde müde. Alles in mir wird schwer, nur diese Liebe, die ich für sie verspüre, hält mich am Leben. Ich lege mich neben ihr hin, atme tief ein und schließe die Augen. Vielleicht wache auch ich nicht mehr auf. Wäre es nicht romantisch, uns so zu finden?
Kurz und … nett.
lg
Danke für deinen Kommentar. Wie ich sehe bist du immer noch aktiv dabei ^^
Ich flattere mal so mal so vorbei, ziellos wie eine Motte. 🙂