
Ewige Kälte
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Eiseskälte. Das ewige Erfrieren. Sie schleicht durch deinen Körper. Sucht sich ungnädig ihren
Weg über deine Nervenbahnen, direkt in dein Gehirn. Es existieren viele Arten,
die Kälte wahrzunehmen. Du kennst unzählige. In dem frostigen Dasein deiner
Existenz ist dies aber nicht sonderlich relevant. Nicht, weil es dich nicht
interessieren würde. Sondern weil du nichts anderes mehr gewohnt bist. Du
siehst andere Menschen. Früher hast du sogar die Wärme in ihrer Nähe verspüren
können. Doch heute: Nichts.
Nur diese eine kleine Kerze, dessen schwache Flamme einsam ihren zuckenden Tanz
vollführt, gibt dir wenigstens den Anschein von Wärme. Sie trägt deine Hoffnung
inne. Du blickst aus dem Fenster deines kalten Gefängnisses, dass ein eisblaues
Gesamtbild ergibt. Das, was du draußen erblickst, ist nicht etwa das
gleichbleibende Bild einer Landschaft. Es ist das genaue Gegenteil von
Stillosigkeit.
Die Außenwelt scheint sich zu bewegen. Gleichmäßig voranschreitend. Rechts und
links der Fenstersichtweite ziehen Bäume vorbei, als würdest du in einem Auto
sitzend durch einen Wald fahren. Das Sichtfenster schwenkt immer mal nach
links und nach rechts. Für dich ist das mittlerweile normal geworden. Die Kälte
innerhalb dieser unnachgiebigen vier Wände lässt dich nur bedingt dieses
durchaus merkwürdige Geschehen hinterfragen.
Dich
erreichen Gedankenfragmente. Es sind nicht deine eigenen. Vielmehr gehören sie
einer scheinbar höheren Instanz an. Sie sind so eindringlich, dass du gezwungen
bist, sie auszusprechen.
„Bald
schon.“, “ wenige Meter.“ „Wird es klappen?“
„Zurücklassen.“ „Familie“ „Nie wieder“
Es läuft dir
mit jedem dieser Worte ein noch kälterer Schauer über den Rücken. Deine leichte
Kleidung wird durch eben diesen benetzt. Durchnässt. Du fürchtest dich vor den
Konsequenzen, die das Vorhaben eben jener höheren Instanz für dich mitbringen
wird. Die Kerze vor dir teilt deine Bedenken. Ihr hoffnungsloser erschöpfter
Wärmetanz zeugt von eurer Unsicherheit im Angesicht dessen, was noch kommen
mag. Die Kälte innerhalb dieser vier Wände scheint exponentiell zuzunehmen.
„Dort“
„Insekten“ „Menschen“ „Hütte“ „Bin aufgeregt“
Vor dem
Sichtfenster deines Gefängnisses erscheint eine Hütte, die von Bäumen,
Sträuchern und dergleichen in eine grüne Umarmung genommen wird. Sie scheint
sich nahtlos in die Natur eingefügt zu haben.
Du siehst, wie sich die Hütte immer weiter auf dich zubewegt. Alles in dir sträubt sich vor dem, was du
möglicherweise gleich sehen wirst. Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass
du etwas mit ansehen musst, was entgegen jeglicher Menschlichkeit ist. Und
jedes einzelne Mal ist die Welt um dich herum kälter geworden. Einst ist
dieser Raum um dich herum ein Ort der Wärme gewesen. Überall waren stark
leuchtende Kerzen. Doch diese Zeiten sind schon lange vorbei. Du weißt nicht
genau, wann es angefangen hat. Nur, dass du nicht in der Lage gewesen bist,
etwas gegen den Einfall der tödlichen Kälte zu unternehmen.
„Nur
noch ein letztes Mal“ „Es wird gut gehen“ „Immer“
Kalte Tränen
suchen sich ihren Weg über dein Gesicht. Du siehst, wie sich die Holztür der
Hütte öffnet und gleichwohl, was sich darin befindet. Es lässt dir das Herz
bluten. Eine weitere Flüssigkeit, die deine Kleidung benetzt und dafür sorgt,
dass die Kälte sich in dich hineinfrisst.
Du siehst, wie außerhalb des Sichtfensters ein junger Mann an einem Stuhl
gefesselt dasitzt. Er blickt dich an. Genau dich. Direkt durch das Sichtfenster
in dein Gefängnis. Der Blick des Jungen war durchtränkt von Angst. Du vermagst
diesen klar und deutlich zu fühlen.
„Widerwärtig“
„Dieser Kerl“ „So viel Leid“ „Endlich“
Diese
Gedanken erschrecken dich jedes Mal aufs Neue. Innerlich flehst du, dass du
nicht wieder sehen muss, was du mit grausiger Vorahnung gleich zu sehen
vermutest. Doch du weißt, dass es geschehen wird. Und du weißt auch, was mit
dir passieren wird.
Vor deinen Augen spielen sich in diesem Augenblick einige der grausamsten
Taten ab, die Menschen zu tun in der Lage sind. Dieser junge Mann dort auf dem
Stuhl. Mit Ekel und Fassungslosigkeit siehst du dabei zu, wie dieser mit
verschiedensten Werkzeugen gefoltert wird. Die Zange entfernt Finger-und
Fußnägel. Der Hammer zertrümmert die Knochen einzelner Körperregionen. Die
Schere schneidet durch die Nasenlöcher. Du kannst zwar sehen, wie der junge
Mann seinen Mund zu einem wahrscheinlich ohrenbetäubenden Schmerzensschrei
geöffnet hat, aber nichts davon dringt in das Gefängnis ein, dass dich
beherbergt.
„Gleich“
„Nur noch ein bisschen“ „Es ist gleich vorbei.“
Dich widern
diese Gedankenfragmente an, die du gezwungen bist auszusprechen. Die Kälte
erreicht ein nicht mehr aushaltbares Maß. Tränen, die eben noch über deine
Wange geronnen sind, gefrieren binnen Augenblicken. Die Kerze, die als letzte
Instanz der Wärme gedient hat, gibt im Angesicht der Unmenschlichkeit traurig
den Dienst auf. Sie erlischt. Kleine Rauschschwaden steigen in die Kälte deines
Gefängnisses, und jähe Starre scheint sich über deinen Körper auszubreiten. Du
blickst an dir herunter. Dein Füße. Beine. Hände. Arme. Sie sind von einer
dünnen eisigen Schicht umschlossen. Langsam aber sicher schließt dich die Kälte
in ihre liebevolle Umarmung. Die Angst in deinem Innersten verformt sich in
eine tiefe Traurigkeit. Du blickst aus
dem Sichtfenster. Der junge Mann bewegt sich nicht mehr. Er ist tot.
„Endlich“
„Es ist vorbei“ „Rache“ „Das Leben ist schön“
Dein
Gefängnis verändert sich. Etwas Neues befindet sich in dem Raum. Eine Gestalt.
Dir sehr ähnlich. Es blickt von oben auf dich herab, während die eisige Schicht
deinen Körper immer weiter für sich einnimmt.
„Du hattest nie eine Chance.“, flüstert es mit einem seltsamen
Lächeln, dreht sich von dir weg und starrt aus dem Sichtfenster.
Er hat Recht. Manche höheren Instanzen sind unempfänglich für dich. Darum
erfrierst du. Und dir wird klar, dass die menschliche Kälte zu den grausamsten
aller Empfindungswelten gehört.
Lass dich auf sie ein. Die Kälte wird dein neuer Wärmepol…