GeisteskrankheitMittel

Furcht und Schrecken – Massaker zur Halbzeit

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Hier geht es zum vorherigen Teil:

16.
Akt – Über Phobos‘ Kunstverständnis

Ich bin nicht
verrückt.

Ich. Bin. Nicht.
Verrückt!

Ichbinnichtverrücktichbinnichtverrücktichbinnichtverrückt…

Egal
wie oft ich den Satz in meinem Kopf wiederhole, egal mit welcher
Betonung ich ihn stumm ausformuliere… er verhallt ungehört in der
Leere die sich hinter meinen Augen ausgebreitet hat. Ich spüre,dass
Phobos hämisch grinst und neckisch mit der Faust an die Rückwand
meiner Augenhöhle klopft. Die Netzhaut verzieht sich und mein
Sichtfeld verschwimmt. „L…lass das…“, murmle ich mit schwerer
Zunge.

Irgendetwas
geht hier vor sich. Ein undefinierbarer Odem hängt in der feuchten
Luft und strömt aufdringlich durch jede Pore meines Körpers.
Irgendetwas saugt mich aus. Eine Spinne krabbelt über meine rechte
Wange. Niemand entfernt sie für mich.

Luna…
Wo ist Luna?

„Wer
ist Luna?“, fragt Freeman interessiert und beugt sich vor.

Verdammt,
habe ich das etwa laut gesagt? Offensichtlich.

Ich
schüttle den Kopf. Die Spinne bleibt sitzen, die kleinen Widerhaken
am Ende ihrer Beinchen krallen sich in meine Haut. Vielleicht hat sie
mich bereits gebissen und mit ihrem Sekret vollgepumpt. Vielleicht
wird mein Fleisch gerade von Verdauungsenzymen in eine stinkende
Suppe verwandelt. Ich mag keine Suppe.

Gott,
wie meine Augen brennen. Phobos soll mit dem Klopfen aufhören…
Meine Lippen öffnen sich flatternd: „… 1221/19/1…“ Wer
kontrolliert sie? Bin das noch ich? Die
Augen des alten Mannes weiten sich „Eine Patientin? Ich wusste gar
nicht, dass du in der Anstalt Freunde hattest…“

Das
wusste ich auch nicht. Ich hatte nur mich selbst. Und einen Bruder.

Müdigkeit.
Schwer wie bleierne Sargdeckel… Ich fühle mich nicht gut. Ob das
Fieber zurückgekehrt ist? Sollte ich den Doktor nach einer Aspirin
fragen? Schließlich ist er Mediziner… „Du
siehst blass aus. Ist dir nicht wohl?“, fragt Freeman aufrichtig
besorgt und erhebt sich knarzend von seinem Stuhl. „Kopfschmerzen…“,
murmle ich mit dem essigsauren Waschlappen in den sich meine Zunge
verwandelt hat. „St… streichen sie Suppe vom Speiseplan…“

Der
junge Mann, Ben,
schwebt aus der faserigen Dunkelheit hervor ins Licht und berührt
den Doktor an der Schulter. Seltsamerweise wachsen violette
Chrysanthemen aus seinen
Augenhöhlen. Waren die schon vorher da? „Herr
Schönbrunn, sehen Sie
nicht dass dieser Mann halluziniert? Er
redet wirres Zeug. Ich
würde sagen wir bringen ihn für heute auf sein
Zimmer und verabreichen ihm eine Dosis Neuroleptika. Morgen ist auch
noch ein Tag.“

Freeman
wirkt enttäuscht, nickt aber langsam. „Vielleicht haben Sie recht
mein Junge… Bitte beordern sie zwei Pfleger mit einer Trage.“
Sein faltiger Hals wird immer länger, bis sein Kopf irgendwann auf
Höhe der Knie baumelt und während er spricht krabbeln ameisengroße
Gottesanbeterinnen aus seinem Mund. Beinahe muss ich lachen. Es ist
zu köstlich. Doch Phobos‘
penetrantes Klopfen und der daraus resultierende Schmerz dämpfen es
zu einem qualvollen Röcheln. Immerhin ist es ein belustigtes
Röcheln.

„Lassen
sie das mit der Trage alter Mann… ich hatte sowieso gerade vor zu
gehen…“, hauche ich und meine Augäpfel rollen in das Innere
meines Schädels. Das Letzte was ich sehe, ist das triumphierende
Grinsen meines Bruders.

Anspannen.

Reißen,

Zuschlagen.

Zubeißen.

Festhalten.

Abreißen.

Zerfleischen.

Zerfetzten.

Saugen.

Schlucken.

Weiter!

Packen.

Reißen.

Stechen.

Treten.

Herausdrücken.

Abreißen.

Zerfleischen.

Zerfetzten.

Saugen.

Schlucken.

WEITER!

Und weiter…
weiter…

Lachen.

Töten.

Genießen.

Als
ich wieder zu mir komme, ist es dunkel. So dunkel, dass ich mir in
der ersten Sekunde nicht sicher bin, ob ich überhaupt meine Augen
geöffnet habe. „Ja, einer hat im Todeskampf die Lampen
zerschossen.“, nuschelt Phobos und stochert mit einem der
Metallstäbe in unseren Zahnzwischenräumen herum. Mit der anderen
Hand fasse ich stöhnend an unsere Stirn und spüre das Blut dass von
ihr tropft, das meine Haare verklebt und den Boden bedeckt. „W…
was zum…?“, frage ich verwirrt und Phobos kichert zufrieden.
Spätestens als ich den Geschmack von Salz, Metall und roher Leber
bemerkte, wird mir alles klar.

Mein
Magen zieht sich zusammen und ich erbreche einen Schwall fremdes
Blut. Phobos schlägt entsetzt unsere Hände vor dem Mund, um den
Mageninhalt drinnen zu behalten, doch der durch mich ausgelöste
Reflex ist stärker und das halbverdautes Plasma quillt unaufhaltsam
durch unsere Finger. Unser
von Krämpfen geschüttelte Körper stürzt schmerzhaft auf den
klebrigen Boden.

„Beim
Kotzen sollte man sich nun einmal irgendwo festhalten…“, würge
ich keuchend hervor und versuche die Übelkeit niederzukämpfen. Mein
Bruder heult frustriert „Du hast alles kaputt gemacht! Immer! Immer
musst du mir meinen Spaß verderben!“ Wütend verpasst er mir eine
schallende Ohrfeige und wimmert sofort schmerzerfüllt. Ich
schüttle resigniert den Kopf und reibe mit der anderen Hand unsere
brennende Wange. „Du bist so ein Idiot…“

Wenigstens
kann ich wieder einigermaßen klar denken. Mein seltsamer Anfall
scheint vorübergegangen zu sein und mein Hirn hat sich weitestgehend
strukturiert. Allerdings wird mein Körper von bestialischen
Schmerzen gepeinigt und eine schreckliche Erschöpfung sitzt in jedem
einzelnen Knochen. „Du
solltest vorsichtiger mit ihm umgehen, wir haben nur einen!“,
stöhne ich und rapple mich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf.
„Weichei.“, erklingt prompt die wenig kreative Antwort. Ich
ignoriere ihn geflissentlich.

Meine
Augen haben sich mittlerweile an die miserablen Lichtverhältnisse
gewöhnt und im schummrigen Dämmer offenbart sich mir ein unschönes
Gemälde, im Stile horrorinspirierten Surrealismus. Im ziemlich
ungesunden Endstadium. Die zerfetzten und vollgesogenen Überreste
der Zwangsjacke liegen in der Ecke, nebst vier leblosen Körper,
einige noch mehr, andere weniger in einem Stück. Das Blut ist bis an
die Decke gespritzt und tropft, tropft, tropft schwermütig in den
schwarzen Teich, der sich am Boden gebildet hat. Wie dunkle Inseln
ragen die Kadaver aus ihrem selbstgeschaffenen toten Meer…

„Das
ist verdammt kitschig!“, sage ich abfällig und wende meinen Blick
von dem schauderhaft unästhetischen Szenario ab. „Wie immer
mangelt es dir an jeglichem Sinn für subtile Kunst.“

Phobos
grunzt genervt. „Und dir fehlt jeglicher Sinn für die Realität!
Zwei von den Maden konnten übrigens türmen…“

Ich
betrachte die Leichen noch einmal genauer. Vier Männer mittleren
Alters. Maria und Freeman sind also noch am Leben.

„Scheiße!“,
fluche ich ungeniert. „Lass uns abhauen!“

17.
Akt – Wieder nach draußen

Wir
hetzten durch die feuchtkalten Gänge. In engen Windungen weiter und
weiter, zurück in die Richtung aus der wir gekommen sind. Das
klebrige Blut stinkt bis zum Himmel, allerdings nicht schlimmer als
der Geruch von Fäulnis und Fäkalien, der diesem Ort so übel
anhaftet. Dieser Gestank und das ganze, geballte Elend der Menschheit
scheinen in die Grundfesten des Gebäudes gesickert zu sein und
fütternd das bestialische Treiben an der Oberfläche mit Angst und
Irrsinn.

„Würden
mich diese Leute hier…. auch nur einen feuchten Kehricht
interessieren…“, keuche ich zwischen zwei Atemstößen. „Würde
ich denen… Amnesty International auf den Leib hetzten!“ Phobos
knurrt spöttisch. „Uuuh, Deimos der Wohltäter der Menschheit!“

„WÜRDE
es mich interessieren!“, betone ich entnervt und beende damit
diesen inhaltslosen Dialog. Wo ist nur dieses verdammte Kind?!

Plötzlich
peitschen Schüsse durch den Gang.

„SCHEIßE!“,
fluche ich abermals und ducke mich im Rennen zusammen. Die wollen
mich anscheinend lieber sofort töten als entkommen lassen! „Bleib
stehen!“, donnert die Stimme der jungen Frau durch den Tunnel und
erneut fallen Schüsse. Dieses
mal streift mich eine Kugel an der Schulter, zerfetzt die Haut und
spritzt mein kostbares Blut auf das moosbewachsene Mauerwerk. Ich
beiße die Zähne zusammen und hetzte weiter, Haken schlagend wie ein
Karnickel auf der Flucht vor den Jägern. Ob Maria gegen den Willen
Freemans handelt? Ein kleiner, persönlicher Rachefeldzug? Ein
bitteres Lachen steigt in meiner Brust auf, verendet jedoch in meiner
Kehle und verklingt ungehört. Lange macht meine Lunge diese Rennerei
nicht mehr mit!

„Stirb
doch endlich, du verdammter Hurensohn!“, heult Maria hinter mir und
ballert wie eine Wilde mit der kleinen Dienstwaffe herum. Wie
unvernünftig…

Da
der ganze Tag bereits ein kompletter Reinfall war, habe ich
eigentlich nicht vor, heute noch drauf zu gehen. Meine Beine und mein
Brustkorb brennen wie Feuer, trotzdem treibe ich meine übersäuerten
Muskeln zu einem beeindruckenden Endspurt an, der mich förmlich in
den Raum katapultiert, in dem unsere unglückliche Reise durch die
Katakomben begonnen hatte. Ein
kurzer Blick auf die massive Steinwand und mir wird klar, dass ich
etwas wichtiges vergessen habe. „Scheiße…“, sage ich zum
dritten und letzten mal. Sie haben mir Lunas Blut vom Gesicht
gewaschen… und der ekelhafte Film mit dem ich jetzt bedeckt bin,
ist so nutzlos wie ein Fahrrad ohne Räder. Ich sitze fest.

Die
Waffe im Anschlag platzt Maria in den Raum, ein triumphierendes
Grinsen ziert ihr verschwitztes Gesicht. „Du sitzt fest!“, ruft
sie mit Genugtuung in der Stimme und richtet die Waffe auf meine
Brust. Ich schließe genervt die Augen. „Ja ja ich weiß, dass
dachte ich bereits…“

Ich
senke den Blick, atme tief ein und breite die Arme aus. „Nun drück
schon ab. Schließlich hast du einen Vater zu rächen…“

Kurz
verharrt sie, stockt, den Finger um den Abzug gelegt. Verschwommen
nehme ich ein Wechselspiel von Hass, Angst, Verzweiflung und
irrationaler Hoffnung auf ihren jugendlichen Zügen wahr… dann wird
jeder Selbstzweifel von bodenlosem Hass verschlungen.

Sie
betätigt den Abzug.

Ein
Klicken.

Dann
Stille.

Ich
Grinse.

„Nein,
nein, nein, NEIN!“,
schreit Maria entsetzt und drückt verzweifelt auf dem Abzug herum.
„Leer.“, stelle ich nüchtern fest und gehe langsam auf sie zu.
Ihre Augen weiten sich und sie greift an ihren Gürtel, will
nachladen, doch Phobos ist schneller. Wie eine Schlange schnellt er
vor, packt ihre Handgelenke und bricht sie wie dünne Äste. Das
Mädchen stößt ein grauenhaftes Kreischen aus, bricht zusammen und
starrt, Rotz und Wasser heulend, auf ihre unbrauchbaren Hände.
Dunkles Blut sammelt sich um die gebrochenen Knochen und zwei
violette Hämatome erblühen in der farblosen Umgebung.

Ich gebe ihr
eine schallende Ohrfeige und das Schluchzen verstummt. „Darf ich
sie töten?“, fragt Phobos begierig, doch ich weise ihn harsch
zurück. Mir ist etwas schmerzhafteres als der Tod eingefallen und
ich knie mich mit sanftem Lächeln vor der jungen Frau auf den Boden.
„Mein Tod hätte ihren Vater auch nicht wieder lebendig gemacht.“;
sage ich leise und streiche ihr eine blonde Haarsträhne aus dem
Gesicht. Sie sieht ihr so ähnlich…

Maria
spitzt die zitternden Lippen und spuckt mir hasserfüllt ins Gesicht.
Achtlos wische ich den Speichel ab und schnipste zur Bestrafung
leicht gegen ihr rechtes Handgelenk. Sie stöhnt qualvoll, fängt
aber glücklicherweise nicht wieder an zu heulen. Seufzend richte ich
mich auf und blicke kalt von oben auf sie herab. „Sie sollten
schnellstmöglich eine
Krankenstation
aufsuchen, vielleicht wachsen die Knochen dann wieder zusammen. Und
wenn sie wieder einigermaßen bei Kräften sind, dann stellen sie
Nachforschungen über die Patientin Nr. 1221 an. Zimmer 19, Trakt 1.“

Ich
lächle noch einmal frostig, dann wende ich mich von ihr ab. Dieses
Wissen wird sie zerstören. Hat die blöde Schnepfe auch verdient.
Wer unvernünftig handelt,
den bestraft das Leben!

Das Problem mit der massiven Steinwand löst sich im selben Moment,
denn Luna steht plötzlich vor mir und starrt die wimmernde Frau aus
großen blauen Augen unbeteiligt an. In ihren Händen hält sie einen
Stapel zerknitterten Papiers. „Meine Werke…!“, stoße ich
ungläubig hervor und zucke im selben Moment zusammen, als plötzlich
Schritte und Stimmen an mein Ohr dringen. Maria schnaubt verächtlich.
„Sie kommen… um mir zu helfen! Du bist geliefert!“, krächzt
sie heißer und naive Hoffnung glänzt in ihren geröteten Augen.

Ich
ignoriere sie und knie
mich vor Luna hin, sehe ihr tief in die Augen. „Es tut mir leid.“,
sage ich aufrichtig und
ziehe dann das Messer. Ein schneller Schnitt und dunkelrotes Blut
tröpfelt von ihrem Arm in meine hohle Hand. Mit zwei Fingern nehme
ich die Flüssigkeit auf und schmiere ein rudimentäres Auge auf
meine Stirn, das erste was mir in den Sinn kommt. Dann nehme ich das
blutende Mädchen auf den Arm und betrete mit ihm zusammen den Riss.

In der anderen Welt entfährt Maria ein entgeisterter Schrei und eine
Pistolenkugel bleibt in der Mauer stecken, hinter der wir
verschwunden sind.

08:49, 26. Mai 2016 (UTC) ()

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