
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
Lange Zeit schon ranken sich Legenden um einen Krieger. Besser gesagt einen Gladiator, welcher seinen Weg mit Leichen pflastert. Sein Schiff hat sich an unseren Hafen verirrt. Seither wird er in der Villa unseres Diktatoren untergebracht und bestreitet einen Kampf nach dem anderen, ohne auch nur einer einzigen Verletzung zu erliegen. Eine Gottgleiche Kreatur, verkleidet als Mensch. Sein Blick allein soll ausreichen, um selbst die tapfersten Krieger erstarren zu lassen. Es heißt, sein Hieb sei mächtig genug, um ganze Mauern einzureißen und sein Speer könne mühelos ganze Heerscharen niedermähen.
Ich frage mich, ob man den Legenden, welche sich um derartige Charaktere ranken, nicht ein wenig mehr hinzu gibt, um sie noch “göttlicher” erscheinen zu lassen. Ob sich die Menschen ein solch Gottgleiches Bild von einem Ihresgleichen erschaffen, um zu glauben, sie könnten selbst zu einem werden; zu einem Gott. Wie dem auch sei.
Just in diesem Moment beobachte ich jenen Gladiator, von dem diese Sagen handeln. Wahrhaftig er ist groß und muskulös. Um ehrlich zu sein, habe ich soetwas noch nie gesehen. Er steht mit seinem, neben ihm unbeholfen aussehenden, Gegenüber in der Arena. Sein halboffener Helm ist bestückt mit zwei Hörnern. Auf dem Rücken trägt er einen Schild welcher so schwer aussieht, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass dieser jemals von nur einem Arm getragen werden wird. Zu seiner Rechten hält er eine Axt, sie ist stumpf und an einigen Stellen hat sie tiefe Kerben. “Mit dieser Waffe will er kämpfen?” denke ich, doch im selben Moment werden meine Gedanken von einem unmenschlich lauten Schnauben unterbrochen. Er wirkt gelangweilt und im selben Moment wirkt jede seiner Fasern bereit zum Kampf. Bereit zu töten.
Sein Blick ist leer. Nur für einen Augenblick, trifft mein Blick auf den seinen. Seine Augen, sie haben die Farbe des Meeres und vermögen ebenso unsagbar tiefe Abgründe zu verbergen. Nur Neptun selbst vermag zu wissen, welch Schrecken, sie schon erblickt haben müssen. Keine Zweifel zeigen sich in ihnen, keine Angst, einzig und allein absolute Dominanz, welche meinen Geist mit meterhohen Wellen, geformt aus reiner Präpotenz zu brechen droht, sticht aus ihnen hervor. Unter seinem Helm, welchen die Titanen selbst geschmiedet haben müssen, prangt goldenes Haar hervor, welches sich auf seinen berghohen Schultern zur Ruhe legt. Er trägt einen zerzausten Bart, so lang, das er allein im Stande ist, vor der eisigen Kälte, einer verschneiten Winternacht zu schützen.
Sein Charisma macht es mir unmöglich auch nur daran zu denken, dass er diesen Kampf nicht als Sieger beendet. Die Zeit scheint sich ins Unermessliche zu ziehen, während die zwei Kämpfer sich gegenüber stehen.
Die Menge in der Arena tobt. In den Schreien der Menschen liegt das unverkennbare Verlangen nach Kampf, Blut und dem Tod.
Zur Erprobung all jener Erzählungen gibt es heute noch eine extra “Einlage”.
Drei Löwen soll er bezwingen, bevor der Kampf startet. Drei Löwen, welche den Käfig mit ihren Pranken bereits zu zerstören drohen, im Angesicht des offensichtlich sättigendem Mahls, welches vor ihnen in der Arena steht. Der namenlose Hüne, welcher die drei tödlichen Raubtiere unbeachtet lässt, (aber nicht aus Nervosität, nein nicht einmal aus Angst oder Ehrfurcht). Er beachtet sie nicht, weil es ihm gleichgültig ist, ob sie nun frei oder eingesperrt sind. Der Kaiser, welcher hoch oben auf seiner Aussichtsplattform thront, gibt ein Zeichen.
Ein Horn ertönt, die Ketten rasseln laut und die Käfige der Bestien öffnen sich. Sie stürmen heraus, bereit den tagelangen Hunger mit frischem Fleisch zu stillen, den tagelangen Durst in Blut zu ertränken, sich zu nehmen was ihnen gebührt. Der Gehörnte ist nun umzingelt, von drei, der wohl furchtlosesten Wesen unserer Zeit. Prädatoren geformt von Mars persönlich, geschaffen um zu morden. Einer der Löwen springt ihn an, gewillt ihn in Stücke zu reißen. Er verfängt sich mit seinen Zähnen in dem Kettenhemd des Berserkers, welcher sich nun zum ersten Mal rührt. Seine Hand gleitet scheinbar lustlos zum Genick der Raubkatze. Sein Unterarm schwillt an, Adern springen hervor, um die brachiale Gewalt zu ermöglichen, welcher wir alle gerade Zeuge werden und dann- KNACK. Ich höre das Geräusch in der plötzlich verstummten Arena widerhallen, die Luft bis zum Zerreißen angespannt, keine, der hier anwesenden Personen, scheint glauben zu wollen, was hier gerade passiert ist. Er hat dem Tier das Genick gebrochen, aus bloßer Kraft.
*
* STILLE
Ein einziges Klatschen ertönt, dann ein weiteres. Langsam reihen sich einzelne Rufe und Schreie mit ein. Eine schier wahnsinnige Euphorie baut sich im Publikum auf, dann beginnt der Pöbel lauter zu toben und zu jubeln als jemals zuvor. Ich bin oft hier, jedoch habe ich einen solchen Lärm noch nie im Amphitheater vernommen. Ich sehe mich um, einige Gesichter scheinen nicht glauben zu wollen, was gerade passiert ist. Einige wirken beinahe erregt, von jenem Ereignis.
Sichtlich unberührt von dem Ableben des “Dschungelkönigs” legt der Krieger, dessen Augen den tiefen des Meeres entsprungen sind, den Kadaver nieder und zieht seine Axt. Mit einem so mächtigen Hieb, wie er nur Sagen entspringen könnte, ein schrilles Pfeifen, welches von seiner Geschwindigkeit erzeugt wird, betäubt meine Ohren, dann trifft die achso stumpfe Klinge auf sein nun nichtmehr so erhabenes Ziel. Er schlägt den Löwen entlang des Torso entzwei. Eine Fontäne aus Blut spritzt aus dem leblosen Körper des gerade noch so selbstsicheren Tieres. Der Blonde ist nun am ganzen Körper mit Blut benetzt, seine stumpfe Axt trieft nur so vor Mordlust; als wäre sie ein Teil seines Körpers, welchem dieselbe unbarmherzige Aura inne wohnt. Jetzt zieht er seinen Schild. Sein linker Arm trägt diesen mit Leichtigkeit. Einen Schild, welchen ihm wohl drei Lakaien hinterhertragen mussten, da er für zwei oder gar eine “normale Person” zu schwer war. Der dritte und letzte Löwe setzt zum Sprung an und wird von eben diesem unmenschlich schweren Schild wieder zurück auf den Boden befördert.
Er regt sich nicht mehr. Ich glaube zu sehen, dass er einen letzten Atemzug tut, bevor seine Seele dem Körper entschwindet.
Was mir wie eine ganze Sonnenwende vorkam, konnte nur ein Spektakel von wenigen Sekunden gewesen sein.
“Nordmann nennen wir ihn. Gelacht habe ich. Ich habe Späße über ihn gemacht und auf sein bevorstehendes Versagen den Kelch gehoben,” dachte ich, als das zweite Horn, welches den Hauptkampf einleitet, plötzlich meine Gedanken zerschneidet, wie eine frisch geschmiedete Klinge.
Nun dreht sich jener Nordmann in die Richtung seines Gegner`s.
In die meine.
Bei Caesar, ich kann schwören, dass der Boden bei jedem seiner Schritte bebt.
Mit jedem Pes, mit dem er sich mir nähert, wird sein Schnauben lauter; ungezähmt wie das eines tollwütigen Bullen.
Ich wünsche mir ein Fels zu sein, ein Fels welcher die hohen Wellen, welche sich nun ihren Weg in meine Richtung bahnen, zu brechen im Stande ist.
Doch das bin ich nicht, nicht im Angesicht dieser, dieser Kreatur!
Angst macht sich in meinem Körper breit, meine Knie werden weich; gerade noch so tragen sie das Gewicht meines versteinerten Körpers.
Ich will schreien, will fliehen vor dem unausweichlichen Ende, welches über mich herein zu brechen droht.
Nun steht er vor mir, so sehr ich es auch versuche, ich bin nicht einmal im Stande, meine Hand zum Griff meines Schwertes zu führen.
Die unbarmherzige Glut der Sonne scheint wie eine leichte Brise im Gegensatz zu seinem Atem, welcher mein Gesicht zu verbrennen droht.
Ein letztes Mal sehe ich in seine Augen. Er sieht mich an und doch scheint es als würde er durch mich hindurch sehen, als wäre ich nur ein weiterer Ast, den es zu brechen gilt, um sich seinen Weg in die Schriften der Gelehrten zu ebnen.
Er hebt seine Axt gen Himmel und die Sonne verdunkelt sich.
Dann bricht die absolute Finsternis über mich herein.
Ich wünschte, ich wäre niemals ein Gladiator geworden.
Geschrieben von: Sierra German Creepypasta
Korrigiert von : Vanum (Vielen Dank!)
Ich finde es gut geschrieben und mag das Thema.