KurzPokePasta

„Gute Nacht, Siggy“

Warnung vor Creepypasta

ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT

Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.

Es ist Nacht. Und obwohl ich schon seit einiger Zeit keinen wirklichen Schlaf mehr gefunden habe, liege ich auch heute wieder wach. Die Angst lässt mich einfach nicht mehr ein- geschweige denn durchschlafen. Jeden Moment könnte es soweit sein. Jeder Moment könnte der letzte meines Lebens sein.

Trotz der hohen Temperaturen friere und zittere ich wie Espenlaub. Der sanfte Atem meines Partners neben mir sollte mich eigentlich beruhigen, zumindest wurde mir das von all meinen Freunden immer gesagt. Doch mich hält er wach. In Panik starre ich die Decke über mir an, so lange, bis meine Augen brennen. Schatten tanzen über uns beiden. Ich weiss, dass es nur die Bäume draussen sind, aber dennoch wirken sie auf mich wie Klauen. Krallen, die nach mir greifen wollen. Die mir mein Leben rauben wollen.

Morgen geht’s wieder auf die Jagd. Mein Partner und ich jagen jeden Tag, egal bei welchem Wetter, zu welcher Jahreszeit. Wir sind immer draussen. Manchmal steigen wir auf hohe Berge, mal tauchen wir in die tiefsten Tiefen des Ozeans ab. Mal reisen wir in die Wüste, mal in den wildesten Dschungel. Niemals kehren wir mit leeren Händen zurück. Mein Partner ist ein guter Jäger; er wird angetrieben durch seinen Ehrgeiz, seinen Wunsch, der beste zu sein. Ich helfe ihm dabei, so gut ich kann. Natürlich bin ich nicht so talentiert wie er, aber er sagt, dank meiner Hilfe seien ihm schon so manche Schätze in die Fänge geraten und dafür danke er mir. Eigentlich sollten mich diese Worte beruhigen. Doch das tun sie nicht. Im Gegenteil, sie wecken nur noch mehr Angst in mir. Denn ich weiss nie, wie lange es noch dauert…

„Gute Nacht, Siggy“, hat er zu mir gesagt.

Mein Name ist nicht Siggy. Dennoch nennt er mich so. Noch nicht allzu lange, aber doch schon eine Weile. Meine Furcht ruft mir im Unterbewusstsein zu: „Schon zu lange!“, doch ich verscheuche den Gedanken sofort wieder. Ich kann jetzt keine Panik gebrauchen. Ausserdem darf ich doch die anderen nicht wecken. Wir müssen morgen wieder fit sein. Morgen geht’s aus dieser Höhle raus, wir reisen auf einen Berg; hat er mir gesagt, bevor er sich hingelegt hat. Ich habe Angst. Was, wenn er dort andere von meiner Sorte findet? Was, wenn er… Nein! Nicht schon wieder!

Vor dem Abendessen war es heute wieder soweit. Mein Partner hatte seinen Laptop, sein ganzes Equipment ausgepackt, daneben auch den kleinen Teleporter und das Handy mit Hologramm-Funktion. Mit diesen telefoniert er mit dem Professor und seiner Trainerin. Und jedes Mal kriecht in mir die Angst hoch, sobald er seine Tasche öffnet und das alles auspackt. Die Trainerin ist immer die erste, die er anruft, direkt nach seiner Mutter. Eine wundervolle Person! Einmal hat sie Kekse für mich geschickt, immerhin sei ich, ihrer Auffassung nach, so unglaublich niedlich. Ich hatte nur beschämt zur Seite geblickt, als er mich vor dem Bildschirm präsentiert hatte. Zwar hatte er nur lobende Worte für mich übrig gehabt, aber ich kenne das Spiel. Ich habe es durchschaut.

Doch zurück zur Trainerin: Sie ist eine sehr ruhige, in sich gekehrte Persönlichkeit. Sie spricht nur das Nötigste und Witze versteht sie meist nicht. Sie betrachtet jeweils die Beute, die mein Partner und ich zurückgebracht haben lange und analytisch. Danach gibt sie ihr Urteil ab und dementsprechend handelt dann auch mein Partner. Und genau da setzt meine Angst ein. Sie beurteilt die Fähigkeiten der Beute – und auch meine. Von ihr hängt alles ab. Sollte ich eines Tages schlecht beurteilt werden, so ist dies mein Todesurteil.

Ich habe sie alle kommen und gehen sehen: Schildkröten, Katzen, Hunde, Mäuse, Gespenster, Feen. Mein Partner ist ein grosser Drachenfan und ich weiss, wenn es nach ihm ginge, hätte er längst einen an seiner Seite. Doch bisher hatte ich Glück und ich bin noch da. Noch. Ich verjage immer alle Drachen, noch bevor er sie zu Gesicht bekommt. Mit der Zeit bekommt man dafür echt ein Händchen, das muss ich zugeben. Ich erkenne rasch, wer gerade in der Nähe ist und da ich weiss, wie ich sie verjagen kann, bin ich stets an seiner Seite. Aber natürlich kann ich nicht alle verschonen, denn das hätte einen Einfluss auf meine Leistung und wenn die Trainerin das mitbekommen würde…

Heute wurden wieder einige aussortiert, darunter auch einige meiner Sorte. Auch wenn ich ungern meinesgleichen jage, so komme ich nicht drum herum. Wir sind leider alle etwas naiv und denken, die Partner würden uns gut behandeln. Da kann ich noch so warnen oder kämpfen, es hilft nichts. Außerdem kann ich – aus welchem Grund auch immer – die von meiner Sorte am wenigsten schnell erkennen. Heute waren wieder zwei dabei. Doch zum Glück taugten sie nichts. Eins hat zwei, das andere sogar nur einen Stern von der Trainerin bekommen.

Dann geht es los. Mein Partner ruft den Professor an und präsentiert ihm die schlechte Ware Nach einem kurzen Gespräch der beiden, werden die „Aussortierten“ an ihn gesendet. Und ich weiss, was dann mit ihnen geschieht. Ich habe es gesehen, mehr als einmal. Die „Ware“ wird per Teleporter zum Professor geschickt und der schickt meinem Partner dann im Austausch Bonbons. Bonbons, die wir dann bekommen.

„Damit wir groß und stark werden“, hat mein Partner einmal lachend zu mir gesagt, während er mir welche gegeben hat.

Hätte er nicht einmal versehentlich das Hologramm offen gelassen, wäre mir das vielleicht sogar egal gewesen und ich hätte laut darüber gelacht, wie er. Aber ich habe es gesehen. Diese Bonbons… Sie werden… aus uns gemacht. Aus den „Aussortierten“. Und dann werden sie an uns, die „Guten“ verfüttert, damit wir wachsen und uns gegebenenfalls sogar weiterentwickeln.

Wie ich bereits gesagt habe: Mein Name ist nicht Siggy. Ich weigere mich, diesen Namen zu tragen, aber ich sage meinem Partner nichts davon, sonst bin ich in großen Schwierigkeiten. Mein richtiger Name ist Evoli. Mein Partner weiss das, doch aus irgendeinem Grund – der für ihn sehr witzig sein muss, immerhin lacht er immer wieder darüber – nennt er mich so. Aktuell bin ich das Evoli mit der höchsten Bewertung, daher bin ich noch am Leben und daher bin ich auch Siggy. Vor mir waren schon drei Siggys an der Seite meines Partners. Das weiss ich, weil er mich, nachdem er meine Bewertung gesehen hat, zunächst als Siggy Nummer drei bezeichnet hat. Erst als mein „Vorgänger“ an den Professor abtransportiert worden war, ist die Nummer gefallen.

Eine einzelne Träne hängt in meinem Augenwinkel. Ich würde gerne weinen, aber ich bin so erschöpft durch die Angst, die ich mit mir herumschleppe, dass ich sie nicht vergießen kann. In meinem tiefsten Inneren hoffe ich, dass sich morgen auf dem Berg oben keine anderen Evoli befinden. Denn wer weiß, wann ein besseres gefunden wird? Wie oft ich wohl noch „Gute Nacht, Siggy“ hören darf, bevor mein letztes Stündchen geschlagen hat?

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