Häschen klein…
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
„Bis morgen!“ Ich winke Linda zum Abschied, schnappe mir Schal und Tasche und schlüpfe aus der Tür. Ihr „Tschau, bis morgen!“ folgt mir ins Treppenhaus. Obwohl erst sieben Uhr abends, herrscht draußen schon tiefste Nacht. Ich trete durch die Eingangstür. Ein eisiger Wind schlägt mir entgegen. Bunte Blätter wirbeln durch die Luft und bleiben auf den Straßen liegen. Zu Halloween will der Herbst anscheinend richtig loslegen.
Die Hände tief in die Manteltaschen vergraben mache ich mich auf den Heimweg. Die Straßen sind fast wie leergefegt. Bestimmt sitzen alle gemütlich vor ihren Fernsehern in der Wärme. Ich beschleunige meine Schritte bei dem Gedanken. Nach Hause. Fernseher an. Ausspannen. An einer Wand hängen Plakate für den Weltweihnachtszirkus. Beim Anblick des Clowns wandern meine Gedanken zu den „Horror-Clowns“, die gerade überall in den Nachrichten sind. Idioten mit Masken. Halten sich für die Größten, weil sie Leute zu Tode erschrecken. Meine Meinung ist ja, dass sie dringend etwas zu kompensieren haben.
Biege in eine kleine Gasse ein. Die einzige Straßenlaterne flackert, wie immer, in unregelmäßigen Abständen. Es ist der schnellste Weg nach Hause. Dennoch beschleicht mich jedes Mal ein ungutes Gefühl.
Der Wind lässt nach. Ich hebe den Blick vom Asphalt. Eine kleine Gestalt bewegt sich in meine Richtung. Je näher sie kommt, desto mehr Details kann ich ausmachen. Ein Mädchen. Fünf, vielleicht sechs Jahre alt. Ihr langes, dunkles Haar flattert im Wind. Das gelbe Kleid, das sie trägt, ist viel zu dünn für diese Jahreszeit. An ihrer Hand baumelt ein blauer Stoffhase. Sie wirkt surreal. Ein so kleines Mädchen. In so einer Gasse. Meine Gedanken beginnen zu rasen. Wie kommt sie hierher? Wo sind ihre Eltern? Was mache ich jetzt? Der einfachste Weg wäre, weiterzugehen. Nach Hause. Als sei nichts gewesen. Einfach. Aber ausgeschlossen.
Wenige Schritte vor mir bleibt sie stehen. Kleine Hände drücken den Stoffhasen fest an den dünnen Körper. Ich gehe in die Hocke. „Hey, Kleine.“ Versuche meine Stimme sanft klingen zu lassen. „Bist du ganz alleine hier draußen?“ Keine Antwort. „Wo sind denn deine Eltern?“ Große Augen sehen mich an. Bekomme Mitleid mit dem Mädchen. So völlig allein. Verängstigt. Hebe meine Hand. Will sie trösten. Etwas tun, damit sie sich besser fühlt. Irgendwas.
Aus dem Augenwinkel bemerke ich eine Bewegung. Jemand biegt in die Gasse. Groß. Ein Mann. Sein Kopf wirkt irgendwie unförmig. In seiner Hand hält er etwas Längliches. Ein… Messer? Mein Herz schlägt wie wild. Erkenne, warum sein Kopf so seltsam aussieht. Angst schlägt wie eine Woge über mir zusammen. Er trägt eine Maske. Eine Clownsmaske. Sein Gang stockt kurz. Er hat uns bemerkt. Versuche mich zu beruhigen. Er ist harmlos. Nur ein Idiot, der Leute erschrecken will. Kein Grund zur Panik.
Aber was, wenn nicht? Was, wenn er ein echter Irrer ist? Der die Clownssache ausnutzt, um ungestraft morden zu können? Er kommt langsam auf uns zu. Plötzlich nimmt mich die Kleine bei der Hand und wir rennen los. Er folgt uns. Egal wie schnell wir sind, er ist immer hinter uns. Wahllos rennen wir durch ein Gewirr aus Nebenstraßen. Habe längst jegliche Orientierung verloren. Meine Lunge brennt bei jedem Atemzug. Der Wind schlägt uns eiskalt ins Gesicht. Die Kleine ist immer noch an meiner Seite. Wieder eine Kreuzung. Rechts? Links? Links. Wand!
Stolpernd bleibe ich stehen. Ringe nach Atem. Versuche das schmerzhafte Stechen in meine Seite zu ignorieren. Eine Sackgasse. Wir sind in einer Sackgasse gelandet. Fahre herum. Der Clown steht auf der Kreuzung. Blockiert den einzigen Ausweg. Das verzerrte Grinsen seiner Maske scheint mich auszulachen.
Die Kleine lässt meine Hand los. Geht auf den Clown zu. Meine Beine versagen mir den Dienst. Wie erstarrt beobachte ich die Szenerie. Nur ein paar Schritte trennen die beiden noch. „Willst du mit uns spielen?“ Die glockenhelle Stimmt dringt mir bis ins Mark. Wir starren die Kleine an. Der Clown taumelt plötzlich. Undeutliche Laute dringen unter der Maske hervor. Als er auf den Rücken fällt, weigert sich mein Gehirn zu akzeptieren, was es da sieht. Der Hase! Der blaue Stoffhase des Mädchens. Eben noch an ihrer Hand, steht er nun auf der Brust des Clowns. Blut besprenkelt sein Fell. Mit langen, dünnen Klauen schlitzt er die Kleidung des Clowns auf. Vergräbt die scharfen Zähne in seinen Hals. Ein Gurgeln mischt sich unter die noch immer durch die Maske gedämpften Schreie. Der Hase entwindet ihm das Messer. Stößt es ihm tief in den Unterleib. Zieht es mit einem feuchten Schmatzen wieder heraus. Sticht wieder zu. Und wieder. Immer wieder. Bald ist sein Bauch nur noch eine blutige Masse. Die Schreie werden leiser. Werden zu einem Stöhnen. Verlieren sich. Sterben. Ein paarmal ertönt noch das schmatzende Geräusch des Messers. Dann: Stille.
Geschockt blicke ich auf den Clown. Oder was von ihm übrig ist. Bunte Punkte tanzen mir vor den Augen. Versuche vergeblich Luft in meine Lunge zu befördern. Mein ganzer Körper zittert. Bemerke etwas Nasses auf meinem Gesicht. Tränen. Kalt laufen sie mir über die Wangen. „Er hat nicht richtig gespielt.“ Ihre helle Stimme lässt mich erstarren. Hatte sie völlig vergessen. Die Kleine dreht sich zu mir um.
„Willst du mit uns spielen?“
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