
Halloween-Roulette
ACHTUNG: VERSTÖRENDER INHALT
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem folgenden Text um eine Creepypasta handelt, die verstörende Themen beinhalten kann, wie zum Beispiel Gewalt, Sexualisierung, Drogenkonsum, etc. Creepypastas sind fiktive Geschichten, die oft dazu gedacht sind, Angst oder Unbehagen zu erzeugen. Wir empfehlen Ihnen, diesen Text nicht zu lesen, wenn Sie sich davon traumatisiert oder belästigt fühlen könnten.
31.10. Halloween. Die Straßenbahnen und Züge sind voll mit verkleideten Untoten, Hexen, Vampiren und sonstigen Monstrositäten. Man kann keine fünf Schritte laufen, ohne auf mindestens eine Person zu treffen, die versucht, jemandem durch Laute und Geräusche Angst einzujagen. Alle in der Hoffnung, irgendwo gratis Süßigkeiten abstauben zu können. Außer mir. Ich bin nur in der Hoffnung, in Ruhe ins Schwimmbad zu kommen, um mein abendliches Standardprogramm zu absolvieren und mich danach wieder in mein Bett zu kuscheln. Zumindest mache ich das seit einem Jahr, jeden Samstag so. Und ausgerechnet heute fällt Halloween auf das Wochenende. Ich gehe am Bahnhof entlang, auf dem Weg zu meinem Zug und versuche die schlecht maskierten Leute zu vergessen. Ich nehme lieber den Zug, als die Straßenbahn. Weniger Haltestellen und das Schwimmbad ist nur wenige Meter entfernt.
Ab der Hälfte des Weges überkommt mich das seltsame Gefühl, verfolgt zu werden. Ich schiebe es auf eine typische Reaktion auf die Dunkelheit und ignoriere es so gut ich kann. Es lässt mich einfach nicht los. Am Gleis angekommen lasse ich meinen Blick unauffällig umher schweifen. Nichts Verdächtiges. Nur das Gefühl. Noch zehn Minuten, bis mein Zug kommt. Hin und wieder werfe ich einen Blick auf die umher stehenden und ebenfalls wartenden Personen. Beim dritten Mal fällt mir ein Mann mit einer Maske auf. Er scheint mich direkt anzustarren. Ich unterbreche den Blickkontakt. Nachdem einige Sekunden verstrichen sind, schaue ich, ob er mich noch angafft. Doch er ist verschwunden. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob es mir lieber ist, wenn er weg ist oder wenn ich ihn wenigstens sehen kann. Egal wie unheimlich er wirkt. Seine plötzliche Abwesenheit lässt mich panisch um mich schauen. Nichts. Meine Fäuste geballt, versuche ich mich zu beruhigen und langsam zu atmen.
Da kommt auch schon der Zug und ich steige ein. Sicherheitshalber werfe ich einen Blick zurück, ob die unheimliche Gestalt dazu steigt. Er scheint jedoch verschwunden zu sein, was mich wenigstens etwas beruhigt. Ich gehe die Stufen nach oben, in das obere Abteil und setze mich auf einen freien Platz am Fenster. Noch immer etwas nervös, schaue ich durch die Glasscheibe und hoffe, dass der Typ verschwunden bleibt. Ich habe Glück. Weit und breit kein maskierter, starrender Mann in Sicht.
Nach ein paar Minuten fährt der Zug los und ich atme erleichtert auf. Ich hole mein Handy raus und spiele ein paar der Games, um mich abzulenken. Plötzlich geht etwas weiter vorn ein Aufruhr los. Ich verstehe nicht, was die anderen Passagiere sagen, doch ihre Tonlage lässt keinen Zweifel an ihrem Ärger. Um über die Sitze etwas sehen zu können, stehe ich auf und sehe, wie ein Mann am anderen Ende steht. Es ist der maskierte Typ von draußen. Und jetzt erkenne ich auch, dass es eine ‚Guy Fawkes‘-Maske ist. Ohne einen Gedanken zu verschwenden, wie er in den Zug kam, schnappe ich meine Handtasche und flüchte nach unten. Eilig drücke ich auf den Knopf der automatischen Tür und zwänge mich durch den engen Spalt, um den nächsten Knopf zu drücken. Der Zugang öffnet sich in einem gefühlten Zeitlupentempo.
Kaum bin ich durch, wage ich einen kurzen Blick nach hinten. Tatsächlich. Der Kerl verfolgt mich. Zum Glück geht die letzte Automatiktür schnell genug zu und verschafft mir Zeit. Da höre ich ein dumpfes Hämmern und drehe den Kopf erneut nach hinten. Der Maskierte hält den Kopf schief und eine Hand mit einem Messer an die Scheibe. Es sieht aus, als würde er mich durch die Maske angrinsen. Ich sprinte durch das nächste Abteil und ignoriere die Kommentare der anderen Passagiere. Spontan entscheide ich mich, mich nicht nochmal auf die Öffnung der Übergänge zu verlassen, reiße die Toilettentür auf, springe hinein und verschließe sie von innen. Hoffentlich geht er weiter. Hoffentlich geht er weiter. Diese Worte wiederhole ich mit zusammengekniffenen Augen immer wieder in meinem Kopf. Meine Handtasche drücke ich fest an meine Brust. Gleichzeitig halte ich unbewusst den Atem an und lausche. Mein Herz rast doppelt so laut und schnell, wie normal, sodass ich Angst habe, er könnte es hören. Da! Langsam nähern sich Schritte der Tür und jemand versucht sie zu öffnen. Insgeheim hoffe ich, dass es nur einer der anderen Fahrgäste ist und er weiter geht.
„Hallo?“, höre ich einen Mann auf der anderen Seite rufen. Es klingt nicht, als wäre es eine Stimme, die durch eine Maske geht. „Ist alles okay bei Ihnen? Sie sahen so panisch aus, da dachte ich, ich könnte… ARRGH!“ Der Schrei verstummt. Dann Stille. Ich beiße mir auf die Unterlippe und weigere mich, die Augen zu öffnen. BUMM! Jemand hämmert von der anderen Seite so heftig gegen die Tür, dass ich mich reflexartig aufsetze und die Augen aufreiße. Aus dem winzigen Spalt am Boden fließt von außen etwas Rotes in mein enges Versteck. Als mir klar wird, dass das Blut ist, muss ich einen Brechreiz unterdrücken. Eine gedämpfte und verstellt, hohe Stimme dringt zu mir. „Aurelia. Kommst du raus zum spielen? Es dauert auch nicht lang.“
Mein Bauch verkrampft sich und ich krümme mich zusammen, die Knie mit den Armen umschlossen. Tränen laufen aus meinen Augen. Der Zug hält. Ich höre keine Schritte. Anscheinend steigt niemand in dieses Abteil. Verdammt! Das war meine einzige Hoffnung. Es geht weiter. Plötzlich höre ich eine Art quietschen. Der Wahnsinnige scheint mit dem Messer an der Tür zu kratzen.
„Lass mich doch rein, Aurelia.“ Erst jetzt fällt mir auf, dass er meinen Namen kennt. Aber woher? Da ertönt eine tiefere Stimme, die ich jedoch nicht verstehe. Schnelle Schritte verhallen.
„Verdammte Scheiße!“, flucht der Neuankömmling. „Hallo? Hier ist die Polizei. Sie können herauskommen. Ich jage diesem Typen hinterher!“ Wieder schnelle Schritte und dann Stille. Ich warte noch ein paar Sekunden, um sicher zu gehen. Dann schleiche ich langsam zur Tür. Vorsichtig drehe ich den Verschluss auf und spähe durch einen kleinen Spalt nach draußen. Nichts. Ein Blick nach unten und mir wird wieder schlecht. Da liegt der Mann, der mir helfen wollte. Ein Taschentuch im Mund und eine Stichwunde im Nacken. Auf jeden Schritt bedacht, schlüpfe ich nach draußen. Wieder hält der Zug. Zum Glück muss ich hier sowieso raus. Ich sprinte zum Ausgang und schnappe draußen nach Luft.
„Hey.“, schallt es etwas weiter weg. Sofort richte ich meinen Blick in die Richtung des Rufes. Da sehe ich ihn. Das maskierte Übel. Und er kommt direkt auf mich zu. Das Adrenalin schießt in meinen Körper und ich renne los. Die Treppe! Verdammt! Ich hoffe, dass er mich da nicht einholt. Vier Stufen auf einmal nehmend, bin ich schneller unten, als erwartet. Hinter mir auch mein Verfolger. Und dessen Häscher ebenfalls. Dieser brüllt von hinten: „Stehen bleiben!“ Natürlich macht der Maskierte nicht, was ihm gesagt wurde. Mir geht die Luft aus. Irgendwie hält meine Ausdauer nur beim Schwimmen lange genug. Ich werde langsamer. Mein Hintermann leider nicht. Gerade, als ich allen Mut zusammen nehme und mein Tempo erhöhe, knallt es hinter mir. Gefolgt von einem Schrei. Ein Blick nach hinten verrät mir, dass mein Verfolger angeschossen wurde und gestürzt ist. Wieder drossel ich die Geschwindigkeit, bis ich schließlich stehen bleibe. Mein Atem geht schnell und unregelmäßig. Lange hätte ich das nicht mehr durchgehalten. Der Polizist legt dem Mörder am Boden die Handschellen an und murmelt ihm irgendwas zu. Vermutlich seine Rechte. Dann dreht er den Kopf zur Schulter und spricht in sein Funkgerät. Ringsherum sehe ich Passanten, die ebenfalls ihr Handy zücken und hastig den Notruf wählen. Auch wenn es vermutlich schwachsinnig ist, bin ich doch über den Einsatz dieser Leute überrascht.
Als die Verstärkung eintrifft und den Maskierten abführt, kommt mein Retter auf mich zu.
„Alles okay?“, fragt er mich und ich nicke reflexartig. Obwohl mir noch immer der Schock in allen Gliedern sitzt. „Soll ich Sie nach Hause begleiten?“ Ich bekomme noch kein Wort zustande, deshalb bewege ich meinen Kopf wieder auf und ab.
Auf dem Weg erklärt er mir, warum ich verfolgt und angegriffen wurde.
„Diese Typen mit diesen Masken sind eine Gruppe von ‚Gamern‘, die ein Spiel spielen, das sie ‚Halloween-Roulette‘ nennen.“
„Ein SPIEL?!“, frage ich entsetzt. Die ersten Worte, die ich seither wieder herausbekomme.
„Der Spielleiter sucht sich Leute aus dem Telefonbuch, stellt deren Namen auf ihre verschlüsselte Seite, die Anderen studieren deren Tagesabläufe und verfolgen Sie dann, um einen nach dem Anderen zu töten. Je mehr man umgebracht hat, desto mehr Punkte bekommt man. Wer nach Halloween am meisten Punkte hat, bekommt vom Spielführer eine riesen Summe Geld.“
„Das ist krank!“, quieke ich. Wir sind an meiner Haustür angekommen. Schnell vergewissere ich mich, dass niemand anderes es gehört hat.
„Wissen Sie, warum ich sie rechtzeitig retten konnte?“, fragt er mich plötzlich.
„Weil Sie zufällig in der Nähe waren?“
„Nein.“ Aus seiner Tasche zieht er das Klappmesser des Maskierten. Er muss es ihm entwendet haben. In dem Moment wird mir einiges klar. Dieser Polizist hatte mich weder nach meinem Namen, noch meiner Adresse gefragt und wusste trotzdem, wo ich wohne. Außerdem kannte er die Spielregeln dieses Kranken Roulettes ziemlich gut. Genau zur selben Zeit setzt er die Klinge an meine Kehle und drückt mich an die Wand. Während er langsam durch mein Fleisch schneidet, gibt er mir einen Kuss auf den Mund, um meinen Schrei zu unterdrücken und sagt mit einem Lächeln zu mir: „Du bist MEIN Ziel gewesen.“